Kyu-Prüfungen im eigenen Verein

[der_Uke]

Hi,

mich würde mal interessieren, wie bei euch im Verein die Kyu-Prüfungen gehandhabt werden?

1. Was macht ihr mit Prüflingen (Jugend oder auch Erwachsene), die sich schon lange zur Prüfung angemeldet haben, aber den Stoff nicht beherrschen? - Teilnehmen und durchfallen lassen - Nach-Prüfung - auf nächste Prüfung vertrösten

2. Welche Erfahrungen habt ihr mit Kindern bzw. deren Eltern, die durch die Prüfung durchgefallen sind, wenn ihr gleichzeitig Trainer und Prüfer seid? Oder gibts das bei euch nicht? Siehe Frage 3.

3. Habt ihr generell Fremdprüfer?

4. Wie gestaltet ihr die Prüfung was die Zeit angeht? Abhängig von der Anzahl der Prüflinge und wie tief ihr den Stoff prüfen wollt.

5. Wie sieht bei euch der Prüfungs-Rahmen aus? Mit Tisch im Dojo - während dem Training oder gesonderter Termin - Prüfer mit oder ohne Gi

Freu mich schon auf eine interessante Diskussion

[Christian]

Eigentlich wird solange trainiert bis der Trainer der Ansicht ist, dass die Kinder die Prüfung schaffen können.

Danach wird der Prüfungstermin festgelegt, so haben die Kids (und auch die anderen) gar nicht erst die Möglichkeit sich zur Prüfung anzumelden bevor sie nicht den Stoff können.
Wir haben bei uns im Verein keine Fremdprüfer. Erst für die höheren Gürtel (ab blau) gehen wir zu anderen Prüfern um die Prüfung abnehmen zu lassen.
Mit dem Prüfungstermin wurde es bei uns (im alten Verein) unterschiedlich gehandhabt. Bei kleinen Gruppen wurde die Prüfung während des Trainings abgenommen, ansonsten an einem gesonderten Termin. In meinem neuen Verein hab ich noch keine "größere" Prüfung miterlebt, diese steht wahrscheinlich erst kurz vor den Sommerferien an.

Da ich noch keine Prüfungen abnehmen darf, konnte ich auch noch keine Erfahrungen sammeln wie es ist, wenn der Trainer gleichzeitig der Prüfer ist.
Aber aus meiner Sicht sollte das eigentlich kein Problem geben. Wenn man durch eine Prüfung fallen sollte ist es entweder ganz dumm gelaufen an dem Tag oder man hat sich nicht genug vorbereitet, was aber (aus meiner Sicht) meist mehr am Prüfling, als am Trainer liegt.

[ralf]

Bei uns ist der Trainer gleichzeitig auch Prüfer.
Für angehende Gelbgurte gibt es immer einen gemeinsamen Prüfungstermin, bei dem es auch ab und zu mal passiert, dass einer durchfällt.
Ansonsten sind die Prüfungen meistens einzeln oder in kleinen Gruppen von 2-4 Prüflingen während dem normalen Training. Da habe ich es bis jetzt noch nicht elebt, dass jemand durchgefallen ist, weil wer meint, dass er weit genug für die Prüfung ist, auch erstmal eine "Generalprobe" machen kann, was auch normalerweise gemacht wird. Wenn die "Generalprobe" geklappt hat, kann man im nächsten Training die Prüfung machen, ansonsten eben später.

[Tori]

Andere Länder andere Sitten.

Bei uns in BW gilt, das jede Gürtelprüfung angemeldet sein muß. Daduch ist bei jeder GP die Überprüfung durch Gürtelprüfungsreferenten möglich.
Damit soll ereicht werden, das alles mit rechten Dingen, also Vorschriftsmäßig, abläuft.

Die Mindestteilnehmerzahl ist 6. Darunter kann keine Prüfung stattfinden.

Da ich Trainer und Prüfer bin, liegt mein Intresse darin, das keiner durch die Prüfung fällt. Deshalb mache die anderen Trainer und ich Vorkontrollen, und schlagen dann Judokas zur Prüfung vor.
Ab und zu sind wir Trainer anderer Ansicht, oder ein Elternteil meint, das sein Sohn unbedingt an der Prüfung teilnehmen muß. Dann kann es auch mal zu einem Durchfaller kommen.

