Was haltet Ihr von Anwesenheitslisten?

[mcdüse]

Ich habe mal in einem Verein gesehen, dass Anwesenheitslisten geführt wurden und am Jahresende die 3 fleißigsten Teilnehmer ausgezeichnet und auch der Trainingsmuffel "geehrt" wurde.
Ich fand die Idee ganz witzig, weiß aber nicht so recht, ob es wirklich sinnvoll ist.
Unser Verein ist nicht so groß und man hat auch so noch einen guten Überblick, wer wie regelmäßig kommt.
Wer hat da Erfahrung?
Bringt so eine Liste irgendwas?
Was haltet Ihr von den "Ehrungen"?

Danke für Eure Antworten!

[Lin Chung]

Eine Liste ist immer sinnvoll. Z.B für die Zulassung zur Prüfung.

[Shinbashi]

Bisher gab es in allen Vereinen die ich kenne eine Anwesenheitsliste. Das ist auch eine versicherungstechnische Sache.
Eine Auszeichnung für die Trainingsbesten gibt es bei unseren Kindern. Das motiviert doch etwas und die Kinder kommen lieber in`s Judotraining als zu div. Randsportarten (Fußball) zu gehen...

[mcdüse]

Das ist auch eine versicherungstechnische Sache.

Inwiefern?
Geht es darum, im Nachhinein auftretende Beschwerden noch mit versichert zu haben? Wie soll das als Nachweis funktionieren? Woher will die Versicherung wissen, dass das Kreuzchen nicht schnell noch nachträglich gesetzt wurde?
Oder gibt es da spezielle Anforderungen, was auf so einer Liste drauf sein muss?

[Christian]

Hi,

über die Anwesenheitslisten wird (durch unsere Geschäftsführung) geprüft, ob die Kinder, welche wir angeben auch dem Verein beigetreten sind. Denn nur wer im Verein gemeldet ist, der ist auch versichert.

[mcdüse]

Hi Christian,
keine schlechte Variante.
Bisher habe ich die Anmeldungen immer bei mir abgeben lassen und diese dann weitergeleitet, bzw. von Hand prüfen lassen, ob eine Mitgliedschaft im Hauptverein besteht.

[Christian]

Hi mcdüse,

die Anmeldungen reichen entweder wir weiter oder die Eltern geben sie direkt in der Geschäftsstelle ab. Es ist eine Kontrollinstanz vom Verein. Es ist ja auch möglich, dass die Mitgliedschaft gekündigt wurde, die Person aber dennoch weiterhin beim Training ist.

[mcdüse]

Super!!

Das war doch richtig lohnend. Man lernt nie aus.
Schön, dass es so ein Forum gibt!

[kanou65m]

Die Quantität der Trainingsteilnahme sagt nicht automatisch etwas über die Motivation (und Qualität) des Schülers aus.
Wir haben Schüler, die aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen (htps. Schule) nur 1x wtl. zum Training kommen können - dann aber super mitarbeiten.
Andere Kinder werden (von Ihren Eltern) am liebsten täglich in den Dojo "eingeparkt"...
Insofern halte ich von solchen "Bestenlisten" nicht so viel.
"Fleiß" bei Kindern angemessen zu belohnen halte ich für eine gute Sache - Anwesenheitslisten können dazu hilfreich sein, sollten aber nicht das Ausschlagskriterium sein.

Aber dat wissen wir ja alle...

[Ronin]

Es gibt aber auch Kinder, die nur alle drei Wochen mal reinschauen, in der Masse der Kinder verliert man so etwas leicht aus dem Auge, mit denen (oder Ihren Eltern) kann man dann mal ein Gespräch führen.

Außerdem habe ich festgestellt (wir machen es nicht durchgängig im Verein - noch nicht), dass in den Gruppen, in denen die Anwesenheit kontrolliert wird, die Anwesenheit grösser ist, als in anderen Gruppen. Man kann ja als Trainer mit seiner Strichliste auch bei der heutigen Kontrolle schnell mal fragen, wo der Übling letzte Woche gesteckt hat... das zieht schon ein bisschen, gerade heutzutage ist das schon sehr wichtig, dass man da dahinter ist.

Wer das in seinen Verein durchgängig macht, könnte ja mal die Logistik im Hintergrund beschreiben, wer macht welche Info und schickt sie an wen... das würde mich mal brennend interessieren.

