IJF und ihr Umgang mit Athleten

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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Kumamoto
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

@Hofi: Kopieren ist einfacher als Konzipieren. Und noch einfacher ist es, sich an etwas Populäres anzuhängen.
Um die Öffentlichkeitsarbeit zu verändern, müsste man einige "heilige Kühe" angehen und vielleicht sogar schlachten. Judo hat sehr viel Potential, aber dieses wird leider nicht genutzt, weil man die Judo-Werte und das Einzigartige des Judo bewahren will.
Aber: "Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern vielmehr das Weitertragen des Feuers"
Wenn man z.B. Judoka die Teilnahme an MMA-Turnieren auf Amateurniveau (also ohne UFC) gestatten würde, würden sich daraus meiner Ansicht nach mittelfristig neue Impulse für das Judo entwickeln. Und wenn man sog. "Cross-over" zu anderen Sportarten fördern würde, z.B. Bodenkampfwettkämpfe mit Ringern ohne Gi, könnte man dadurch den eigenen Stellenwert aufzeigen und unterstreichen.
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:@Fritz: Wenn man aus einer Position der Stärke heraus den Vergleich sucht, weil man davon ausgeht, in einem solchen Vergleich ein gleichwertiger Partner zu sein, mag das möglicherweise Sinn machen.
Sicher, davon gehe ich aus, noch ist Judo in einer Position der Stärke...
Hofi hat geschrieben:Allerdings auch da müsste man Chancen und Risiken (insbesondere z.B. Verletzungsrisiken eigener Athleten, welche verhindern, dass die bei den Top-Events der eigenen Sportart mitmachen) sorgsam gegeneinander abwägen. Wobei ich dann für mich persönlich immer noch keine Motivation sähe, an so etwas teilzunehmen.
Die Deutsche Krankheit mal wieder: Nur weil etwas erlaubt ist, muß es nun nicht jeder tun... Aber wenn es Leute gibt, die hierin ihre sportliche Karriere sehen, warum nicht,
man wäre doch blöd, falls diese darin halbwegs erfolgreich sind, dies nicht werbewirksam "auszuschlachten". Und falls die betreffenden Athleten, dann ihre Judo-Werte vergessen,
dann könnte man genauso drauf hinweisen, so als Mitteilung: Das Verhalten des ehemaligen Judoka XYZ entspricht nicht dem, was wir als Judo ansehen, weil usw. usf...
Und hey, es gibt ja nicht nur Top-Leute im Judo, es gibt da auch noch eine zweite Reihe, eine dritte Reihe und wenn man sich die Altersstruktur bsp. beim UFC ansieht, könnte
es vielleicht für den einen oder anderen diese Fast-Judo-Spitzensportler evt. eine weitere Chance bedeuten... ;-)
Hofi hat geschrieben:Was aber gänzlich falsch wäre in meinen Augen, einer Organisation wie der UFC hinterherzulaufen, weil man sich davon Marketing fürs Judo erhofft. Dass wird nicht funktionieren.
So wie es sich las, kam die UFC an und wollte dem Judo Geld spenden, klar, die haben auch eine Art Nachwuchsproblem... (gerade im Frauenbereich sucht man ja offensichtlich dringend weitere "Rondas" bzw. Gegner für sie ;-) )
Hofi hat geschrieben:Wenn man es geschafft hat, als bezüglich der Medienpräsenz gleichwertiges "Produkt" zu erscheinen, könnte man diesen Vergleich suchen, vorausgesetzt die erwarteten Vorteile überwiegen bzw. man davon überzeugt ist, dass hierdurch ein positives Bild der eigenen Sportart geprägt werden kann.
Da kann ich Dich beruhigen, Judo wird in Deutschland nie medientechnisch ein gleichwertiges Produkt werden...
Dazu ist Judo als Kampfsport einfach zu uninteressant (es fehlen die spektakulären KOs des Profiboxen) und andererseits habe ich das Gefühl, Kampfsport wird
in unserer Medienlandschaft instinktiv als etwas Böses betrachtet, schließlich macht er Leute wehrhaft und davor hat "man" doch etwas Angst...
Kumamoto hat geschrieben:Um die Öffentlichkeitsarbeit zu verändern, müsste man einige "heilige Kühe" angehen und vielleicht sogar schlachten.
Oh bitte nicht, diese Prostitution ist doch schon voll angelaufen:
Preisgeld-Turniere, bunte Anzüge, Verkürzung der Frauenkampfzeit, Regeländerungen, die massiv ins technische Repertoire hinein langen, da wird geschlachtet, wo es nur geht...
Manchmal kommt es mir sogar vor, als ob die moralische Entrüstung gegenüber MMA nur vorgeschoben ist, weil die Verantwortlichen tief im Innern fürchten, daß in solchen Kämpfen selbst gute Judoka in der Masse sang- und klanglos eingehen würden, oder vielleicht einfach nur für hochangebundene Verbandsfunktionäre nicht genug bei "rumkommt"... ;-)
Kumamoto hat geschrieben:Wenn man z.B. Judoka die Teilnahme an MMA-Turnieren auf Amateurniveau (also ohne UFC) gestatten würde, würden sich daraus meiner Ansicht nach mittelfristig neue Impulse für das Judo entwickeln.
Also ich denke, mal jeder Judoka, der sich auf Amateur-Niveau von irgendjemand vorschreiben läßt, was er neben Judo in
seiner Freizeit so anstellt, sollte eine Ausgabe von "Der Untertan" geschenkt bekommen ;-)
Kumamoto hat geschrieben:"Cross-over" zu anderen Sportarten fördern würde, z.B. Bodenkampfwettkämpfe mit Ringern ohne Gi, könnte man dadurch den eigenen Stellenwert aufzeigen und unterstreichen.
Ist mein Reden. Wir als Judoka wären gut beraten, so etwas als Chance und nicht als Gefahr anzusehen oder gar
diese Sportarten (Aufgabe-Ringen, BJJ, Daido Juku Kudo, Sport/Combat Sambo, Ju-Jutsu-"Fighting", ...) verächtlich/überheblich zu ignorieren...
(Immerhin holen wir uns ja sogar Krav-Maga ins Haus, weil die eigene SV-Kompetenz leichtsinnigerweise flächendeckend aufgegeben wurde :-( )
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Die Stärke sehe ich eben medientechnisch derzeit nicht. Sendungen wie "Fight club" oder wi das Ding heißt laufen wöchentlich, wenn auch "nur" auf Tele5 oder Sport1, von Judo kriegst Du selbst die WM nur im Internet. Insofern wäre es aktuell ein medientechnisches "hinterherlaufen".

