HBt hat geschrieben:2) Eine Frage zum folgendem Zitat: WO SIND SIE? In der offiziellen Broschüre von K. Hanelt tauchen sie nicht auf.
Judo Memoirs, by B. N. Watson, p173 hat geschrieben:Go no kata(..) the techniques are performed in jigotai (defence posture) and include throws, strangles, wrist and arm locks and atemiwaza. This kata is intended to demonstrate the correct use of strenght in contrast to the principle (..) demonstrated in Ju no kata.
Die Atewaza.
Der Absatz befindet sich im Glossar der Memoiren. Ich gehe davon aus, daß es sich nicht
um ein Kano-Zitat handelt. Zum Thema Go-No-Kata gibt es ein Unterverzeichnis im
englischsprachigen
http://www.judoforum.com . Ist sehr interessant und lesenswert.
Ansonsten gibt es die Seiryoku zenyo kokumin taiiku.
Da sind die Atemi mit Sicherheit drin und könnten rausgeholt werden
HBt hat geschrieben:1) Würde mich interessieren wie die Atewaza sinnvoll wiederbelebt werden können? Ab wann, mit wem, wie?
Meiner Meinung nach kann man Atemi-Grundlagentraining ("Schattenboxen", oder gegen
Polster o.ä.) gut in die Erwärmung einbauen, (*)
damit würden man sogar im Sinne Kanos handeln - o.g. Seiryoku zenyo kokumin taiiku wurde
ja auch für den Zweck der Leibesertüchtigung geschaffen. Das können alle mitmachen,
es kann regelmäßig geschehen.
Nächste Stufe wäre dann das Üben festgelegter Atemi mit/am Partner - einschließlich
kleiner Spielchen, (**) hier ist natürlich die Voraussetzung, daß die Grundlagen halbwegs
sitzen und die Leute auch genau
das machen, was sie sollen
Kann immer noch im Rahmen einer Erwärmung oder ähnliches geschehen.
Klappt das und ist man sich sicher, daß kein Blödsinn gemacht wird, können
die entsprechenden Nervenpunkte als Atemi-Ziele besprochen und geübt werden.
Nun ja und bei Interesse kann dann mit Randori gearbeitet werden in der üblichen
Verfahrensweise beginnend mit Aufgabenstellungen bis hin zum freien Agieren.
Hier sollten wirklich nur fortgeschrittenere Leute, die es auch wirklich wollen, "herangelassen" werden.
Sollte es sich aus trainingstechnischen Gründen trotzdem als notwendig erweisen,
nicht so fortgeschrittene Judoka diese Art Randoris durchführen zu lassen, dann ist es ratsam,
ihnen als Partner unbedingt jemand Fortgeschrittenen zuzuweisen (der sich dann
"runterdreht" - aber in der Lage ist, die Situation jederzeit zu kontrollieren). (***)
(*) Erwärmung: Hier kann man mit Schlag- und Trittübungen wie in der S-Z-K-T arbeiten,
Hübsch ist auch die Lernfolge für Mae-Geri (hab ich von Alain Cartigny):
Erst aus dem Liegen, dann aus dem Knien, dann im Stehen...
Ebenfalls recht anstrengend ist Kniebeuge-Tritt-Kniebeuge-Tritt usw...
oder Kniestand (ein Bein aufgestellt), Aufstehen, Treten mit Schritt, wieder runter in den
Kniestand... (also sich so vorwärts oder rückwärts über die Matte bewegen).
Eine gute Gleichgewichtsschulung ist auch das Ausführen mehrerer Tritte in verschiedene
Richtungen hintereinander ohne das Bein abzusetzen...
Aufrechtstehende Weichbodenmatten lassen sich auch gut als Schlagpolster nutzen...
(**) Am Partner: Wenn man Medizinbälle hat, kann man diese in klassischer Boxermanier
benutzen: Einer hält, der andere haut...