Ich mache meine GPs immer hinter einem Tisch. Als ersters erkläre ich den Prüflingen, das ich ab Beginn der Prüfung nicht mehr als helfernder Trainer, sondern als strenger Prüfer zu sehen bin.
Manchmal habe ich einen Judogi an, nicht um in die Prüfung einzugreifen, sondern um nach der Prüfung Fehler aufzuzeigen und Dinge klarzustellen.
Das hilft mir dann auch bei der Kritik von zuschauenden Eltern. Die sehen dann den Unterschied zu dem voraus gezeigtenTechniken.

[der_Uke]

Ich komme auch aus BW und da der Prüfungsreferent nur die Namen der Prüfer kontrollieren kann, kann er nur hoffen, dass alles mit rechten Dingen zugeht (wovon ich eigentlich mal ausgehe ). Aber deswegen gibt´s ja die Kyu-Prüfer-Lehrgänge für die DAN-Träger.

Bei uns ist es auch üblich, dass die Prüfer hinter einem Tisch sitzen. Wir haben das Glück, dass in unserem Verein ca. 8 prüfungsberechtigte DAN-Träger sind und wir unsere Prüfungen so recht flexibel gestalten können.

Das mit dem Vorzeigen finde ich gut. Besonders bei den Kindern. Bei den Erwachsenen hilft bestimmt auch ne Videoaufzeichnung, um die Techniken danach nochmals zu begutachten.
Allerdings sind unsere Prüfer meistens ohne Gi, damit die Prüfung keinen Trainingscharakter bekommt.

[Christian]

Zum Thema Prüfung: Gestern sagte ein kleiner Junge zu mir:" Wenn ich meine Prüfung gemacht habe, höre ich mit Judo auf."

Was soll man dazu sagen Wenn die Kids keinen Bock haben sollen sie doch sofort aufhören. Oder stecken dort die Eltern hinter, die ihr Kind erst aufhören lassen, wenn sie einen Gürtel gemacht haben ??

[Patrick]

Wenn die Kids keinen Bock haben sollen sie doch sofort aufhören. Oder stecken dort die Eltern hinter, die ihr Kind erst aufhören lassen, wenn sie einen Gürtel gemacht haben ??

Sehr oft sind es die Eltern.
Das sind dann Aktionen nach dem Motto
"Jetzt haben wir den Anzug gekauft (oder ähnliche Argumente), dann machst Du auch die Prüfung mit!"

[Fritz]

Zum Thema Prüfung: Gestern sagte ein kleiner Junge zu mir:" Wenn ich meine Prüfung gemacht habe, höre ich mit Judo auf."

Das Problem hatte ich vor Urzeiten mal mit nem gleichalterigen
Trainingskumpel, der stand vor seiner Grüngurtprüfung und haut
auch so etwas in der Richtung raus...
Man muß dazusagen, damals waren
wir noch auf Fremdprüfer angewiesen und haben natürlich immer
ne Art Vorprüfung gemacht, um den Verein nicht zu blamieren...
Selbstredend ist der Betreffende nicht durch die Vorprüfung gekommen
Wir habe ihm natürlich eingeredet,
es wäre noch zu "wackelig" oder so...
Jedenfalls hat er es dann später bis zum Blaugurt geschafft, ehe
er sich dann langsam zum TKD / Arnis umorientierte, aber dem
Verein noch lange treu blieb...

[Christian]

Denken die Eltern denn gar nicht mit? Warum zwingen Sie ihr Kind zu etwas, das es gar nicht will? Merken die Eltern nicht, dass sie mit solchen Aktionen keinem etwas gutes tun (weder dem Kind noch dem Trainer)?

Bei uns stehen demnächst wieder ein paar Gürtelprüfungen an und einige Eltern der jüngsten Judoka fragen schon andauernd, wann ihr Kind "endlich" die erste Prüfung macht. Man bemerke, die Kinder sind gerade mal 6 Monate dabei. Ich habe die Gruppe vor ca. 3 Monaten übernommen und zur Zeit sehe ich bei der Gruppe nicht den Bedarf eine Gürtelprüfung zu machen.
Da ich keine Kinder hab, kann ich diesen "Leistungsdruck" nicht nachvollziehen, ist das normal?? In meinen Augen nicht. Warum muss man aus den Augen der Eltern schon nach 6 Monaten eine Prüfung machen

[Fritz]

Tja die Eltern wollen halt "Erfolge" sehen...

