Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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caesar
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Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von caesar »

Weiß jemand, wofür der dritte Shido bei Macedo war? Die Reporter meinten, es wäre in den Ärmel gegriffen, aber Handzeichen des Kampfrichters war Kleiderordnen und im Matchreport steht unbestimmt.

Der Brasilianer schien nicht zu wissen, wofür er jetzt die Strafe bekommen hat
Cinow
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Cinow »

Hallo,
Weiß klammert den Kopf im Boden. Seit diesem Jahr wird das mit Shido bestraft, wenn sich kein Arm in der Klammer befindet.
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Baumstamm
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Baumstamm »

Waren enttäuschende Spiele für Judo. Viel zu viele undurchsichtige Shidos. Selbst Riner gegen den Tusshishvili hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Er hält vor dieser Aktion den Georgier am Bein fest, vorauf sich dieser wieder umdreht. Ich bin enttäuscht.
Ein Baumstamm wird nicht gefällt, indem Mann dagegen läuft, dazu braucht Mann Kuzushi, Tsukuri, Kake, oder notfalls eine Axt.
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Fritz
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Fritz »

Cinow hat geschrieben: 06.08.2024, 20:04Weiß klammert den Kopf im Boden. Seit diesem Jahr wird das mit Shido bestraft, wenn sich kein Arm in der Klammer befindet.
Wenn das der Kampf war, den ich in Erinnerung habe, da war in der Zeitlupe zu sehen, daß Weiß vorher in den Ärmel von Blau gegriffen hatte.

Es gab auch einen Frauenkampf, wo jemand bei einem Hebelansatz (glaube ich) ebenfalls diesen Fehler gemacht hat und so verlor.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Fritz
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Fritz »

Baumstamm hat geschrieben: 07.08.2024, 19:31Waren enttäuschende Spiele für Judo. Viel zu viele undurchsichtige Shidos.
Ich fand den verlorenen Kampf von Erik Abramov sehr bezeichnend: Er befindet sich (mit W-A-Vorsprung) am Boden auf den Knien, sein Gegner steht noch über ihm, schlingt gemütlich den Kragen/Arm um
den Hals unseres Athleten, als Zuschauer denkt man sich: Da wird doch Erik jetzt doch gleich mal hochlangen und kräftig an des Gegners Arm ziehen, weil Arm/Kragen um den Hals ist ja doch nicht so toll - und
was passiert: Erstmal nix, dann legt sich der Gegner drauf und zieht die Würge zu. Dabei hatte Erik Abramov vorher durchaus gezeigt, daß er zumindest gut aus Haltegriffen herauskommt, also am Boden
nicht ganz ungeschickt ist. Aber da kam noch nicht mal ansatzweise eine Verteidigung gegen den Würger, mal vom Abklopfen abgesehen ... :-(

Weiterhin scheint bei vielen große Mode geworden zu sein, nur mit der Hub-Hand zu greifen und dann, wohl um Inaktivitätsstrafen u. Strafen für Scheinangriffe zu vermeiden, mit Uchi-Mata od. Harai-Goshi u.ä.
anzugreifen, was aber nur sehr sporadisch zu Wertungen führte, weil in der Regel Uke sich gut auf den Bauch drehen konnte ...

Ansonsten sollte man mal an die IJF den Vorschlag herantragen, daß sie doch besser das Wort "Judo" in ihren Publikationen durch "Shido-Sport" ersetzt.
Beide Kommentaren der deutschen Echtzeit-Videoströme haben jedenfalls unermüdlich dem Publikum erklärt, wie toll es ist, wenn der Gegner den dritten Shido erhält ...
Ein Statistik würde mich sehr interessieren, wieviele Kämpfe am Ende durch den 3.Shido entschieden wurden u. wieviele durch Ippon.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von caesar »

