Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Hier geht es um die Geschichte und um Traditionen des Judo
Yannick.Schultze
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Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

Hallo zusammen,

anbei ein Zeitungsartikel der für die Deutsche-Jūdō-Geschichte von großer Bedeutung ist:
Der Jiu-Jitsu-Weltmeister in Berlin

Deutsches und japanisches Jiu-Jitsu

Der Weltmeister im Jiu-Jitsu, Professor H. Aida [1] (Japan) ist auf einer Studienreise durch die Jiu-Jitsu treibenden Länder der Erde, die er im Auftrage des japanischen Ministeriums unternimmt, zu einem kurzen Aufenthalt in Berlin eingetroffen. Der Weltmeister wird am 20. Juli d.J. [1928], 20 Uhr, im Lehrervereinshaus an einem Kampfabend des Deutschen Jiu-Jitsu-Clubs e.V. im Kampf mit verschiedenen Berliner Meistern sowie dem deutschen Meister Glasenapp [2] (D.J.J.C.) modernes japanisches Jiu-Jitsu vorführen.

* * *

Während der Jiu-Jitsu-Sport in Deutschland im Verhältnis zu anderen Sportarten nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Anhängern besitzt, ist Jiu-Jitsu in Japan der Sport der breiten Masse. Für die Ausbildung in dem japanischen Nationalsport bestehen eine ganze Anzahl von Hochschulen, deren größte der Kodokwan [3] in Tokio ist. Die ständige Besucherzahl dieser Schule allein beträgt ca. 40.000, eine für unsere Begriffe geradezu phantastische Ziffer. Neben dem Kodokwan besteht in Tokio und allen größeren Städten noch eine ganze Reihe dieser Schulen, so dass die Zahl von 100.000 ständigen Schülern nicht zu hoch gegriffen ist. Jährlich zweimal finden in Gegenwart des Kaisers und der Vertreter der Behörden öffentliche Wettkämpfe statt. Die Sieger erhalten den Titel eines Meisters. Die Meistertitel selbst werden in verschiedenen Graden verliehen. Die Erreichung des nächsthöheren Grades ist nur durch mindestens zwei Siege über Meister derselben Leistungsklasse möglich. Der Weltmeister Prof. Aida erreichte den Meistertitel des 6. Grades [4].

Die japanische Technik im Jiu-Jitsu weicht von der deutschen erheblich ab. Die Japaner betrachten diesen Sport als eine Kunst, bei dem durch Gewandtheit, blitzschnelles Denken und Handeln unter Vermeidung aller Härten der Gegner besiegt werden soll. Ein Kampf unter Japanern erweckt durch die federnden oder besser gesagt tänzelnden Bewegungen und eleganten Sprünge eher den Eindruck eines Spiels als eines Kampfes. Die Ausführung der Schleudergriffe, eine der stärksten Waffen, wirkt verblüffend, weil es bei der Leichtigkeit aller Bewegungen unerlässlich erscheint, wie durch eine unscheinbare Körperwendung der Gegner urplötzlich meterweit geworfen werden kann.

Im Gegensatz zu der japanischen Kampftechnik werden Jiu-Jitsu-Kämpfe in Deutschland zum Teil noch ziemlich hart ausgetragen. Eine Änderung gegenüber den Kämpfen der letzten Jahre ist jedoch unverkennbar, seitdem in letzter Zeit in den Vereinen eine Angleichung an das japanische System erstrebt wird. Über die Ursachen der deutschen Kampfesweise äußert sich der Weltmeister kurz wie folgt: Alle Bewegungen (insbesondere Beinbewegungen) werden anstatt leicht und fließend zu starr unter Aufwendung erheblicher Kraft ausgeführt. Ferner ist die Mehrzahl der Kämpfer bemüht, einige Griffe, die ihnen besonders liegen, unbedingt anzuwenden und durch Finten den Gegner in die Stellung zu bringen, in welcher der geplante Griff angebracht werden kann, anstatt von den vielen Variationen dieses Sportes Gebrauch zu machen und so in jeder Situation Herr der Lage zu bleiben.