Und wenn es möglich wäre, alle 2 Monate Prüfung zu machen,
dann gäbe es garantiert welche, die alle 2 Monate ihr Kind
zur Prüfung schicken wöllten... Natürlich bei nur einmal in der Woche
Training, regelmäßig krank oder "Für die Schule lernen"

Wahrscheinlich denken sie, daß es wie in der Schule ist
- wer keine Prüfung macht nach der Mindestvorbereitungszeit,
ist quasi nicht versetzt in die nächste Klasse, und das stellt
ja einen gewissen gesellschaftlichen Makel da...

Eine der schönsten Stories habe ich vorige Wo. erlebt,
da bringt ein Vater seine Sohn nebst Kumpel (Gelbgurte)
nach ca 4 Wo.
zu ersten Mal wieder zum Training, und so ziemlich
die erste Frage war: "Wie könnte es denn weiter gehen mit ihm,
prüfungsmäßig?". (Wir machen Prüfungen immer vor den Sommer- und
Weihnachtsferien).
Mußte mich schwer beherrschen nicht laut zu lachen...
Meinte dann: "Er war ja nu lange nicht da, also zum nächsten Termin
wirds logischerweise nichts, aber wenn er regelmäßig kommt,
dann vielleicht vor Weihnachten."
Selbstredend habe beide inzwischen wieder durch Abwesenheit
geglänzt...

Ist schon alles sehr merkwürdig...

[Patrick]

Wahrscheinlich denken sie, daß es wie in der Schule ist
- wer keine Prüfung macht nach der Mindestvorbereitungszeit,
ist quasi nicht versetzt in die nächste Klasse, und das stellt
ja einen gewissen gesellschaftlichen Makel da...

Genau das trifft es!
Die Kinder selbst haben oftmals gar kein gesteigertes Interesse an Prüfungen, aber die Eltern sind mitunter echt penetrant.
Und wehe, man wagt es als Trainer, Kind A zur Prüfung zuzulassen und Kind B nicht, obwohl Kind B eine Woche vor A in den Verein eingetreten ist...

[ctjones]

Genau das Kind A und Kind B Problem taucht auch bei uns oft auf!
Aber wir hatten auch schon einen Jungen der vom seinem Therapeuten zum Training geschickt wurde. Er hätte nie Prüfung machen können, aber sein Vater hat so lange auf den Trainer eingeredet bis der weich war!
Der Junge würde doch ausgegrenzt werden wenn er nicht Prüfung machen würde usw. usw.

Letztenendes hat er Prüfung gemacht und auch bestanden ist aber danach kaum noch und jetzt gar nicht mehr beim Training erschienen! Aber ganz ehrlich: Ich bin nicht traurig drum!

[Christian]

Bin ja beruhigt, dass nicht nur ich solche Sachen erlebe

[Christian]

Wie handhabt ihr es eigentlich mit der Kyuvorbereitung bei Euch im Verein? Gebt ihr schriftliches Material an die Kinder raus oder belasst ihr es bei den im Training durchgesprochenen Sachen?

Mir ist der Gedanke gekommen für die Prüflinge, eine kleine Broschüre zusammenstellen für die verschiedenen Gürtelstufen mit ein paar Erklärungen etc.
Ab welchem Alter / Gürtel macht es Eurer Ansicht nach Sinn den Judoka mit solchem Material bei der Vorbereitung zu unterstützen.
Ich bezweifel das ein weiß-gelb Gurt viel mit der Prüfungsordnung anfangen kann (und wird). Für einen orange, orange-grün Gurt wäre es meiner Ansicht nach ein prima Nachschlagewerk um sich noch besser auf die Prüfung vorzubereiten (gerade die Namen der verschiedenen Techniken).
Was meint ihr dazu?

[Fritz]

Mein Verein verkauft den Kindern diese Klocke-Bücher,
ich finde die zwar nicht so gut, aber zumindest können sie
dann mal was nachlesen...
Ansonsten bekommen sie eben ihr Prüfungsprogramm auf
dem üblichen Zettel in die Hand gedrückt...