Ein kleine Spielchen zum Zielen geht
mit Schlappen/Badelatschen, ein Partner hält diese in wechselnden Positionen u. Richtungen
in die Luft und der andere soll schnell draufschlagen oder treten,
je nachdem was günstiger ist. Dabei solle er zu häufigen Platzwechseln animiert werden.
Das schlaucht ungemein.
Zur Not geht auch das Hinhalten der Handfläche als Ziel, hier sollte nicht allzu hart geschlagen
werden, dafür aber präzise...
Eine weitere Partnerübung ist, den Übungspartner mit "geschobenen" Fußtritten über die
Matte zu bewegen, also Uke stellt sich stabil hin und Tori setzt aus passendem Abstand (den
es herauszufinden gilt
) Mae-Geri oder irgendeinen anderen geraden Tritt auf dem Bauch in
Gürtelhöhe an und entfaltet dann erst seine Kraft um Uke wegzuschieben, ohne selbst
umzufallen. Damit erreicht man erstmal etwas Distanzgefühl, baut die Hemmung ab ohne
Polster direkt am Gegenüber zu arbeiten und Gleichgewicht, "Bauchgefühl" wird geschult...
Wenn die Grundidee gut umgesetzt wird, geht es auch mit Fausstößen und Ellbogentechniken.
(Nicht geeignet sind kreisförmige Tritte und Schläge, da hier der Körper(schwerpunkt) des
Ausführenden nicht in Schlagrichtung hinter dem "Schlagwerkzeug" steht)
Etwas härter ist dann das sogenannte "Makiwara-Training" am Partner: einer ist der
"Makiwara", der andere darf leicht beginnend und dann immer stärker werdend auf den
"Makiwara" schlagen. Es sind dabei nur Ziele erlaubt, wo der "Makiwara" durch
Muskelkontraktion den Schlag schadlos abfangen kann
(also z.B. Bauchmuskeln, Gesäß, Bizeps usw.) Ziel ist hierbei, instinktive "Nehmerqualitäten"
zu entwickeln, anfangs wird der "Makiwara" noch angewiesen, immer schön alle seine Muskeln
anzuspannen, mit der Zeit lernt man, nur die nötigen Muskeln zu kontrahieren, damit bleibt
man aktionsfähig. Das ist eine recht harte Methode, ich bezweifle auch etwas, ob sich dafür
eine breite Zustimmung in der Trainingsgruppe finden läßt
halte aber diese Form für wichtig
zur Vorbereitung aufs Randori.
(***) Randori: Hier sind vielfältige Formen denkbar mit und ohne Schutzausrüstung,
die folgende hab ich mir mal ausgedacht 'für ohne Schutz': Trefferfläche ist alles, was
keine Gelenke, "die bewußten Weichteile" oder ungeschützte Knochen (dazu zähle ich auch den Kopf) sind.
Also auf den Rumpf, Oberschenkel/-arm usw. darf getreten und geschlagen werden.
Um Angriffe zum Kopf zu simulieren (und damit ein Deckungsverhalten zum Schutz des Kopfes
zu erzwingen), sind leichte Schläge mit der flachen Hand von oben auf den Schädel erlaubt.
Man weist an, mit geringer Schlaghärte zu beginnen, "härter" wird es dann in der Regel ganz
von alleine
Typische Gefahren bei Unachtsamkeit sind leider, daß doch mal die Trefferflächen
nicht eingehalten werden: also z.B. das Gesicht / "Weichteile" getroffen
werden oder daß Finger gestaucht werden, wenn Hände offen benutzt werden.
Ebenfalls ist zu beachten: Die psychologische Wirkung kann sehr stark / überwältigend sein...
Am besten ist, wenn jedes übende Paar einen fortgeschrittenen "Aufpasser" hat, der
bei Bedarf verbal und auch körperlich eingreifen kann, falls jemandem "die Pferde durchgehen".
Ok, fast hätte ichs vergessen: Ich übernehme keinerlei Haftung oder Verantwortlichkeit
fürs Nachmachen und damit evt. verbundenen Schäden.
Wer o.g. Trainingsformen um-/einsetzt, tut dies auf eigenen Gefahr!