https://www.ijf.org/news/show/new-issue ... udo-is-out
Zwei Ausgaben sind schon erschienen und zum Download verfügbar. Habe ich mir aber noch nicht genauer angesehen.
Kurz: Die IJF will mithilfe und durch ein eigenes "Journal" wissenschaftliche Kompetenz bündeln, um dies vor allem für die eigene Akademie zu Ausbildungszwecken zu verwenden.
Von der lobenswerten Grundidee ausgehend stellen sich naturgemäß auch Fragen. Wie sieht es mit der Unabhängigkeit aus - eine der wichtigsten Fragen beim Betreiben von Wissenschaft und nebenbei auch ständiges Problem. So müsste man zum Beispiel irgendwie erfahren, ob und wie die Studien peer-reviewed werden, wer letztlich entscheidet, welche Studien es in das Journal schaffen, ob die Studien ausschließlich dort erscheinen etc.. Kurz: Wie werden allgemeine wissenschaftliche Standards eingehalten? Wie geht das Journal grundsätzlich vor? Wie läuft der Einreichung- und Veröffentlichungsprozess ab? Wie belastbar sind die Ergebnisse? Letztlich: Wie zitierfähig ist das Ganze?
Vielleicht schaffe ich es demnächst, mir das mal näher anzusehen.
Judo und Wissenschaft
- nur_wazaari
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Re: Judo und Wissenschaft
Ich habe jetzt das Vol 2.0 überflogen, für mich persönlich war jeder Beitrag langweilig - Entschuldigung.
- nur_wazaari
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Reflektionen
Mein Maßstab wäre eher, ob das Ganze wirklich wissenschaftlich ist und einer externen Betrachtung standhält. Weil: Man will Theorie und Praxis mit Hilfe dieser Herausgaben besser verknüpfen, was ja theoretisch auch bis zur "Basis" durchlagen müsste, das heißt die Erkenntnisse müssten in die Ausbildungen miteinfließen und in einer idealen Welt hätten sogar international alle in etwa denselben wissenschaftlich fundierten Wissensstand zum Thema "Judo"*.
Nun denkt man weiter: Sind die veröffentlichten Artikel in größerer Zahl aber wissenschaftlich von bestenfalls durchschnittlicher Qualität, werden vielleicht missverstanden und werden diese aber dennoch referiert, dienen vielleicht sogar als Top-Referenz, weil diese stehen ja in einem "offiziellen" Journal einer Fachorganisation, ja dann...ist das nicht gerade ein Gewinn für die sehnlichst erwünschte Qualität, schon gar nicht für die Trainingswissenschaft und dann auch nutzlos für die praktische Umsetzung.
Dass das Ganze den überwiegenden Teil der Adressaten womöglich kaum ein Stück weiter bringt, also sogar grundsätzlich kaum von Nutzen ist, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Die losen Blattsammlungen - ich würde den Terminus "Journal" dafür überhaupt nicht verwenden wollen - existieren nun mal.
[*]Mit der Einschränkung: Judo nach IJF.
.
Wissenschaftlich und der Anstrich
"Mein Maßstab wäre eher, ob das Ganze wirklich wissenschaftlich ist und einer externen Betrachtung standhält." [Zitat nur_wazaari]
Dann lies einmal quer, schau Dir das Journal an - ich habe es nur überflogen, doch mir sind bereits diverse Punkte (im Kontext meines universitären Alltages) aufgefallen. Ich warte die folgenden Ausgaben ab und bilde mir dann ein Urteil.
Danke für den LINK und Hinweis.
HBt.
Dann lies einmal quer, schau Dir das Journal an - ich habe es nur überflogen, doch mir sind bereits diverse Punkte (im Kontext meines universitären Alltages) aufgefallen. Ich warte die folgenden Ausgaben ab und bilde mir dann ein Urteil.
Danke für den LINK und Hinweis.
HBt.