[bushi7]

Es ist grundsätzlich jedem freigestellt, sich einer Prüfung zu stellen. Die Trainer empfehlen jemanden zur Prüfung, die den Stoff sicher beherrschen. Bisher hat jeder der vorgeschlagen wurde, seine Prüfung bestanden. Durchgefallen sind bisher lediglich "Wackelkandidaten", denen man die Prüfung zu einem späteren Zeitpunkt empfahl.

Manche dieser Kandidaten haben aber am Prüfungstag durchaus bessere Leistungen gezeigt, als im Training, so dass nicht grundsätzlich jemand durchfällt, der keine Empfehlung seiner Trainer hat, bzw. gegen dessen Rat an einer Prüfung teilnimmt.

Mit Empfehlung ist noch kein Prüfling durchgefallen. Ich persönlich halte überhaupt nichts davon, die Augen zuzudrücken, denn es mindert den Wert des Gürtels der Anderen. Diese merken doch dann auch, das jemand seinen Gürtel "geschenkt" bekommen hat und die "Bequemen" schlagen dann zukünftig ggf. auch den einfachen Weg ein, nach dem Motto.... "Durchfallen kann sowieso keiner"

Richtig blamiert ist der Verein dann, wenn mal andere zu Besuch da sind und jemand einen Gürtel trägt, dessen Programm er überhaupt nicht kann.

[princefighter]

Hi Leute
erstmal zum Thema Prüfungsprogramme ausgeben, wir handhaben es schon immer so, dass wir die Prüfungsprogramme in kopierter Form, also jedes Prüfungsprogramm einzeln ausgeben, vor der jeweiligen Prüfung.

Wir haben auch Eltern, die ihre Kinder kurz vor den Prüfungen (kurz vor den Sommer- und Weihnachtsferien) bringen und meinen die sollten an der Prüfung teilnehmen, ich verstehe immer nicht, was die sich vorstellen, als wenn die Techniken alle angeflogen kommen und man nichts dafür machen muss. Wir lassen nur die zur Prüfung zu, die erstmal regelmäßig anwesend waren und auf der anderen Seite auf durch die Vorprüfung durch gekommen sind. So fällt eigentlich auch so gut wie nie einer durch, außer er hat mal einen schlechten Tag oder so.

Wir machen immer mit den eigenen Trainiern, die eine Prüferlizenz haben die Prüfungen, bei uns in Hessen muss man die Prüfungen prinzipiell auch vorher anmelden, aber das wird nicht so eng gesehen, in der Regel reicht man nachher einfach die Listen ein.

Auch die meisten anderen Schilderungen habe ich schon erelbt, auch wenn ich erst seit etwas über einem Jahr als Trainier aktiv bin.

Bye Stefan

[ctjones]

Bei uns können die Kinder freiwillig die Tafeln vom deutschen Judobund in DIN A4 kaufen. Das hilft meist gut, auch wenn bei einigen die Dinger wahrscheinlich zu Hause in die Ecke gekracht werden.

Bei uns im Verein gab es jetzt eine Primiere, wir haben zum ersten mal in der Vereinsgeschichte eine Vorprüfung gemacht. Und da wird dann nur noch gesagt du kannst Prüfung machen oder nicht! Also nicht: "Noch zweimal training, dann kannst Du auch!". Aber die Vorprüfung ist nur stichprobenartig und es werden noch Tipps gegeben, kann also mit ner normalen Prüfung nicht verglichen werden.

[bushi7]

Heute haben sich 10 Prüflinge einer Prüfung gestellt - darunter eine Doppelprüfung. Die Prüfung war mit einem Schnitt von 2,2 recht gut, ein Judoka hat seine Prüfung nicht bestanden.

Wenn jemand durchfällt dann zeigt das auch, daß allein die Anmeldung und das Erscheinen zu einer Prüfung noch keinen neuen Gürtel bedeutet. (Es besteht ja jeder) Somit ist eine Prüfung auch durchaus aufgewertet.

[Speedy]

Ich dachte, Doppelprüfungen sind nicht mehr erlaubt.....