Alte Prüfungsordnungen DJB e.V. & DDK e.V. / vor 1989 /ab 1994 / ...

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
Asterix
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Asterix »

Ah danke! So langsam kann ich mir was zusammenreimen. Also ist der Grundstein für die heutigen Prüfungsordnungen schon damals gelegt worden, denn es ähnelt sich ja ein wenig. Wann kam denn der Schnitt von der Gokyo zur "neuen" Prüfungsordnung? Vor 1994?

@Fritz: Wie war das im Ostteil Deutschlands? Hatte die Gokyo da länger Bestand? Ich kenne nur die Gokyo, als ich angefangen habe und halt die "neuen" Sachen inkl. Anpassungen nach meinem Wiedereinstieg...

@Fritz & Caesar: Ich glaub, das werden viele Biere beim Diskutieren in 14 Tagen... :occasion14
caesar
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von caesar »

Asterix hat geschrieben: 03.06.2017, 00:00 Wann kam denn der Schnitt von der Gokyo zur "neuen" Prüfungsordnung? Vor 1994?
Diese Frage kann ich dir nicht abschließend beantworten. In dem Weinmann der gerade vor mir liegt (24. Auflage, 1987) ist es noch Gokyo-angegliedert. Verbindlich ist die Gokyo dort allerdings erst ab dem 3. Kyu, vorher ist das immer eine Empfehlung, so steht beim 5. und 4. Kyu "X Techniken nach eigener Wahl, z.B. aus dem X.Kyo".
Ab dem 3. Kyu folgt eine Vorgabe von mindestens 4 Techniken aus dem ensprechendem Kyo.
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von tutor! »

Asterix hat geschrieben: 03.06.2017, 00:00 Ah danke! So langsam kann ich mir was zusammenreimen. Also ist der Grundstein für die heutigen Prüfungsordnungen schon damals gelegt worden, denn es ähnelt sich ja ein wenig. Wann kam denn der Schnitt von der Gokyo zur "neuen" Prüfungsordnung? Vor 1994?
Was willst Du denn GENAU? Über welche Entwicklung möchtest Du genauere Informationen haben?

Es gibt ein unveröffentlichtes Thesenpapier aus dem Jahr 1990 - also bevor es durch Wiedervereinigung und Ausschuss des DDK aus dem DJB einen äußeren Anlass gab, über eine Neufassung der Kyu-PO nachzudenken. Dies wurde dem damaligen Vorsitzenden der Bundeskommission Judo im DDK zur internen Verwendung zur Verfügung gestellt. Es konnte jedoch nicht veröffentlicht werden, da es Teil einer wissenschaftlichen Arbeit war. Es wurde später, als es ein erstes Treffen der Kommission zur Erarbeitung der neuen PO gab, einigen Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Im mir leider nicht mehr vorliegenden Protokoll der ersten Sitzung wurde aus dem Papier zitiert. In diesem Papier wurde der Vorschlag diskutiert/angeregt, Prüfung und Ausbildung zusammen zu denken. Dieser Gedanke - genau diese Begründung wurde zitiert - wurde dann auch umgesetzt.

Auch andere in diesem Papier geäußerte und begründete Gedanken fanden sich später in den diversen Fassungen der POs wieder (z.B. die grundsätzliche Aufteilung in die Fächer Grundtechnik und Anwendungsaufgabe oder ein eigenes Fach Übungsformen. Die bis dato gültige Prüfungsordnung machte keinerlei Aussagen darüber, dass Techniken überhaupt in irgendwelchen Situationen angewendet werden sollen, wenngleich gute Trainer dies natürlich vermittelten. Vielfach unterblieb dies leider auch. Von daher floss der Vorschlag ein, bestimmte Anwendungssituationen verbindlich zu machen und diese auch von Grad zu Grad in der Schwierigkeit steigern zu lassen.

Das Papier ging jedoch weiterhin von 6 Kyu-Graden - also fünf Prüfungen - aus. Es enthielt auch einen konkreten und vollständigen Vorschlag für eine Kyu-PO. Die Zuordnung von Wurftechniken zu den Kyu-Graden war mit den korrespondierenden Stufen der Gokyo kompatibel, aber nicht daran ausgerichtet, sondern an einem anderen Modell der Schwierigkeit von Wurftechniken.

Allerdings entstanden diese Überlegungen auch nicht im luftleeren Raum, sodass es nicht angemessen wäre, den Autor als geistigen Urheber dieser und der nachfolgenden POs zu bezeichnen, zumal er - wie wie weiß - über das konkrete Resultat der 1994er PO - vorsichtig ausgedrückt - nicht sonderlich glücklich war und es bis heute nicht ist.

Die verpflichtende Demonstration einer kompletten Stufe der Gokyo bei Kyu-Prüfungen wurde BTW in Westdeutschland bereits 1969/70 durch eine Wahlmöglichkeit ersetzt. Nicht in der PO verankert, vielfache Praxis war es jedoch, bei einer Folgeprüfung die vollständige, dem vorigen Grad entsprechende Stufe als Vorkenntnisse demonstrieren zu lassen.
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Asterix »

Danke, Tutor! Die letzten Posts von dir und Caesar treffen recht genau meine Frage. Mit geht es um ein wenig Verständnis für die Entwicklung der PO. In meiner Trainingsgruppe sind immer mehr Wiedereinsteiger, die in verschiedenen Systemen gelernt haben. Die aus der ehemaligen DDR nach Horst Wolf, die aus dem "Westen" halt irgendwie anders. Meine Arbeit ist es zur Zeit dort einen einheitliche Stand herzustellen und die Leute inkl. der Vorkenntnisse für den nächsten Kyu fit zu machen.

