Die Antwort steht im Prinzip oben:HBt. hat geschrieben:Nachdem ich die entsprechenden Kapitel zum Thema KATA bei Watson und Hoare noch einmal gelesen habe, behaupte ich: die Koshiki no kata ist eine waschechte Kodokan Judokata.Fritz hat geschrieben: Hmm, meines Wissen hat Kano diese Kata eben nicht für Judo erstellt.
Er hat die Omote- und Ura-Kata der Kito-Ryu als Koshiki-No-Kata ins Judo übernommen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob Jigoro Kano die Omote-u. Ura Form der Kito-Ryu 1 zu 1 im Ablauf übernommen hat und ihr ausschließlich einen neuen Namen gab (wenn es vorher überhaupt einen speziellen Namen gab?).
Ich müsste jetzt die Jahreszahlen genau nachschauen, aber bis Anfang des 20. Jahrhunderts (ca. 1905) steht in den Aufzeichnungen zu den Demonstrationen beim Kodokan Kagami-Biraki stets, dass dort "Kito-ryu-Kata" demonstriert wurden. Dann hieß es auf einmal "Koshiki-no-Kata" (古式の形, von 古=alt, antik und 式=Methoden, System). Obwohl Kano menkyo-kaiden in Kito-ryu hatte und obwohl ein der Anfangszeit des Kodokan dort weiterhin Kito-ryu gelehrt wurde (sein Lehrer Iikubo war als Trainer am Kodokan tätig) und obwohl einige seiner Schüler ebenfalls in Kito-ryu menkyo erhielten hat Kano Kito-ryu nicht als solches fortgeführt, sondern als "alte Methoden" weiterlaufen lassen.Reaktivator hat geschrieben:Das ist im Prinzip zwar richtig - aber er wollte sich mit seinem Kodokan-Judo doch sehr bewußt von den aus seiner Sicht teilweise zu esoterischen Inhalten der Kito-ryu absetzen - und hat diese Kata deshalb eben nicht als Kata der Kito-ryu weiterüben lassen.
Die Frage, die Reaktivator aufgeworfen hat, ist letztlich die Entscheidende, die auch CK umtreibt: Was ist der Kern der Koshiki-no-Kata? Hierzu gibt es eine Menge Material, eine Menge Forschungen - und vor allem unterschiedliche Ansätze der Annäherung. Während nämlich sich die einen nämlich über ein Studium von Kito-ryu der Kata nähern wollen - gibt es andere, die Technik für Technik auseinandernehmen und genau untersuchen. Daigos Studiengruppe tut im übrigen beides sehr intensiv, jedoch ist es schwierig bis unmöglich in Kurzseminaren und bei den vorhandenen Sprachbarrieren, intensiver auf die theoretischen Fundamente einzugehen.
Es gibt im übrigen noch eine weitere Richtung, aus der entsprechende Forschung zu Kito-ryu kommt und die auf Tomiki zurückgeht. Tomiki war Professor an der Waseda-Universität und zu seiner Zeit der höchstdekorierte Schüler von Ueshiba (Aikido). Da Ueshiba wie Kano auch Kito-ryu gelernt hat, hatte Tomiki ein besonderes Interesse an Kito-ryu, das auch seine Nachfolger (in seinem Aikido-Stil) teilen.