neue Kyu-Prüfung ab 2022
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Judo im Verein habe ich zwar nur von 1980-1986 und dann nochmal 2012/13 gemacht. Seit 1986 habe ich aber im TKD bis ca. 2005 die Veränderungen in der Prüfungsordnung verfolgt, und insgesamt auch in vielen anderen Kampfkünsten die Einführung und Änderungen von irgendwelchen Graduierungssystemen miterlebt.
Die Probleme sind m. M. n. immer die gleichen:
- In den großen Verbänden sind oftmals Funktionäre tätig, die sportlich/kampfkunst-mäßig eher im Mittelfeld anzusiedeln sind.
- Es wird vorrangig versucht, Mitglieder zu gewinnen.
- Man meint, man könne durch Prüfungsordnungen auch nur halbwegs so etwas wie einheitliche Befähigungen bei den Praktizierenden erzeugen.
Meiner Erfahrung ist die Kampfkunst-Realität einfach viel zu komplex. Es gibt den Leistungssport, der von den Organisationen im Hintergrund vor allem für nationalen Stolz und zum Geldverdienen herhalten muss. Es gibt die Masse der Menschen, die sich einfach ein bisschen bewegen will - wenn der Trainer nicht gerade aktiv gesundheitsschädigendes Zeugs macht, ist der Rest weitestgehend egal. Manche wollen Gewaltkompetenz erlernen. Wieder andere wollen die Geselligkeit. Das schöne an den ganzen Kampfkünsten ist ja, dass jede Kampfkunst all diese Bereiche abdecken kann. Aber alles gleichzeitig gelingt praktisch nie. Es gibt 30 oder 40 mal so viele (oder noch mehr) Sportangebote wie in den 80, 90er-Jahren. Und und und...
Die Prüfungsordnungen können noch hundertmal verändert werden, das ist doch den allermeisten Leuten völlig schnuppe. Oder gibt es seriöse Untersuchungen dazu, wie das Prüfungsverhalten und die Verweildauer der Mitglieder in einem Verband durch die Prüfungsordnungen beeinflusst werden?
(Wenn überhaupt hätte man sich überlegen sollen, ob man die Wettkampfregeln immer weiter vermurkst.)
Die Probleme sind m. M. n. immer die gleichen:
- In den großen Verbänden sind oftmals Funktionäre tätig, die sportlich/kampfkunst-mäßig eher im Mittelfeld anzusiedeln sind.
- Es wird vorrangig versucht, Mitglieder zu gewinnen.
- Man meint, man könne durch Prüfungsordnungen auch nur halbwegs so etwas wie einheitliche Befähigungen bei den Praktizierenden erzeugen.
Meiner Erfahrung ist die Kampfkunst-Realität einfach viel zu komplex. Es gibt den Leistungssport, der von den Organisationen im Hintergrund vor allem für nationalen Stolz und zum Geldverdienen herhalten muss. Es gibt die Masse der Menschen, die sich einfach ein bisschen bewegen will - wenn der Trainer nicht gerade aktiv gesundheitsschädigendes Zeugs macht, ist der Rest weitestgehend egal. Manche wollen Gewaltkompetenz erlernen. Wieder andere wollen die Geselligkeit. Das schöne an den ganzen Kampfkünsten ist ja, dass jede Kampfkunst all diese Bereiche abdecken kann. Aber alles gleichzeitig gelingt praktisch nie. Es gibt 30 oder 40 mal so viele (oder noch mehr) Sportangebote wie in den 80, 90er-Jahren. Und und und...
Die Prüfungsordnungen können noch hundertmal verändert werden, das ist doch den allermeisten Leuten völlig schnuppe. Oder gibt es seriöse Untersuchungen dazu, wie das Prüfungsverhalten und die Verweildauer der Mitglieder in einem Verband durch die Prüfungsordnungen beeinflusst werden?
(Wenn überhaupt hätte man sich überlegen sollen, ob man die Wettkampfregeln immer weiter vermurkst.)
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Die Mitgliederzahlen der Verbände sind nichts weiter als die summierten Mitgliederzahlen der Vereine. Deren Entwicklung verläuft jedoch individuell sehr unterschiedlich und ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Korrelationen zwischen verschiedenen Items lassen sich vielleicht halbwegs seriös erfassen, aber mit Kausalitäten wird es dann schon schwieriger.
Ein Graduierungssystem ist im Rahmen der Vereinsentwicklung nichts weiter als ein Teil der Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung der inhaltlichen Arbeit. Daneben gibt es weitere, wie die materiellen Bedingungen (Trainigszeiten und -orte) oder personelle Bedingungen (Anzahl und Qualifikation der Trainerinnen und Trainer) u.v.a.m. die einen deutlich unmittelbareren Einfluss auf die Mitgliederentwicklung der Vereine nehmen dürften.
