Mir ist noch wichtig, das "Ein-Verband-Prinzip" zu begründen.
Es gibt ja nicht nur das "Innenverhältnis" zwischen den Verbänden und ihren Mitgliedern sondern auch die andere Seite des Tisches, nämlich dort, wo Politik, Verwaltung oder auch Medien mit dem Sport Absprachen treffen wollen. Ich möchte das an einem konkreten und hoffentlich für jeden nachvollziehbaren Beispiel verdeutlichen.
Nehmen wir an, eine Kommune muss aus finanziellen Gründen Hallennutzungsgebühren erheben. Nun dürfte ein großer Aufschrei durch die Vereine und die Bevölkerung gehen. Wenn nun ALLE Vereine innerhalb der Kommune unter einem Dach organisiert sind, kann die Kommune eben mit dieser Dachorganisation Verhandlungen z.B. über die Übertragung der Schlüsselgewalt an die Vereine führen oder ein für alle verträgliches Gebührenmodell auszuhandeln. Diese Dachorganisation hat ja schließlich eine Legitimation für alle Vereine zu sprechen (muss aber eventuell sich noch bei ihren Mitgliedern Rückendeckung holen und sich das Ergebnis bestätigen lassen).
Existiert diese Organisation nicht, müsste die Stadt mit jedem einzelnen Verein separate Verhandlungen führen - welch ein Aufwand! Die Sportbewegung ist doch nur dann stark, wenn sie gemeinsam und koordiniert auftritt. Deshalb brauchen wir nicht viele, sondern eine Vertretung nach außen.
Mit den Fachverbänden ist es ähnlich. Drei (Beispiel) Fachverbände (z.B. innerhalb eines LSB) bedeuten drei Vorstände, wesentlich mehr Sitzungen, mehr Kosten für die Verwaltung und gegenüber dem LSB als Verhandlungspartner eine klare Schwächung gegenüber der Lösung mit einem einheitlichen Verband.
Wer möchte, dass ein Fachverband nach außen etwas erreicht - gegenüber wem auch immer - muss daran interessiert sein, dass es (nur) einen starken Verband als starken Verhandlungspartner gibt. Deshalb bin ich gegen Ressourcen fressende Mehrfachstrukturen.
Aber ein Verband muss auch ein angemessenes Selbstverständnis haben. Ein Verband ist keine "Regierung" oder "vorgesetzte Behörde" seiner Mitgliedsvereine, sondern ein Dienstleister zur Wahrung der Interessen der Vereine und ihrer Mitglieder. Daran muss so mancher Verbandsfunktionär - egal aus welchem Verband - häufiger erinnert werden!
Die Fachverbände haben Pflichten gegenüber ihren Mitgliedern, die erfüllt werden müssen. Auf der anderen Seite ist die Arbeit der Verbände immer nur so gut, wie die Mitarbeiter, die sich überwiegend ehrenamtlich engagieren.
Die Argumente gegen eine Mitgliedschaft im DJB bzw. seiner Landesverbände, die ich aus der DDK-Ecke am häufigsten höre sind:
- die Beiträge sind wegen des Wettkampfsports zu teuer --> wir machen das billiger, weil wir das gar nicht wollen,
aber klagen: Warum lässt uns der "böse DJB" nicht mitmachen, wir sind ja auch verbandsoffen?! - das Prüfungswesen ist nicht praktikabel --> wir graduieren selber
aber wiederum klagen: warum erkennt der "böse DJB" unsere Graduierungen nicht an?! - der Breitensport wird nicht genügend gefördert --> wir machen das besser!
Zusammengefasst heißt das doch im Wesentlichen, dass man Geld sparen und die Kontrolle über die Graduierungen behalten will. Die Förderung des (nicht wettkampforientierten) Breitensports ist jedoch eine Aufgabe, die viele Landesverbände vernachlässigen. An der Stelle muss man den Kritikern sehr genau zuhören und sie ernst nehmen.