Neue Dan-PO?

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tutor!
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

kastow hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:Oh ja, sehr interessant! Danke!!! Tsurikomi-goshi und Sasae-tsurikomi-ashi find ich als Anfangstechniken für Kinder und Jugendliche sehr interessant.
Sie sind beide aus dem normalen Revers-Ärmel-Griff möglich. Wirklich eine interessante Alternative zu Ô-soto-otoshi und Uki-/Ô-goshi als Einsteigertechniken unserer PO.
Es sind zwei Techniken, die sich hervorragend eignen, das Zusammenspiel der Hände beim Kuzushi nach vorne aus dem Ärmel-Kragen-Griff zu lernen. Eigentlich genau das, was man auch in Deutschland immer wieder propagiert - was aber in der Kyu-PO erst sehr spät (erstmalig mit Tai-otoshi) gemacht wird.

Aber irgendwie sind die Kinder in Japan anders drauf als unsere:
(interessant ab ca 1:45)

kastow hat geschrieben:In den Zitaten lesen wir nur, dass es langweilige Kata-Trainings gibt. Aber auch in diesen Beispielen fordert niemand die Abschaffung der Kata. Die Frage nach der Art, wie Kata-Training besser gestaltet werden könnte, haben wir ja schon in einigen anderen Fäden erörtert.
So ist es! Und diese Baustelle ist riesig....
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Olaf
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Olaf »

Aus den Reihen der reinen Leistungssportler (auch deren Trainer) hört man vereinzelt tatsächlich die Forderung, den Topsportlern den 1. Dan auch verleihen zu können und Kata grundsätzlich wegzulassen, da diese beim Training eher störend ist. Ich habe einige Danvorbereitungslehrgänge, gerade für Topathleten erlebt und wenn da Nage-No-Kata an einem Nachmittag geübt wird, wenn man am nächsten Morgen Prüfung hat, kann man sie tatsächlich auch weglassen. Dann hat man nämlich gar nichts gelernt. Reihenfolge ins Kurzzeitgedächtnis und 2 Tage später wieder vergessen bringt es nun tatsächlich nicht.

Nicht das ich missverstanden werde, ich finde das absolut nicht gut und gehöre auch ganz und gar nicht zu der Fraktion, die Kata abschaffen möchte. Aber so sieht die Realität im Hochleistungsbereich aus. Für Katatraining ist da kein Platz und den Dan tragen sie fast alle.
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

Olaf hat geschrieben:...wenn da Nage-No-Kata an einem Nachmittag geübt wird, wenn man am nächsten Morgen Prüfung hat, kann man sie tatsächlich auch weglassen. Dann hat man nämlich gar nichts gelernt.
Das gilt allerdings für jeden Bereich: was nicht zum alltäglichen Training gehört, ist auch als Prüfungsstoff nur äußerst begrenzt sinnvoll.

Aber eigentlich heißt es ja "Ausbildungs- und Prüfungsordnung", zumindest im Kyu-Bereich, und danach soll der Nachwuchs ab dem 3. Kyu Nage-no-Kata lernen und üben. ;) .

Es wäre im übrigen einmal eine echte Herausforderung, Trainer im Nachwuchsleistungssport davon zu überzeugen, dass regelmäßiges Kata-Training - vernünftig betrieben - einer positiven Leistungsentwicklung förderlich ist. Wäre zwar eine harte Nuss, aber reizvoll....

Übrigens: Julian Surla, amtierender zweifacher Europameister in der Nage-no-Kata ist m.W. Cheftrainer für den männlichen Bereich in Rumänien. Ihn müsste man vermutlich nicht mehr überzeugen.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

Gestern wurden in den Fäden "Neue Dan-PO" und "Begleitmaterialien zur Dan-PO insgesamt 30 Beiträge vorläufig entfernt. Dies wurde erforderlich, weil teilweise in kurzer Folge vollkommen themen- und sachfremde Auseinandersetzungen und persönliche Debatten geführt wurden, die nicht in ein Fachforum gehören. Einige andere Beiträge waren sprachlich unangemessen und ein sachliches Ansinnen war ebenfalls nicht mehr zu erkennen, so dass sie ebenfalls vorläufig entfernt wurden. Desweiteren wurden einige Antworten entfernt, die zwar nicht zu beanstanden gewesen sind, jedoch als Repliken auf entfernte Beiträge keinen Sinn mehr machen.