Die Gründe für die starre Kampfesweise in Deutschland liegen darin, dass der Jiu-Jitsu-Sport erst seit einigen Jahren betrieben wird und aus dem „Jiu-Jitsu als Selbstverteidigungmittel“ entwickelt wurde, während in Japan dieser Sportzweig schon Jahrhunderte gepflegt wird. Eine Änderung hierin wäre durch eine ganze oder teilweise Übernahme der japanischen Regeln zu erreichen, in denen entsprechend dem Charakter als „Sport“ schmerzhafte Griffe nicht erlaubt sind und die dadurch auch Frauen und Kindern die Ausübung ermöglichen. Die Einstellung der Japaner zu dem sportlichen Jiu-Jitsu-Kampf kommt auch schon in dem Namen Jiu Do, d.h. Kunst des richtigen Nachgebens, der diesen Sportzweig gegeben wurde, zum Ausdruck. Es ist anzunehmen, dass die jahrhundertelange Übung in dieser Kunst auch dazu beigetragen hat, dass die Japaner überall als äußerst flinke, geschmeidige Menschen bezeichnet werden.

[1] Aida Hiko'ichi 會田彦一 (1893-1972), später 9. Dan Kōdōkan Jūdō
[2] Werner Glasenapp, Jiu-Jitsu Schüler von Erich Rahn, wandte sich später jedoch der Jūdō-Bewegung zu.
[3] Kōdōkan, 1882 von Kanō Jigorō gegründete Schule.
[4] Aida bekam den 6. Dan erst im Januar 1929 verliehen.
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von HBt. »

Vielen Dank 'Yannik'

:-)

Bitte mach weiter (so) wie bisher und poste alles zum Thema.

Gruß,
HBt.
Yannick.Schultze
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

HBt. hat geschrieben: 09.05.2017, 11:15 Vielen Dank 'Yannik'

:-)

Bitte mach weiter (so) wie bisher und poste alles zum Thema.
Hallo HBt.

kein Problem. Es wird mehr folgen ;-)

Leider sind solche Ereignisse bisher unbekannt. Man könnte an dieser Stelle sogar von Geschichtsfälschung sprechen. Die Gründe für diese werde ich versuchen irgendwann ausführlicher zu behandeln.

Gruss
Yannick

Ps. Falls es dich interessiert, ich arbeite gerade an einem Buch. Kommentierte Zeitungsartikel im Kaiserreich. Da wirst du viel mehr von dieser Art finden ;-)
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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@Yannick

Beitrag von HBt. »

Schnelle und kurze Rückmeldung:

Mir ist bewusst, dass Du an einer Veröffentlichung arbeitest - und Ja, ich bin sehr daran interessiert' interessiert mich einfach ;) :D


Gruß,
HBt.
Jupp
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Jupp »

Yannik.Schulze schreibt:
"Leider sind solche Ereignisse bisher unbekannt. Man könnte an dieser Stelle sogar von Geschichtsfälschung sprechen. Die Gründe für diese werde ich versuchen irgendwann ausführlicher zu behandeln.
Gruss
Yannick
Ps. Falls es dich interessiert, ich arbeite gerade an einem Buch. Kommentierte Zeitungsartikel im Kaiserreich. Da wirst du viel mehr von dieser Art finden"
Diese Aussagen beziehen sich wohl auf den von Yannik geposteten Zeitungsartikel, dessen Quelle ich leider nicht finden kann.