Re: Judo und Wissenschaft
Auf Seite 2 der aktuellen Ausgabe ist das "EDITORIAL REVIEW BOARD" aufgelisted.nur_wazaari hat geschrieben: ↑29.12.2022, 10:18 https://www.ijf.org/news/show/new-issue ... udo-is-out
(...) So müsste man zum Beispiel irgendwie erfahren, ob und wie die Studien peer-reviewed werden, wer letztlich entscheidet, welche Studien es in das Journal schaffen, ob die Studien ausschließlich dort erscheinen etc.. Kurz: Wie werden allgemeine wissenschaftliche Standards eingehalten? Wie geht das Journal grundsätzlich vor? Wie läuft der Einreichung- und Veröffentlichungsprozess ab? (...)
Die Guidelines, die Deine gestellten Fragen beantworten, befinden sich auf der Ausgabe 2-1
The Arts and Sciences of Judo – Authors’ Submission Guidelines
The Arts and Sciences of Judo (ASJ) is an international and interdisciplinary academic journal published by International Judo Federation (IJF) and IJF Academy which welcomes articles on various aspects of judo and all its values. ASJ will publish conceptual or primary research papers, that are not published elsewhere, papers that are relevant for the development of judo and offer new insights on certain aspects of judo. All submissions should describe and explain research methodology and also put emphasis on practical implications of the research. Therefore, the ASJ can fulfil all its goals: to become a forum for the disseminating of important judo research results and to bridge the gap between academic research and the needs of practical work in judo.
CONTRIBUTIONS: The ASJ publishes double issues twice per year (June and December) and along with full-length articles (4000-7000 words long) it also publishes shorter items such as research notes and case studies (800-1000 words). Manuscripts are double blind-reviewed and if required are returned to authors for revision and or completion. All manuscripts should be accompanied by abstracts (200-250 words) and by up to six key words.
MANUSCRIPT PREPARATION: Manuscripts should be written in the English language, font 11 Calibri, titles in font 12 and in bold, single spaced in Word format. Please use English UK spelling style that should be consistent within the manuscript. For judo terms please use Dictionary of Judo (Kodokan, 2000).
Please avoid endnotes where possible; unnumbered section headings are preferred. Tables, figures, illustrations and all other supplements should be placed within the text where they are to be printed and also included in a separate file/s. Authors should be consistent when using abbreviations, terminology and referencing. For the layout please check the previous issues of the ASJ journal (tables and graphs).
Two files should be submitted. One file should have only the article title and the other should include the following in- formation on the cover page: title of the article (90 characters maximum), name of author(s), academic attainment and complete address (telephone and e-mail address). The editor will return the paper to the author(s) if not following all manuscript preparation guidelines.
REFERENCES: In the text and in the reference list, references should be cited using APA style (http://www.apastyle.org).
FINAL MANUSCRIPT SUBMISSION: Authors whose manuscript has been accepted for publishing should send a revised version of the manuscript by e-mail. The authors are fully responsible for the content of the manuscript and the accuracy of all the enclosed data.
Please submit your manuscript to Editor-in-chief, Sanda Corak, via e-mail *****@**
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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- Braun Gurt Träger
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Re: Reflektionen
Insgesamt sind nun vier Ausgaben erschienen (vol. 1,1, Vol 1,2, Vol 2, 1 und Vol 2,2). Einige Monate vor dem Eintreffen der ersten Ausgabe wurde ich gebeten, einen Beitrag zu leisten. Ich war sehr zurückhaltend, basierend auf früheren Erfahrungen, dass es normalerweise politisch wird, wenn sich die IJF engagiert.nur_wazaari hat geschrieben: ↑29.12.2022, 14:21Mein Maßstab wäre eher, ob das Ganze wirklich wissenschaftlich ist und einer externen Betrachtung standhält. Weil: Man will Theorie und Praxis mit Hilfe dieser Herausgaben besser verknüpfen, was ja theoretisch auch bis zur "Basis" durchlagen müsste, das heißt die Erkenntnisse müssten in die Ausbildungen miteinfließen und in einer idealen Welt hätten sogar international alle in etwa denselben wissenschaftlich fundierten Wissensstand zum Thema "Judo"*.