Im Einzelnen wurden Beiträge folgender User entfernt:
Helge Bartelt: 12 Beiträge
Reaktivator: 9 Beiträge
Lin Chung: 7 Beiträge
Judoka50: 2 Beiträge

Durch die Vielzahl dieser Beiträge ging für den unbeteiligten Leser der Blick auf die Fachinhalte endgültig verloren. Wir bitten darum, die "Plaudereien" in der Plauderecke zu führen, selbstverständlich ohne die Grenzen des Anstandes zu verlassen.

Falls einer der betroffenen User darauf besteht, dass ein gelöschter Betrag wieder hergestellt wird, bitte eine PN an Fritz, Christian oder an mich schicken. Wir können Euch bei Bedarf dafür auch Eure entfernten Beiträge per PN erneut zuschicken
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Syniad
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Syniad »

tutor! hat geschrieben: Aber eigentlich heißt es ja "Ausbildungs- und Prüfungsordnung", zumindest im Kyu-Bereich, und danach soll der Nachwuchs ab dem 3. Kyu Nage-no-Kata lernen und üben. ;) .
Ab dem 4. eigentlich - sonst bekommt er den dritten nämlich gar nicht erst. ;)
"Begriffe - Fehlschlüssel"
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Holger König »

3. Kyo: Koshi Waza (2. Gruppe)
2. Kyo: Ashi Waza (3. Gruppe)
1. Kyo: Te Waza (1. Gruppe)

also müßten die Leistungssportler lediglich noch die 4. und 5. Gruppe am "Kata-Tag" neu erlernen. Allerdings habe ich vor vielen Jahren (damals selber noch Gelbgurt, kurz vor der Prüfung zum orangen) einen ca. 17jährigen Braungurt kennengelernt, der sein Prüfungsprogramm soweit vergessen hatte, daß ich ihm die Gruppe der Würfe für gelb nochmal zeigen mußte, obwohl man damals bei jeder Prüfung alle vorangegangenen Prüfungsinhalte wiederholen mußte.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

Syniad hat geschrieben:Ab dem 4. eigentlich - sonst bekommt er den dritten nämlich gar nicht erst. ;)
Stimmt :D
Holger König hat geschrieben:Allerdings habe ich vor vielen Jahren (damals selber noch Gelbgurt, kurz vor der Prüfung zum orangen) einen ca. 17jährigen Braungurt kennengelernt, der sein Prüfungsprogramm soweit vergessen hatte, daß ich ihm die Gruppe der Würfe für gelb nochmal zeigen mußte, obwohl man damals bei jeder Prüfung alle vorangegangenen Prüfungsinhalte wiederholen mußte.
Deswegen sehe ich das Verfahren, die "Vorkenntnisse" nur bei Bedarf zu prüfen äußerst kritisch - jedenfalls, wenn man wie jetzt bei den Wurftechniken nur noch "neue" Techniken in das Programm schreibt.

Bisher hieß es zum 1. Dan "alle Wurftechniken der Gokyo", jetzt sind zum 1. Dan diejenigen Techniken explizit aufgeführt, die zwar zur Gokyo gehören, aber noch nicht im Kyu-Programm vorkamen. Diese Techniken gehen allerdings nicht verloren - so die Theorie - weil sie ja bei den Vorkenntnissen geprüft werden.

Aber man lässt sie in der Praxis verloren gehen, wenn man die Vorkenntnisse nur im Zweifelsfall prüft.

Wichtig wäre es doch aber, einen Lernfortschritt zu prüfen. Irgendwie kann es doch nicht sein, dass z.B. ein Sasae-tsuri-komi-ashi bei einer Dan-Prüfung "nur im Zweifelsfall" geprüft werden soll, weil man davon ausgeht, dass er bei der Orangegurt-Prüfung gekonnt wurde (bei der BTW die Wahlmöglichkeit mit Hiza-guruma besteht).
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von katana »

Normalerweise muß der Dan-Anwärter aber den Sasae-tsuri-komi-ashi ohnehin
in der Nage-No-Kata demonstrieren,
mit deren Ausführung er ja zudem einen "repräsentativen Querschnitt" durch die Technikgruppen
und Prinzipien der Wurftechniken auf "meisterlicher" Ebene in der traditionellen und
somit angemessenen Form vorträgt.

Wenn man allerdings die Kata als seltsames Anhängsel betrachtet, das mit Judo nichts zu tun hat,
wird der Eifer bezüglich der Vorkenntnisse offenbar.
Dies zeugt sowohl von Defiziten in der Ausbildung als auch der Prüfer.
Anhand der Nage-No-Kata und (2.Dan) der Katame-No-Kata allein kann ein Prüfer, der Ahnung hat, sehr genau erkennen, ob der Proband tatsächlich etwas kann, oder nur Kasperletheater-No-Kata macht.