Ich höre meist: "Also damals war das so...". Ich kenne die alten neuen Systeme leider nicht. Die Leute allerdings auch nur noch schemenhaft. Ich fahre zur Zeit am Besten mit einem Einstieg beim aktuellen Weiß/Gelb, angereichert um die Techniken aus der Gokyo und dann weiter nach oben. Bei manchem passt die Farbe, bei anderen muss ziemlich nachgebessert werden.

Also für mich letztendlich eine reine kleine Verständnis- und Interessenfrage. :D
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von tutor! »

Asterix hat geschrieben: 03.06.2017, 10:17 Also für mich letztendlich eine reine kleine Verständnis- und Interessenfrage. :D
Um die Entwicklungen wirklich zu verstehen, reicht es allerdings nicht aus zu ergründen, was sich irgendwann geändert hat, sondern man muss tiefer schauen. Es ist wichtig zu wissen, welche Problementwicklungen in der Fläche - nicht bei einzelnen Vereinen/Trainern - erkannt wurden und durch welche Maßnahmen man gegensteuern wollte. Die nächste Frage wäre dann, ob diese Maßnahmen aufgegangen sind oder eher nicht und welche Problemfelder daraus neu entstanden sind....

Ausgangspunkt sind die 1970er Jahre. In dieser Zeit gab es einen großen Judoboom - auch ausgelöst durch Judo als olympische Sportart und Fernseh-/Kinoszenen, in denen Judo in der Selbstverteidigung angewendet wurde. Ende der 1970er Jahre änderte sich dies zugunsten von Karate und Kung Fu (v.a. Bruce Lee). Aber das nur nebenbei.

Die zunehmende Anzahl von immer jünger werdenden Kindern machte ein Überdenken der bis dato verbreiteten Methodik erforderlich. Hierzu gab es einige sehr einflussreiche Pioniere, die mit Ihren Veröffentlichungen und Diskussionsbeiträgen viel bewegt haben. Zu lesen wären (im deutschsprachigen Raum): Wolfgang Hofmann, Mahito Ohgo, Peter Hermann, Anton Geesink, Ulrich Klocke, Ricardo Bonfranchi, Klaus Kessler u.a.

Mit Ausnahme von Geesink dachte keiner dieser Autoren an einen vollständigen Lehrplan und auch nicht an die Schaffung einer PO. Erst später wurden einige aus diesem Kreis mit in die Arbeit an der PO hinzugezogen. Letztlich enthält die 1994er PO zahlreiche Fragmente aus den Arbeiten dieser Autoren.

Problematisch an der 1994er PO war - neben einigen inhaltlichen Fragen - aber auch die Implementation. Dies war aus vielen Gründen schlicht nicht gelungen.

1.) Es gab keine ausgewiesene Richtlinienkompetenz für den DJB. Er hat also die PO erstellt und die Landesverbände haben "in eigener Verantwortung" umgesetzt oder nicht. Zeitweise galten z.B. in Berlin drei verschiedene Kyu-Prüfungsordnungen gleichzeitig: die alte PO des DDK, die neue PO des DJB und die alte PO des DJV (DDR).

2.) Bereits in der Entstehung wurde mit viel Transparenz versucht, für die neue PO eine breite Akzeptanz zu schaffen. Der Schuss ging leider nach hinten los, weil vieles nicht oder nur halb verstanden und dadurch völlig am Sinn vorbei in die Fläche getragen wurde. Dies war dann nicht mehr zurückzuholen, weil sich Informationen über vorübergehende Arbeitsstände und fertige Ordnung überlagerten. Außerdem gab es - was immer wieder vorkommt - Bewertungen ohne wirklich verstanden zu haben, worum es geht.

Aus diesen Gründen gab es in der Folge zahlreiche Nachsteuerungen...
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Fritz
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Fritz »

Es ist echt zum Verzweifeln, ich finde meine Datei nicht.

Mußte also meinen Papier-Ausdruck scannen:
Judo_APO_1994.PDF
So, hab noch Zettel in A4 gefunden, leider hatte bei blau u. braun etwas die Vorlage qualitative Mängel:
Judo_APO_1994_A4.PDF
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Fritz »

Asterix hat geschrieben: 03.06.2017, 00:00 @Fritz: Wie war das im Ostteil Deutschlands? Hatte die Gokyo da länger Bestand? Ich kenne nur die Gokyo, als ich angefangen habe und halt die "neuen" Sachen inkl. Anpassungen nach meinem Wiedereinstieg...
Also mein Altverein hat, solange es ging, noch nach der DJV-PO geprüft. In der 94/95-PO gab es dann ja die Möglichkeit, die Zwischengürtel mit dem vollen Gürtel zusammen
abzulegen, ich glaub, das wurde auch gut genutzt ...

Bei Prüferweiterbildungen geht das Gerücht, daß es immer noch böse Vereine gibt, in denen nach dem alten Programm geprüft wird ;-)

Einer unserer Leute war in Strausberg zur Trainer-C-Ausbildung und hat mir die Prüfungs-Vorbereitungs-Bögen eines Berliner Großvereins gezeigt, die ihm ein Vertreter dieses Verein gegeben hatte, die sehen wie eine Mischung aus aktueller PO und Gokyo-PO aus, haben sie gar nicht mal schlecht gemacht ... :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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Grundsätzliche Überlegungen