Ich habe zu diesem Artikel einige Fragen und Anmerkungen:
1. Wo erschienen? Wer war der Autor? Woher stammen seine Informationen?
2. Mir erscheinen einige der gemachten Angaben zweifelhaft:
- nach meinen Informationen gab es zu dieser Zeit in Japan kein einheitliches Jiu-Jitsu und ebenso keinerlei Weltmeisterschaften
- ab 1910 wurde der Begriff Judo in Japan fast überall statt dem "alten" Begriff Jiu-Jitsu (oder wie immer die japanischen Kanji in Europa geschrieben wurden...) benutzt
- Kano hatte auf seinen diversen Europareisen nach Frankreich, England, Deutschland, die Schweiz stets versucht, den in Europa benutzen Namen Jiu-Jitsu durch Judo zu ersetzen und die Unterschiede herauszustellen
- der Kodokan gehörte NIE zu einem Jiu-Jitsu Stil (auch wenn Kano ihn aus seinen Erfahrungen in zwei Jiu-Jitsu Stilen entwickelt hatte) sondern war die Schule des Judo, so wie es Jigoro Kano entwickelt hatte
- der Autor verwechselt die Gürtel im Judo mit den Gürteln, die durch Wettkämpfe (wie heute z.B. im Boxen) erworben werden
usw.

Der Autor des Zeitungsartikels ist ganz offensichtlich absoluter Laie im Judo/Jiu-jitsu und kennt sich überhaupt nicht aus. Dabei verlässt er sich auf seine naiven Rückschlüsse durch Augenschein und offensichtliches Hörensagen.

Will man diesen Artikel für irgendwelche qualifizierten historischen Aussagen verwenden, MUSS man "an dieser Stelle sogar von Geschichtsfälschung sprechen!"

Jupp

P.S. Fritz verwendet ein Zitat aus diesem "naiven" Artikel von 1928 als ein Gegenargument für meine Aussagen zu Peter el Gauchos Stellungnahme zum Kämpfen von Judo-Wettkämpfern vom Mai 2017! Wurde dabei das Datum - und damit der zeitliche Zusammenhang - übersehen?
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Fritz »

Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07P.S. Fritz verwendet ein Zitat aus diesem "naiven" Artikel von 1928 als ein Gegenargument für meine Aussagen zu Peter el Gauchos Stellungnahme zum Kämpfen von Judo-Wettkämpfern vom Mai 2017! Wurde dabei das Datum - und damit der zeitliche Zusammenhang - übersehen?
Wieso Gegenargument? Ich habe nur einen Zusammenhang gesehen.
Wenn wir mal davon ausgehen, daß der Zeitungsartikel authentisch ist (Yannick.Schulze kann den ja gern mal einscannen und als Pdf o.ä. mit einstellen) und Herr Aida dort im Artikel halbwegs korrekt zitiert wurde, dann bestätigte doch Jupp im anderen Faden, die im Artikel getroffene Einschätzung bzgl. der hiesigen
Judoausübung. Und das trotz ca 90 Jahre zeitlichen Abstandes :-) .
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Jupp »

Fritz schreibt: "Wenn wir mal davon ausgehen, daß der Zeitungsartikel authentisch ist (Yannick.Schulze kann den ja gern mal einscannen und als Pdf o.ä. mit einstellen) und Herr Aida dort im Artikel halbwegs korrekt zitiert wurde, dann bestätigte doch Jupp im anderen Faden, die im Artikel getroffene Einschätzung bzgl. der hiesigen
Judoausübung. Und das trotz ca 90 Jahre zeitlichen Abstandes."
Habe ich schon wieder nicht korrekt gelesen? Ich finde in dem abgedruckten Artikel überhaupt kein Zitat des ominösen Herrn Aida. Ich lese nur Einschätzungen und Beurteilungen eines nicht genannten Autors, der seine subjektiven Einschätzungen über den Jiu-Jitsu-Sport in Deutschland und Japan kund tut - obwohl es in der japanischen Sprache überhaupt kein Wort für "Sport" zum genannten Zeitraum gegeben hat...

Und das soll einen Zusammenhang zum heutigen Wettkampfjudo herstellen?

Ich bitte Dich Fritz - das ist doch alles etwas zu flach - oder?