Wer sich im Amateur-Bereich als Einzelperson etwas verbieten lässt, ist sowieso selber schuld. Da kann jeder in so vielen Vereinen und Sportarten aktiv sein, wie er Zeit dafür hat. Der von Fritz als "deutsche Krankheit" kritisierte Nachsatz sollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen: Für wie viele ist es denn überhaupt interessant? Und für eine Medienpräsenz wäre es letztlich nur interessant, wenn die Top-Judoka gegen die Top-MMAler in den Ring steigen, nicht wenn irgendein 4.-Liga-Judoka sich dort versucht. Denn dann wäre im Zweifel klar, wie es ausgeht und der Eindruck Judo sei die verweichlichte Version würde sich festsetzen.

Es fehlen dem Judo die spektakulären KOs? Ok, vielleicht hat man auch bei wirklich satten Ippon-Würfen nicht zwingend das Gefühl, dass dem unterlegenen ein körperlicher Schaden zugefügt wird, wie man es bei einem KO haben kann, aber an spektakulären Techniken mangelt es dem Judo (auch den neuen Regeln zum Trotz, die ich auch gerne wieder anders hätte) nun wirklich nicht.

Und was das Schlachten heiliger Kühe bezüglich Vermarktung angeht:
Hier muss man sich zunächst einmal klar sein, was der "Markenkern" sein soll und womit man sich von der Konkurrenz deutlich abheben kann.
Und dann muss man das Geld haben und bereit sein es auch in die Hand zu nehmen, um eine klare Strategie zu entwickeln, wie man Markenkern und Unterscheidungsmerkmale positiv besetzt unters Volk bringt.
Nur wenn sich dabei ergibt, dass aktuelle Positionen nicht dazu passen, was man eigentlich will, dann muss man über Änderungen nachdenken. Aber das muss in einem Gesamtkonzept erfolgen.