Ich glaube, ich hatte irgendwo schon einmal erwähnt, daß ich der Meinung bin,
wer sich mit Nage-No-Kata und Katame-No-Kata nicht eindringlichst beschäftigt hat, sollte auch nicht an
"weiteren" technischen Herausforderungen basteln.
Diese beiden Kata bieten sehr viel Inhalt und sind die Grundschule jedes weiteren Verständnisses.

Welches aber leider nicht mehr vorhanden zu sein scheint. :crybaby
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:Normalerweise muß der Dan-Anwärter aber den Sasae-tsuri-komi-ashi ohnehin
in der Nage-No-Kata demonstrieren,
... hast recht, ich hätte besser Hiza-guruma als Beispiel nehmen sollen - oder ko-soto-gake ohne eine andere Technik, die nicht in der Nage-no-Kata vorkommt und die in der Kyu-PO nur als Alternative auftaucht. Das war meine Absicht und ich hab schlicht das falsche Beispiel rausgesucht, weil ich in dem Moment gar nicht an die Nage-no-Kata gedacht habe. Aber es gibt ja noch einige andere Beispiele, wobei in der Formulierung der Prüfungsaufgabe der Vorkenntnisse nicht ersichtlich ist, ob in einem derartigen Fall auch beide, oder eben nur eine Alternative gemeint ist. Im Positiven nehme ich an, beide - dem Wortlauf nach aber das Programm der Kyu-PO und das lässt die Alternative.
katana hat geschrieben:Anhand der Nage-No-Kata und (2.Dan) der Katame-No-Kata allein kann ein Prüfer, der Ahnung hat, sehr genau erkennen, ob der Proband tatsächlich etwas kann, oder nur Kasperletheater-No-Kata macht.

Ich glaube, ich hatte irgendwo schon einmal erwähnt, daß ich der Meinung bin,
wer sich mit Nage-No-Kata und Katame-No-Kata nicht eindringlichst beschäftigt hat, sollte auch nicht an
"weiteren" technischen Herausforderungen basteln.
Diese beiden Kata bieten sehr viel Inhalt und sind die Grundschule jedes weiteren Verständnisses.

Welches aber leider nicht mehr vorhanden zu sein scheint. :crybaby
Volle Zustimmung und Ergänzung: es gibt zumindest sehr wenige Leute, die in der Lage sind, die Lektionen, die anhand jeder einzelnen Technik der beiden (und anderer) Kata gelernt werden können, auch tatsächlich lernwirksam werden zu lassen (es waren früher IMHO aber auch nicht mehr.) Dadurch fehlt die Brücke zum Randori und zur SV, wodurch Kata als nicht mehr als hilfreich und als Grundlage für Randori und SV betrachtet wird - ja zwangsläufig nicht mehr als solche betrachtet werden kann, wenn man keine Verbindungen sieht. Das bloße Nachahmen der äußeren Form erschließt nun mal nicht die Funktion, jedenfalls nicht in der Kürze der Zeit.... Aber darüber sind wir uns ja alle einig.
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Hofi
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Hofi »

Hi!
Man könnte jetzt aber mal ganz ketzerisch argumentieren, dass in Japan nur die ersten drei Gruppen der Nage-no-Kata für den 1. Dan verlangt werden. Welcher Umfang der Go-Kyo geprüft wird, weiß ich nicht. Insofern sind die Prüfungsanforderungen, zumindest was den Stoffumfang angeht, möglicherweise umfangreicher. Was natürlich nichts über die Qualität aussagt.

Vorkenntnisse sind bei grenzlastigen Entscheidungen zu prüfen, heißt es. Ist sich der Prüfer also nach der Demonstration des normalen Prüfungsprogrammes nicht sicher, ob es reicht für den nächsten Dan, sollen Vorkenntnisse geprüft werden. Ganz ehrlich, wenn man als Prüfer dahin kommt, dass man die Vorkenntnisse prüfen muss, weil es beim anderen grenzwertig ist, wird das mit der Prüfung normal sowieso nichts mehr.