Beitrag von HBt. »

tutor! hat geschrieben: (...)
Allerdings entstanden diese Überlegungen auch nicht im luftleeren Raum, sodass es nicht angemessen wäre, den Autor als geistigen Urheber dieser und der nachfolgenden POs zu bezeichnen, zumal er - wie wie weiß - über das konkrete Resultat der 1994er PO - vorsichtig ausgedrückt - nicht sonderlich glücklich war und es bis heute nicht ist.
Heute, knapp 30ig Jahre nach dem "konstruktiv angefülltem Raum" ...
macht mich exakt diese Aussage und diese:
Es gibt ein unveröffentlichtes Thesenpapier aus dem Jahr 1990 - also bevor es durch Wiedervereinigung und Ausschuss des DDK aus dem DJB einen äußeren Anlass gab, über eine Neufassung der Kyu-PO nachzudenken. Dies wurde dem damaligen Vorsitzenden der Bundeskommission Judo im DDK zur internen Verwendung zur Verfügung gestellt. Es konnte jedoch nicht veröffentlicht werden, da es Teil einer wissenschaftlichen Arbeit war. Es wurde später, als es ein erstes Treffen der Kommission zur Erarbeitung der neuen PO gab, einigen Mitgliedern zur Verfügung gestellt.
(...)
extrem neugierig.

Wenn wir uns schon für die Entwicklung /und eben hinsichtlich der Herausforderung 'Asterixs', interessieren, dann muss uns diese wissenschaftliche Arbeit und der Autor interessieren.

Wer ist der Urheber?
Wie /und von wem bekommen wir die Ausarbeitung?

Persönlich bin ich ein Kind des Booms, der Bruce Lee-Welle, ... etc.pp. und habe im Westen eben alle in dieser Zeitspanne gültigen (A)POs kennenlernen dürfen, mich daran ausrichten, unterordnen, verstehen, vermitteln ... etc.pp.

#von dem (nennen wir es Thesenpapier) existenten Geheimnis, hatte ich z.B. indirekt Kenntnis über eine kleine Geschichte von H. Hornxxx himself ---> Geschichten sind also mehr als genug im Umlauf.

HBt.
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Re: Grundsätzliche Überlegungen

Beitrag von tutor! »

HBt. hat geschrieben: 03.06.2017, 14:03Wenn wir uns schon für die Entwicklung /und eben hinsichtlich der Herausforderung 'Asterixs', interessieren, dann muss uns diese wissenschaftliche Arbeit und der Autor interessieren.

Wer ist der Urheber?
Wie /und von wem bekommen wir die Ausarbeitung?
Die Arbeit wurde nie fertig gestellt und der Verfasser hatte auch keinen über das Geschilderte hinaus gehenden Einfluss auf die 1994er oder spätere Prüfungsordnungen. Den entscheidenden und richtungsweisenden Vortrag hielt damals Klaus Kessler, der damit für die Initialzündung gesorgt hat. Wenn es noch etwas gibt, dann sein damaliges Papier, das m.W. allen Prüfungsreferenten zur Verfügung gestellt wurde.

Asterix wollte ja wissen, zu welchem Zeitpunkt sich die Entwicklungen der PO zugetragen haben. Es war zwischen 1990 und 1994 - da wurde die Entscheidung getroffen, Ausbildungs- und Prüfungsordnung zusammenzufassen und situative Vorgaben zu machen. Konkret mit Inhalt gefüllt - also den Zuordnungen der Techniken zu den jeweiligen Graden - wurde dies dann um 1992/93, sodass es 1994 in Kraft treten konnte.
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Jupp »

Nachfolgend stelle ich einen Beitrag eines Kommissionsmitgliedes der "Kyuprüfungs-Kommission von 2004" zur Verfügung. Dieser Beitrag darf allerdings nur als individuelle Meinung dieses einen Mitglieds der Kommission angesehen werden. Er soll jedoch verdeutlichen, dass es bei der Erstellung der derzeit gültigen Kyu-Po um mehr ging, als nur das Zusammenstellen von Techniken in einer bestimmten Reihenfolge, wie es durch die Gokyo von 1920 vermittelt worden ist. Über die Tokyo ist in diesem Forum schon vor einigen Jahren ein sehr langer und kontrovers geführter Faden entstanden.

Also, hier der Beitrag (ohne Formatierungen):

Grundüberlegungen zur Fortschreibung
der DJB-Ausbildungs- und Prüfungsordnung


I. Teil
„Pädagogische Perspektive
n“


„Judo ist – in letzter Konsequenz - der höchst wirksame Gebrauch von Geist und Körper zu dem Zweck, sich selbst zu einer reifen Persönlichkeit zu entwickeln
und einen Beitrag zum Wohlergehen der Welt zu leisten“
So definiert Jigoro Kano Inhalt und Ziel des Judotrainings.

1. Unter dem Stichwort „Pädagogische Perspektiven“ wird Judo als ein „Beitrag zur Erziehung verstanden“, so wie es Jigoro Kano im ursprünglichen Sinne formuliert hat.
2. Kano hat für sein Judo drei wichtige Bereiche unterschieden, in denen es „erzieherisch“ wirken soll, nämlich: „Training des Körpers“, „Lernen, wie man einen Gegner besiegt“ und „angemessenes Verhalten und gute Manieren“ (vgl. dazu David Matsumoto in seinem vom Kodokan offiziell genehmigten, gegengelesenen und empfohlenen Buch „ An Introduction to Kodokan Judo – History and Philosphy, Tokio 1996, S. 97-107.
3. Wir sollten also bei unseren Überlegungen in zwei Richtungen arbeiten und denken:
a) was kann Kodokan-Judo von Jigoro Kano als Erziehungssystem leisten und
b) wie und wo können wir diese Aspekte als Hilfe im Entwicklungsprozess unserer Kinder und Jugendlichen angemessen und realistisch in unserer APO umsetzen.