Bis dann

Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

Stimme Euch vollkommen zu.

Was ich meinte ist, dass man auch Kader-Athleten die Teilnahme an nicht-kommerziellen MMA-Wettkämpfen erlauben sollte (aber auch die werden unter dem Dach irgendeines Verbandes ausgetragen werden - und dann greift ja wieder das "Kooperationsverbot mit Konkurrenzverbänden").
Es gibt sicher Verbände, die Judo-näher sind und Schläge am Boden etc. verbieten.
Ein Verbot solcher Starts wäre für mich dann höchstens noch mit der erhöhten Verletzungsgefahr zu rechtfertigen - aber die ist auch gegeben, wenn sich Judoka im Winter auf dünnen Brettern die Pisten hinunterstürzen. Gibt es da eigentlich ein solches Verbot?

Und: Es ist klar, dass ein Gesamtkonzept notwendig ist, das in sich stimmig ist. Was ich meinte ist, dass es keine "Denkverbote" geben darf, d.h. man muss jeden Bestandteil überdenken dürfen. Wenn eine Änderung dann ins Gesamtkonzept passt und der Judo-Kernbereich nicht betroffen ist, sollte diese Änderung umgesetzt werden.
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:Die Stärke sehe ich eben medientechnisch derzeit nicht. Sendungen wie "Fight club" oder wie das Ding heißt laufen wöchentlich, wenn auch "nur" auf Tele5 oder Sport1, von Judo kriegst Du selbst die WM nur im Internet. Insofern wäre es aktuell ein medientechnisches "hinterherlaufen".
Ich meinte auch nicht
die medientechnische "Stärke", die ist ca. Null, sondern die der Mitgliederzahl und dem entsprechendem finanziellen Rückhalt...
Das ist was zu bieten wäre: Jede Menge gut ausgebildeter Fast-Top-Leute, denen aufgrund der Leistungs-Dichte im Spitzenfeld, dann doch eher nicht
der große "Durchbruch" beschieden ist...
Was haben UFC & co zu bieten:
a) Eine gewisse Medien-Präsenz (nicht in Deutschland, da bekommt man UFC zur Zeit ja nur übers Netz, aber in Übersee bezahlen Leute dafür richtig Geld)
b) Ausreichend Geld für die Kämpfer, damit diese professionell trainieren können und ihr Lebensunterhalt gesichert wird...
Hofi hat geschrieben: Und für eine Medienpräsenz wäre es letztlich nur interessant, wenn die Top-Judoka gegen die Top-MMAler in den Ring steigen, nicht wenn irgendein 4.-Liga-Judoka sich dort versucht. Denn dann wäre im Zweifel klar, wie es ausgeht und der Eindruck Judo sei die verweichlichte Version würde sich festsetzen.
Sicher, aber es gibt halt auch nicht nur Top-MMAler ;-)
Ist ja beim bspw. Sumo auch so, daß es da mehrere Ligen, wo die Leute sich "hochdienen" können gibt...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

@ Fritz: Mit 3. Liga-MMA kriegst Du auch keine Medienpräsenz.
Der finanzielle Rückhalt? Hängt in einem wesentlichen Punkt an Olympia-Medaillen.
Medienpräsenz in Übersee hilft nichts in Deutschland. Was man hier bräuchte, wäre eine konstante, qualitativ vernünftige (ich verlange noch gar nicht hochwertige) Berichterstattung in den normalen Medien. Das war ja wohl mit ein Grund, warum Abensberg in der BuLi ausgestiegen ist. Dass der Vertrag über die Senderechte zwar sicheres Geld, aber eben keine sicheren Sendezeiten bringt. Aber solange die finanziellen Verhältnisse nicht so sind, dass man sagen kann, man verzichtet auf das Geld (oder legt sogar noch was drauf) und dafür kommt auch nach jedem BuLi-Kampftag eine vernünftige Zusammenfassung von 15-20 Minuten, wird man das Problem der Medienpräsenz nicht lösen. Und sei es in den dritten Programmen der jeweiligen Bundesländern der jeweiligen Mannschaften. Oder man versucht, die Informationen zu den Veranstaltungen über bezahlpflichtige Agenturen wie bei den großen Zeitungen unterzubringen. Aber auch dafür muss irgendwo her das Geld kommen. Würde man aber versuchen, Geld in größerem Umfang in solche Projekte zu stecken, wäre sofort das Lamento da, da wird das Geld der Breitensportler für den Leistungssport verbraten.