Bislang - also seit Jahrzehnten - gibt es keine systematische Evaluation. Ich habe aber weiter oben die Ziele notiert, die mit der Neugestaltung des Kyu-Bereichs verfolgt werden:
Zur Neugestaltung des Graduierungssystems gehört nicht nur das Verschieben und Neuformulieren von Prüfungsaufgaben, sondern auch das Aufsetzen verbindlicher Prozesse einer fortlaufenden Weiterentwicklung. Ausgangspunkt jeder seriösen Entwicklung muss daher eine solide Evaluation des IST-Stands und eine darauf aufbauende Formulierung von überprüfbaren Zielen sein. Die oben aufgeführten Ziele lassen sich ohne Zweifel mit geeigneten Werkzeugen evaluieren. Da das Kyu-Programm erst ab dem 1.1.2024 verbindlich im gesamten Bundesgebiet gilt, kann eine flächendeckende Evaluation etwa ab 2025 zu validen Ergebnissen führen.tutor! hat geschrieben: ↑24.05.2023, 11:40 Es wird z.B. den Auftrag einer fortlaufenden Evaluation des Graduierungswesens geben. Dies setzt strategische Ziele voraus, die natürlich formuliert sind. Für den Kyubereich sind das z.B:
1. Neumitglieder auch außerhalb der Vereinsstrukturen abholen
2. Erleichterung der alltäglichen Trainingsarbeit durch flexiblere Inhaltsvorgaben bei Graduierungen
3. alltägliches Training soll zielgerichteter als bisher zur nächsten Graduierung führen
4. die Passung zum Nachwuchsleistungskonzept soll optimiert werden (GKKZ / IKKZ)
5. flexiblerer Einstieg in Kodokan Kata als bisher
6. Entfernung nationaler Sonderwege bei der Nomenklatur
7. Steigerung der Ausführungsqualität wichtiger Grundtechniken
8. verstärktes Denken in Situationslösungen anstatt in abschließenden Techniken
9. einfach zu handhabendes und verständliches Konzept für ehrenamtliche Trainer.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Die ersten validen Ergebnisse
"Da das Kyu-Programm erst ab dem 1.1.2024 verbindlich im gesamten Bundesgebiet gilt, kann eine flächendeckende Evaluation etwa ab 2025 zu validen Ergebnissen führen." [Zitat tutor!]
Zwei Jahre sollte der erste Zyklus schon betragen, also ab dem 01. Januar 2026 rechne ich mit richtungsweisenden Ergebnissen. Bleibt die Welt- u. Wetterlage stabil und treten keinerlei Störungen auf, zum Beispiel: Naturkatastrophen, weitere Kriege, neue Viren, politische Umwälzungen, neue Ordnungen ..., dann werden die ersten Evaluationsergebnisse zeigen, dass weiterhin die Ziele nicht erreicht wurden - eventuell wird dann bereits nachgesteuert.
Pfingstgrüße,
HBt.
(der heilige Geist wird ausgegossen)
#
Julian fragt:
Zwei Jahre sollte der erste Zyklus schon betragen, also ab dem 01. Januar 2026 rechne ich mit richtungsweisenden Ergebnissen. Bleibt die Welt- u. Wetterlage stabil und treten keinerlei Störungen auf, zum Beispiel: Naturkatastrophen, weitere Kriege, neue Viren, politische Umwälzungen, neue Ordnungen ..., dann werden die ersten Evaluationsergebnisse zeigen, dass weiterhin die Ziele nicht erreicht wurden - eventuell wird dann bereits nachgesteuert.
Pfingstgrüße,
HBt.
(der heilige Geist wird ausgegossen)
#
Julian fragt:
Mir ist keinerlei Analyse dieser Frage bekannt. Sie existiert einfach nicht - behaupte ich, aus dem Bauch heraus.(...) gibt es seriöse Untersuchungen dazu, wie das Prüfungsverhalten und die Verweildauer der Mitglieder in einem Verband durch die Prüfungsordnungen beeinflusst werden?
- nur_wazaari
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 536
- Registriert: 02.10.2013, 10:59
Frage - Analyse - Ergebnisse - Maßnahme - Evaluierung
Offenbar mangelt es grundsätzlich an präsentierbaren Ergebnissen von Analysen, was, wie suggeriert, wird nicht an denjenigen lag, die nun ein neues Programm in den Ring werfen. Die Frage ist berechtigt, denn auf welcher Basis leitet man Maßnahmen von gewisser Tragweite ab? Die Antwort kam ja schon häufiger von "tutor!" - man etabliert eine Grundlage, experimentiert damit, sammelt, was man kriegen kann und leitet dann weiter ab, in der Hoffnung auf Ergebnisse und nachhaltige Verbesserungen. Allerdings bin ich in der Erwartungshaltung daran ganz bei "Hbt".
Bei den Wettkampfregeln sind Änderungen meistens nachvollziehbar*, wenngleich die Vorstellungen davon, wie ein Judokampf aussehen soll und was erlaubt sein soll, meilenweit auseinanderklaffen - hier geht es um Deutungshoheit bestimmter Gremien.
*Verstehen muss man das dann aber ganz gewiss nicht.
.
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Für echte Studien ist das ganze vermutlich viel zu aufwändig. Bei meiner Frage bin ich ja auch gar nicht davon ausgegangen, dass es solche Untersuchungen gibt. Sondern wollte darauf hinweisen, dass es m. M. n. kaum möglich ist, wirklich flächendeckend noch mehr Leute in die Vereine zu bringen.
(Außer man vergibt Prämien für die Mitgliedschaft und es kostet nichts mehr, dann könnte es vielleicht klappen...)
Das Thema, wie man Leute in (Sport)Vereine und andere Gruppierungen bringt und dort hält, ist ja für alle Bereiche höchst spannend.
Vielleicht kann man über diesen generellen Ansatz ein bisschen was Interessantes herausfinden. Wobei mein Eindruck ist, dass allerorten geklagt wird - von der freiwilligen Feuerwehr über den Sportverein bis zur Rotary. Vermutlich ist das Angebot einfach zu groß, und wer schon lange dabei ist, muss halt jetzt zwangsläufig Federn lassen...
Hier könnte man auch mal ein bisschen stöbern, vielleicht finden sich da Anregungen:
https://www.sportwissenschaft.de/kkk/ka ... ommission/
(Außer man vergibt Prämien für die Mitgliedschaft und es kostet nichts mehr, dann könnte es vielleicht klappen...)
Das Thema, wie man Leute in (Sport)Vereine und andere Gruppierungen bringt und dort hält, ist ja für alle Bereiche höchst spannend.
Vielleicht kann man über diesen generellen Ansatz ein bisschen was Interessantes herausfinden. Wobei mein Eindruck ist, dass allerorten geklagt wird - von der freiwilligen Feuerwehr über den Sportverein bis zur Rotary. Vermutlich ist das Angebot einfach zu groß, und wer schon lange dabei ist, muss halt jetzt zwangsläufig Federn lassen...