Jupp
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07Ich habe zu diesem Artikel einige Fragen und Anmerkungen:
1. Wo erschienen? Wer war der Autor? Woher stammen seine Informationen?
Eine Deutsche Zeitung während der Weimarer Republik (mehr dazu später an anderer Stelle), vermutlich W. Glasenapp, einige vermutlich von Aida Hiko'ichi.
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07 2. Mir erscheinen einige der gemachten Angaben zweifelhaft:
- nach meinen Informationen gab es zu dieser Zeit in Japan kein einheitliches Jiu-Jitsu und ebenso keinerlei Weltmeisterschaften
Stimmt, wußte damals aber noch keiner in Deutschland. Die Weltmeister-Angelegenheit greift Erich Rahn bereits 1950 auf.
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07 - ab 1910 wurde der Begriff Judo in Japan fast überall statt dem "alten" Begriff Jiu-Jitsu (oder wie immer die japanischen Kanji in Europa geschrieben wurden...) benutzt
Jedoch nicht in Deutschland der Weimarer Republik.
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07 - Kano hatte auf seinen diversen Europareisen nach Frankreich, England, Deutschland, die Schweiz stets versucht, den in Europa benutzen Namen Jiu-Jitsu durch Judo zu ersetzen und die Unterschiede herauszustellen
Kanō fingt erst intensiv an ab dem 31. August 1928 sein System zu erklären und genau zu beschreiben. Der Artikel ist jedoch einige Wochen vorher erschienen.
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07 - der Kodokan gehörte NIE zu einem Jiu-Jitsu Stil (auch wenn Kano ihn aus seinen Erfahrungen in zwei Jiu-Jitsu Stilen entwickelt hatte) sondern war die Schule des Judo, so wie es Jigoro Kano entwickelt hatte
War 1928 jedoch noch weitestgehend unbekannt... ein Buch, welches 1909 in kleiner Auflage gedruckt wurde, geht auf das Thema genauer ein.
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 20:07 - der Autor verwechselt die Gürtel im Judo mit den Gürteln, die durch Wettkämpfe (wie heute z.B. im Boxen) erworben werden
usw.
Batsugun 抜群
http://kodokanjudoinstitute.org/en/activity/grade/

Hirano Tokio hat übrigens seinen 5. Dan auf so einen Wettkampf erhalten.
Jupp hat geschrieben:09.05.2017, 20:07 Der Autor des Zeitungsartikels ist ganz offensichtlich absoluter Laie im Judo/Jiu-jitsu und kennt sich überhaupt nicht aus. Dabei verlässt er sich auf seine naiven Rückschlüsse durch Augenschein und offensichtliches Hörensagen.
Hat Kanō Jigorō bereits am 31. August 1928 festgestellt.
Jupp hat geschrieben:09.05.2017, 20:07Will man diesen Artikel für irgendwelche qualifizierten historischen Aussagen verwenden, MUSS man "an dieser Stelle sogar von Geschichtsfälschung sprechen!"
Nein !!!

Tut mir leid es sagen zu müssen. Für 1928 gibt uns der Artikel einige Informationen über die Situation in Japan.

Deine Aussagen Jupp erscheinen mir da doch eher ein wenig laienhaft.

Der Artikel zeigt einen Teil der deutschen Jūdō-Geschichte.

Gruss
Yannick
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von tutor! »

Yannick.Schultze hat geschrieben: 09.05.2017, 23:12 Tut mir leid es sagen zu müssen. Für 1928 gibt uns dir Artikel einige Informationen über die Situation in Japan.

Deine Aussagen Jupp erscheinen mir da doch eher ein wenig laienhaft.

Der Artikel zeigt einen Teil der deutschen Jūdō-Geschichte.
Sorry, aber an dem Punkt hast Du sicher auch einen hohen Anspruch an Korrektheit. Allein durch die Aussage:
(...) und aus dem „Jiu-Jitsu als Selbstverteidigungsmittel“ entwickelt wurde, während in Japan dieser Sportzweig schon Jahrhunderte gepflegt wird.
disqualifiziert sich dieser Artikel als eine Information über das Judo im Japan des Jahres 1928. Daran ändert auch nichts, dass einige Passagen durchaus Nachvollziehbares enthalten, jedoch ist dieser Artikel keine auch nur annähernd glaubwürdige Quelle, was Japan betrifft.