Umsetzung dieser Grundüberlegungen

„Training des Körpers“
Kano möchte, dass durch Judo der Körper der Übenden „gesund, kräftig und nützlich wird“ oder neudeutsch „Judo einen Beitrag zur Entwicklung der motorischen und – wie ich auch meine – sprachlichen Fähigkeiten leisten soll“

„Lernen, wie man einen Gegner besiegt“
Darunter fasst Kano Aspekte wie geistiges und emotionales Lernen, also (neudeutsch) einen Beitrag zur „Entwicklung der Intelligenz und des emotionalen Selbstvertrauens“. In diesen Bereich gehört das technische Prinzip „Bester Gebrauch von Geist und Körper“

„angemessenes Verhalten lernen und gute Manieren“
Kano versteht darunter Dinge wie partnerschaftliches Denken sowie sittliches, moralisches und ästhetisches Lernen, also Aspekte die (neudeutsch) als Beitrag zur „Entwicklung einer grundlegenden Sozialkompetenz“ gedeutet werden können. Unter diesem Aspekt kann das moralische Prinzip „durch gegenseitiges Helfen beiderseitiges Wohlergehen fördern“ verstanden werden.
Wenn wir also unter „pädagogischer Perspektive“ grundsätzlich an die APO herangehen wollen, dann müssen wir überlegen, ob, wie und wo wir mit der bestehenden Konzeption dieses drei von Kano formulierten Zugänge zum Judo „anbahnen“ oder „unterstützen“, ob wir also (um mit Funke-Wieneke zu sprechen) mit der bestehenden APO den Aufbau eines „erziehlichen Milieus“ unterstützen, das junge Judoka anregt, „ihren Körper zu trainieren“, „sich kämpferisch mit Gegnern auseinanderzusetzen“ und dabei gleichzeitig „angemessenes Verhalten lernt und gute Manieren“ zeigt.


In unserer Judo-Ausbildung müssen wir also

- motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln helfen (konditionelles und koordinatives Training)

- kämpferische und geistige Fähigkeiten entwickeln helfen (technisches und kämpferisches Training)

- ästhetische, soziale und ethische Einstellungen entwickeln helfen (soziales und moralisches Training und Belehrung)


Dies geschieht in einer „komplexen Erziehungssituation“ durch Judotraining und Belehrung (d.h. Ansprechen – gewünschter - sozialer, moralischer und ethischer Verhaltensweisen auf der Matte, z.B. durch – immer wieder geduldig ausgeführte – Hinweise auf die Höflichkeits-, Hygiene- und Verhaltensregeln im Dojo und auf der Matte).
Dies alles geschieht vor allem auf der Matte, im Dojo durch Üben und miteinander sprechen sowie das Beispiel des Judolehrers.
Ein „wirklicher“ Judolehrer hat dabei eine große Verantwortung, die auch über den Dojobereich hinaus geht. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie weit man diesen Aspekt mit einer APO erfassen kann.




II. Teil

Motorisch-didaktische Überlegungen


A) „Körperliches Training“, also konditionelle und koordinative Ausbildung
Unter dieser Perspektive muss man berücksichtigen, dass sich die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten unserer Kinder (d.h. bis 14 Jahren) in den letzten Jahren vor allem in Bezug auf Entwicklung der Kraft und Ausdauer zunehmend verschlechtert haben.
Unsere Aufgabe ist es also zunächst einmal:
- Die Kraftfähigkeiten der Kinder zu verbessern
- Die Ausdauerfähigkeiten der Kinder zu verbessern,
damit sie überhaupt angemessen Judo lernen können.

Diese beiden Aspekte sollten – vor allem während des Auf- und Abwärmens - verwirklicht werden durch:
- die traditionelle Judogymnastik
- moderne Zweckgymnastik vor allem zur Kräftigung der Rumpf-, Arm- und Beinmuskulatur
- zahlreiche Kleine Spiele
- Grundübungen des Bodenturnens
- Grundübungen der Partner-Akrobatik
(nach dem Grundsatz: auf die richtige Mischung kommt es an!)

Aber auch die technisch korrekte Ausführung der Judoübungen (Fallübungen, Wurfübungen Haltegriffe und Befreiungen) sowie die Anwendung der Judo-Übungsformen (Bodenrandori, Uchi-komi, Yakosoku-geiko) leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Entwicklung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten.

Ganz wichtig ist unter der pädagogischen Perspektive „Entwicklung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten“ die Berücksichtigung der Grundsätze „Angemessenheit“, „Zweckmäßigkeit“ und „Folgerichtigkeit“.



Also ist unser erster, wichtiger
Inhalt (I.): „Kraft- und Ausdauertraining

durch Gymnastik, Kleine Spiele, Bodenturnen und Partnerakrobatik“

B) „Lernen, einen Gegner zu besiegen“, also technische, geistige und emotionale Ausbildung

Unter dieser Perspektive muss man berücksichtigen, dass viele der Kinder, die mit dem Judo beginnen, körperliche, emotionale und/oder geistige Probleme mitbringen. Sie benötigen Zeit in der Gruppe, um sich angemessen zu entwickeln.

Der Spruch „Wer andere besiegen will, muss zunächst einmal sich selbst besiegen“, macht den Anspruch deutlich. Nur wer es schafft, sich den Anforderungen, die das Erlernen des Judo mit sich bringt, zu stellen, also nur wer tatsächlich lernwillig und fähig ist, kann lernen, „wie man einen Gegner besiegt“. Denn dazu gehört neben dem Erlernen der Judotechnik auch die Ausbildung von Taktik, Selbstvertrauen und der Umgang mit Niederlagen etc, also die geistige und emotionale Ausbildung. Jigoro Kano hat dies mit dem technischen Prinzip vom „besten Einsatz von Geist und Körper“ zusammengefasst.