Hier könnte man auch mal ein bisschen stöbern, vielleicht finden sich da Anregungen:
https://www.sportwissenschaft.de/kkk/ka ... ommission/
- nur_wazaari
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 536
- Registriert: 02.10.2013, 10:59
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Da habe ich andere Beobachtungen gemacht und irgendwo hier im Forum schon mal etwas ausführlicher dazu berichtet. Es ist von mehreren Faktoren abhängig, ob die Leute in Vereine kommen und explizit beim Judo bleiben. Das Kyu-Programm an sich aber hat wohl in der Tat eher geringen Einfluss darauf. Es gibt auch nicht wenige, denen die Gürtelfarbe völlig schnurz ist und die trotzdem regelmäßig dabei sind. Andersherum habe ich auch schon Leute mit dem Tag der bestandenen ersten Dan-Prüfung den Judopass liegenlassen sehen.Julian hat geschrieben: ↑29.05.2023, 20:45 Für echte Studien ist das ganze vermutlich viel zu aufwändig. Bei meiner Frage bin ich ja auch gar nicht davon ausgegangen, dass es solche Untersuchungen gibt. Sondern wollte darauf hinweisen, dass es m. M. n. kaum möglich ist, wirklich flächendeckend noch mehr Leute in die Vereine zu bringen.
(Außer man vergibt Prämien für die Mitgliedschaft und es kostet nichts mehr, dann könnte es vielleicht klappen...)
Man kann die Leute schon gewinnen und halten, man darf aber nicht einfach im Trüben fischen. Klare Angebote und Strukturen sind gefragt, was bieten wir an und warum passt ihr hierher? Darüber hinaus könnte man versuchen, möglichst viele Bedürfnisse und Zielstellungen abzudecken, Gruppen zu binden, Leute zusammenzuhalten - vom Wettkampf bis hin zur Altersfitness (mit Judo). Allerdings sind die Erwartungen wohl gestiegen, das ist richtig - aber das ist auch eine Chance.
.
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Hmm, flächendeckend wohl schon, zumindest wenn die Zahlen halbwegs stimmen:nur_wazaari hat geschrieben: ↑29.05.2023, 21:18Da habe ich andere Beobachtungen gemacht und irgendwo hier im Forum schon mal etwas ausführlicher dazu berichtet. Es ist von mehreren Faktoren abhängig, ob die Leute in Vereine kommen und explizit beim Judo bleiben. Das Kyu-Programm an sich aber hat wohl in der Tat eher geringen Einfluss darauf. Es gibt auch nicht wenige, denen die Gürtelfarbe völlig schnurz ist und die trotzdem regelmäßig dabei sind. Andersherum habe ich auch schon Leute mit dem Tag der bestandenen ersten Dan-Prüfung den Judopass liegenlassen sehen.Julian hat geschrieben: ↑29.05.2023, 20:45 Für echte Studien ist das ganze vermutlich viel zu aufwändig. Bei meiner Frage bin ich ja auch gar nicht davon ausgegangen, dass es solche Untersuchungen gibt. Sondern wollte darauf hinweisen, dass es m. M. n. kaum möglich ist, wirklich flächendeckend noch mehr Leute in die Vereine zu bringen.
(Außer man vergibt Prämien für die Mitgliedschaft und es kostet nichts mehr, dann könnte es vielleicht klappen...)
Man kann die Leute schon gewinnen und halten, man darf aber nicht einfach im Trüben fischen. Klare Angebote und Strukturen sind gefragt, was bieten wir an und warum passt ihr hierher? Darüber hinaus könnte man versuchen, möglichst viele Bedürfnisse und Zielstellungen abzudecken, Gruppen zu binden, Leute zusammenzuhalten - vom Wettkampf bis hin zur Altersfitness (mit Judo). Allerdings sind die Erwartungen wohl gestiegen, das ist richtig - aber das ist auch eine Chance.
Im DJB von 267K (2002) auf 116K (2022). (https://de.statista.com/statistik/daten ... Mitglieder.)
Beim Karate und Taekwondo sieht es, soweit ich es ergoogeln konnte, auch nicht viel besser aus.
Ich kenne auch einzelne Verbände oder Vereine, die florieren. Manche schon länger, manche noch nicht so lange. Zeit ist dabei ja entscheidendes Element, immer weiterwachsen wird halt immer schwerer. Und entspricht ja auch nicht dem Dao, wie ja eigentlich gerade die Betreiber von solchen Verbänden wissen sollten
Ergänzung: Gerade wenn es um das Prosperieren z. B. nur eines einzigen Vereins oder Clubs geht, ist das ja in der Regel dem Engagement des jeweiligen Leiters, der Trainer, und der weiteren Mitwirkenden geschuldet (Helfer für Feiern, jemand der bisschen Pressearbeit macht usw.). Eine bestimmte Prüfungsordnung dürfte da der geringste Grund sein. Das lässt sich aber halt auch nicht für andere Vereine verordnen.
-
- Gelb - Orange Gurt Träger
- Beiträge: 28
- Registriert: 22.10.2022, 19:03
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Der NWJV hat, ohne viel Aufhebens oder gut sichtbare Hinweise, die neue Grundsatzordnung (nebst NRW-Ausführungsbestimmungen) jüngst auf seiner Homepage veröffentlicht:
https://www.nwjv.de/fileadmin/nwjv/doku ... .06.24.pdf
Den allgemeinen Trend zur Lockerung begrüße ich sehr, z.B. die automatische Graduierungsberechtigung für Personen, die den 1. Dan und mindestens die Trainer-C-Lizenz haben. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass man hier der NRW-Doppelstruktur mit NWJV und NWDK (für alle nicht-NRWler: fragt lieber nicht...) Rechnung tragen musste, so schienen sich die Altvorderen bspw. weiterhin eine Art "zeremonielle Abschlussprüfung" zu wünschen, was die freie Ausgestaltung der modularen Form der Dan-Graduierungen einschränkt.
