999 Spiel- und Übungsformen im Ringen, Raufen und Kämpfen

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Syniad
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999 Spiel- und Übungsformen im Ringen, Raufen und Kämpfen

Beitrag von Syniad »

Frank Bächle, Steffen Heckele: "999 Spiel-und Übungsformen im Ringen, Raufen und Kämpfen", Schorndorf (Hofmann) 2008.

Hallo,

ich schreibe gerade eine Hausarbeit, die sich über weite Teile mit dem Thema „Spieltheorie“ befassen wird und musste zu diesem Zwecke in unserem Bibliothekskatalog über 2000 Titel mit diesem Schlagwort durchforsten. Dabei bin ich dann u.a. auf diesen netten Titel gestolpert. Da das Buch sehr neu ist (Februar 2008), dachte ich mir, ich leihe es mir rein spaßeshalber mal aus und erzähle Euch mal ein wenig (aus meiner Anfängerperspektive), was so drin steht.

Zunächst einmal stolperte ich über das Vorwort: „Sind Sie als Lehrperson kein Spezialist für Ringen, Raufen und Kämpfen? Kein Problem!“
An diesem eigenen Anspruch habe ich das Buch dann gemessen, allerdings unter der Maßgabe, dass das Buch auch als Handreichung für Vereinsübungsleiter fungieren soll und daher nicht unbedingt alles auf den unbedarften Sportlehrer zugeschnitten sein muss.
Fangen wir mit dem Erfreulichen an:
An der Masse haben die Autoren tatsächlich nicht gespart. Es sind meistens fünf verschiedene Spiel-/Übungsformen auf einer Seite abgebildet, schön aufgeteilt nach den Themen „Rituale und Entspannungsübungen“, „Bewegungsfreude auf der Matte entwickeln“ (Rollen, Staffelspiele, Kooperationsübungen), „Vertrauensübungen und Spiele“, „Körperkontakt aufbauen“, „Grundlagen für Raufen und Zweikämpfe“.
Die Einteilung ist sehr schön, und dank der Hinweise, wofür die jeweiligen Übungen gut sind (Kraft / Kooperation) kann sich jeder Unbedarfte das für seine Übungsgruppe Passende heraussuchen. Die Sammlungen sind vielfältig, teils mit, teils ohne Hilfsmittel durchführbar, und zumeist nicht so kompliziert, dass der mangelhafte Platz zur Erklärung problematisch wäre. Das versteht man schon.
Nur – bei manchen Übungen wären ein paar Erläuterungen wünschenswert. So fehlen z.B. in dem Teil, der sich mit Akrobatik befasst, Hinweise zu Auf- und Abgang der teilweise schon nicht mehr ganz einfachen Figuren. Auch ein Hinweis auf geeignete / ungeeignete Altersgruppen hätte bei manchen Sachen sicher nicht geschadet (wie gesagt, ich messe das Buch an seinem eigenen Anspruch).
Einige Übungen erscheinen mir ungeeignet, aber das weiß die Trainerfraktion hier sicher besser. Lasst Ihr Kinder im Wachstum (vielleicht auch noch Kinder im Schulsport, die nichts außerhalb machen) Kniebeugen mit einem Partner auf den Schultern machen (beide sollen sich an eine Wand stützen, aber trotzdem)? Oder von einem Oberschenkel auf den anderen schwingen (starke Belastung während Verdrehung der Wirbelsäule)?

Und dann krankt das Buch ein wenig an seinem Anspruch, für alle dasein zu wollen. Fallübungen werden geschildert, aber es wird eingangs darauf hingewiesen, dass „bewusst keine klassischen Falltechniken vermittelt“ würden (S. 153), da diese in der entsprechenden Literatur zu finden seien. Schön und gut und auch ehrlich, aber… die folgenden Übungen könnten etwas mehr „Fleisch“ vertragen. Die Armhaltung bei der „Grobform Sturz vorwärts“ darf der geneigte Leser offenbar erraten. Was aber noch weniger passt, ist, dass den Autoren ihr Wunsch zur Vollständigkeit dann doch zum Verhängnis wurde. Es werden verschiedene Würfe erklärt und mit Fotoserien abgebildet, u.a. Harai-Goshi, Uchi-Mata, Laats-Abtaucher und sogar eine nicht besonders einfach zu fallende Makikomi-Technik (S. 229). Hm, ja… nichts dagegen, aber wenn die Falltechniken mit dem Hinweis auf entsprechende Literatur kurzgehalten werden, wieso dann nicht auch -und mit viel mehr Recht- die Schilderung der Würfe? Der Schullehrer kann mit ihnen vermutlich nicht viel anfangen (hoffentlich! Denn seine Schüler können vermutlich nicht gut genug fallen), und im Verein müsste doch der Leiter eigentlich schon andere „entsprechende Literatur“ kennen, mal abgesehen davon, dass er die Würfe selbst wohl kennen wird? Und das nicht nur im Judo, auch mein Karatelehrer damals wusste, wie Würfe funktionieren.
Die Blocks und Schläge sehen nach spielerischer Einführung aus, also ganz passend. Nur etwas mehr Erklärung wäre hier sicher angebracht (mit welcher Stelle des Arms macht man einen Unterarmblock? Wie halte ich die Hand dabei?).
Also, auf mich wirkt es wie eine reichhaltige Sammlung verschiedener Übungsformen, die aber doch eines etwas bewanderten Lehrers bedarf, damit sie anständig genutzt werden kann. Wenn man bedenkt, dass viele Lehrer keine Ahnung vom „Ringen und Raufen“ haben (in der Grundschule wird Sport auch durchaus fachfremd unterrichtet, da fehlen bei den Lehrern auch mal sämtliche anatomischen Grundlagen), finde ich die Einleitung „Kein Problem!“ doch etwas unpassend.
Aber Ihr klugen Leiter findet bestimmt die eine oder andere interessante Übung - wie gesagt, da gibt es sehr, sehr viele!

Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
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Niedersachsenjudoka
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Re: 999 Spiel- und Übungsformen im Ringen, Raufen und Kämpfen

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Danke Sonja, das werde ich mir wohl zulegen, obwohl es ja mit 23€ nicht gerade ein Schnäppchen ist. Wenn es sich aber wert ist.

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Gruß
niedersachsenjudoka

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Re: 999 Spiel- und Übungsformen im Ringen, Raufen und Kämpfen

Beitrag von Nick »

Verglichen mit z.B. dem Standardwerk "Kleine Spiele" ist das eigentlich noch richtig günstig!
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