Gruß

Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von schorschi »

Also,

wir hatten letztes Jahr in der Liga einen Kampf gegen ein Team, welches einen Kämpfer im Einsatz hatte, der wohl auch beim Fightclub mitmacht.
Ein echt fitter Kerl, der seine Kämpfe deutlich gewonnen hat. Ich fands eine Bereicherung, auch wenn er leider gegen uns gekämpft hat.
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Ich glaube, hier muss man einfach deutlich trennen:
1. Dass das zusätzliche und auch andere Training im Amateur-Bereich und im Grenzbereich zum Leistungssport was bringen kann, ist die eine Sache. Und dass man sich gerade im Amateur-Bereich als Einzelperson nichts verbieten lassen sollte, ist hoffentlich auch klar
2. Inwieweit das auch für den Bereich der Top-Athleten gilt, sehe ich angesichts der dortigen Trainingsintensität dann schon wieder als nicht gesichert an, ob es da einen zusätzlichen Fortschritt bringt. Und die haben auch die Interessen derer zu berücksichtigen, wo evtl. Fördermittel herkommen. Hier muss also klar die Priorität auf den reinen Judo-Wettkämpfen liegen
3. Und dann ist die Frage, inwieweit eine Kooperation oder ein Start von Judoka dort zu einer höheren Medienpräsenz des Judo an sich führen. Das glaube ich persönlich nicht. Und gerade was die Medienpräsenz angeht, glaube ich nach 15 Jahren als Pressesprecher meiner Abteilung bißchen Ahnung zu haben. Mit ca. 0,8 Pressemitteilungen/Woche, die in der lokalen Presse (die für unser Niveau der allein interessante Ansprechpartner ist) auch veröffentlicht werden, oftmals in DIN A4 Größe, sehe ich nicht, dass wir über Starts beim MMA eine bessere Präsenz erzeugen könnten.

Bis dann

Hofi
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

@Hofi: Wir haben jetzt doch etwas zu sehr auf Medien-Präsenz abgezielt... Es gibt Sportarten, die sind deutlich "präsenter" in den Medien, trotzdem
geht da keiner hin, der wehrhafter werden will. Die gehen wo anders hin. Und zwar zu den "Betätigungen", die aktuell im Ruf stehen,
entsprechende Eigenschaften u. Fertigkeiten zu vermitteln. Und irgendwie glaube ich nicht, daß Judo ungeachtet seines Potentials,
da an vordere Stelle steht. Ich glaube auch nicht, daß es mit mehr Präsenz nennenswert besser aussehen würde - nicht bei den Regeln ;-)
Selbst ein Auftritt von einem Judo-Olympiasieger bei Stefan Raab scheint jetzt nicht unbedingt förderlich gewesen zu sein ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

@ Fritz:
Das mit er Medienpräsenz hat sich eben aus dem Anlass (Sponsoring durch UFC) ergeben.

Die Frage ist dann, wen will man in die Dojos holen und wie. Und hier hat Judo tatsächlich in meinen Augen das Potential zur eierlegenden Wollmilchsau. Bis auf Personen mit absoluter Ball-Fixierung kann es eigentlich jedem etwas bieten, dem, der sich nur bewegen will, wie auch dem, der in Richtung SV gehen will, dem, der rein den Wettkampfbereich (nach den aktuell olympischen Regeln) möchte, wie auch dem, der traditionelle Katas bevorzugt. Das ganze noch grsl. hinterlegt mit dem Anspruch nicht nur Sport, sondern Erziehungssystem zu sein.
Der DJB hat versucht, den SV-Aspekt wieder mehr zu fördern, ist für die Art der Umsetzung aber auch gleich wieder harsch kritisiert worden, weil man angeblich die falschen Leute dafür genommen hat. Aber das Ziel ist doch wohl richtig. Es spricht insofern nichts dagegen, wenn auch auf Vereinsebene sich solche Fachkompetenz ins Haus geholt wird.
Und dann muss sich letztlich jeder Verein überlegen, welche Zielgruppe will er ansprechen und dahingehend seine eigene Öffentlichkeitsarbeit ausrichten. Die kann, wenn man als Zielgruppe eben eine kleine, auf Wehrhaftigkeit ausgerichtete Gruppe haben will, auch rein in Mundpropaganda bestehen.