Verwundert hat mich, dass im Kyu-Bereich die Vorgabe besteht, dass mit dem 8. Kyu zu beginnen ist. Eigentlich hatte ich das so verstanden, dass innerhalb der Vereine der 8. Kyu übersprungen werden kann und Weißgurte direkt den 7. Kyu anstreben können? Müssen hier wirklich allen Anfängern die paar Euro für den 8. Kyu abgeluchst werden?
Unter Punkt 4.6 findet sich der Passus: "Trainingsbegleitende Graduierungen vom 3. bis 1. Kyu können von den Landesverbänden
eingeführt werden." Da sich hierzu nichts in blauer Schrift findet vermute ich, dass dies in NRW nicht gewünscht ist.
Was mich zudem brennend interessieren würde: Werden alle bisherigen Dan-Prüfer automatisch Dan-Graduierungsberechtigte im neuen System? Hier lassen die NRW-Ausführungsbestimmungen anklingen, dass es nun, im Gegensatz zur bisherigen Praxis, Vorgaben vom DJB geben soll. Wie diese aussehen, scheint noch unbekannt zu sein?
https://www.nwjv.de/fileadmin/nwjv/doku ... .06.24.pdf
Den allgemeinen Trend zur Lockerung begrüße ich sehr, z.B. die automatische Graduierungsberechtigung für Personen, die den 1. Dan und mindestens die Trainer-C-Lizenz haben. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass man hier der NRW-Doppelstruktur mit NWJV und NWDK (für alle nicht-NRWler: fragt lieber nicht...) Rechnung tragen musste, so schienen sich die Altvorderen bspw. weiterhin eine Art "zeremonielle Abschlussprüfung" zu wünschen, was die freie Ausgestaltung der modularen Form der Dan-Graduierungen einschränkt.
Verwundert hat mich, dass im Kyu-Bereich die Vorgabe besteht, dass mit dem 8. Kyu zu beginnen ist. Eigentlich hatte ich das so verstanden, dass innerhalb der Vereine der 8. Kyu übersprungen werden kann und Weißgurte direkt den 7. Kyu anstreben können? Müssen hier wirklich allen Anfängern die paar Euro für den 8. Kyu abgeluchst werden?
Unter Punkt 4.6 findet sich der Passus: "Trainingsbegleitende Graduierungen vom 3. bis 1. Kyu können von den Landesverbänden
eingeführt werden." Da sich hierzu nichts in blauer Schrift findet vermute ich, dass dies in NRW nicht gewünscht ist.
Was mich zudem brennend interessieren würde: Werden alle bisherigen Dan-Prüfer automatisch Dan-Graduierungsberechtigte im neuen System? Hier lassen die NRW-Ausführungsbestimmungen anklingen, dass es nun, im Gegensatz zur bisherigen Praxis, Vorgaben vom DJB geben soll. Wie diese aussehen, scheint noch unbekannt zu sein?
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Die neue Graduierungsordnung des DJB gilt als "vorrangiges Recht" in allen Landesverbänden. Das ist in dieser klaren Form neu, denn die bisherige Grundsatzordnung verstand sich als "Rahmen" für die Ordnungen der Länder.M. Olinero hat geschrieben: ↑05.06.2024, 20:23 (....) Was mich zudem brennend interessieren würde: Werden alle bisherigen Dan-Prüfer automatisch Dan-Graduierungsberechtigte im neuen System? Hier lassen die NRW-Ausführungsbestimmungen anklingen, dass es nun, im Gegensatz zur bisherigen Praxis, Vorgaben vom DJB geben soll. Wie diese aussehen, scheint noch unbekannt zu sein?
Der DJB hat laut Artikel 2.1 Graduierungsordnung den Auftrag, Konzepte für die Ausbildung von Multiplikatoren - zu denen auch die Graduierungsberechtigten gehören - zu erarbeiten, die wiederum von den Landesverbänden umzusetzen sind (Artikel 2.2). Die bisherige Praxis in NRW ist, dass der Prüfungsbeauftragte des NWDK die Zahl der benötigten Danprüfer bestimmt, die Personen auswählt und eine Lizenz vergibt und die Prüfer einsetzt. Dies wurde auf Nachfrage bei der letzten Delegiertenversammlung des NWDK ausdrücklich bestätigt. Nunmehr haben sich NWJV und NWDK auf ein anderes Verfahren geeinigt. Wann und wie dies dann auch tatsächlich umgesetzt wird, wird sicherlich spannend bleiben und vor allem davon abhängen, welche Personen zur Umsetzung zur Verfügung stehen werden.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
-
- Grün Gurt Träger
- Beiträge: 70
- Registriert: 30.03.2022, 12:07
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Beim Lesen der "NWDK/NWJV-Ausführungsbestimmungen" entsteht bei mir der Eindruck, dass die meisten Neuerungen nicht gewünscht sind:
- Trainingsbegleitende Graduierungen wurden vorher schon stiefmüttlerlich behandelt, dies hat sich eigentlich kaum geändert. (Die Listen eine Woche nach Graduierung beim KDV einzureichen ist nicht sonderlich praktisch, wenn nicht doch ein zentraler Graduierungsmoment vorgesehen ist.)
- Bei Modulprüfungen für Dan-Prüfungen wird von einem "Abschlussmodul" gesprochen, bei dem Kata und Theorie abgeprüft werden sollen. Dies verbietet streng genommen nicht das verteilte Absolvieren aller Module, aber es liest sich dahingehend abschreckend.
- Fast amüsant finde ich, dass es keine NWDK-Mitgliedspflicht mehr für Prüfer gibt. Stattdessen kann man auch prüfen, wenn man nicht NWDK-Mitglied ist, dafür aber eine jährliche Lizenzgebühr bezahlt.
