Nach Jahrzehnten des manchmal mehr, manchmal weniger intensiven Sammelns und Recherchierens, sowie nach Jahren des ebenfalls manchmal mehr, manchmal weniger intensiven Schreibens ist es nun so weit: Ein erstes Buch ist fertig und gestern veröffentlicht worden. Das Buch umfasst 192 Seiten und 154, teils mehrere Fotografien enthaltende Abbildungen.
Als Jūjutsu und Jūdō nach Österreich kamen:
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In der alten Welt hatte schon Marco Polo erstmals von Japan erzählt. Jahrhunderte später berichteten christliche Missionare, aber auch (alt-) österreichische Abenteurer aus diesem Land, und Japaner besuchten erstmals den Westen. Erst ab 1869 gab es allerdings auch offizielle Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen Japan und Österreich-Ungarn. Die Teilnahme Japans an der Wiener Weltausstellung 1873 schließlich führte dann aber hierzulande erstmalig zu einem richtiggehenden Japanboom. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich vor allem mit der Rezeption des Inselreiches in der Donaumonarchie.
Nach der durch die Amerikaner erzwungenen Öffnung des vorher für rund 250 Jahre streng abgeschlossenen Kaiserreiches, hatte Japan bereits mit seinem Sieg über das stärker eingeschätzte China im Krieg von 1894/1895, sowie den Leistungen des japanischen Militärs im Jahre 1900 im Rahmen des internationalen Truppenkontingents bei der Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstands Aufmerksamkeit erweckt. Spätestens aber nach Japans überraschendem Sieg gegen Russland im Krieg 1904/1905, begann man sich mit dessen Kampfsystemen, welchen man einen entscheidenden Einfluss darauf einräumte, auseinanderzusetzen.
Im zweiten Buchteil wird geschildert, wie und durch wen Jūjutsu und Jūdō nach Österreich-Ungarn gelangten, und welche überraschende Anzahl an einschlägigen Büchern bereits damals erschien. Welche Geschäftsmodelle waren in der Donaumonarchie erfolgreich, wie sah die Bezahlung der frühen Lehrer aus, und wie gingen sie mit unliebsamer Konkurrenz um? Wie glaubwürdig sind manche Angaben, von wo und wem die eigenen Kenntnisse der japanischen Kampfsysteme stammten?
Vom ersten, auf dem europäischen Kontinent durch Sasaki Kichisaburō 1906 in Budapest gehaltenen Jūdō-Kurs, über Ōyama, Ōmura und Yamashita, deren Auftritte im gleichen Jahr in Wien deutlich weniger erfolgreich waren, als jene, mit welchen etwa Tani, Uenishi, Miyake und Maeda in London und anderswo Furore gemacht hatten, von den Kämpfen Ōno Akitarōs in Wien, sowie von der jahrelangen Lehrtätigkeit von Tobari Takisaburō, der in Budapest und Wien sein Tenjin Shin'yō-ryū Jūjutsu, aber auch Kōdōkan Jūdō und Kendō [bzw. dessen Vorläufer Gek(i)ken] vermittelte.
Welcher Österreicher in einem Kampf Maeda Mitsuyō (alias Count Combat, alias Conde Koma), dessen Lehren in Brasilien die Grundlage für das sogenannte "BJJ" bilden sollten, besiegte, und von Samuel Lichtenfeld, der hier auch seinen Sohn Imi, den späteren Gründer des Krav Maga, unterrichtete. Vom Jiu Jitsu im Allerhöchsten Kaiserhaus, bei der k. u. k. Kriegsmarine und bei den Sturmtruppen der österreichisch-ungarischen Armee, bis zum Spionageverdacht gegenüber manchen Jūjutsu-Trainern, darunter vor allem gegenüber dem Russen Kasulakow, sowie über die, im Laufe der Zeit immer zahlreicher auftretenden "einheimischen Meistern" spannt sich der Bogen jener Geschehnisse, welche im zweiten Teil beschrieben werden.
Jiu Jitsu und Judo in Österreich-Ungarn - Japanische Kampfkünste in der k. u. k. Monarchie.
Jiu Jitsu und Judo in Österreich-Ungarn - Japanische Kampfkünste in der k. u. k. Monarchie.
Mit freundlichen Grüßen,
R.R.
R.R.