Nach meinem Verständnis, müsste eigentlich der Kassenwart (der die Mitglieder finanziell verwaltet) den Trainern so eine Liste zur Verfügung stellen, und die Trainer hacken dann ab und teilen mit, wer nicht mehr kommt (die könnte man dann als Karteileiche in einen eigenen Status überführen und muss keine Sichtmarken mehr für sie kaufen) bzw. die Trainer sehen schnell, wer kommt und keinen Beitrag bezahlt.

Andere Ideen?

[Lippe]

Wir haben bei uns auch Anwesenheitslisten eingeführt, um diese in regelmäßigen Abständen mit der Mitgliederliste abzugleichen. Anlass war ein Mädchen, dass eifrig mittrainiert hatte, seine Abmeldung aber schon ein Jahr zuvor abgegeben hatte (natürlich nicht bei dem Trainer der Gruppe, wo sie mittrainiert hat). Aufgefallen ist es dann, als es seine Gürtelprüfung machen wollte...

Unsere Spartenmitglieder bekommen im Dezember meist einen kleinen Nikolaus, d.h. Obst und Schokolade. Die übrig gebliebene Schokolade wird dann im Januar an die trainingsfleißigsten des vergangenen Jahres verteilt, weil wir die Liste ja ohnehin schon haben.

Nachtrag (nachdem Ronin dazwischenkam):

Genau, die Liste kann in vielerlei Dingen helfen:

• Nachfragen, wenn Kinder ein paar Mal beim Training fehlen. Oft kommen Kinder dann schon von sich aus: "Ich kann nächste Woche nicht kommen, weil...".
• Den Eltern erklären, dass nur ein Trainingsbesuch in den letzten drei Monaten ein Grund sein könnte, warum Sohnemann oder Töchterchen nicht an der Gürtelprüfung teilnehmen sollte / darf.
• Ich habe auch das Gefühl, dass sich das auf Teilnehmerzahlen auswirken könnte. Da wir aber auch an anderen Stellschrauben gedreht haben, ist das nicht so ohne weiteres zu sagen.

Leider ist die Kontrolle bei uns auch nicht ganz durchgängig, nicht in jeder Trainingsgruppe wird das konsequent durchgezogen. Ich erhalte aber regelmäßig aktualisierte Mitgliederlisten von unserer Kassiererin und gleiche diese mit den Anwesenheitslisten, die ich erhalte, ab (ich bin Abteilungsleiter und der Trainer mit den ohnehin meisten Gruppen).

[tutor!]

Einige Gedanken.....

Wird die Anwesenheit festgehalten, ist das auch eine Botschaft, dass dem Verein die Anwesenheit wichtig ist. Das ist auch ein Ausdruck von Wertschätzung.

Stellt man fest, dass die Anwesenheit einzelner Leute unregelmäßig wird - oder einzelne länger fehlen - kann der Trainer durchaus einmal anrufen und nach den Gründen fragen. Verletzung, Krankheit, Schulprobleme, aber vielleicht auch Streit in der Gruppe oder dass der Lieblingspartner nicht mehr kommt können die Ursache sein. Mit einem solchen Anruf zeigt der Verein wiederum sein Interesse an diesem Mitglied und vielleicht ergibt sich ja sogar eine Möglichkeit das Problem abzustellen.

Auf jeden Fall kann eine Rückmeldung über Ursachen einer nachlassenden Teilnahme für Trainer und Verein sehr wertvoll sein, wenn sie ernst genommen wird.

[Fritz]

Außerdem habe ich festgestellt (wir machen es nicht durchgängig im Verein - noch nicht), dass in den Gruppen, in denen die Anwesenheit kontrolliert wird, die Anwesenheit grösser ist, als in anderen Gruppen. Man kann ja als Trainer mit seiner Strichliste auch bei der heutigen Kontrolle schnell mal fragen, wo der Übling letzte Woche gesteckt hat... das zieht schon ein bisschen, gerade heutzutage ist das schon sehr wichtig, dass man da dahinter ist.

und

Wird die Anwesenheit festgehalten, ist das auch eine Botschaft, dass dem Verein die Anwesenheit wichtig ist. Das ist auch ein Ausdruck von Wertschätzung.

Genau aus diesen Gründen haben wir auch Anwesenheits-Listen.
Und außerdem prägen sich mir die Namen besser ein, da regelmäßig neue Kinder in die
Gruppe wechseln und ich so beim Verlesen der Namen mir gleich die Gesichter dazu anschauen kann

Und ich habe ein Vergnügen dran, beim Nachfragen, warum sie nicht da waren, sie erläutern zu lassen,
was denn nun so viel wichtiger als das Judo-Training und die anderen Judo-Kameraden war...
Und auf die gern genommene Ausrede: "Mußte für ne Arbeit lernen" - "So, welches Fach? Worüber ging die Arbeit,
wie lief es?", da merkt man dann ganz schnell, ob es sich tatsächlich, nur um ne Ausrede handelte
oder eben nicht...