- Trainingsbegleitende Graduierungen wurden vorher schon stiefmüttlerlich behandelt, dies hat sich eigentlich kaum geändert. (Die Listen eine Woche nach Graduierung beim KDV einzureichen ist nicht sonderlich praktisch, wenn nicht doch ein zentraler Graduierungsmoment vorgesehen ist.)
- Bei Modulprüfungen für Dan-Prüfungen wird von einem "Abschlussmodul" gesprochen, bei dem Kata und Theorie abgeprüft werden sollen. Dies verbietet streng genommen nicht das verteilte Absolvieren aller Module, aber es liest sich dahingehend abschreckend.
- Fast amüsant finde ich, dass es keine NWDK-Mitgliedspflicht mehr für Prüfer gibt. Stattdessen kann man auch prüfen, wenn man nicht NWDK-Mitglied ist, dafür aber eine jährliche Lizenzgebühr bezahlt.
-
- Gelb - Orange Gurt Träger
- Beiträge: 28
- Registriert: 22.10.2022, 19:03
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
@Bodnus Carlsen: Ich stimme dir zu. Eigentlich hatte ich es so verstanden, dass mehr ermöglicht und weniger eingeschränkt werden solle, warum nun das NWDK offenbar doch auf, anscheinend willkürliche, Einschränkungen nach eigenem Gutdünken pocht, bzw. erfolgreich pochen kann, erschließt sich mir nicht.
Auf Anhieb fallen mir diverse Konstellationen ein, in denen z.B. die Beschränkung der modularen Dan-Graduierung ein Ärgernis darstellen. Wenn bspw. jemand den 3. Dan anstrebt und sich in Bezug auf seine Kata bereits sicher fühlt, darf er das "Abschlussmodul Kata" noch nicht ablegen, wenn er z.B. plant, die Trainer-B-Lizenz zu erwerben und damit den Wahlbereich abzudecken, aber der Lehrgang erst später im Jahr stattfindet, sodass er die B-Lizenz noch nicht hat? Das macht doch keinen Sinn.
Auch hinsichtlich der trainingsbegleitenden Kyu-Graduierung stimme ich dir zu, wobei hier eigentlich eine Erleichterung durch den digitalen Judopass zu erwarten sein dürfte (bloß wann?).
Was ich zunächst überlesen habe (da offenbar nicht mehr vorhanden): Es scheint keine Pflicht mehr zu existieren, einen Dan-Vorbereitungslehrgang zu besuchen? Zumindest ist dies an keiner Stelle erwähnt. Das wäre aus meiner Sicht eine sehr begrüßenswerte Lockerung.
Auf Anhieb fallen mir diverse Konstellationen ein, in denen z.B. die Beschränkung der modularen Dan-Graduierung ein Ärgernis darstellen. Wenn bspw. jemand den 3. Dan anstrebt und sich in Bezug auf seine Kata bereits sicher fühlt, darf er das "Abschlussmodul Kata" noch nicht ablegen, wenn er z.B. plant, die Trainer-B-Lizenz zu erwerben und damit den Wahlbereich abzudecken, aber der Lehrgang erst später im Jahr stattfindet, sodass er die B-Lizenz noch nicht hat? Das macht doch keinen Sinn.
Auch hinsichtlich der trainingsbegleitenden Kyu-Graduierung stimme ich dir zu, wobei hier eigentlich eine Erleichterung durch den digitalen Judopass zu erwarten sein dürfte (bloß wann?).
Was ich zunächst überlesen habe (da offenbar nicht mehr vorhanden): Es scheint keine Pflicht mehr zu existieren, einen Dan-Vorbereitungslehrgang zu besuchen? Zumindest ist dies an keiner Stelle erwähnt. Das wäre aus meiner Sicht eine sehr begrüßenswerte Lockerung.
-
- Grün Gurt Träger
- Beiträge: 70
- Registriert: 30.03.2022, 12:07
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Der Graduierung über die Features des digitalen Judopasses muss meines Wissens nach der Landesverband zustimmen. Es bleibt abzuwarten, was da passiert.
Zu den NRW-Regeln: Nach meiner Lesart sind das alles "Soll"-Bestimmungen ("sollte", "in der Regel", ...), da eine Verschärfung gegenüber den DJB-Regeln diesen widerspricht. Ich gehe davon aus, dass auch mit diesen Bestimmungen folgendes Beispielszenario möglich sein sollte, auch wenn es vermutlich nicht erwünscht ist: Direkt nach Erwerb des 1. Dan absolviert man die Module zum 2. Dan, und wenn ein Jahr nach dem 1. Dan rum ist, lässt man sich die neue Graduierung in den Pass eintragen.
Den Sinn von Dan-Vorbereitungslehrgängen habe ich noch nie verstanden: Einige können schon alles und müssen nur die Stunden abreißen, andere noch nicht und dann helfen vermutlich auch ein paar Pflichtstunden nichts. Außerdem hat man da meistens eins, zwei oder maximal drei Referenten, die dann ja im Grunde für alles (Kata, SV, IKKZ, alle Würfe, alle Katame-waza) verantwortlich sind. Lehrgänge, auf denen man Judo-Teilbereiche lernt bei jemandem, der/die diesen Bereich beherrscht, machen da meines Erachtens nach viel mehr Sinn.
Zu den NRW-Regeln: Nach meiner Lesart sind das alles "Soll"-Bestimmungen ("sollte", "in der Regel", ...), da eine Verschärfung gegenüber den DJB-Regeln diesen widerspricht. Ich gehe davon aus, dass auch mit diesen Bestimmungen folgendes Beispielszenario möglich sein sollte, auch wenn es vermutlich nicht erwünscht ist: Direkt nach Erwerb des 1. Dan absolviert man die Module zum 2. Dan, und wenn ein Jahr nach dem 1. Dan rum ist, lässt man sich die neue Graduierung in den Pass eintragen.