Baumstamm hat geschrieben: 07.08.2024, 19:31 Selbst Riner gegen den Tusshishvili hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Er hält vor dieser Aktion den Georgier am Bein fest, vorauf sich dieser wieder umdreht. Ich bin enttäuscht.
Ja, wenn mir jemand die flache Hand ins Gesicht drückt, nachdem er sich bedrohlich über mich gestellt hat, dann nehme ich das auch ganz locker hin und zucke nicht. Der Franzose wird schließlich wie jeder gute Judoka die deutschen 10 Judowerte jeden Abend vorgebetet haben.
Fritz hat geschrieben: 07.08.2024, 21:35 Wenn das der Kampf war, den ich in Erinnerung habe, da war in der Zeitlupe zu sehen, daß Weiß vorher in den Ärmel von Blau gegriffen hatte.
Das ist korrekt, nur gab der Kampfrichter dafür nicht den Shido. Das Handzeichen war ein anderes. Quasi gleich zwei Vergehen in einem.
Fritz hat geschrieben: 07.08.2024, 21:59 Ein Statistik würde mich sehr interessieren, wieviele Kämpfe am Ende durch den 3.Shido entschieden wurden u. wieviele durch Ippon.
Wurde hier eine Statistik gewünscht?
https://olympics.com/OG2024/pdf/OG2024/ ... ------.pdf
Aus 420 Kämpfen endeten 288 mit Ippon, 75 mit dem 3. Shido und 8 weitere mit Hansokumake. Die hab ich mir jetzt nicht alle angeguckt, aber da ist z.B. auch die Begegnung zwischen Riner und Tushishvili dabei, die vorher ja schon mit Wertung entschieden war. Bei den Kämpfen durch 3. Shido sind ja auch ein paar dabei, wo es vorher schon eine Wertung gab, z.B. das Finale bis 100 Kilogramm zwischen Kotsoiev und Sulamanidze.

Ansonsten finde ich es extrem schwierig, die Olympischen Spiele als Datenpunkt zu nehmen. Olympia ist das Turnier, was für viele lebensverändernd ist. Eine Medaille dort bedeutet für manche, ein Leben lang vom Ruhm leben zu können. Wenn ich mir angucke, wie z.B. Yeldos Smetov empfangen wurde, nicht, dass es dem vorher schlecht ging, dann wurde da nicht gespart an Geschenken. Glaube nicht, dass der seinen Gewinn noch versteuern muss. Oder wenn dann wie in Südkorea der Militärdienst übersprungen werden kann.
Wenn so viel auf dem Spiel steht, spielen das natürlich alle sicher und versuchen weniger Risiko zu gehen, wenn ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, wie z.B. bei Anna-Maria Wagner, zwischen ewigem Ruhm und weiterem Kampf um jeden Bonus steht.
Finde dafür etwas mehr als jeden sechstem Kampf mit 3. Shido okay. Die Medaillenkämpfe wurden in sechs Fällen mit 3. Shido entschieden, dabei waren in zwei Kämpfen schon Wertungen gefallen. Einmal gab es noch direkten Hansokumake.
Also 7 Kämpfe von 42 und damit ziemlich genau im Einklang mit den restlichen Kämpfen. Dabei wäre es völlig verständlich, wenn in den Medaillenkämpfen noch mehr auf Nummer sicher gegangen würde.
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Baumstamm
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Baumstamm »

Also gut, wenn schon mal eine Statistik da ist
Betrachten wir sie mal als Außenstehender, der von Judo keine wenig Ahnung hat. Was sehe ich, 420 Kämpfe. In diesen 420 Kämpfen gab es 467 Wertungen (Ippon, Waza ari) und 735 Strafen (Shido, und alles andere) also ein Verhältnis von 38,85% schönen Wertungen zu 61,15% unschöne Wertungen. Für einen Außenstehenden überwiegen die unschönen Wertungen, was wie ich annehme den Judosport sehr unattraktiv macht.
Ein Baumstamm wird nicht gefällt, indem Mann dagegen läuft, dazu braucht Mann Kuzushi, Tsukuri, Kake, oder notfalls eine Axt.
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von caesar »

Ich weiß jetzt nicht, ob man Shido als Wertung sehen sollte. Dann sind ja gelbe Karten beim Fußball auch Wertungen, so wie Tore. Wenn wir uns dann die letzte Bundesligasaison angucken, dann gab es da 985 Tore und 1459 gelbe Karten, inklusive gelb-rot, ohne reine rote Karten. Das sind circa 33% schöne Wertungen und 67% unschöne Wertungen. Für einen Außenstehenden überwiegen die unschönen Wertungen, was wie ich annehme den Fußballsport sehr unattraktiv macht.
hmm, funktioniert in Deutschland irgendwie nicht.

Ich frage mich, warum wir annehmen, dass unser Empfinden in Deutschland für die ganze Welt zählt. In Frankreich ist Judo super populär, in Vorder- und Mittelasien auch, in Japan, naja da gehts so. Aber anzunehmen, nur weil uns was nicht gefällt, dass das überall so ist, ist doch irgendwie fragwürdig.