Insofern sollten in meinen Augen die Vorkenntnisse fester Bestandteil der Prüfung sein. Nur so kann man das damit angestrebte Ziel der Qualitätssicherung sicher erreichen. Klar, ein guter Trainer legt wert darauf, dass der Prüfling auch im Bereich Vorkenntnisse trittsicher ist. Aber wenn man sich anschaut, wer auch jetzt teilweise zur Prüfung kommt und man hat den Eindruck, da hat eigentlich nie ein Trainer ernsthaft draufgeschaut, weiß ich nicht einmal, ob diese Änderung einen Unterschied in der Vorbereitung macht. Mehr als 20 Go-Kyo-Würfe hat man ja auch bisher kaum vorgezeigt. Klar, man musste nach PO alle üben, aber letztlich sollte man das ja auch mit den Vorkenntnissen.
Bis dann
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

Hofi hat geschrieben:Hi!
Man könnte jetzt aber mal ganz ketzerisch argumentieren, dass in Japan nur die ersten drei Gruppen der Nage-no-Kata für den 1. Dan verlangt werden. Welcher Umfang der Go-Kyo geprüft wird, weiß ich nicht. Insofern sind die Prüfungsanforderungen zumindest was den Stoffumfang angeht möglicherweise umfangreicher. Was natürlich nichts über die Qualität aussagt.
Die Graduierungsanforderungen sind auf der Homepage des Kodokan zu finden (http://kodokan.org/e_basic/shoudan.html). Wie die konkrete Praxis aussieht, kann uns vielleicht Reaktivator erläutern. Nach dem, was aus den Regularien hervorgeht - und aus dem, was ich weiß, zählen folgende Punkte für eine Graduierung:
  • Wettkampfergebnisse - und zwar bis hinauf zu mindestens dem 6. Dan
  • Kata-Demonstrationen und zwar bei öffentlichen Veranstaltungen (die Kodokan-Homepage spricht dabei sogar von "tournaments")
  • Häufigkeit des Trainings
  • Kampfrichter-Tätigkeit
  • Ergebnisse als Trainer
  • Leistungen zur Entwicklung und Verbreitung des Judo
Die zusammengefasste Tabelle über diese Punkte trägt die bezeichnende Überschrift: Standard for judging result of training in each field. Durch diese Formulierung wird deutlich, was gemeint ist: Die Graduierung erfolgt nachdem festgestellt wurde, welche Früchte das Training erbracht hat. Es werden also Kriterien benannt, an denen abgelesen werden kann, ob der Kandidat erfolgreich trainiert und sich weiterentwickelt hat.

Die Höhe der Dan-Grade wird vollkommen anders gesehen wie in Deutschland. So beträgt das Mindestalter für den 5. Dan in Japan 20 Jahre, in Deutschland 30 Jahre. Aber unabhängig von formalen Fragen sind andere Unterschiede gravierend.

Nage-no-Kata und Katame-no-Kata gehören zu den Anforderungen mehrerer Grade (die komplette Nage-no-Kata 3x, die Katame-no-Kata 2x). Es geht also in Japan nicht darum, zu jedem Grad etwas anderes zu machen, sondern von Grad zu Grad besser zu werden. In Deutschland fügen wir bei jeder Prüfung neue Inhalte dazu - die "Qualitätssicherung" beschränkt sich auf ein Nachhaken in Grenzfällen. Der Aspekt einer qualitativen Steigerung kommt eigentlich nur in den Anwendungsaufgaben rund um die "eigene Spezialtechnik" beim 1. und 2. Dan vor. Diese Aufgaben wird man obendrein durch SV ersetzen können. Die tatsächliche Fähigkeit, seine Spezialtechnik im Randori und Wettkampf anwenden zu können, wird nicht geprüft (geht auch schlecht), aber es wird auch komplett bei den über 18-jährigen auf Wettkampfpunkte verzichtet.

Die Fortschritte, die von den Kandidaten von Dan-Grad zu Dan-Grad erwartet werden, sind - das muss man leider sagen - leider nur marginal. Was bleibt, ist das Erlernen einer neuen Kata. Da diese aber nicht erneut im Prüfungsprogramm auftaucht, ist das Vergessen vorprogrammiert, da bedauerlicherweise in der Realität von den allermeisten Judoka Kata nur als Vorbereitung auf eine Prüfung und im regelmäßigen Training praktizieren.

Konkret wird eigentlich nur alle paar Jahre bei einer neuen Dan-Vorbereitung der bisherige Prüfungsstoff aufgewärmt (wenn man sich auf Vorkenntnisse vorbereitet). Abgesehen von der jeweils zu lernenden Kata dürfte ein guter 18-jähriger Braungurt (ich denke, jeder von uns kennt mindestens einen davon) nach vier Wochen Vorbereitung und einer ÜL-Ausbildung das gesamte Programm bis einschließlich zum 4. Dan prüfungsreif demonstrieren können.