Den Sinn von Dan-Vorbereitungslehrgängen habe ich noch nie verstanden: Einige können schon alles und müssen nur die Stunden abreißen, andere noch nicht und dann helfen vermutlich auch ein paar Pflichtstunden nichts. Außerdem hat man da meistens eins, zwei oder maximal drei Referenten, die dann ja im Grunde für alles (Kata, SV, IKKZ, alle Würfe, alle Katame-waza) verantwortlich sind. Lehrgänge, auf denen man Judo-Teilbereiche lernt bei jemandem, der/die diesen Bereich beherrscht, machen da meines Erachtens nach viel mehr Sinn.
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Auch müssen einfache Vereinsprüfungen beim KDV nur noch angezeigt aber nicht mehr genehmigt werden. Eine Frist für diese Anzeige scheint es auch nicht mehr zu geben.
Und da die Pflichtlehrgänge wegfallen ist das NWDK jetzt deutlich darauf angewiesen, attraktive Lehrgangsangebote zu machen. Sonst besuchen die Judoka in NRW andere Praxis-Angebote auf der Matte. Dieser 'Qualitätswettbewerb' könnte sich durchaus positiv für uns Judoka auswirken.
Und da die Pflichtlehrgänge wegfallen ist das NWDK jetzt deutlich darauf angewiesen, attraktive Lehrgangsangebote zu machen. Sonst besuchen die Judoka in NRW andere Praxis-Angebote auf der Matte. Dieser 'Qualitätswettbewerb' könnte sich durchaus positiv für uns Judoka auswirken.
Herzliche Grüße,
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Nur zur kurzen Erläuterung. Die Landesverbände sind für die Organisation der (genauer: ihrer) Graduierungsmaßnahmen (aka Prüfungen) zuständig. Der DJB führt selbst auch eigene Maßnahmen durch. Wie die Landesverbände ihre Maßnahmen organisieren, verbleibt in deren Entscheidung. Die Graduierungsordnung, die ja nahezu einstimmig beschlossen wurde, beinhaltet eine maximale Offenheit und Flexibilität.
Das NWDK hatte ohne seriöse Abstimmung mit dem NWJV eigene Vorstellungen zur Umsetzung entwickelt, die auf Veranlassung des NWJV vom DJB auf Konformität mit den geltenden Bestimmungen geprüft wurden. Daraus entstand eine Mängelliste, die abzuarbeiten war. Dies hat der PRäsident des NWDK auf der Delegiertenversammlung am 14. April ausdrücklich bekannt gemacht. Das Ergebnis liegt nun vor und wurde auch vom DJB in dieser Form als regelkonform abgesegnet.
Die wohl bemerkenswerteste Formulierung findet sich für alle, die zwischen den Zeilen lesen, bereits ganz am Anfang:
"Die operative Umsetzung des Graduierungswesens hat der NWJV an das Nordrhein-Westfälische Dan-Kollegium e.V. (NWDK) delegiert." (https://www.nwjv.de/fileadmin/nwjv/doku ... .06.24.pdf)
Nicht mehr das gesamte Prüfungswesen oder mit neuerer Terminologie das Graduierungswesen wurde beauftragt, sondern nur noch die operative Umsetzung delegiert. Oder mit anderen Worten: die Steuerung, alle strategischen Entscheidungen und die Aufsicht verbleiben beim NWJV. Das NWDK wird jetzt liefern müssen - oder der NWJV wird stärker steuern.
Das NWDK hatte ohne seriöse Abstimmung mit dem NWJV eigene Vorstellungen zur Umsetzung entwickelt, die auf Veranlassung des NWJV vom DJB auf Konformität mit den geltenden Bestimmungen geprüft wurden. Daraus entstand eine Mängelliste, die abzuarbeiten war. Dies hat der PRäsident des NWDK auf der Delegiertenversammlung am 14. April ausdrücklich bekannt gemacht. Das Ergebnis liegt nun vor und wurde auch vom DJB in dieser Form als regelkonform abgesegnet.
Die wohl bemerkenswerteste Formulierung findet sich für alle, die zwischen den Zeilen lesen, bereits ganz am Anfang:
"Die operative Umsetzung des Graduierungswesens hat der NWJV an das Nordrhein-Westfälische Dan-Kollegium e.V. (NWDK) delegiert." (https://www.nwjv.de/fileadmin/nwjv/doku ... .06.24.pdf)
Nicht mehr das gesamte Prüfungswesen oder mit neuerer Terminologie das Graduierungswesen wurde beauftragt, sondern nur noch die operative Umsetzung delegiert. Oder mit anderen Worten: die Steuerung, alle strategischen Entscheidungen und die Aufsicht verbleiben beim NWJV. Das NWDK wird jetzt liefern müssen - oder der NWJV wird stärker steuern.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
-
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 560
- Registriert: 13.02.2009, 00:36
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Es wäre sinnvoll, wenn die einzelnen Landesverbände die Prüferlizenzen gegenseitig anerkennen würden. Dann könnten Vereine in "Grenznähe" Prüfungen gemeinsam mit Partnervereinen in einem anderen Bundesland organisieren bzw. es wäre in Trainingslagern bei Partnervereinen grundsätzlich möglich, gemeinsam zu prüfen.
-
- Grün Gurt Träger
- Beiträge: 70
- Registriert: 30.03.2022, 12:07
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Dem stimme ich zu. Grundsätzlich sollte dem nichts im Wege stehen (DJB-Graduierungsordnung): "Für die Erteilung von Graduierungslizenzen sind allein fachlich-inhaltliche Kompetenzen und personale Kompetenzen im Umgang mit Kandidainnen und Kandidaten maßgeblich." Ich weiß nicht, inwieweit das in anderen Bundesländern problemlos möglich ist. Auf NRW bezogen kommt noch die Mitgliedschaft im NWDK oder eine (meines Wissens nach noch nicht näher spezifizierte) Lizenzgebühr hinzu...Holger König hat geschrieben: ↑07.06.2024, 20:47 Es wäre sinnvoll, wenn die einzelnen Landesverbände die Prüferlizenzen gegenseitig anerkennen würden. [...]