Man kann das gerne unattraktiv finden, aber wie vorher geschrieben, finde ich das unter den gegebenen Umständen mehr als verständlich, dass da kein Feuerwerk der risikoreichen Aktion abgebrannt wird.
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von nur_wazaari »

Fritz hat geschrieben: 07.08.2024, 21:59
Baumstamm hat geschrieben: 07.08.2024, 19:31Waren enttäuschende Spiele für Judo. Viel zu viele undurchsichtige Shidos.
Ich fand den verlorenen Kampf von Erik Abramov sehr bezeichnend: Er befindet sich (mit W-A-Vorsprung) am Boden auf den Knien, sein Gegner steht noch über ihm, schlingt gemütlich den Kragen/Arm um
den Hals unseres Athleten...
+1

Das technische Niveau scheint niemanden mehr zu interessieren, es kommt auf brachiale Physis und rücksichtslos regelnutzende Taktik, mittlerweile ohne nennenswerte technische Fertigkeiten, an - wenn man bei IJF-Wettkämpfen und Höhepunkten einigermaßen planbar und konstant reüssieren will.
.
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Baumstamm
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Baumstamm »

Ich weiß jetzt nicht ob man Shido als Wertung sehen sollte. Dann sind ja gelbe Karten beim Fußball auch Wertungen, so wie Tore. Wenn wir uns dann die letzte Bundesligasaison angucken, dann gab es da 985 Tore und 1459 gelbe Karten, inklusive gelb-rot, ohne reine rote Karten. Das sind circa 33% schöne Wertungen und 67% unschöne Wertungen. Für einen Außenstehenden überwiegen die unschönen Wertungen, was wie ich annehme den Fußballsport sehr unattraktiv macht.
hmm, funktioniert in Deutschland irgendwie nicht.
Auf den Vergleich hab ich irgendwie gewartet, aber ist nach einer gelbroten Karte das Spiel für die andere Mannschaft gewonnen? :dontknow
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von caesar »

Baumstamm hat geschrieben: 08.08.2024, 15:16 Auf den Vergleich hab ich irgendwie gewartet, aber ist nach einer gelbroten Karte das Spiel für die andere Mannschaft gewonnen? :dontknow
Jetzt könnte man gucken, wieviele Spiele denn noch in Unterzahl gewonnen werden. Die Mühe mache ich mir aber mal nicht, ich wüsste auch nicht, dass der Kampf nach einem Shido für den anderen Kämpfer gewonnen ist. Oder überhaupt, dass Shido als Wertungen wahrgenommen werden.
Wenn du das so betrachten möchtest, dann kann man den 288 Ippon und 127 Waza-ari die 75 Disqualifikationen wegen 3. Shido und 8 Disqualifikationen mit Hansokumake gegenüberstellen. Also ein Verhältnis von 415 Wertungen zu 83 Disqualifikationen. Aber denke die Zahlen stören dich da eher.
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Hofi »

Die ersten beiden Shidos sind doch für den Kampfausgang zunächst mal genauso irrelevant, wie eine gelbe Karte im Fußball.
Es bleibt also immer noch 288 Ippon zu 75 addierte Hansoku-make und 8 direkte. Die restlichen 49 Kämpfe wurden also mit Waza-ari entschieden.
Keine Ahnung wieso man sowas schlecht reden soll.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Olympia - offtopic

Beitrag von HBt. »

Ich würde gerne etwas Positives über Judo in Deutschland (auch international?) schreiben, aber ich bin eigentlich sprachlos.

Judo
  • ist ja beinahe schon hässlich geworden

    in den Medien (in allen Formen) interessiert mich absolut nicht mehr!
#
Ich durfte vor ein paar Tagen dem Training einer gemischten Breitensportgruppe beiwohnen, ausnahmslos mit braunen und schwarzen Gürteln bekleidet. Es gab einen Unfall und mehrere beinahe (auch fatale) Unfälle. Das Judoverständnis (und damit leider auch das Niveau) war gering (bis zum Teil gar nicht vorhanden) /niedrig. Übermotiviert (um es irgendwie positiv auszudrücken), also in Wirklichkeit kompensierend, ging es ins Randori.

Warum wird diese wunderbare Übungsformalie global so sehr missverstanden?

##
Wir haben ein riesiges, gesamt-gesellschaftliches Problem. Die Medien tragen ordentlich zum großen Versagen bei.

Gruß,
HBt.
(...)38,85% schönen Wertungen zu 61,15% unschöne Wertungen. Für einen Außenstehenden überwiegen die unschönen Wertungen, was wie ich annehme den Judosport sehr unattraktiv macht.
Quasi 4 zu 6, das ist ja eine phantastische Werbung für eine ehemalige, solide Ausbildung.
Judo kann einem Menschen ein stützendes Fundament für sein gesamtes Leben sein, bis zum Tod. Davon kann heutzutage wohl nicht mehr die Rede sein.
Joerch
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Re: Olympia - offtopic

Beitrag von Joerch »

HBt. hat geschrieben: 03.09.2024, 09:46Judo
  • ist ja beinahe schon hässlich geworden

    in den Medien (in allen Formen) interessiert mich absolut nicht mehr!
#Übermotiviert (um es irgendwie positiv auszudrücken), also in Wirklichkeit kompensierend, ging es ins Randori.