Auch in Bezug auf die deutsche Judo-Geschichte sehe ich derzeit noch keinen größeren Beitrag. Es werden keinerlei überprüfbare Fakten benannt und die Beschreibungen sind sehr subjektiv und wenig greifbar. Insofern sehe ich hier nur einen Puzzlestein der belegen möchte, dass es 1928 bereits Kodokan-Judo in Deutschland gegeben hat. Nur ist jedenfalls hieraus in keiner Weise belegt, welche Reichweite und welche Beteiligungszahlen erreicht waren.

Des Weiteren ist es sicherlich ein Beleg für die etwas romantisierende Rezeption des Judo durch die Menschen dieser Zeit.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

tutor! hat geschrieben: 09.05.2017, 23:36
Yannick.Schultze hat geschrieben: 09.05.2017, 23:12 Tut mir leid es sagen zu müssen. Für 1928 gibt uns dir Artikel einige Informationen über die Situation in Japan.

Deine Aussagen Jupp erscheinen mir da doch eher ein wenig laienhaft.

Der Artikel zeigt einen Teil der deutschen Jūdō-Geschichte.
Sorry, aber an dem Punkt hast Du sicher auch einen hohen Anspruch an Korrektheit. Allein durch die Aussage:
(...) und aus dem „Jiu-Jitsu als Selbstverteidigungsmittel“ entwickelt wurde, während in Japan dieser Sportzweig schon Jahrhunderte gepflegt wird.
disqualifiziert sich dieser Artikel als eine Information über das Judo im Japan des Jahres 1928. Daran ändert auch nichts, dass einige Passagen durchaus Nachvollziehbares enthalten, jedoch ist dieser Artikel keine auch nur annähernd glaubwürdige Quelle, was Japan betrifft.

Auch in Bezug auf die deutsche Judo-Geschichte sehe ich derzeit noch keinen größeren Beitrag. Es werden keinerlei überprüfbare Fakten benannt und die Beschreibungen sind sehr subjektiv und wenig greifbar. Insofern sehe ich hier nur einen Puzzlestein der belegen möchte, dass es 1928 bereits Kodokan-Judo in Deutschland gegeben hat. Nur ist jedenfalls hieraus in keiner Weise belegt, welche Reichweite und welche Beteiligungszahlen erreicht waren.

Des Weiteren ist es sicherlich ein Beleg für die etwas romantisierende Rezeption des Judo durch die Menschen dieser Zeit.
Hallo tutor!

wie du dir sicher vorstellen kannst hat sich das Interesse an der Jūdō-Geschichte in Deutschland erst ziemlich spät entwickelt.

Was war z.B. 1928 bekannt?

Damals kannte man das Buch von Prof. A. Niehaus noch nicht, genauso wenig wie die Arbeit über Erwin von Baelz von Prof. H. Bittmann.

Es gab lediglich das Vorwort von Prof. Erwin von Baelz. Wir finden Zitate daraus in fast jeder Publikation, die sich mit der Thematik beschäftigen.

Die kompletten Quellen von W. Glasenapp entziehen sich auch mir in dem von die zitierten Abschnitt. Hat er das Sumō zu dem jap. Kampf/Wettkampfsystemen mit eingerechnet, hat er vielleicht sogar recht.

-----------------------

Der Zeitungsartikel belegt viel mehr, dass sich W. Glasenapp spätestens seit Juli 1928 für das Kōdōkan Jūdō interessiert hat. Er war zu gegen als Kanō erstmals sein Jūdō zusammen mit Aida als Partner am 31.08.1928 vorgeführt hat. Genauso hat er den jap. Vortrag von Kanō gelaucht, der zeitgleich ins Deutsche übersetzt wurde. Kata-Vorführungen von Aida und Kudō konnte er genauso bewundern.