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
So ist es, wenn jemand in einem Bundesland eine Prüferlizenz bzw. jetzt die Graduierungsberechtigungs-Lizenz erworben hat und dann in ein anderes Bundesland wechselt,Holger König hat geschrieben: ↑07.06.2024, 20:47 Es wäre sinnvoll, wenn die einzelnen Landesverbände die Prüferlizenzen gegenseitig anerkennen würden. Dann könnten Vereine in "Grenznähe" Prüfungen gemeinsam mit Partnervereinen in einem anderen Bundesland organisieren bzw. es wäre in Trainingslagern bei Partnervereinen grundsätzlich möglich, gemeinsam zu prüfen.
kann er dort auch sofort eine Prüferlizenz erhalten (ohne Neuausbildung usw. usf.)
Und in der Regel muß bei Prüfungen außerhalb des eigenen Vereins der eigene Verein zustimmen, bei Prüfungen außerhalb des eigenen Landesverbandes muß auch der eigene LV zustimmen und
schon kann jemand in einem Trainingslager in einem anderen Bundesland graduiert werden.
Wie unbürokratisch jetzt die LVs mit diesen Sachen umgehen, ist natürlich Sache der LVs ...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
-
- Gelb - Orange Gurt Träger
- Beiträge: 28
- Registriert: 22.10.2022, 19:03
Uwe Mosebach in „Kampfkunst, Kampfsport und Gesellschaft: Interdisziplinäre Zugänge. Band I“
Kürzlich las ich einen Diskussionsbeitrag zur neuen Kyu-Graduierungsordnung von Herrn PD Dr. phil. habil. Uwe Mosebach, erschienen in „Kampfkunst, Kampfsport und Gesellschaft: Interdisziplinäre Zugänge. Band I“, herausgegeben von Heiko Bittmann und Martin J. Meyer. Das Thema wurde wie folgt umschrieben: Uwe Mosebach (Universität Erfurt) diskutiert in seinem Artikel den Entwurf einer neuen Prüfungsordnung im Jūdō, indem er aktuelle und geplante Prüfungstechniken und -schwierigkeiten vergleicht und in Beziehung setzt zu den Schriften von Kanō Jigorō.
Leider bin ich vom Artikel Dr. Mosebachs sehr enttäuscht, gerade aufgrund des akademischen Hintergrundes und Anspruchs des Autors hatte ich mir deutlich mehr erwartet. Dem Autor unterlaufen gleich mehrere grobe Schnitzer, von denen allein einer dafür sorgt, dass gleich seine gesamte Argumentation grundsätzlich hinfällig ist.
Mit der Formulierung, dass der Autor „aktuelle und geplante Prüfungstechniken“ mit „Schriften“ Kanōs in Verbindung setzt, ist offenkundig gemeint, dass der Autor diverse, einst in Deutschland gebräuchliche Prüfungsordnungen und das neue Graduierungssystem dahingehend mit der Gokyo in der Fassung von 1920 vergleicht, wie groß die Schnittmenge der jeweils enthaltenen Nage-waza ist, sowie an welcher Position in der jeweiligen Systematik diese auftauchen. Gewissermaßen eine rein mathematische Betrachtung.
Hierbei geht der Autor davon aus, dass der Gokyo von 1920 ein didaktisches Prinzip, gemäß den Maximen „von leichteren zu schwereren Techniken“, „von grundlegenden zu abgewandelten Techniken“, „von sicheren zu risikoreichen Techniken“ und von Techniken, bei denen Tori stehen bleibt zu Sutemi-waza, zugrunde liegt, wobei er sich auf eine Veröffentlichung Ohgo Mahitos beruft („Judo. Go Kyo-Kampftechniken“, 1974). Es entsteht der Eindruck, der Autor würde die Qualität eines „Prüfungsprogramms“ daran messen, wie groß die Kongruenz zur 1920er Gokyo ist, wenngleich er auch manche Neuerungen begrüßt, wie z.B. Komplexaufgaben zum Übergang Stand-Boden.
Hier sind wir bereits an der grundlegenden Problematik des Artikels angekommen, denn der Autor begeht den kapitalen Fehler, dass er offenbar davon ausgeht, dass im neuen Graduierungssystem sämtliche Nage-waza fest bestimmten Gürtelstufen zugeordnet wären. Dies ist bekanntermaßen nicht der Fall und obschon der Autor unter anderem den Begriff „Technikpools“ als Neuerung des neuen Graduierungssystems benennt, weiß er offenbar nicht wirklich, was dies bedeutet. Anscheinend hat der Autor die, vom DJB herausgegebenen, Poster mit schematischen Abbildungen der Nage-waza in einer exemplarischen (!) Anordnung gesehen und von diesen Darstellungen darauf geschlossen, dass es sich hier um eine verbindliche Vorgabe handele. In Folge dessen vergleicht er die 1920er Gokyo mit der beispielhaften Darstellung auf den vorgenannten Postern.
Da eine durchgehende feste Zuordnung nun allerdings nicht mehr besteht, erübrigt sich auch die Argumentation des Autors hinsichtlich der, in seinen Augen, überlegenen Didaktik innerhalb der Gokyo von 1920.
Ebenfalls nicht verstanden hat der Autor offenkundig, was mit dem Werfen zur Haupt- und Gegenseite gemeint ist, in seinem historischen Abriss begeht er den Fehler, dass er offenbar die Kyu-Prüfungsordnung von 2004 übersehen hat (bzw. diese mit der von 1994 „zusammenfasst“) und das Überspringen von Kyu-Graden im neuen Graduierungssystem sieht er als Fehler an, da er (fälschlicherweise) davon ausgeht, die Inhalte des „übersprungenen“ Kyu würden durch das Überspringen nie überprüft werden.
