Ich finde es unerträglich, wie überheblich hier manche vom DJB alles niedermachen, was nicht in Ihren Verband gehört. Kano hatte mit Verbänden nix zu schaffen. Übrigens diese alte Mann ist fast 80. Würde mich mal interessieren, wer von Euch mit 80 noch auf der Matte steht
Ich möchte mich zu diesem Thema auch äußern; schlicht (nur einige) Erfahrungen einordnen, die ich zu diesen ganzen Stil-, Verbands- und Prüfungsunterschieden mit Übenden bei mir im Training gemacht habe. Die Übenden bei mir auf der Matte kommen aus unterschiedlichen Verbänden, Vereinen, trainieren zum Teil Techniken völlig unterschiedlich. Sie sind mit mir gerne auch mal gar nicht einer Meinung. Es gab sogar schon gelegentlich mehr oder weniger offene Dispute über die Funktion von Techniken während des Trainings ... die kühlkopfige Argumentation und das Aufzeigen von a) dem Grund der Nichtfunktionsfähigkeit der Technik und b) dem Aufzeigen einer funktionierenden Alternative retteten mir den Trainingserfolg (der Übenden) für jene Einheiten.
Zu...
(1) "Unerträglichkeit": Es kommt vor, dass über das Ziel hinausgeschossen wird. Aber letztlich ist der Gegenstand theoretischer Natur, sodass man das auch sachlich betrachten kann und sich selbst nicht damit unnötig belasten muss.
(2) "Überheblichkeit": Gibt es, beiderseits, mehrerseits. Eine gewisse Offenheit ist sicher zu erwarten; aber so manche mir gezeigte Darstellung musste ich auch auf der Matte mit (einer mir halt eigenen) Ironie betrachten. Allerdings muss dem schon eine Erklärung meinerseits folgen; dann ist meistens alles gut. Im Ergebnis kenne ich zwei Reaktionen: a) Erleuchtung der Übenden, b) es bleibt bei der alten, ungünstigen Ausführung mangels Einsicht. Solange aber dadurch nur der Misserfolg im Randori und nicht etwa eine Verletzungsgefährlichkeit entsteht (habe ich auch schon gesehen), sage ich dann nichts mehr weiter dazu. Hinsichtlich Prüfungen gibt es meistens ohnehin keine Bestrebungen.
(3) "Manche vom DJB": siehe 2. und zudem: "manche" vom DJB, gerade in diesem Forum, sind durchaus auch ziemlich kritisch gegenüber dem DJB, gerade technisch-inhaltlich. Kritik zu üben ist möglich und gewünscht. Solche Kontroversen werden meinen Ohren nach hingegen in anderen Verbänden auch gerne mal mit mindestens "funktionärem" Missfallen quittiert. Gibt es aber auch sicherlich in jedem Verband mit unterschiedlichem Ausmaß.
(4) "Was nicht in ihren Verband gehört": Tatsächlich ist auch mir der DJB manchmal zu restriktiv. Das hat unterschiedlichste Ursachen und ich kann mein Training im Sinne des Judo trotzdem so gestalten, wie ich möchte. In den Vereinen wird schon mit größtenteils hohem Einsatz und zunehmender Kompetenz gearbeitet, auch in der Breite. Es gibt wie beschrieben einen kritischen Austausch, u.a. auch auf Lehrgängen. Das Ausbildungs- und Prüfungssystem ist für den Anspruch der Ehrenamtlichkeit fachlich sogar ziemlich umfangreich. Es entwickelte sich aber nur über viele Eingaben, Verwerfungen, Kompromisse und vor allem aufgrund der aktuellen Bedürfnisse derjenigen, die es umsetzen sollen. Jene Umsetzung ist immer ein schwieriger Knackpunkt. Ich persönlich finde z.B. das DDK-Programm relativ überladen, das DJB-Programm hingegen zu akzentuiert, im Vergleich methodisch aber deutlich ausgereifter und praktikabler. Auch die immer wieder diskutierten Graduierungsverfahren bestimmen die Außendarstellung, aber auch vor allem das innere Gefüge eines Verbandes. Je nachdem aus welchen Geschehen und Strukturen die Übenden bei mir auf der Matte kommen, schauen sie auf reine Äußerlichkeiten oder die tatsächlichen sportlichen Inhalte. Ich schreibe abschließend nebulös und wertungsfrei, dass ich hinsichtlich der Bedeutungszumessung für Gürtel, Technik, Bild des Sensei etc. deutliche Unterschiede bei den Übenden feststellen konnte.
(5) "Kano hatte mit Verbänden nichts zu schaffen": denke, dass er durchaus daran interessiert war, dass seine technischen und pädagogischen Ansinnen organisiert verbreitet werden. Da wissen andere aber wirklich mehr drüber, als meine Wenigkeit.
(6) "Der fast 80jährige Mann": Selbstverständlich gebührt ihm Respekt für diese Leistung. Anderen aber auch. Ich persönlich halte zum Beispiel nichts von reiner Altersehrwürdigkeit; seine technische Variante in diesem Video entspricht exakt solchen Varianten, wie ich sie ab und an zu sehen bekomme. Und die ich dann zumindest in dieser Ausführung und Form wahrscheinlich ablehnen müsste. Das hängt nicht mit einem "DJB-Dogma" oder ähnlichem zusammen. Schlicht leuchtet mir als Judoka mit Wettkampferfahrung nicht ein, wie die Technik unter Wettkampf- oder Randoribedingungen ihrem Prinzip nach funktionieren soll.
(7) "In einem solchen Alter auf der Matte stehen": wünschen sich sicherlich die meisten hier. Es sei ihm gegönnt; anderen ist es das schlicht manchmal nicht. Man kann trotzdem wirken, muss aber fundierter Kritik immer offen gegenüber stehen.
Peace.
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