Vor allem bei sehr jungen Judoka (d.h. unter 8 Jahren!) kann man die Voraussetzungen, diese komplexen Dinge zu verstehen, nicht immer erwarten.
Daher sollten die Zielsetzungen bei der Anfängerausbildung der jungen Kinder sich möglicherweise auch von denen der etwas älteren bzw. der Jugendlichen und Erwachsenen unterscheiden oder aber sich langsam von Kyu zu Kyu fortschreitend entwickeln. Konkret bezieht sich dies z.B. auf das Beherrschen von
- japanischen Namen
- Kenntnis von Übungsformen
- Verständnis von Prinzipien und Grundsätzen
- Verständnis und Befolgung der Judoregeln und Höflichkeitsformen
(dies sollte von Kyu zu Kyu umfassender und tiefer verstanden und beherrscht werden; auch hier sollten wir einen Erziehungsprozess anstreben, ohne jedoch die Ziele der Vermittlung unseres Judo aus dem Auge zu verlieren!)

Inhaltlich kann diese pädagogische Perspektive durch
- die Vermittlung der Fallübungen
- der Judowürfe
- der Haltegriffe und Befreiungen
- der Judo-Übungsformen (Kata, Randori und Shiai)

vermittelt werden. Wobei die Übungsformen Kata, Randori und Shiai eine altersgemäße und dem (Judo-) Entwicklungsstand angemessene Interpretation erfahren müssen (vgl. dazu z.B. die DJB-Rahmen-Trainingspläne)

Also ist unser zweiter, wichtiger

Inhalt (II.): „Technik- und Kampftraining
durch Erlernen, zunehmendes Anwenden und kreatives (individuelles) Gestalten
von Fallübungen, Würfen, Griffen und Befreiungen“

C) „Lernen, sich angemessen zu verhalten und gute Manieren zu zeigen“, also partnerschaftliche, ethische, moralische und ästhetische Ausbildung.

Judo hat – im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten – festgeschriebene Werte, zu denen sich auch der DJB ganz offiziell bekennt (vgl. Poster „Judowerte“).
Die Vermittlung dieser Judowerte, der Hygiene- und Dojoregeln sowie der traditionellen Höflichkeitsformen („Rei“) beinhaltet dieser dritte Lernbereich.
Jigoro Kano hat diesem Bereich das moralische Prinzip „vom gegenseitigen Unterstützen zu beiderseitigem Wohlergehen“ zugeordnet und sieht vor allem hierin die Chance, zur Entwicklung einer starken, selbstbewussten Persönlichkeit beizutragen, die einen Beitrag zum Wohlergehen der Welt zu leisten vermag.

Die Vermittlung in diesem Lernbereich erfolgt vor allem durch das Beispiel des Lehrers und der älteren Schüler sowie durch ständige Belehrung. Auch in diesem Erziehungsfeld ist „Rom nicht an einem Tag gebaut worden“ und der Judolehrer muss seine Schützlinge immer wieder geduldigh mit den Werten und Regeln des Judo vertraut machen.
Für die APO erscheint mir in diesem Zusammenhang wichtig, dass wir uns innerhalb des DJB auf einen „Werte- und Regelkatalog“ festlegen (der nicht auf „ewig“ Bestand haben muss, sondern ständig überprüft werden sollte).
Nur so können wir bei unseren verschiedenen Ausbildungen ein „erwartetes Verhalten“ unserer Judolehrer und Judotrainer erreichen und uns – d.h. wir als „Lehrteam“ – ständig überprüfen, ob wir als Beispiele für „angemessenes Verhalten“ und „gute Manieren“ herhalten können.
Dieser dritte Lernbereich kann sich also als ein „ganz heißes Thema“ erweisen, über dessen Inhalte und Vermittlungsmethoden sich möglicherweise nur schwerlich „Konsens“ wird herstellen lassen.

Dieser Lernbereich kann u.a. vermittelt werden durch:
- Aufgreifen von Regelverstößen
- Eingreifen bei Konflikten zwischen den Übenden
- Besprechen von Verhaltensnormen im Dojo
- Belehrung über Regeln und Verhaltensnormen
- Vorbild des Lehrers und der älteren Schüler
- Herausstellen von erwünschtem, beispielhaftem Verhalten etc.

Wobei wir sicherlich nicht endgültig festschreiben können, welches Verhalten „angemessen“ ist, das sich dies ja gerade auf die Interpretation der jeweiligen Situation bezieht und dadurch sich als Erziehungsziel so etwas wie ein Beitrag zur „soziale Intelligenz“ entwickeln soll.

Unser dritter und zugleich wichtigster

Inhalt (III.):„Ausbildung eines Verhaltens- und Regelbewußtseins
durch Vermitteln und Begründen von Regeln und Verhaltensvorschriften auf der Judomatte sowie durch Vergleichen von angemessenem und nicht angemessenem Verhalten“

Zusammenfassung:

Was und warum?
Pädagogische Perspektiven (Der Beitrag des Judo zur Entwicklung unserer Jugend)
• Ausbildung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten (Entwicklung der motorischen und sprachlichen Fähigkeiten)
• Ausbildung der judotechnischen und kämpferischen Fertigkeiten (Entwicklung der Körperintelligenz und des Selbstbewusstseins)
• Ausbildung eines angemessenen Verhaltens und Regelbewusstseins (Entwicklung sozialer Intelligenz und eines moralischen Bewusstseins)