Nun denkt man weiter: Sind die veröffentlichten Artikel in größerer Zahl aber wissenschaftlich von bestenfalls durchschnittlicher Qualität, werden vielleicht missverstanden und werden diese aber dennoch referiert, dienen vielleicht sogar als Top-Referenz, weil diese stehen ja in einem "offiziellen" Journal einer Fachorganisation, ja dann...ist das nicht gerade ein Gewinn für die sehnlichst erwünschte Qualität, schon gar nicht für die Trainingswissenschaft und dann auch nutzlos für die praktische Umsetzung.
Dass das Ganze den überwiegenden Teil der Adressaten womöglich kaum ein Stück weiter bringt, also sogar grundsätzlich kaum von Nutzen ist, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Die losen Blattsammlungen - ich würde den Terminus "Journal" dafür überhaupt nicht verwenden wollen - existieren nun mal.
[*]Mit der Einschränkung: Judo nach IJF.
Ich habe mich nicht geirrt. Ich habe jetzt mehrere Erfahrungen aus erster Hand gemacht, die meinen Verdacht bestätigt haben. Ich werde Ihnen einige reale Beispiele dafür geben, sind Gutachterberichte mit völlig unwissenschaftlichen, aber rein politischen und Ad-hominem-Kommentaren.
In einem Artikel hatten die Autoren „Kôdôkan jûdô“ geschrieben. Der Rezensent widersprach dieser Frage: „Was ist Kôdôkan jûdô? Das einzige existierende Jûdô ist IJF jûdô“ (...)
Ich fand das verwirrend, da die Aussage des Rezensenten völlig falsch ist. Erstens wurde der Begriff jûdô zuerst von der Jikishin-ryû jûjutsu-Schule verwendet, die im 18. Jahrhundert damit begann, den Begriff jûdô zu verwenden, also ist das älteste existierende jûdô das Jikishin-ryû jûdô. Etwas später änderten einige Zweige des Kitô-ryû jûjutsu den Namen ihrer Kunst in jûdô. Tatsächlich besagt Kanôs eigenes Lehrdiplom, das von Iikubo-sensei erhalten und offensichtlich ausgestellt wurde, bevor Kanô das Kôdôkan erschuf, dass es in „Kitô-ryû jûdô“ und nicht in „jûjutsu“ steht.
Das Jûdô ist, wie die meisten von Ihnen kennen, tatsächlich die erst dritte Schule, die es verwendet, und nicht die erste, und sein offizieller Name, wie er immer auf ihren Dan-Rangzertifikaten steht, lautet „Nihon-den Kôdôkan jûdô“.
Nur ein Vollidiot würde behaupten, dass es nur "IJF jûdô" gibt und wenn man wirklich so inkompetent ist, gehört man nicht in die Rolle des Gutachters für eine vermeintlich wissenschaftliche Zeitschrift ...
In einem anderen Fall erhob ein Rezensent Einspruch gegen den vom Kôdôkan ausgestellten Rang einer erwähnten Person und behauptete, dass nur IJF-Ränge echte Ränge seien, also nicht einmal die von nationalen Verbänden vergebenen, sondern nur die auf einem IJF-Rangzertifikat ausgestellten ...
Dies ist einmal mehr eine rein politische Aussage, die sogar der eigenen Satzung der IJF widerspricht.
In einem anderen Fall konnte der Gutachter offensichtlich ziemlich eifersüchtig nicht ertragen, dass Autoren in einem Artikel mehrere Verweise auf Publikationen machten, die ich verfasst hatte und die ein normales Gutachterverfahren durchlaufen hatten und die in Web-of-Science-indizierten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.
Man muss natürlich nicht mit Dingen einverstanden sein, die ich in von mir veröffentlichten Arbeiten geschlussfolgert habe, aber ein Autor macht nichts falsch, wenn er korrekte Referenzen zitiert und diese diskutiert. Genau das ist der Sinn akademischer Diskurse, anstatt Propaganda zu schreiben, um das Ego einer Organisation zu streicheln.