Gruss
Yannick

Ps. Ist dir bekannt, in welcher Schule Dr. Kitabatake Jūdō Unterrichtet hat. Ja genau, es war die Schule von Werner Glasenapp.
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Fritz »

Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 22:49 Habe ich schon wieder nicht korrekt gelesen? Ich finde in dem abgedruckten Artikel überhaupt kein Zitat des ominösen Herrn Aida.
Möglich, im Artikel steht ja so was:
"Der Weltmeister Prof. Aida erreichte den Meistertitel des 6. Grades [ ... ]
Über die Ursachen der deutschen Kampfesweise äußert sich der Weltmeister kurz wie folgt:"


Also nehme ich mal an, daß das was nach dem Doppelpunkt dann kommt, quasi ein (evt. nicht ganz wortgetreues) Zitat von
Herrn Aida ist ...
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 22:49 Und das soll einen Zusammenhang zum heutigen Wettkampfjudo herstellen?
Na was sagt denn Herr Aida im Artikel (nach dem Doppelpunkt)?
Yannick.Schultze hat geschrieben: 08.05.2017, 19:10Alle Bewegungen (insbesondere Beinbewegungen) werden anstatt leicht und fließend zu starr unter Aufwendung erheblicher Kraft ausgeführt. Ferner ist die Mehrzahl der Kämpfer bemüht, einige Griffe, die ihnen besonders liegen, unbedingt anzuwenden und durch Finten den Gegner in die Stellung zu bringen, in welcher der geplante Griff angebracht werden kann, anstatt von den vielen Variationen dieses Sportes Gebrauch zu machen und so in jeder Situation Herr der Lage zu bleiben.
Also mit anderen Worten, er wirft den deutschen Kämpfern vor, auf Biegen und Brechen eine Kampfkonzeption mit einigen Lieblings-Techniken durchzusetzen. Den Bezug zum aktuellen Wettkampfjudo hast im Grunde genommen Du Jupp in dem anderen Faden hergestellt, in dem Du genau diese Sachen aufs moderne Wettkampfjudo bezogen bestätigt hast.
Also - wenn der Artikel authentisch sein sollte - ist das doch schon recht erstaunlich, finde ich ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

Hallo nochmal,

da einige Personen nicht zu wissen scheinen, wer "Aida Hiko'ichi" war ...

http://www.judo4teachers.com/kodokan-ju ... a-9th-dan/

Viel Spaß beim Lesen

Gruß
Yannick
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von tutor! »

Wenn es Dir um die Rolle von Glasenapp geht, dann kannst Du vielleicht hiermit noch etwas anfangen:
viewtopic.php?f=20&t=4932&p=53875&hilit=aida#p53875

Als Person ist er in der Tat in der deutschen Judo-Geschichte kaum präsent, aber immerhin wurde er von Kano als der stärkste deutsche Kämpfer seiner Zeit bezeichnet.
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@Yannick

Beitrag von HBt. »

bleibt es bei der im KKB schon angekündigten Veröffentlichung, in der zweiten Jahreshälfte 2017?

Bitte benachrichtige uns auch hier im JF - mittels Link ... ich freue mich schon darauf :bouncy


Gruß,
HBt.


PS Wie hast Du das übliche Verlags - u. Finanzierungsproblem gelöst?!
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

tutor! hat geschrieben: 10.05.2017, 07:54 Wenn es Dir um die Rolle von Glasenapp geht, dann kannst Du vielleicht hiermit noch etwas anfangen:
viewtopic.php?f=20&t=4932&p=53875&hilit=aida#p53875

Als Person ist er in der Tat in der deutschen Judo-Geschichte kaum präsent, aber immerhin wurde er von Kano als der stärkste deutsche Kämpfer seiner Zeit bezeichnet.
Hallo tutor!

es geht mir nicht nur um die Person "Werner Glasenapp", es geht mir um die Geschichte im allgemeinen. Warum haben A. Rhode, O. Schmelzeisen oder gar A. Glucker die Person "Werner Glasenapp" nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erwähnt (alle vier waren Gründungsmitglieder im Deutschen Judo Ring). Wie kam es dazu, dass die Person aus der deutschen Jûdô-Geschichte verschwinden konnte. Er war der erste Clubleiter, der in der Weimarer Republik Kontakt zum Kôdôkan Jûdô hatte und nachweislich Kanô am 31. August 1928 getroffen hat. Siehe hierzu auch der von dir verlinkte Zeitungsartikel.