Womit und wie?
Didaktische Überlegungen (Die Mittel des Judo im Erziehungsprozess)
• Konditions- und Koordinationstraining durch Gymnastik, Kleine Spiele, Bodenturnen und Partnerakrobatik
• Technik- und Kampftraining durch Erlernen von Fallübungen, Würfen, Griffen und Befreiungen sowie durch Anwendung der Übungsformen Kata, Randori und Shiai
• Vermittlung von Verhaltensnormen und Höflichkeitsregeln durch Einführung und Begründung von Hygiene- und Dojoregeln sowie der üblichen Höflichkeitsrituale („Rei“)



Arbeitshinweise:
• Meine obigen Ausführungen sollen den Bereich kennzeichnen, in dem wir uns „gefahrlos“ bewegen können und immer auf sicherem (Kodokan-) Boden stehen!
• Die Ausführungen können jedoch auch ein Maßstab sein für weiterführende (stärker differenzierende) Überlegungen, d.h. solche sollten den vorgegebenen (Kodokan-) Rahmen nicht überschreiten.
• Die obigen Überlegungen kennzeichnen jedoch auch den Bereich der Mittel und Zwecke, die (Kodokan-) Judo zur Verfügung stellt.
• Judo ist vor allem körperliches Lernen und Verstehen!


Liebe Kollegen,
wenn Ihr Euch mit dem von mir zusammengestellten einverstanden erklären könnt, dann wäre dies die Plattform, von der aus wir:
• Ziele und Inhalte der einzelnen Kyustufen didaktisch korrekt entwickeln könnten
• Eventuell einzelne Inhalte methodisch vernünftig verschieben könnten
• So etwas wie ein motorisches Anforderungsprofil (eben keine Lernziele!) für jeden Kyugrad erstellen könnten
• Regeln und Verhaltenskataloge formieren könnten

Euer

XYZ
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von tutor! »

Jupp hat geschrieben: 03.06.2017, 19:00 Nachfolgend stelle ich einen Beitrag eines Kommissionsmitgliedes der "Kyuprüfungs-Kommission von 2004" zur Verfügung. Dieser Beitrag darf allerdings nur als individuelle Meinung dieses einen Mitglieds der Kommission angesehen werden. Er soll jedoch verdeutlichen, dass es bei der Erstellung der derzeit gültigen Kyu-Po um mehr ging, als nur das Zusammenstellen von Techniken in einer bestimmten Reihenfolge (...)
Vielen Dank für diesen Beitrag. Er entstand offensichtlich im Rahmen der Überarbeitung rund 10 Jahre später. Dazwischen gab es einige Arbeiten und Aktionen zu Fragen von Judo und Erziehung, insbesondere die Tagung in Bad Blankenberg 1999. Leider wurden die Ergebnisse meist nur in sehr reduzierter Form wahrgenommen...
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nachvollziehbar

Beitrag von HBt. »

... ich denke gerade an die erste Zeit der Umsetzung und Einführung (1992 bis 1994 in Niedersachsen), es war schon sehr spannend und eine kleine Revolution.
:D

Dankeschön Jupp (& tutor!),
für den Beitrag.
tutor!
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Re: nachvollziehbar

Beitrag von tutor! »

HBt. hat geschrieben: 05.06.2017, 11:08 ... ich denke gerade an die erste Zeit der Umsetzung und Einführung (1992 bis 1994 in Niedersachsen), es war schon sehr spannend und eine kleine Revolution.
Niedersachsen hat ja auch den Anstoß für den Entzug des Prüfungsauftrags des DDK gegeben (H.S. und H.R.)... insofern ist es kein Wunder, dass es dort besonders radikal zuging mit der Umsetzung. Allerdings war man dort auch gegenüber dem DJB sehr "selbstbewusst".

Zudem wurde das Niedersächsische Dan-Kollegium (http://ndk-ev.de) gegründet (wie in NRW auch das NWDK gegründet wurde), nur erlangte es nicht die Bedeutung, die es sicherlich haben wollte.

In/den Niedersachsen ging es vor allem um Geld, aber auch um Macht... die anderen Beiträge zeigen aber auch, dass es einigen Leuten tatsächlich um etwas anderes ging: nämlich die Weiterentwicklung des Judo als System der Persönlichkeitsentwicklung und nicht nur als reiner Wettkampfsport.
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Die Umsetzung (APO 2004/2008)

Beitrag von HBt. »

Beitrag von Jupp » 03.06.2017, 19:00

(...)
Liebe Kollegen,
wenn Ihr Euch mit dem von mir zusammengestellten einverstanden erklären könnt, dann wäre dies die Plattform, von der aus wir:
• Ziele und Inhalte der einzelnen Kyustufen didaktisch korrekt entwickeln könnten
• Eventuell einzelne Inhalte methodisch vernünftig verschieben könnten
• So etwas wie ein motorisches Anforderungsprofil (eben keine Lernziele!) für jeden Kyugrad erstellen könnten
• Regeln und Verhaltenskataloge formieren könnten
Ein interessanter Bericht, einwerfen möchte ich das Folgende:

a) wir alle (ÜL/TR/Sporttreibende) können den Überlegungen folgen und wollen die Ziele erreichen
b) richten uns für eine zielgerichtete Umsetzung aus

c) ===> wir müssen den Unterricht mit seinen einzelnen Inhalten auf mehrere Tage und Einheiten pro Woche sinnvoll aufteilen /splitten!

Die Umsetzung
funktioniert nicht mit einem einmaligen Spieltag (nicht negativ bewertet!) pro Woche, mit maximal 90 Minuten Hallenzeit, abzgl. des Auf- u. Abbau von Judomatten.

d) der Plan (die Ideen) berücksichtigt/en nicht die derzeitige "mediale Abhängigkeit" der Kinder, jugendlichen u. mittlerweile auch erwachsenen Menschen

e) ===> wir müssen unsere (freiwilligen) Schützlinge erst von ihren Abhängigkeiten befreien (heilen); sie sind abhängig und benötigen permanent einen neuen Reiz /einen Impuls von kräftigen, farbenfrohen und bewegten Bildern (das neue Kokain) ... Stichwort "digitale Demenz"

f) wie werden sie auf den Entzug reagieren???