Warum wird diese wunderbare Übungsformalie global so sehr missverstanden?
Weil oftmals das Verständnis fehlt, was Randori und was Shiai bedeutet. Dies beobachte ich leider auch immer wieder. Erklärt man dann dem Partner, was ein Randori sein soll, erntet man oft nur erstaunte Blicke und Unverständnis. Ist es Teil der Ellenbogengesellschaft, ich komme zu erst, bin der Beste und Größte? Vielleicht.

Die Meisten kennen keine Schriften von Kano, seine Ideen und Ansätze sind ihnen fremd, schade.

Und Judo in den Medien? Bestenfalls langweilig.
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nur_wazaari
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Re: Olympia - offtopic

Beitrag von nur_wazaari »

HBt. hat geschrieben: 03.09.2024, 09:46 Judo kann einem Menschen ein stützendes Fundament für sein gesamtes Leben sein, bis zum Tod. Davon kann heutzutage wohl nicht mehr die Rede sein.
Für mich ist es das immer noch, kann es das immer noch sein, aber man müsste das persönliche Programm schon strikt von dem trennen, was international passiert und wo man tlw. auch aus nachvollziehbaren Gründen seitens des DJB versucht sich anzubiedern. Ich glaube, jeder kennt mittlerweile Leute, die auf mindestens zwei Betriebssystemen laufen, z.B. Judo IJF/Judo Verein, Judo/BJJ, Judo IJF/Judo "old school"...

Ansonsten finde ich, dass z.B. der DJB nicht etwa die gesamtgesellschaftliche Entwicklung (was ist das eigentlich?) aufgreift, sondern plump versucht, verschiedene vorübergehende Moden mitzugehen, die auch schnell wieder wechseln werden. Das kann man zwar grundsätzlich machen, braucht aber passende Konzepte (Social Media Marketing z.B. ist ein just-in-time-Geschäft) und auch eine kritische Menge kompetenter Leute. Vielleicht sollte man ab und an aber auch auf die hören, die schon da sind, aber zu oft untergehen oder sich zurückziehen...

Mit Traditionalismus, Anachronismus usw. lockt man natürlich niemandem hinter dem Ofen hervor. Aber ich wage zu bezweifeln, dass man dauerhaft Mitglieder halten wird, wenn man den roten Faden der qualitativen Standards ständig verlegt und sich vor allem auf Äußerlichkeiten, die Außenwirkung, konzentriert.
.
HBt.
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Judo aktuell und zukünftig

Beitrag von HBt. »

Ich stimme Dir voll und ganz zu.
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Re: Shidolympics Nachbetrachtung

Beitrag von caesar »

Ich wollte dafür jetzt keinen extra Faden aufmachen, es passt ja auch gut ins Thema. Der Ersteller war hier auch mal unterwegs, vielleicht liest er noch mit.
In diesem Video https://www.youtube.com/watch?v=LI6d4P8HcTE wurde eine Nachbetrachtung und Meinung zur Regelauslegung bei den Olympischen Spielen in Paris veröffentlicht. Ich finde dies zeigt ganz gut, woran es auch immer krankt; an simpler Recherche und Wissen des Verfassers. Einige der Punkte die aufgemacht werden sind schlicht falsch oder uninformiert.