Wir haben Schüler, die aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen (htps. Schule) nur 1x wtl. zum Training kommen können - dann aber super mitarbeiten.

Haben wir auch, allerdings ist die Freude über solche Kinder leider nicht von Dauer... Irgendwann merken sie
dann, daß sie den 'Öfterskommern' gegenüber den Anschluß verlieren und sind irgendwann mal weg...
Das Problem bei "1x wöchentlich" ist, daß sie ja beim Versäumen des einen Trainingstages dann nicht etwa einen
anderen als Ersatz nutzen, nein dann haben sie eben 14Tage kein Training...
Und es ist komischerweise immer das Judo-Training, wofür sie keine Zeit 2x die Woche haben und wo dann die
Arzttermine usw. reingelegt werden Und sie schauen einen dann mit großen Kulleraugen an, wenn man
sie bittet, doch an einem judofreien Tag solcherart Zahnarzt oder Impftermine abzuhandeln:
"Aber da habe ich doch XXX?"...
Ganz toll sind auch die, welche einem plötzlich freudestrahlend eröffnen,
daß zur Trainingszeit "Nachhilfe, Flöte, Klavier, Therapie, o.ä." stattfindet:
"Na dann frag doch dort mal nach, ob sie es sich nicht verschieben läßt?" - Ungläubiges Staunen...

Und ganz toll finde ich die Ausrede: "Mußte mich mit nem/r guten/r Freund/in treffen,
um zu ... tun": "Hm, warum machste das nicht am XXX-tag, da ist kein Training" - "Aber da hat er/sie doch Tanzen" -
"Ok, wenn ihr das nächste Mal was vorhabt, dann opfert ihr halt mal das Tanzen."
- da sieht man manchmal das Gehirn richtig "rattern"...

Oder auch gern genommen: "Der/die Soundso hat mich zum Geburtstag/Kino/Irgendwas eingeladen"
- "Ok, wenn ihr so dufte Kumpels seid, wann bringst Du ihn/sie den mal auch zum Judo-Training mit?",
gern auch andersrum:
"Ich kann dann und dann nicht zum Training, weil ich meine Geburtstagsfeier habe" - "Oh fein, wen von Deinen
Trainingskumpels betrifft es denn noch?" - "Wie jetzt?" - "Na wen vom Judo haste denn alles mit eingeladen?" -

[tutor!]

Tja - und diese "1x wöchentlichen" haben dann im Jahr - abzüglich der unvermeidbaren Fehlzeiten vielleicht 30 mal Training im Jahr, während "wir" damals bei 2-3 mal wöchentlich Training ohne Fehlzeiten so rund 50 TE im halben Jahr hatten.

Kein Wunder, dass so manche Fortschritte im Kriechtempo passieren.

[Shinbashi]

Das ist auch eine versicherungstechnische Sache.

Inwiefern?
Geht es darum, im Nachhinein auftretende Beschwerden noch mit versichert zu haben? Wie soll das als Nachweis funktionieren? Woher will die Versicherung wissen, dass das Kreuzchen nicht schnell noch nachträglich gesetzt wurde?
Oder gibt es da spezielle Anforderungen, was auf so einer Liste drauf sein muss?

Jedes Mitglied ist über die Sportversicherung beim Training versichert. Mit den Listen kann man nachvollziehen, wer wann beim Training war, falls irgendwelche Fragen auftreten. Beim Erwachsenentraining trägt sich jeder selber ein. Bei den Kindern macht das der Trainer. Wo soll die Motivation zur Manipulation herkommen?

shinbashi

[mcdüse]

Danke, danke, für die vielen Hinweise. Hatte beim Lesen viel Spaß und auch einiges gelernt.
Ich werde damit definit auch anfangen. Bietet sich ja gerade mit dem Jahreswechsel ab 2010 auch hervorragend an.

Bin überrascht, dass sich dieses Thema sooo schön entwickelt hat.

Das soll aber andere jetzt nicht abhalten, weiterhin Ihre Meinungen oder Erfahrungen kund zu tun.

