Lieber Michael,
Michael Geiger hat geschrieben: ↑29.11.2022, 21:23
(...)
Ausführlicher in "Modern Judo" von Charles Yerkow, der hat den 30-er Jahren im Kodokan Judo gelernt.
Und was das "sanft" angeht, da hat sich Herr Kano ausführlich dazu geäussert, ist ausdrücklich kein Grundprinzip des Judo.
Bzgl. Mr. Yerkow weiß ich nicht, wann er (und wie lange er) in Japan seine Judo-Lehrzeit verbracht hat, doch weiß ich genau was er geschrieben hat - und seine Veröffentlichungen muss man auch lesen, ebenso muss man sie korrekt in den zeitlichen Kontext der Veröffentlichungen setzen.
(...) Das Grundprinzip des Judo ist Seiryoku-Zenyo. Steht so in Mind over muscle, wenn ich mich richtig erinnere. Da steht ja auch hinten auf der letzten Seite, dass Atemi auf diese Punkte "on a daily base" geübt werden sollen. Das hat Kano wohl nicht grundlos geschrieben.
Hier trübt Dich Deine Erinnerung und vermischt Quellen und Thematiken. Im beinahe trivialen Werk 'Muskel über den Geist' finde ich darüber keinen einzigen Satz; es tut mir leid Michael, aber ich überprüfe derlei Aussagen ... 'Atemi' kommt (als Wort) im ganzen Büchlein' nur, naja, fast gar nicht vor ... suche doch einmal! Ich habe es getan, und die Kapitel auch gelesen und verstanden - hoffe ich wenigstens, denn Herrn Kano können wir nicht fragen und all seine vermeintlichen Beweggründe reimen wir uns eh nur zusammen. Wir ergeben uns unseren Phantasien und spekulieren.
Ich finde es sehr schade, wenn so ganze Bereiche des Judo ausgeblendet werden. Ich selbst bin zum Judo gekomen, weil ich als 7-jähriger endlich angst- und schmerzfrei über den Schulhof gehen wollte. Hat funktioniert. Heute würde ich sicher kein Judo mehr lernen. Und wieder einer weniger ...
- 1) werden gar keine Bereiche des Judo ausgeblendet, lies dazu Mr. Yerkow noch einmal etwas aufmerksamer. Ebenso wie Kano-san, schreibt auch er (sinngemäß): als erstes sollstest Du die "Sporttechniken" erlernen, u.s.w.
- 2) bin ich mir 100% sicher, wenn ich in der Zeit zurückspringen könnte (ruhig mit ein bisschen Wissen aus der Zukunft), würde das damals 10jährige Kind erneut zum Judotraining gehen.
- 3) Was Du oder ich täten?, wenn wir heute Kinder wären, also erst vor 7 oder 10 Jahren das Licht der Welt erblickten, können wir unmöglich wissen - unmöglich.
Du träumst, er, sie, es - wir träumen.
Judo ist eigentlich so was wie ein Schweizer Taschenmesser. Wettkampfsport, körperliche Ertüchtigung, Erziehungssystem, Wehrhaftigkeit und vieles mehr. Und jeder sollte sich die Werkzeuge ausklappen können, die ihn gerade interessieren.
Dagegen spricht rein gar nichts, Deine Aussage kann ich global unterstreichen - doch die Werkzeuge erarbeitest Du Dir selbst. Am Anfang stehen die "Sporttechniken", die "Waza" ...
lies selbst:
Modern Judo 1 & 2 oder Muskel über den Geist, "Mind over Muscle".
Für uns, die alten (noch mit Wasserdampf betriebenen) Lokomotiven, sollte weniger das Lament (und die SV-Träumerei) im Vordergrund stehen, als vielmehr die Lehre. Wir müssen gute Lehrer sein.
Gruß,
HBt.