In einem weiteren Fall beanstandete ein Gutachter die korrekte und vollständig wissenschaftskonforme Transkription des Japanischen. Das pseudowissenschaftliche Argument des Rezensenten war, dass die IJF die ultimative Autorität für das Schreiben japanischer Begriffe sei, und verwies dann auf eine IJF-Website. Er benutzte dieses Argument, um zu behaupten, dass das Schreiben von „Kanô Jigorô“ falsch sei und dass es „Jigoro Kano“ sein müsse.
Ein weiteres lächerliches Argument, da ich immer noch darauf warte, das erste Wörterbuch, die erste Enzyklopädie, die Universitätsabteilung für Japanstudien oder die japanische Organisation oder den japanischen Linguisten zu sehen, die zustimmen, dass die IJF die ultimative Autorität für die japanische Rechtschreibung ist. Darüber hinaus widersprach die Anleitung für Autoren des aktuellen IJF-Journals dem Rezensenten, dass es den Autoren freigestellt sei, ihrer gewählten Schreibweise für Japanisch zu folgen. Drittens gab der Rezensent selbst zu, dass er weder Japanisch lesen noch schreiben konnte oder jemals Japanisch gelernt hatte ...
Viertens, obwohl ich mich nicht an das genaue Datum erinnern kann, ohne es zu googeln, war einige Zeit zuvor auf internationaler Basis entschieden worden, ob die UNO oder eine andere sehr maßgebliche internationale Organisation in Zukunft Zeitungen, Websites wie Wikipedia und andere sein würde nehmen als Standard für japanische Namen an, dass der Nachname vor dem Vornamen steht, so wie es Japanologen und japanische Linguisten immer tun.
Dies sind nur einige Beispiele, die belegen, wie Politik mit wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Ansprüchen verwoben ist. Es gibt kein unabhängiges Ethikgremium und die Verantwortlichkeiten sind in der Regel unklar.
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht sage oder andeute, dass jeder Autor, der in dieser Zeitschrift veröffentlicht, dadurch kompromittiert würde. Ich bin mir sicher, dass es einige anständige und ethische Wissenschaftler oder andere Autoren gibt, die nur ihre Arbeit machen und Manuskripte mit der richtigen Absicht einsenden, ohne irgendwelche zwielichtigen Geschäfte zu erwarten. Ich schätze, dass sogar ich, wenn ich mich wirklich anstrenge, ein Manuskript einsenden könnte, das sich mit einem Thema befasst, das so sicher ist, dass es nichts in Frage stellt oder widerspricht, was die IJF behauptet oder glaubt, aber andererseits, Sie nie ziemlich wissen, denn wenn sie etwas gegen Ihren Namen oder Ihr Gesicht haben, kann alles schnell politisch werden, egal wie sicher das Thema ist.
Wissen schafft Macht
"Sichere Themen"
Im Bereich der Ingenieurwissenschaften ist die Thematik der sicheren Promotion gang und gäbe, also des Dissertationsthemas. Der wissenschaftliche Anspruch ist nie wirklich besonders hoch. Ich zitiere einen ehemaligen Kollegen von mir: "Der wissenschaftliche Anspruch von ... strebt gegen Null."
Mich wundert bei der IJF rein gar nichts mehr, die Interessen sind klar ersichtlich. So ist das eben in diesem Zirkel, äh Zirkus.
Die IJF ist eine mächtige Organisation!
HBt.
Im Bereich der Ingenieurwissenschaften ist die Thematik der sicheren Promotion gang und gäbe, also des Dissertationsthemas. Der wissenschaftliche Anspruch ist nie wirklich besonders hoch. Ich zitiere einen ehemaligen Kollegen von mir: "Der wissenschaftliche Anspruch von ... strebt gegen Null."
Mich wundert bei der IJF rein gar nichts mehr, die Interessen sind klar ersichtlich. So ist das eben in diesem Zirkel, äh Zirkus.
Die IJF ist eine mächtige Organisation!
HBt.