Es gibt Menschen die Auszeichnungen ablehnen ...
Habe ich im Judo tatsächlich noch nicht erlebt (selbstredend in Bezug auf Verleihungen, Ehrennadeln, Schokonikoläusen, Blumensträußen, Bildern von Kano...).
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Es stellen sich ergo ganz, ganz viele Fragen. Eine mögliche Frage wäre: sind wir ein international operierendes Wirtschaftsunternehmen, müssen wir wettbewerbsfähig sein? Auch wieder eine Frage nach der Professionalität (& der Floskel des Aufgestelltseins!). Allzu gerne, lassen wir jetzt die Aufgaben der Untergliederungen unter den Tisch fallen, und jedes einzelnen Übungsleiters, bei unserem Gejammer.
Die Frage der internationalen Wettbewerbsfähigkeit stellt sich sowohl für die internationalen Verbände IJF, EJU usw. in Bezug auf andere Sportarten bzw. Verbände und für den DJB innerhalb der IJF und EJU. Teilweise wohl auch für die Vereine und so manche kommerzielle Judoschule. Achtung Phrase: Es gibt halt auch im Sport nicht unendlich viele Honigtöpfe, aus jenen man mit allem Nachdruck abschöpfen will. Nur scheint es für die Entwicklung einer Sportart in technischer Hinsicht wohl selten förderlich, wenn man zu tief hineingreift und im süßen, klebrigen Topf hängen bleibt. Dann wird es schwer, dort wieder heraus zu kommen. D.h., es muss sich entschieden werden zwischen dem idealen Zielen der Sportart und den monetären Gewinnen. Die Mitte zu finden, gelingt augenscheinlich oft nicht. Ich finde, man kann das beim Fußball in grotesken Ausmaßen beobachten. Aber auch die IJF scheint sich mehr als Eventagentur zu verstehen, weniger als Förderer der (in diesem Kontext !würg!) Judowerte oder technischen Weiterentwicklung, historischen Pflege, kultureller Aspekte. Nun wird man entgegenhalten können, dass aber trotzdem Pflege und Entwicklungen stattfinden. Und da tritt sie doch wieder in Erscheinung: die "Basis". Die Nebenfrüchte derer Arbeit nutzen und publizieren die auf nur ein Ziel fixierten Verbände und betreiben damit Marketing. Aber sie können sich der Vorwürfe kaum erwehren, dass die Partizipation der Mitglieder deutlich zu gering ist und sich diese "gerne" (da kommt das Jammern ins Spiel) ausgenutzt fühlen. Was heißt das alles? Schlicht: Verbände und Mitglieder (Vereine, Einzelne...) entfernen sich kommunikativ (Ziele) und politisch (auch Ziele, Strategien) immer weiter voneinander.
Also müssen wir das, dieses Professionelle = Geld verdienen, Kapital steigern usw. ? Um sich durchzusetzen, andere Bestrebungen "abzuwürgen" ist sowie dieses zur Entwicklung des Sports zu nutzen (ein weiteres denkwürdiges Definitionsproblem), scheint das aus Verbandssicht notwendig. Nur: Sportverbände sind wohl keine Unternehmen. Sie wirtschaften und wachsen auch nicht wie solche; sie müssen die Mitglieder und deren Ziele berücksichtigen. Ein halbwegs seriöses Unternehmen würde außerdem die Gewinne für dessen Entwicklung nach bestimmten Erfolgskriterien nutzen, selbst wenn sich die "Chefs" recht viel davon einstecken sollten. Was sind denn Erfolgskriterien aber im Judo, in der Judosportpolitik? Olympiamedaillen (= Gewinne, Wachstumssteigerungen)? Dazu: gibt es zumindest offizielle transparente Zahlen der IJF, EJU, vielleicht des DJB bzgl. der Finanzströme? Ich kenne keine, es gibt immerhin Medaillenspiegel. Sonst nix. Also wird mir das in meiner Rolle als Verbandsmitglied als "harte Währung" kommuniziert. Und wohl ist das ein altbekanntes Problem aus dem Jammertal: Nur Medaillen scheinen im Endeffekt(!) zu zählen. Dieses gesollt alles einschließende Erfolgskriterium wird letztlich ja auch offen propagiert und ins Absurde getrieben: Kann sich noch jemand an den kontinentalen Vergleichswettkampf zwischen Europa und Asien erinnern? Klar, man kann alles und jeden in irgendwelchen Kategorien gegeneinander kämpfen lassen und danach vergleichen. Wieder eine Medaille mehr...Wie aber nützt das
dem Judo "itself"?
Ansonsten nüchtern: Da die Verbände keine Unternehmen sind bzw. lediglich Angestellte zur Verwaltung usw. beschäftigen, kann die Basis außerhalb dieser wenigen Arbeitsverhältnisse nicht als angestellt betrachtet werden. Die Partizipation ist m.M.n. lediglich eine politische. Und da darf man m.M.n. auch mal weniger scharfsinnig "meckern". Würde im durchschnittlichen Job wohl auch heute noch schwieriger sein, wo es immer noch gilt Vorgesetzte suggestiv zur Milde dem eigenen Arbeitsich gegenüber zu bewegen. Mir persönlich als Vereins- bzw. Verbandmitglied ist einerlei bis kritisch egal, was Mr. Vizer und seine...Mitarbeiter/innen... über wettbewerbsfähiges Judo denken - gemessen an den Handlungen entspricht es nicht meinen Idealen sowohl der Sportart als auch der generellen Entwicklung. Dem DJB, also auch meinem Verband, ist es nicht egal - er verhält sich ab und zu wie ein Angestellter, um mithalten zu können. Dies meinte ich auch mit meiner Bemerkung der Wettbewerbsfähigkeit - auch mich als (mündiges?) Mitglied sorgt dieses Abhängigkeitsverhältnis und es geht überhaupt nicht um Schuldzuweisungen o.ä.. Es handelt sich um ein systematisches Problem, welches sowohl theoretisch als auch praktisch nur schwer zu lösen scheint.
Ein wirklich interessanter Kanon an Fragen tut sich da folglich auf und leider ist man schon im Frühstadiums eines (meinerseits) unausgegorenen Versuch der Beantwortung dann gezwungen, auch die eigene Position im Verband (tja, welche P. und welcher V. denn nun) zu reflektieren, der sich in möglicherweise monopolistischer Manier eines Unternehmens geriert und letztlich auch zugunsten von Kapitalertragssteigerungen einen
Markt schafft, der entweder die sich verschärfende sportliche Armut (sorry) mitträgt - oder sich in (im) Teile(n) eben abwendet (Wobei sich die entsprechenden Verbände was das
Marktpotenzial angeht in meinen Augen überschätzen).
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