Und dass mehr Medienpräsenz auch mehr Mitglieder für die Vereine allgemein bedeuten würde, glaube ich schon. Einfach aus der eigenen Erfahrung mit der Öffentlichkeitsarbeit. Ein einmaliger (in meinen Augen nicht gerade werbewirksamer) Auftritt in einer Spielshow bringt natürlich nichts. Was etwas bringt, ist die konstante Präsenz.
Wir haben uns als Abteilung dafür entschieden, den öffentlichen Auftritt möglichst eben als solch eine eierlegende Wollmilchsau zu machen. Sprich über jede Veranstaltung, sei es Wettkampf, sei es Sportabzeichen sei es der Lehrgang zusammen mit den Aikidoka, Taekwondoin oder einem sonstigen SVler wird veröffentlicht. Zusammen mit den guten räumlichen Verhältnissen hat das seit Jahren steigende Mitgliederzahlen zur Folge, während anderswo anscheinend gravierende Probleme herrschen.

Gruß

Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:Der DJB hat versucht, den SV-Aspekt wieder mehr zu fördern, ist für die Art der Umsetzung aber auch gleich wieder harsch kritisiert worden, weil man angeblich die falschen Leute dafür genommen hat.
Nein, nicht wegen der falschen Leute, sondern weil ein "fremdes" SV-System - nämlich Krav-Maga - künstlich
aufgepfropft wird, nachdem man jahrelang die ursprüngliche SV-Komponente des Judo zugunsten des Wettkampfsportes vernachlässigt hat
und immer noch die einschlägigen Kata überwiegend als gekünstelte Demonstrationen für Dan-Prüfungen und Wettkämpfe angesehen werden und gleichzeitig
die Wettkampfregeln immer abgehobener/unrealistischer werden ... ;-)
Hofi hat geschrieben:Wir haben uns als Abteilung dafür entschieden, den öffentlichen Auftritt möglichst eben als solch eine eierlegende Wollmilchsau zu machen. Sprich über jede Veranstaltung, sei es Wettkampf, sei es Sportabzeichen sei es der Lehrgang zusammen mit den Aikidoka, Taekwondoin oder einem sonstigen SVler wird veröffentlicht. Zusammen mit den guten räumlichen Verhältnissen hat das seit Jahren steigende Mitgliederzahlen zur Folge, während anderswo anscheinend gravierende Probleme herrschen.
Na das klingt doch gut :-)
Mit freundlichem Gruß

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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Also doch die falschen Leute fürs SV geholt :D
Das Problem ist eben, dass man den Aspekt tatsächlich vernachlässigt hat, also letztlich extern auf die Suche gehen musste. Denn ich denke, die Vernachlässigung dürfte auch in vielen anderen Judo-Sportverbänden so passiert sein, heißt es hätte nicht gereicht, einfach über die Landesgrenze zu gehen.
Stimmt, Judo hat die einschlägigen Kata und die sollte man nutzen. So wie man Nage-no-Kate zum Training der Würfe und Katame-no-kata für die Bodentechniken nutzen sollte. Unabhängig von den anstehenden Prüfungen. Das würde aber bedeuten, dass die Vereine letztlich auch die entsprechenden Wünsche an ihre Landesverbände herantragen müssten. Ich glaube kaum, ein Lehrreferent würde es ablehnen, einen Lehrgang für die entsprechenden Katas zu machen auch mit dem Hintergrund diese Anwendungen von der Kata in etwas freiere Trainingsformen zu überführen. Aber es muss eben auch der Bedarf gesehen werden. Aber das setzt auch voraus, dass die Vereine/Vereinstrainer das vom Verband haben wollen und einfordern.