Die zukünftige (A)PO_2018 sollte (mit ihrem direkt verzahnten RTP) einen Grundstock bilden, um mit den therapierenden Psychologen und Kinderärzten ... Hand in Hand zusammenzuarbeiten, denn die benötigen wir bald alle - zum Wohle des Drogenabhängigen (Smartphone, um nur ein signifikantes Lollypop aufzuzählen).

g) alternativ setzen wir obige Punkte (siehe 'Jupps Beitrag') gekonnt mit einer SmartphoneAPP um ---> vergleichend mit der neuen, zukunftsweisenenden, allgemeinbildenden Schule.

Ist der Ofen nicht schon längst aus?

HBt.

PS

Wenn Judo sein volles Potential einbringen möchte /soll, dann müssen wir vor Ort' mit den ortsansässigen Schulen, Ärzten, therapeutischen Einrichtungen, den Eltern, Schülern und Patienten /der Klientel direkt zusammenarbeiten:"Hand in Hand!".

Ziele (auch Wünsche) müssen definiert werden,
ein individueller Plan, neben dem für eine Gruppe, erstellt werden ...
HBt.
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Überlegungen 2004 führen direkt zu Neuen

Beitrag von HBt. »

(...)
Motorisch-didaktische Überlegungen

A) „Körperliches Training“, also konditionelle und koordinative Ausbildung
Unter dieser Perspektive muss man berücksichtigen, dass sich die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten unserer Kinder (d.h. bis 14 Jahren) in den letzten Jahren vor allem in Bezug auf Entwicklung der Kraft und Ausdauer zunehmend verschlechtert haben.
Unsere Aufgabe ist es also zunächst einmal:
- Die Kraftfähigkeiten der Kinder zu verbessern
- Die Ausdauerfähigkeiten der Kinder zu verbessern,
damit sie überhaupt angemessen Judo lernen können.

Diese beiden Aspekte sollten – vor allem während des Auf- und Abwärmens - verwirklicht werden durch: (...)
Die Hervorhebung stammt von mir.

Warum verfügen sie nicht über diese zwei 'Konditionellen Fähigkeiten' ?

- Sollte man diese nicht gezielt und gesondert (getrennt von Judotechnik) verbessern? Ja.

Was müsste man heute noch aufnehmen?

- Die mangelnden sozialen und kognitiven Fähigkeiten (auch der Eltern), als Folge der SUCHT.

Als Erstes muss ergo ein felsenfestes Werkzeug her: die Medienkompetenz ---> ausschalten und weglegen, den Konsum gegen NULL fahren.
Vorher werden wir nie Judo lehren und lernen können. Uns bleibt die Freude (und die resultierende Sozialkompetenz) für immer versperrt - um es einmal sehr drastisch zu formulieren: "das Handy /das Internet /Games entspricht zu 100% dem BESTECK eines Junkie."

Wo müssten wir also ansetzen?

- Bei den erwachsenen Menschen, den Eltern ... oder bei der Politik /den Unternehmen /der Korruption.
- Die Kirche /den Glauben dürfen wir dabei auch nicht vergessen.

2018 wird es Zeit für eine neue (A)PO

#
Für die Masse' kann Judo- das, was es leisten will, nicht (mehr) leisten.

Gruß,
HBt.
HBt.
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Die Sektierer ;-)

Beitrag von HBt. »

(...)
die anderen Beiträge zeigen aber auch, dass es einigen Leuten tatsächlich um etwas anderes ging:
nämlich die Weiterentwicklung des Judo als System der Persönlichkeitsentwicklung und nicht nur als reiner Wettkampfsport.
Das ist bis heute so geblieben :D
(...)
Zudem wurde das Niedersächsische Dan-Kollegium (...) , nur erlangte es nicht die Bedeutung, die es sicherlich haben wollte.
Und das ist auch gut so!
#
An die Knalltüten uvw. & xyz. erinnere ich mich lebhaft :? _ in einem ganz anderen, internen Kontext.

@Asterix,
berichte doch später noch einmal, inwiefern Dir die neuen Informationen bzgl. Deines weiteren Trainingsauftrages behilflich waren - wahrscheinlich kannst Du die Truppe jetzt besser abholen und den Einzelnen verstehen.

Doch letztendlich ist die APO (und ein RTP) nebensächlich, es zählt die Kompetenz und das Charisma des "Lehrers" ... die Motivation im weitesten Sinne.

Gruß,
HBt.
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Fritz
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben: 06.06.2017, 11:50 uch nicht vergessen.

2018 wird es Zeit für eine neue (A)PO
Nein, bitte nicht ...
HBt. hat geschrieben: 06.06.2017, 11:50 Für die Masse kann Judo das, was es leisten will, nicht (mehr) leisten.
Judo selbst ist keine Person, es kann also nichts wollen.
Also eher "was es leisten soll" - und da haben wir dann wieder ein Interessen-Gemenge,
beginnend von offensichtlichen/vermuteten Absichten Kanos bis hin zu Wunsch ordentlich
Kohle mit umzusetzen...
Aber selbst zu Kanos Zeiten war Judo nie massentauglich, sonst hätte er es nicht in den Schulsport reindrücken müssen ;-)
Und ehrlich gesagt, sehe ich "Massentauglichkeit" nicht wirklich als erstrebenswertes Ziel ... (Handys sind massentauglich)
HBt. hat geschrieben: 06.06.2017, 11:50 Warum verfügen sie nicht über diese zwei 'Konditionellen Fähigkeiten' ?