Vielleicht ist dieser fiktive Braungurt untergraduiert und hätte längst z.B. den 2. Dan haben müssen. Vielleicht ist aber auch der erwartete Lernfortschritt zum 4. Dan etwas dünn ausgefallen.
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Hofi
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Hofi »

Hi!
Dann ist es denke ich der Punkt, an dem man ansetzen sollte. Kampfpunkte als zwingende Voraussetzung für das Erreichen einen Dan-Grades. Damit die Kata erhalten bleibt, könnte man zusätzlich (oder alternativ, so dass der Prüfling zumindest Aktivität in einem der beiden Punkte nachweisen muss) "Kata-Punkte" einführen. Allerdings müsste man hier dann die Voraussetzungen schaffen, dass es auch genügend Möglichkeiten gibt, die Kata zu demonstrieren. Vorkenntnisse unter Einbeziehung der vorhergehenden Kata (auszugsweise) als festen Prüfungsbestandteil.
Und man müsste dies dann entsprechend offensiv kommunizieren und sich nicht, wenn es Kritik an den dann "zu hohen Anforderungen" gibt, in eine Verteidigungsrolle drängen lassen.
Ganz offen, wenn ich die aktuelle PO mit dem bis vor ein paar Tagen gültigen PO in Bayern vergleiche, ist bezüglich 1. und 2. Dan die Sache mehr als deutlich vereinfacht worden. Insbesondere wenn man die Vorkenntnisse als nicht zwingend abzufragen ansieht, hat sich der Prüfungsstoff in etwa halbiert, wobei ich den Umfang der neuen Fächer noch nicht komplett abschätzen kann. Damit habe ich grundsätzlich kein Problem, wenn der Prüfungsstoff dann wenigstens in deutlich höherer Qualität gezeigt wird.
Bis dann
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Holger König »

Bei den Wettkampf-Punkten als Prüfungsvoraussetzung solte man weiterhin eine Altergrenze setzen. Ob man bereits ab 18 darauf verzichtet oder erst ab 25, spielt dabei für mich nicht die entscheidende Rolle. Aber wenn jemand erst als Erwachsener (wieder) in das Training einsteigt und den 1. Dan jenseits des 30. Lebensjahres macht, halte ich die Pflicht für Wettkampfpunkte unangemessen, da es sich hierbei ohnedies um Freizeitsportler (ggf. auch Übungsleiter im Freizeitsport) handelt.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von schorschi »

Also,
das mit den Kampfpunkten hat mich jetzt ein wenig erschreckt. Ich bin gerade so ein Fall, nach 16 jahren Pause (40 Jahr/1.Kyu) wieder angefangen. So mit den Trainingseinheiten ist in mir auch der Gedanke gereift so langsam mal mich seelisch mit dem 1. Dan vertraut zu machen. Damals als ich noch aktiv gekämpft habe (halt so Mittelmaß, schon mal 2. geworden, aber ohne großen Durchbruch), hat man keine Kampfpunkte notiert (fragt mich nicht warum) und heute wirds schwer, da noch viele zu sammeln, wobei ich eigentlich so auch nicht mehr an Wettkampfjudo gedacht habe, allenfalls an Kata-Wettkämpfen.

Somit bin ich dafür, dass man ab 40 ( :ironie3 ) keine Kampfpunkte mehr braucht, aber als Dan-Träger sicherlich ALLE (!) Wurftechniken der vorherigen Kyu-Grade + die Bodentechniken beherrschen muss. Ansonsten halte ich es nicht für vermittelbar, dass man den Dan-Grad als Meistergrad betitelt. Ich selber kenne auch nach langer Pause alle 40 Würfe beim Namen, müsste aber bei einigen noch etwas üben, vor allem weil wir damals ja erst auf blau, bzw. braun 2 oder 3 Würfe links zeigen mussten. Da besteht wohl der größte Nachholbedarf.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Hallo Schorschi
Dan-Grad als Meistergrad betitelt
...um etwas klar zu stellen. Meister ist man erst ab 4. Dan. Davor ist man erstmal auf den Weg, wie es so schön heißt.
Also den 1.-3. Dan nicht überbewerten.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von schorschi »

Ja LinChung,
ich weiß schon, dass man dann zwar den Schülerstatus "abgelegt" hat und dann erst sein Können versucht zu perfektionieren, aber ein Dan-Grad sollte all das Wissen und all die Fähigkeiten haben, die das Prüfungsprogramm vom weiß-gelben bis zum braunen Gürtel umfasst und nicht nur die jeweils geforderten Würfe, die man sich dann aussuchen konnte. Ich zumindest fühlte mich in den jungen Jahren, als ich den 1. Dan hätte machen können noch nicht reif dafür, aber jetzt in "gehobenen" Alter habe ich das Gefühl, auch eine gewisse geistige Reife dafür zu haben.

