Fritz hat geschrieben:Fürs Judo kann es nur heißen: Weg von der "Kinderbespaßung", hin zu mehr Erwachsenen
auf der Matte. Ein funktionierende Erwachsenengruppe gibt dann auch dem einen oder anderen
Jugendlichen eine Trainingsperspektive, der sonst halt bedauernd sich vom Judo weg orientiert...
Und ja, es war manchmal eine bittere Durststrecke, wenn man zu zweit, zu dritt oder zu viert beim
Erwachsenen-Training stand...
Um einmal über den Tellerrand hinwegzublicken: Ich habe mich just gestern mit einem befreundeten Danträger des benachbarten Kendo-Vereins unterhalten. Dessen Erkenntnisse:
- Es gibt in seinem Verein praktisch keine und auch ansonsten äußerst wenige Kindergruppen im Kendo.
- Sehr viele Kendoka, die im Kindesalter mit der Kampfkunst angefangen haben, steigen genau dann aus, wenn es beginnt, härter zur Sache zu gehen (er nennt als markantestes Beispiel das zweite Trainingsjahr, sobald die Kinder/Jugendlichen ihre erste Kampfrüstung bekommen).
- Er bemerkt, dass durch diesen eklatanten Nachwuchsmangel das Kendo sichtlich leidet, weil einfach kaum Nachwuchs heranwächst.
- Er überlegt nun schon einige Zeit, wie man dieses Problem lösen könnte, sieht sich aber leider in der Kampfkunst sehr stark durch sportimmanente Einflüsse eingeschränkt (starke Betonung der Tradition, wenig praktische Demonstrations- und Anwendungsmöglichkeit im Alltag, hohe Befremdlichkeit durch Verhalten und Aussehen [häufige notwendige Kiai, Ganzkörperrüstung, schwer zu durchschauendes Reglement,...])
Warum schreibe ich das? Weil gerade im Kendo scheinbar sehr stark darüber nachgedacht wird, zumindest auf Vereinsebene Dinge zu ändern. Es gibt erste Ideen hin zu einer eher kinderfreundlichen Ausrichtung bestimmter Trainingsgruppen. Es wird der starke Fokus auf die Tradition der Kampfkunst als großes Hindernis gesehen, gerade bei europäische Augen und Ohren Interesse zu wecken.
Das Problem scheint beim Judo wie beim Kendo das gleiche: Zu wenig Nachwuchs, der den Sport bis ins Erwachsenenalter hinein betreibt. Die Lösungsansätze stehen sie jedoch ziemlich konträr gegenüber. Wie ist das denn zu erklären?
Und wieso scheint BJJ (zumindest wird es ja hier und auch "in der weiten Welt des Internets" so suggeriert), eben jene Probleme nicht zu haben? Ist es kinderfreundlicher? Ist es erwachsenenfreundlicher? Ist es traditioneller? Ist es moderner?
Oder ist es, wie ich vermute, "nur" eine Modeerscheinung der letzten 10-15 Jahre, die aktuell im Fokus der Wahrnehmung steht?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.