Bis dann

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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:Aber das setzt auch voraus, dass die Vereine/Vereinstrainer das vom Verband haben wollen und einfordern.
Wie sollen Vereine und Vereinstrainer etwas einfordern, wo sie selbst keine Notwendigkeit sehen, wenn ich in "meinen"
LVs so auf Weiterbildungen mich mit Leuten unterhalte (und das sind in der Regel die Trainer, welche Vereine am Laufen halten),
ist es flächendeckend so: Kata - ja muß man für Prüfungen können, aber eigentlich sinnlos, ok gibt da aber auch Wettkämpfe für die, welche nicht
mehr richtig kämpfen können, Breitensport und so ...
Und bisher habe ich es fast immer erlebt, daß bei Kata-LG sich in der Regel ausgiebig der ganze zeremoniellen Schnickschnack ausgebreitet wird und
dann werden viel zu viele "Techniken" durchgehastet und deren Anwendung als Trainingsmittel fällt völlig runter... Und Fragen der Teilnehmer
sind in der Regel: "Wie viele Schritte muß ich machen?" oder so ...
Meiner Meinung nach gehören Inhalte aus den Kata in die ÜL-Ausbildung rein... als Grundschule sozusagen...
Hofi hat geschrieben:Denn ich denke, die Vernachlässigung dürfte auch in vielen anderen Judo-Sportverbänden so passiert sein, heißt es hätte nicht gereicht, einfach über die Landesgrenze zu gehen.
Jedenfalls hatte Alain Cartigny auf einer der letzten Judo-Sommerschulen in Lindow, wo er mit dabei war, bemerkt (frei aus dem Gedächtnis zitiert):
"Diese Trennung Judo u. JuJutsu, wie sie bei Euch ist, haben wir in Frankreich nicht, da machen wir sowas immer im Rahmen des regulären Training"
(mit JuJutsu meinte er "Judo-SV") - Diese SV-Trainings-Einheit war nach einer langen Durststrecke von Versuchen mit SV-Einheiten ein regelrechtes Hochlicht...
Das legt für mich die Vermutung nahe, daß es in Frankreich etwas besser aussieht in dieser Hinsicht ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Weshalb sehen die Trainer die Notwendigkeit nicht?
Ich halte von Kata-Meisterschaften ehrlich gesagt auch nicht so viel, mit Bewertungen dass es irgendwo ein Fehler ist, wenn ein Schritt nen halb Fuß zu weit vorne/hinten etc. ist kann ich nichts anfangen. Kata ist ein Trainingsmittel, mit der man die Funktionsweise von Techniken erlernt. Zumindest für mich.
Wieso sehen also die Trainer keine Notwendigkeit, die Katas mit SV-Anteil zu erlernen? Fehlt dann doch das Interesse an der SV?
Zeremonieller Schnickschnack wird in Bayern eigentlich kaum auf den Lehrgängen gemacht, da stehen die Techniken im Vordergrund.

Gruß

Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:Wieso sehen also die Trainer keine Notwendigkeit, die Katas mit SV-Anteil zu erlernen? Fehlt dann doch das Interesse an der SV?
Weil es nix für den Wettkampf bringt, aus ihrer Sicht... Und Kata ist nur für Prüfungen und Kata-Wettkämpfe, das weißt Du ja ;-)
Und ja, sie haben oft inzwischen keine Interesse an SV mehr oder gar nie gehabt
- und verarschen im Grunde die Kinder, welche genau aus diesem Grund zum Judo kommen...

Bei uns im Osten war lange Zeit SV zwingend im Prüfungsprogramm - also gab es einen Grund sich damit zu beschäftigen,
jetzt ist der zwingende Grund weg, das "neue Zeug" mögen wir nicht, weil wir hatten früher ja da selber unsere SV (letztlich irgendwie Kawaishi-basiert),
da überzeugt der heutige Wahl-SV-Teil der PO nicht wirklich... Nebenbei - die Lehrgänge von Mario Staller hatten deutlich mehr Hand und Fuß,
als das, was in die PO reingekommen ist... ;-)

Ist ein schwierige Situation mit teilweise widersprüchlichen Ansichten und Empfindungen und ich glaube, wir driften hier etwas vom Thema ab... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Stimmt, vom ursprünglichen Thema sind wir ewig weit weg.

Kinder, die wegen SV zum Judo kommen? Sind glaube ich eher weniger und für die reicht meistens das, was man in dem Bereich macht.