[kanou65m]

Ich befürchte,wir müssen uns noch auf ganz andere Entwicklungen innerhalb des Vereins-Sports einstellen.
Ob Anwesenheitslisten dazu das geeignete Instrument sind, soll jeder selbst entscheiden.
In alten Erinnerungen zu schwelgen oder den tatsächlichen Ist-Zustand in unserem Segment zu übersehen, halte ich persönlich für eine Sackgasse.
Ich würde es übrigens sehr bedauern, wenn einige Judoka immer noch ellenlange Dispute darüber führen, ob Kano 1904 nun beim O-goshi nach links, nach rechts oder nach oben geguckt hat und in der Zwischenzeit dem DJB die Luft ausgeht, weil sich scheinbar niemand mit den Zahlen und Realitäten im Breitensport-Bereich auseinandersetzen will.
Zumindest ist das für mich nicht erkennbar.
Na ja, was brabbel ich hier ständig rum?
Hier haben sich schon anderer Leute, die viel mehr von Judo verstehen als ich, den Mund fransig geredet...

Na ja, wenn dann irgendwann nur noch drei Kinder zum Training kommen, erleichtert dies das Führen einer Anwesenheitsliste ungemein.

edit:
hi mcdüse,
ich freue mich, dass Du hier im Forum brauchbare Antworten gefunden hast und wünsche Dir viel Erfolg mit den Listen.
Unsere Beiträge haben sich zeitlich überschnitten.

[mcdüse]

Lieber kanou65m

... und in der Zwischenzeit dem DJB die Luft ausgeht,weil sich scheinbar niemand mit den Zahlen und Realitäten im Breitensport-Bereich auseinandersetzen will.

Was meinst Du mit der Aussage?
Rückläufige Mitgliederzahlen? Wenn ja, woran liegt das Deiner Meinung nach?
- Gibt es zu viele Alternativen?
- Ist Judo nicht mehr attraktiv?
- Liegt es an der PO, der Methodik oder den Inhalten?
- Sind die Jugendlichen heute zu faul sich zu bewegen?
...
Was kann man aus Deiner Sicht dagegen tun?

Freue mich auf deine Antwort!

[kanou65m]

Hallo mcdüse,
gern beantworte ich Dir Deine Fragen aus meiner Sicht.

hier mal ein paar DJB-Mitgliederzahlen:

276.231 (2001)
200.302 (2004)
196.899 (2006)
184.828 (2007)
Quelle: Deutscher Olympischer Sportbund

Hiernach hat der DJB hat in einem Zeitraum von sechs Jahr 91.403 Mitglieder verloren.

Mit d i e s e r Entwicklung sind aber nahezu alle Spitzenverbände konfrontiert - insofern wäre es ungerecht, hier irgend jemanden irgendwelche Versäumnisse vorzuwerfen.

Außerdem ist mir diese "Zahlenjongliererei" sowieso äußerst suspekt: weil sie einfach von vorne bis hinten nicht stimmen!
Das hat einfach mit dem gesamten System der Bestandserhebungen zu tun, welches erhebliche Lücken aufweist.
So läuft das leider nur schon seit vielen, vielen Jahren und dadurch kann durch permanent falsches Zahlenmaterial eine falsche Einschätzung der tatsächlichen Lage entstehen.
Ich befürchte, dies ist längst eingetreten.
Spitzenfunktionäre schauen noch relativ entspannt auf die Ihnen vorgelegten Erhebungen und darauf verlassen sie sich...
Übrigens: es könnte auch ganz anders aussehen.
Möglicherweise haben wir ja viel mehr Judokas in Deutschland?
Man denke nur an die nicht unerhebliche Zahl derer, die sich außerhalb des DJB betätigen.
Kratzt aber scheinbar keinen.

Klar gibt es Alternativen zu Judo - gab es schon immer.
Ich halte natürlich Judo für die beste Wahl.
Klar, unsere POs, unsere Methodik und unsere Inhalte werden in einem erschreckenden Maß immer, immer besser.
Ich komme kaum noch hinterher gehechelt, so schnell wird alles in diesen Bereichen besser.
Klar sind die Jugendlichen heute faul - eine Einschätzung die es auch seit Menschengedenken gibt.

Was kann man tun?
Erstmal aufwachen.
Das wäre schon mal ein großer Schritt.

Wird es danach besser?
Nein - nur anders als jetzt.
So einfach ist das.

[Holger König]

Aus folgenden Gründen sinnvoll (bzw. sogar notwendig)
- Regelmäßige Teilnahme für Prüfungszulassung
- Nachweis aus versicherungstechnischen Gründen
- Nachweis der ausreichenden Hallennutzung, wenn es sich um öffentliche Hallen (Schulen bzw. andere kommunale Sportanlagen) handelt