Es ist aufgefallen, dass es viele Strafen gab - Im Verhältnis wozu? Die Prozentzahl war annähernd gleich zu der WM, da hat sich komischerweise niemand laut beschwert.
Die AJJF hat gedroht aus der IJF auszusteigen - da hätte ich gerne mal die offizielle Aussage der AJJF zu oder die offizielle Meldung gesehen
Im Judo geht es um den Ippon, nicht um Punkte. Japaner gehen immer auf Ippon, auf Strafen gehen ist gegen den Geist des Judo - Das hätte man mal Hashimoto sagen sollen, als er ohne eine einzige Wertung japanischer Meister geworden ist und sich so in die Poleposition für Olympia '24 gebracht hatte https://seikosportslink.com/judo/101/00 ... 3&c=01&n=3
Nach dem Grifflösen muss man nicht festhalten, die Regel sagt man muss sofort greifen und nicht, dass man nicht loslassen darf - Die Kampfrichter kennen quasi ihre eigenen Regeln nicht. Ein kurzer Blick ins Regelwerk zeigt "Breaking the grips with one or two hands and immediately taking grips is allowed. Breaking grips with one or two hands and not taking a grip immediately is shido. Breaking the grip, if after that a grip is still there, is allowed. For example, if the athlete in the blue judogi has one grip and the athlete in the white judogi decides to break with one or two hands, white should keep at least one grip in their hand. So, if blue has one grip, after breaking, white shall keep at least one grip. If after breaking the grip, white does not have any grip anymore, it is shido."
Scheinangriff ist nur Shido wenn Uke keinen Schritt macht - wenn das der Kampfrichter hier https://www.youtube.com/watch?v=udgxRVe4Gxk nur gewusst hätte, dann wäre Sulamanidze jetzt Olympiasieger. Kotsoiev macht ja jedes Mal einen Schritt.
Es gibt keine offizielle Statistik - doch die gibt es, hier https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 111775.pdf mit einer kurzen Suche leicht zu finden. Diese unterscheidet sich aber von der des Reddit-Nutzers, da die Zuordnung von Techniken unterschiedlich ausfällt. Nach meinem Dafürhalten ist die Zuordnung im offiziellen Dokument schlechter. Zum Beispiel wird Mascha Ballhaus schöne Okuri-eri-jime im offiziellen Dokument als Kata-te-jime klassifiziert. Vielleicht bin ich da aber auch einfach nur falsch, der Technik-Tuesday sieht das auch so https://www.youtube.com/shorts/CfZh6Ta6y7E
Er weiß nicht genau wie die Statistik erstellt wurde - es steht in dem Reddit-Faden "It took a while but here are the stats. The streaming service made it more difficult since it would often put commerials over the replays so that was more time consuming having to go back with only a 10-second-skip button."
In der 73 gibt es so viele 3. Shido, weil die Gewichtsklasse so voll ist - In der 81 waren mehr Judoka am Start und dort gab es prozentual die wenigsten Shido aller Gewichtsklassen.
Am Ende haben die Japaner sogar während der Spiele gedroht die IJF zu verlassen. Gründe dafür, Shido play und die Leute gehen nicht mehr auf Ippon - Quelle trust me bro

20 Minuten Video, 20 Minuten Recherche hätten mehr gebracht.
Bodnus Carlsen
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Re: Shidolympics Nachbetrachtung

Beitrag von Bodnus Carlsen »

caesar hat geschrieben: 30.10.2024, 00:56 Die AJJF hat gedroht aus der IJF auszusteigen - da hätte ich gerne mal die offizielle Aussage der AJJF zu oder die offizielle Meldung gesehen
[...]
Am Ende haben die Japaner sogar während der Spiele gedroht die IJF zu verlassen. Gründe dafür, Shido play und die Leute gehen nicht mehr auf Ippon - Quelle trust me bro
Nach meinen Informationen haben der AJJF nicht gedroht, aus der IJF auszusteigen. Dies wurde nur von der japanischen Boulevard-Presse gefordert.
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Re: Olympia 90 Kilo Macedo gegen Ngayap Hambou

Beitrag von Fritz »

caesar hat geschrieben: 30.10.2024, 00:56 Scheinangriff ist nur Shido wenn Uke keinen Schritt macht - wenn das der Kampfrichter hier https://www.youtube.com/watch?v=udgxRVe4Gxk nur gewusst hätte, dann wäre Sulamanidze jetzt Olympiasieger.
Allerdings wurden die Kommentatoren nicht müde, immer wieder zu erzählen, daß es dann als Scheinangriff gilt, wenn Uke nicht reagieren muss.
Mir fiel in dem Zusammenhang auf, daß oft Athleten Uchi-Mata o.ä. ansetzten, wo sie nur mit dem Hubarm gegriffen hatten. Das führte dann durchaus zu einer deutlichen Reaktion bei Uke,
einige gingen sogar zu Boden, aber es gab dann oft keine Wertung, wie auch, wenn Uke regelmäßig auf dem Bauch landen konnte.
Für mich sah so aus, als ob die Athleten damit einen Weg gefunden haben, eigene Passivitätsstrafen und Strafen für Scheinangriffe zu vermeiden u. mit etwa s Glück den anderen sogar eine
Passivitätsstrafe anzuhängen. Ich fand das jedenfalls sehr unschön ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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