
Du hast es auf den Punkt gebracht.
Gruß,
HBt.
Hmm ich weiß nicht. Manche interessieren sich halt ihr (Trainings)leben lang nicht für Kata, andere nicht für Wettkampf, wieder andere nicht für SV. Wenn man das Ideal sieht, dass jemand Hochrangiges in allen Bereichen fit sein sollte, würde man vermutlich immer nur sehr wenige hochrangige Leute bekommen. (Zumindest im TKD oder Karate könnte man zufrieden sein, wenn die Hochrangigen in allen drei Bereichen halbwegs fit sind, was keine Selbstverständlichkeit ist.) Zudem kollidiert das halt meiner Erfahrung nach mit dem schon beschriebenen Umstand, dass wenn die Leute lange dabei sind (ein bis zwei Jahrzehnte und aufwärts), halt oft auch einfach graduieren wollen. Weil´s halt irgendwie dazugehörttutor! hat geschrieben: ↑06.04.2021, 10:02Letztlich sind Wahlmöglichkeiten immer auch Abwahlmöglichkeiten, Spezialisierungen immer auch in gewisser Weise Einseitigkeiten. Vom Ende her gedacht (=dem höchsten Grad) sollte m.M.n. gerade das, so gut es geht, vermieden werden. Sollten solche Differenzierungen nicht besser bei den "mittleren" Graden ermöglicht werden, um unterschiedlichen Biografien gerecht zu werden?
Sind wir jetzt Schule und Studium oder beim Judo. Weil so wie ich das kenne, orientieren sich in der Schule die Prüfungsthemen an dem, was gelehrt wird bzw. im Lehrplan steht. Das wäre dann also ein Problem dessen, was vor der Prüfung kommt. So wie das aktuelle Danprogramm ist, sind die unteren Stufen ja auch mehr ein "zeig mal, was du bisher gelernt hast" als ein "zeig mal, was du neu gelernt hast". Da kann man das Kyu-Programm jetzt zu erst oder zu unrecht kritisieren, aber das Problem, welches du beschreibst "daß Beingreif-Techniken vergessen werden - und sich ein Judoka direkt blamiert, wenn er mal mit einem Ringer oder BJJler Randori macht" nicht durch das Vorführen in einer Danprüfung mit kooperativem Partner. Trotzdem sollte jemandem, der das zeigen möchte, die Möglichkeit nicht genommen werden. Wenn jemand in allen Anwendungen etwas mit einer Beingreiftechnik machen möchte, hätte ich damit kein Problem. Bei Kani-basami oder Kawazu-gake würde ich da anders gucken. Die "taktische Abwägung wäre: Shido erhalten oder Ippon abgeben" ist glaube ein starkes Argument zumindest für Beingreifer als Konter. Was möchte man da schon gegen sagen?Fritz hat geschrieben: ↑05.04.2021, 14:21 Also ich kenne es so, ganz allgemein aus Schule und Studium, es gibt Unterricht, Lehrgänge, Seminare, individuelle Beschäftigung mit Themen und dann wird eine Prüfung gemacht, in der letztlich ein bestimmter Wissenserwerb dokumentiert wird. Und machen wir uns nichts vor, in der Regel wird sehr viel von dem, was vor der Prüfung kommt, schon an den Prüfungsthemen ausgerichtet.
Im Judo lassen sich vielen dann einfach den nächsten Grad verleihen, einfach weil's halt irgendwie dazugehörtJulian hat geschrieben: ↑06.04.2021, 14:29 Zudem kollidiert das halt meiner Erfahrung nach mit dem schon beschriebenen Umstand, dass wenn die Leute lange dabei sind (ein bis zwei Jahrzehnte und aufwärts), halt oft auch einfach graduieren wollen. Weil´s halt irgendwie dazugehört
Ich glaube nicht, dass man das Problem (der großen Fertigkeits- und Interessenunterschiede) in den großen Verbänden mit ihren vielen Gürtelstufen lösen kann
Du schreibst da ja schon 10 Kata auf, damit könnte man ja glatt bis zum 10. Dan prüfen
Das wird ja nicht nur durch die Kata kultiviert, sondern allgemein durch das Programm, egal ob Kyu-Programm oder Dan-Programm. Eine wirkliche Wiederholung kommt nur in Vorkenntnissen vor. Oder selbstgewählt in den Anwendungsbereichen vom 1. und 2. Dan.