Was die neuen Sachen in der PO angeht, finde ich es persönlich halbherzig, als Wahlteil und nur in der Anwendung nicht aber Grundform und für jemanden wie mich, den es persönlich auch nicht sonderlich interessiert (trotz zeitweise Ordner auf größeren Feiern und Alleinreisen in Mexiko hab ich es nie ernsthaft gebraucht) damit kein großer Grund sich damit zu beschäftigen. Als Verein hab ich den Vorteil, dass es da Leute gibt, die es interessiert.

Was die Katas angeht, die interessieren mich da tatsächlich mehr, allerdings nicht für Meisterschaften und zunächst einmal prüfungsunabhängig. Wobei ich auch jetzt schon darüber nachdenke, was ich 2017 für die Prüfung dann zum 4. Dan machen könnte, Goshin oder Ju-no. Die Prüfung hat da aber mehr den Grund, dass ich einfach entsprechend mich weiterbilde und wenn ich die Sachen zusammen hab, kommt die Prüfung. Außerdem, wenn ich von den Kids fordere, dass sie regelmäßig ihr Zeug in Prüfungen vormachen, sollte ich das ja auch, solange es welche für mich gibt.
Was das alte SV-Zeug aus Zeiten des DJV angeht: Müssten da nicht Techniken drin sein, die die als unbefriedigend empfundenen Anforderungen aus der PO locker erfüllen?

Damit kommt man letztlich zu dem Punkt:
Wie hämmert man den Trainern vor Ort ein, dass Judo mehr als nur Wettkampfsport ist, dass Kata wesentliche Trainingsmethoden sind und kein sinnentleertes Vortanzen und vor allem sich zwar kritisch, aber dennoch offen auf Neuerungen einzulassen. Die Landesverbände und der DJB können und müssen versuchen Rahmenbedingen zu schaffen, die der Vielfältigkeit des Judo Raum bieten und alle seine Aspekte zur Geltung bringen können. Nur nutzen müssen den Raum die Vereine.

Bis dann

Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Gerade kam bei der Übertragung des GP in Düsseldorf die info, dass die EM jetzt im Rahmen der European Games in Baku ausgetragen wird.
Gruß
hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von CombatWombat »

Katas waren zur Zeit Kanos mit Sicherheit gut, um Techniken unverfälscht an die nächsten Generationen weiterzugeben. Wie sonst sollten Techniken zur Zeit vor Videos und Internet unverfälscht weiter gelehrt werden? Aber ich denke, in der heutigen Zeit sind Katas nur noch dazu da, um den nächsten Gürtel machen zu können, ohne praktischen Nutzen.

Es ist schon unglaublich, wieviele Leute mit nem Schwarzgut rumrennen, die noch nie (ok bisl übertrieben, aber ihr wisst, was ich meine) nen Judowettkampf als Sieger verlassen haben...
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Weil es irgendwie grad so schön paßt:

Der aktuelle UFC-Kampf Ronda Roysey gegen Cat Zingano...



So stelle ich mir vor, wie sich Judo im MMA darstellen sollte. :-)
Mit freundlichem Gruß

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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Schöner Kampf, aber nochmal die Frage: Wieso sollten "wir" uns im MMA darstellen, anstatt zunächst für eine vernünftige eigene Außendarstellung zu sorgen?
Ich denke, hier werden schlicht Prioritäten vertauscht. In dem Moment, wo man für das eigenen System (Olympische Wettkämpfe, WM, EM, Grand Prix, Bundesliga) eine vernünftige Außendarstellung erreicht hat, kann man überlegen, dass man sagt: Ach übrigens, die MMAler können wir auch verhauen.
Aber man wird es in meinen Augen nicht anders herum schaffen, da man dann im wesentlichen dort nicht als Judoka wahrgenommen werden wird. Damit aber den Leuten klar ist, wer da überhaupt antritt, müssen die Leute als Judoka bekannt sein, mit No-Names bringt das für die Außendarstellung wenig bis nichts. Hat man "meine" Stufe 1 erreicht, dann kann man über die Teilnahme und entsprechende Erfolge auch das Gesamtsystem als das "bessere" System darstellen.

Gruß

Hofi
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