Eigene methodisch-didaktische Überlegungen stellt der Autor fast keine an, lediglich scheint es ihm ein Anliegen zu sein, seine Auffassung darzustellen, dass der O-uchi-gari zu schwierig für Anfänger sei, weshalb er ihn lieber „weiter hinten“ eingruppiert sähe, womit er jedoch selbst eine Änderung an der 1920er Gokyo vornähme, obwohl er diese ansonsten stets als fast schon sakrosankt darstellt.
Insgesamt bleibt zu hoffen, dass der Autor sich erneut und eingehender mit dem neuen Graduierungssystem beschäftigen, ggf. eine Fortbildung besuchen, und dann erneut am Diskurs beteiligen möge.
Leider bin ich vom Artikel Dr. Mosebachs sehr enttäuscht, gerade aufgrund des akademischen Hintergrundes und Anspruchs des Autors hatte ich mir deutlich mehr erwartet. Dem Autor unterlaufen gleich mehrere grobe Schnitzer, von denen allein einer dafür sorgt, dass gleich seine gesamte Argumentation grundsätzlich hinfällig ist.
Mit der Formulierung, dass der Autor „aktuelle und geplante Prüfungstechniken“ mit „Schriften“ Kanōs in Verbindung setzt, ist offenkundig gemeint, dass der Autor diverse, einst in Deutschland gebräuchliche Prüfungsordnungen und das neue Graduierungssystem dahingehend mit der Gokyo in der Fassung von 1920 vergleicht, wie groß die Schnittmenge der jeweils enthaltenen Nage-waza ist, sowie an welcher Position in der jeweiligen Systematik diese auftauchen. Gewissermaßen eine rein mathematische Betrachtung.
Hierbei geht der Autor davon aus, dass der Gokyo von 1920 ein didaktisches Prinzip, gemäß den Maximen „von leichteren zu schwereren Techniken“, „von grundlegenden zu abgewandelten Techniken“, „von sicheren zu risikoreichen Techniken“ und von Techniken, bei denen Tori stehen bleibt zu Sutemi-waza, zugrunde liegt, wobei er sich auf eine Veröffentlichung Ohgo Mahitos beruft („Judo. Go Kyo-Kampftechniken“, 1974). Es entsteht der Eindruck, der Autor würde die Qualität eines „Prüfungsprogramms“ daran messen, wie groß die Kongruenz zur 1920er Gokyo ist, wenngleich er auch manche Neuerungen begrüßt, wie z.B. Komplexaufgaben zum Übergang Stand-Boden.
Hier sind wir bereits an der grundlegenden Problematik des Artikels angekommen, denn der Autor begeht den kapitalen Fehler, dass er offenbar davon ausgeht, dass im neuen Graduierungssystem sämtliche Nage-waza fest bestimmten Gürtelstufen zugeordnet wären. Dies ist bekanntermaßen nicht der Fall und obschon der Autor unter anderem den Begriff „Technikpools“ als Neuerung des neuen Graduierungssystems benennt, weiß er offenbar nicht wirklich, was dies bedeutet. Anscheinend hat der Autor die, vom DJB herausgegebenen, Poster mit schematischen Abbildungen der Nage-waza in einer exemplarischen (!) Anordnung gesehen und von diesen Darstellungen darauf geschlossen, dass es sich hier um eine verbindliche Vorgabe handele. In Folge dessen vergleicht er die 1920er Gokyo mit der beispielhaften Darstellung auf den vorgenannten Postern.
Da eine durchgehende feste Zuordnung nun allerdings nicht mehr besteht, erübrigt sich auch die Argumentation des Autors hinsichtlich der, in seinen Augen, überlegenen Didaktik innerhalb der Gokyo von 1920.
Ebenfalls nicht verstanden hat der Autor offenkundig, was mit dem Werfen zur Haupt- und Gegenseite gemeint ist, in seinem historischen Abriss begeht er den Fehler, dass er offenbar die Kyu-Prüfungsordnung von 2004 übersehen hat (bzw. diese mit der von 1994 „zusammenfasst“) und das Überspringen von Kyu-Graden im neuen Graduierungssystem sieht er als Fehler an, da er (fälschlicherweise) davon ausgeht, die Inhalte des „übersprungenen“ Kyu würden durch das Überspringen nie überprüft werden.
Eigene methodisch-didaktische Überlegungen stellt der Autor fast keine an, lediglich scheint es ihm ein Anliegen zu sein, seine Auffassung darzustellen, dass der O-uchi-gari zu schwierig für Anfänger sei, weshalb er ihn lieber „weiter hinten“ eingruppiert sähe, womit er jedoch selbst eine Änderung an der 1920er Gokyo vornähme, obwohl er diese ansonsten stets als fast schon sakrosankt darstellt.
Insgesamt bleibt zu hoffen, dass der Autor sich erneut und eingehender mit dem neuen Graduierungssystem beschäftigen, ggf. eine Fortbildung besuchen, und dann erneut am Diskurs beteiligen möge.
Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022
Jeder macht sich so seine eigenen Gedanken -methodisch und didaktisch versteht sich, immer nach persönlichen Vorlieben.
https://www.bittmann-verlag.com/produkt ... ellschaft/
Warum (be)fragst Du nicht Herrn Mosebach persönlich - oder bittest um die Freigabe des Textes hier im Forum, dann können wir uns alle selbst ein Bild machen, ohne gleich Herrn Bittmanns Verlag ...
LG,
HBt.
https://www.bittmann-verlag.com/produkt ... ellschaft/
Warum (be)fragst Du nicht Herrn Mosebach persönlich - oder bittest um die Freigabe des Textes hier im Forum, dann können wir uns alle selbst ein Bild machen, ohne gleich Herrn Bittmanns Verlag ...
LG,
HBt.