Das sieht, so glaube ich, jeder Judoverband der Welt anders. Oder sie haben sich da noch nie Gedanken drüber gemacht. In allen Verbänden wird die Nage-no-kata gefolgt von der Katame-no-kata für die ersten Dangrade verlangt. In sehr vielen, bspw. auch Japan, geht es mit den ersten drei Gruppen der Nage-no-kata zum 1. Dan los.
Sind dafür nicht die langen Vorbereitungszeiten da? Damit man sich lange auf die nächste Prüfung vorbereiten kann. Wenn man sich auf den 4. Dan gar nicht mindestens 4 Jahre vorbereiten muss, sind es dann nicht doch einfach nur Wartezeiten? Wartezeiten, die dann aus welchem Grund genau existieren?
Das liegt doch auf der Hand, eine Schatzkiste mit Golddublonen.Aber was verleiht man dann nur für 15 Jahre Tätigkeit als Schatzmeister?
Ja(h), wir sind 'auch Schule' und 'Judo ist auch Studium' -> Breitensport ist etwas anderes, ebenso wie der Leistungssport etwas komplett anderes ist als der gemeine Breitensssssssssssssssssport.Sind wir jetzt Schule und Studium oder beim Judo ? Weil so wie ich das kenne, (...)
Ist das so?So wie das aktuelle Danprogramm ist,
sind die unteren Stufen ja auch mehr ein "zeig mal was du bisher gelernt hast"
als ein "zeig mal was du neu gelernt hast".
Da kann man das Kyu-Programm jetzt zu erst oder zu unrecht kritisieren, aber das Problem, welches du beschreibst (...)
Warum wird der Zeitraum korrekterweise auch gerne 'Vorbereitungszeit' genannt und im Volk allzu gerne als 'Wartezeit' tituliert?caesar hat geschrieben:Sind dafür nicht die langen Vorbereitungszeiten da? Damit man sich lange auf die nächste Prüfung vorbereiten kann. Wenn man sich auf den 4. Dan gar nicht mindestens 4 Jahre vorbereiten muss, sind es dann nicht doch einfach nur Wartezeiten? Wartezeiten, die dann aus welchem Grund genau existieren?
Die Zeiten werden meiner Erfahrung nach genau als das angesehen, weil es ja immer reicht, wenn man sich einen Zeitraum X(meist ein Jahr) < Vorbereitungszeit auf die Prüfung vorbereitet.
Ich ebensotutor! hat geschrieben:Ich kann mir dagegen eine flexible Zuordnung - sprich: eine Wahlmöglichkeit innerhalb dieser drei Gruppen - gut vorstellen.
Wieso stellst Du hier diese Frage - den Vergleich hast u.a. auch Du bereits bemüht:
Das schreibe ich doch direkt danach "Weil so wie ich das kenne, orientieren sich in der Schule die Prüfungsthemen an dem, was gelehrt wird bzw. im Lehrplan steht." während du schriebst "Und machen wir uns nichts vor, in der Regel wird sehr viel von dem, was vor der Prüfung kommt, schon an den Prüfungsthemen ausgerichtet.". Mir war nicht klar ob das auf die Schule bezogen ist, wovon du schriebst und was nicht meiner Erfahrung entspricht, oder auf Judo, wo ich der These zustimmen würde.
Vielleicht kannst Du den jüngeren Lesern kurz erklären, was in den 70er-Jahren passiert ist. Welche in den 1970ern errichtete Barriere stellt sich uns denn heute, fast 50 Jahre später, in den Weg?HBt. hat geschrieben:Sollten wir nicht die Barriere der 1970er Jahre endlich durchbrechen? Wir könnten mit ordinärer Mechanik beginnen?