- Sollte man diese nicht gezielt und gesondert (getrennt von Judotechnik) verbessern? Ja.
In der Regel ist zu beobachten, daß sich auch beim unkoordinativen, schlacksigen, schlappen, luftschnappenden Übling
sich durch regelmäßige Judo-Trainingsteilnahme durchaus gewaltige Verbesserungen einstellen - relativ u. subjektbezogen betrachtet...
Aber das setzt natürlich voraus, das sich ein gewisser Trainingswillen und Beharrlichkeit entwickeln ...
Hier ist die APO aber nur _ein_ Anreiz, von wegen der hübschen Gürtel, aber wenn wir hier den Trend
zur Herabsetzung der Anforderungen beibehalten, wird dieser Anreiz immer weniger wirken in Hinblick auf Trainingswillen / Beharrlichkeit.
HBt. hat geschrieben: 06.06.2017, 10:54 e) ===> wir müssen unsere (freiwilligen) Schützlinge erst von ihren Abhängigkeiten befreien (heilen); sie sind abhängig und benötigen permanent einen neuen Reiz /einen Impuls von kräftigen, farbenfrohen und bewegten Bildern (das neue Kokain) ... Stichwort "digitale Demenz"
Das ist illusorisch, dazu ist das Zeitfenster der Einflußnahme mit 2x1h Training die Woche einfach zu begrenzt.
Ansonsten kann es natürlich auch sein, dass sie die "handyfreie" Mattenzeit instinktiv als wohltuend wahrnehmen - was auch nicht schlecht wäre.

Komischerweise reicht die digitale Vernetzung aber nicht so richtig aus, um im Vorfeld des Trainings zu klären, ob wer warum nicht zum Trainingstermin erscheint. ;-)
HBt. hat geschrieben: 06.06.2017, 10:54 Die zukünftige (A)PO_2018 sollte (mit ihrem direkt verzahnten RTP) einen Grundstock bilden, um mit den therapierenden Psychologen und Kinderärzten ... Hand in Hand zusammenzuarbeiten, denn die benötigen wir bald alle - zum Wohle des Drogenabhängigen (Smartphone, um nur ein signifikantes Lollypop aufzuzählen).
...
Ziele (auch Wünsche) müssen definiert werden,
ein individueller Plan, neben dem für eine Gruppe, erstellt werden ...
Individuell sind die alle schon - zumindest halten sie sich immer selbst für recht wichtig - obwohl sie in Massen ganz konform irgendwelchen Mode-Erscheinungen nachlaufen ...
Also individuelles Händchenhalten, gilt nur im Ausnahmefall ...
Einfügen in die Trainingsgruppe, Schaffung des Bewußtseins, daß es was Gutes, Besonderes ist, ein Teil genau dieser Gruppe zu sein - das sollte das Ziel sein ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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Offtopic

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben: Einfügen in die Trainingsgruppe, Schaffung des Bewußtseins, daß es was Gutes, Besonderes ist, ein Teil genau dieser Gruppe zu sein - das sollte das Ziel sein ...
Ich weiß gar nicht mehr was man (ich, wir) noch zum Thema schreiben könnte :? Dein letzter Satz /und Statement erinnert mich zu sehr an meine Jugend :cry: Ach war das eine schöne Zeit ;)

#
Vielleicht benötigen wir (mehr) Beispiele für erfolgreiche Umsetzungen, lokale Ergebnisse, unabhängig von großen Vereinen oder Stützpunkten ... sagen wir eine Kooperation mit den "Allgemeinbildenen Schulen" oder einer therapeutischen Einrichtung, eine Zehn-Jahres-Dokumentation im Kino ...

verschließen wir* doch nicht die Augen!? verlassen unseren Tümpel oder dümpeln weiter.

##
Strukturen, wir müssen Strukturen schaffen - einen Lebensraum /ein Habitat, einen Nährboden.

###
'Judo', muss zu einer bewussten Entscheidung werden.

HBt.

Ach' es ist nicht einfach - man hat es nicht leicht (im Leben).


*real existierende Personen, Menschen mit einem Werkzeug, einer Idee, einer Überzeugung - Kodokan Judo
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Nachtrag

Beitrag von HBt. »

... die Umsetzung eines RTP (& APO) macht ja nur Spaß und bereitet viel Freude, wenn man den sichtbaren /messbaren Erfolg (mit)teilen kann, wenn man ausreichend Material (Mitglieder /Üblinge) zur Verfügung hat.

Wem kann man Gutes tun? und wo kommen wir an sie heran? In der Schule (oder im Seniorenheim) - Kinder & Alte.

#
Die hypothetische
APO_2018
muss
sich an den Bedürfnissen der Zeit & der Zielgruppe orientieren.

Als was wollen wir Judo der 2020er Jahre etablieren?
Holger König
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Re: Alte Prüfungsordnung DJB e.V. & DDK e.V. vor 1989

Beitrag von Holger König »

Judo massentauglich / im Schulsport bedeutet, einen Grundlehrgang anzubieten. Judo auf Ebene höherer Kyu- (bzw. erst recht der Dan-) Graduierungen wird nicht massentauglich. Das ist übrigens bei jeder Sportart so.
Die Frage ist jedoch, wie attraktiv kann so ein Grundlehrgang im Schulsport sein, um damit Nachwuchs für die Vereine zu gewinnen.
Das Buch "Kampfsport in der Schule" (Fachbuch für Sportlehrer im Schulsport der DDR), welches leider nur noch antiquarisch erhältlich ist, ist dabei eine bessere Anleitung, als die derzeitige APO.
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