Da bei der Vorführung in der Polizeischule nur die Gruppe von W. Glasenapp anwesend war, steht die Aussage von Kanô unter keinen guten Stern.

Gruss
Yannick
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: @Yannick

Beitrag von Yannick.Schultze »

HBt. hat geschrieben: 10.05.2017, 11:41 bleibt es bei der im KKB schon angekündigten Veröffentlichung, in der zweiten Jahreshälfte 2017?
Ich versuche es ... der Großteil ist schon erledigt. 90 Seiten +
HBt. hat geschrieben: 10.05.2017, 11:41 Bitte benachrichtige uns auch hier im JF - mittels Link ... ich freue mich schon darauf :bouncy
mach ich ;-)

HBt. hat geschrieben: 10.05.2017, 11:41 PS Wie hast Du das übliche Verlags - u. Finanzierungsproblem gelöst?!
abwarten ;-)

Gruss
Yannick

Ps. Es wird bei meiner Veröffentlichung zum Großteil um die Zeit zwischen 1905 bis 1914 handeln... sprich: Wann und wie lange waren japanische Lehrer in Deutschland und was war der Grund ihres Erscheines.
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Yannick.Schultze »

Fritz hat geschrieben: 10.05.2017, 03:27
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 22:49 Habe ich schon wieder nicht korrekt gelesen? Ich finde in dem abgedruckten Artikel überhaupt kein Zitat des ominösen Herrn Aida.
Möglich, im Artikel steht ja so was:
"Der Weltmeister Prof. Aida erreichte den Meistertitel des 6. Grades [ ... ]
Über die Ursachen der deutschen Kampfesweise äußert sich der Weltmeister kurz wie folgt:"


Also nehme ich mal an, daß das was nach dem Doppelpunkt dann kommt, quasi ein (evt. nicht ganz wortgetreues) Zitat von
Herrn Aida ist ...
Jupp hat geschrieben: 09.05.2017, 22:49 Und das soll einen Zusammenhang zum heutigen Wettkampfjudo herstellen?
Na was sagt denn Herr Aida im Artikel (nach dem Doppelpunkt)?
Yannick.Schultze hat geschrieben: 08.05.2017, 19:10Alle Bewegungen (insbesondere Beinbewegungen) werden anstatt leicht und fließend zu starr unter Aufwendung erheblicher Kraft ausgeführt. Ferner ist die Mehrzahl der Kämpfer bemüht, einige Griffe, die ihnen besonders liegen, unbedingt anzuwenden und durch Finten den Gegner in die Stellung zu bringen, in welcher der geplante Griff angebracht werden kann, anstatt von den vielen Variationen dieses Sportes Gebrauch zu machen und so in jeder Situation Herr der Lage zu bleiben.
Also mit anderen Worten, er wirft den deutschen Kämpfern vor, auf Biegen und Brechen eine Kampfkonzeption mit einigen Lieblings-Techniken durchzusetzen. Den Bezug zum aktuellen Wettkampfjudo hast im Grunde genommen Du Jupp in dem anderen Faden hergestellt, in dem Du genau diese Sachen aufs moderne Wettkampfjudo bezogen bestätigt hast.
Also - wenn der Artikel authentisch sein sollte - ist das doch schon recht erstaunlich, finde ich ...
Hallo zusammen,