Ok, daher die Verwirrung. Natürlich bezog ich mich aufs Judo ... Und beim Judo ist es sehr extrem, denn ein Teil der Judo-"Philosophie" ist ja, daß man mit minimalen Aufwand maximale Wirkung erreichen möchte.caesar hat geschrieben: ↑12.04.2021, 00:19Das schreibe ich doch direkt danach "Weil so wie ich das kenne, orientieren sich in der Schule die Prüfungsthemen an dem, was gelehrt wird bzw. im Lehrplan steht." während du schriebst "Und machen wir uns nichts vor, in der Regel wird sehr viel von dem, was vor der Prüfung kommt, schon an den Prüfungsthemen ausgerichtet.". Mir war nicht klar, ob das auf die Schule bezogen ist, wovon du schriebst und was nicht meiner Erfahrung entspricht, oder auf Judo, wo ich der These zustimmen würde.
Auf jeden Fall hast Du (daraus) eine interessante Frage aufgeworfen, nämlich ob wir Altlasten mitschleppen?.Im Grunde genommen ist doch jedes Feld ein Problemfeld, fängt es nicht schon mit der Körperhaltung an? Der Organisation? Setzen wir in der Ausbildung nicht grundsätzlich auf das falsche Pferd? Sollten wir
nicht die Barriere der 1970er Jahre endlich durchbrechen? Wir könnten mit ordinärer Mechanik beginnen?
Also,Lippe hat geschrieben:Vielleicht kannst Du den jüngeren Lesern kurz erklären, was in den 70er-Jahren passiert ist. Welche in den 1970ern errichtete Barriere stellt sich uns denn heute, fast 50 Jahre später, in den Weg?
Ich gehe davon aus, dass Du Dich auf das im Dan-PO-Begleitskript als "zum Zentrum der Überlegungen zu Fragen der Judo-Methodik („Kölner-Schule“)" bezeichnete Kölner Umfeld beziehst. Oder liege ich da falsch?
Und zuerst einmal klingt es doch positiv, dass sich Judoka Gedanken zur methodischen Vermittlung von Judotechniken machen.
Und zuerst einmal klingt es doch positiv, dass sich Judoka Gedanken zur methodischen Vermittlung von Judotechniken machen.
Kann man denn überhaupt (noch) mit der Entwicklung eines Fadens zufrieden sein?
Deine angedachte Prüfungsaufgabe "Zeigen Sie x Übergänge vom Stand zum Boden durch mittels Beingreif-Techniken, beachten Sie insbesonders grundsätzliche Verteidigungs-Optionen des Angegriffenen, sowohl noch im Stand, als auch in der Bodenlage und zeigen Sie entsprechendes Neutralisations-Verhalten" finde ich gut, aber ja in sich eher etwas für hohe Dangrade, zumindest im Kontext der aktuellen Prüfungsordnung.Fritz hat geschrieben: ↑12.04.2021, 21:36 Und da gern Graduierungen als Maßstab für den persönlichen Erfolg genommen werden, hat man halt oft Leute, die sehr genau ausloten, wie sie mit minimalen Einsatz "optimal" durch die Prüfung kommen, kann man ihnen ja auch eigentlich nicht verübeln, nur für das Judo in der Gesamtheit wird es dann irgendwann Mist, wenn solche Leute dann irgendwann selbst anderer Leute Prüfungen beurteilen oder gar was beibringen wollen bzw. sollen ...
Könntest Du den Lesenden gerne Deine klaren Gedanken, die Intentionen, zu jeder Deiner Frage darlegen?caesar hat geschrieben:Kann man denn überhaupt (noch) mit der Entwicklung eines Fadens zufrieden sein?
Da ich nicht weiß, wie viele hier Danprüfer sind oder regelmäßig bei Danprüfungen und dann auch noch ein Auge abseits von ihren Schützlingen haben, habe ich die Fragen erst einmal allgemein aber mit einem klaren Gedanken bei jeder Frage gestellt.
Dass der Faden sich allgemeiner entwickelt hat, ist schön, etwas Bewegung in der Diskussion ist gut.