Für mich bedeutet der 1. Dan, die Fähigkeit zu haben, Schüler ausbilden zu können. Klar, kann man auch mit dem 1. Kyu, aber es ist auch irgendwie eine Einstellungssache, sich dieser Prüfung zu stellen, um sich auch eben geistig weiter zu entwickeln.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von judoka50 »

Die Altersbeschränkung für Kampfpunkte gab es ja auch schon mal. Da brauchte man bis zum 30. Lebensjahr Punkte.
Nach kurzer Zeit war man auch damit nicht mit glücklich. Es kamen die ersten Einschränkungen,
dass man - ausweislich Gesundheitszeugnis - nicht mehr kämpfen und und deshalb doch schon früher die Prüfung ablegen wollte usw. usw. Andere warteten halt brav, bis sie das Alter hatten.
Egal wie man es macht, wird es nicht alle zufriedenstellen.
Viele Grüße
U d o
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Reaktivator »

judoka50 hat geschrieben:Egal wie man es macht, wird es nicht alle zufriedenstellen.
Das ist garantiert richtig. :-(
judoka50 hat geschrieben:Die Alterbeschränkung für Kampfpunkte gab es ja auch schon mal. Da brauchte man bis zum 30. Lebensjahr Punkte.
Nach kurzer Zeit war man auch damit nicht mit glücklich. Es kamen die ersten Einschränkungen,
dass man - ausweislich Gesundheitszeugnis - nicht mehr kämpfen und und deshalb doch schon früher die Prüfung ablegen wollte usw. usw. Andere warteten halt brav, bis sie das Alter hatten.
Mein Vorschlag: Zurückkehren zu dieser alten Regelung (d.h. Kampfpunkte zumindest bis 30 Jahre obligatorisch) - aber OHNE Ausnahmeregelungen.
Wer nicht (mehr) kämpfen kann, muß halt warten, bis er mindestens 30 ist - das halte ich aber für durchaus zumutbar, außerdem spart er sich so das "Gesundheitszeugnis"... ;-)
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

judoka50 hat geschrieben:Die Alterbeschränkung für Kampfpunkte gab es ja auch schon mal. Da brauchte man bis zum 30 Lebensjahr Punkte. .
Frauen nur bis 25 - ich weiß, dass Du das weißt, also nur der Vollständigkeit halber.
judoka50 hat geschrieben:Nach kurzer Zeit war man auch damit nicht mit glücklich. Es kamen die ersten Einschränkungen,
dass man - ausweislich Gesundheitszeugnis - nicht mehr kämpfen und und deshalb doch schon früher die Prüfung ablegen wollte usw. usw. Andere warteten halt brav, bis sie das Alter hatten.
Einige sind dann auf wundersame Weise wieder geheilt gewesen und wollten dann doch (wieder) kämpfen.

Würde man Kampfpunkte zur Voraussetzung machen - worauf ich hin arbeiten würde - dann müsste sich auch das Angebot zum Kämpfen wandeln, z.B. in Form von regelmäßig stattfindenden "Punkteturnieren" nach dem Vorbild des japanischen Tsukinami-Shiai, das z.B. jeden Monat im Kodokan durchgeführt wird, kein Turnier im eigentlichen Sinn ist, sondern als Test verstanden wird, um den Leistungsstand zu überprüfen.

Allerdings muss ich auch sagen, dass der Verzicht auf Kampfpunkte doch eigentlich ein Zeichen dafür ist, dass allen Unkenrufen zum Trotz im DJB nicht der Wettkampf alleine zählt, sondern im Gegenteil, der Wettkampf bei der Graduierung so gut wie keine Rolle spielt.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Für mich bedeutet der 1. Dan, die Fähigkeit zu haben, Schüler ausbilden zu können. Klar, kann man auch mit dem 1. Kyu,
...ich sage mal, beschränkt auszubilden, denn man ist noch nicht fest in der Materie, deswegen ja auch den Begriff:
Meisterschüler (1-3 Dan).
Grüße
Norbert Bosse
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