zum Thema Kampfkonzeption mit Lieblingstechniken, ein kritischer Zeitungsartikel zur ersten Deutschen Meisterschaft im Jahre 1922:
Die Premiere des Verbandes der deutschen Jiu-Jitsukämpfer im Berliner Sportpalast hatte erstaunlich viel neugieriges Publikum angelockt. Ob das Interesse aber von Dauer sein wird, erscheint trotzdem fraglich. Die mit Würgegriffen, Gliederverdrehen, Schlägen und Tritten arbeitende barbarische Kampfmethode hat sicherlich praktische Vorzüge. Die Polizei und wer sonst viel mit Rowdies zu tun hat, soll sie üben. Aber zu sportlichen Kämpfen in großen Rahmen scheint sich Jiu-Jitsu wenig zu eignen. Die Demonstration zu Beginn waren instruktiv, namentlich die Abwehr von Fauststößen, Stockschlägen und Messerstichen. In den Kämpfen aber war von all den schönen Griffen und Tricks herzlich wenig zu sehen, rein gar nichts im ersten Leichtgewichtstreffen das wie eine Katzbalgerei aussah. Jiu-Jitsu zeigte dann der Australier Buse gegen Freiberger, den er mit der Kopfschere rasch ab knipste. Darauf rang der [Afroamerikaner] (1) Essow im freien Stil gegen den Jiu-Jitsu-Mann Möbius. Der viel stärkere Schwarze konnte nie gewinnen, mochte er seinen Widerpart auch noch so oft auf beiden Schultern fixieren, und erlag schließlich einer Kopfschere. Kurz war der Meisterschaftskampf Rahn (Berlin) gegen Reuter (München). Der Berliner siegte i den ersten Minuten durch Beinschere und Halshebel und wurde damit „Meister von Deutschland im Jiu-Jitsu“. Ein korrespondierender Titel im Lande der aufgehenden Sonne würde etwa lauten: „Meister von Japan im Kegelschieben“. Dem Laien erscheint es somit, als ob im Jiu-Jitsu immer derjenige gewinnt, der zuerst die Schere anbringt. Das kann man aber schließlich ebenso gut mit „Stein, Schere, Papier“ aus knobeln.
(1) rassistisches Wort entfernt
Gruss
Yannick
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IKKZ :-)))

Beitrag von HBt. »

Noch einmal Danke Yannick.


Sehr bedenklich halte ich allerdings die Bereinigung von deutschen Texten, um dem Kodex der politischen Korrektheit genüge zu tun.

Neger, Schwarzer durch z.B. Afroamerikaner !

(...) In den Kämpfen aber war von all den schönen Griffen und Tricks herzlich wenig zu sehen, rein gar nichts (...)
Tja, so sieht es auch heute (noch) aus.


Trotzdem möchte ich (wieder einmal) eine Lanze für 'Jupp' brechen, der sinngemäß schreibt: "es reicht eine Marschroute sturr durchzuziehen".
Stimmt!
Dafür werden Profile erstellt und Strategien (und die dazu passende Taktik, um das Ziel auch zu erreichen) entwickelt / aufgestellt.

#
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Fritz
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Re: Zeitungsartikel über Aida Hiko'ichi in Berlin

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben: 11.05.2017, 12:01Das Prinzip BruteForce funktioniert immer, irgendwann ist die Burgmauer ermüdet und stürzt ein. Pure Physik.
Nur wenn Du stärker bist ... Sonst stürzt Du ein ...
Aber wie war das doch gleich mit Judo, da sollte doch eigentlich ein Schwächerer einen Stärkeren austricksen können ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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physisch unterlegen

Beitrag von HBt. »

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Soll triumphieren können.

Manchmal habe ich den Eindruck dieses hat xyz vergessen ...

seinen wir einmal ehrlich zu einander:
einer richtig großen Masse
kann eine
richtig kleine Masse

nichts anhaben.

Wir können nur durch Geschicklichkeit* ... doch das sind Binsenweisheiten.


*eine bessere Organisation und eine ordentliche Portion Glück
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