Skipper1 hat geschrieben:(...)
Und dann sowas: Drängeln, Schubsen, Regeln ausnutzen.... aber kaum Wettkampf
Mit welchem Nichtjudoka ich auch sprach : Kopfschütteln und Unverständnis!
" Das ist Kampfsport?? "
" Schau ich mir nicht mehr an! "
" worum geht's dabei überhaupt? "
Viele verstehen in der Tat nicht, worum es überhaupt geht - leider sind darunter auch viele, die selbst Judo betreiben und glauben etwas davon zu verstehen...
Was Du als "Drängeln und Schubsen" bezeichnest ist vielfach (nicht immer) gerade ein wichtiger Teil des Kämpfens. Die Zeiten, in denen es auf Weltniveau (es mussten sich ja alle TN international qualifizieren) Gegner gibt, die sich von alleine so bewegen, dass sie in die - durch Videosammlungen der Verbände oder durch Videoportale - bekannten Techniken der Gegner hineinlaufen, sind schon lange vorbei. Also bleibt nichts anderes, als den Gegner in eine entsprechende Situation zu manöverieren, die man ausnutzen kann. Der weiß aber natürlich auch, was er nicht mit sich machen lassen darf. Also geht es darum, den Gegner zu reflexartigen Reaktionen, die er nicht so gut steuern kann, zu verleiten. Das geht dann mit kurzen, impulsartigen Aktionen, die oft als "Schubsen und Drängeln" wahrgenommen werden, die jedoch in Wirklichkeit sehr gezielte Versuche sind, in eine Angriffssituation zu kommen. Je erfahrener die Kämpfer sind, und je besser sie sich kennen, desto weniger häufig geht das natürlich auf...
Skipper1 hat geschrieben:
Ich denke mit diesem Regelmachwerk
![dontknow.gif :dontknow](./images/smilies/dontknow.gif)
hat sich Judo einen Bärendienst erwiesen.
Wie ist denn der Eindruck der Forumsmitglieder ?
Was die Regeln mit den Shidos betrifft, ist das Gegenteil der Fall. "Früher" war es so, dass Shidos gleichzeitig eine Wertung für den Gegner waren, heute schlägt jede Wertung bis zu drei Shidos. Oder anders ausgedrückt: Shidos wirken sich nur aus, wenn in einem Kampf keine Wertung gefallen ist.
In den Kämpfen, die ich gesehen habe - es waren leider urlaubsbedingt nicht viele - kamen die Shidos für mich klar erkennbar an den richtigen Stellen. Wer keinen Versuch unternimmt, selbst einen Angriff vorzubereiten und damit natürlich in erster Linie Angriffsversuche des Gegners unterbinden will, muss am Ende der Kampfzeit - wenn keine Wertung gefallen ist - der Unterlegene sein. Dasselbe gilt für den, der derartige Bemühungen nur vortäuscht.
Dies muss man natürlich erkennen. Das ist manchmal ausgesprochen schwierig. Oft wird ja Kampfrichtern der Vorwurf gemacht, "keine Ahnung" zu haben und diese Situationen völlig falsch einzuschätzen. Wenn es selbst für aktive Kampfrichter schwierig ist, wie sollen denn dann Breitensportler, die zwar die Techniken des Judo kennen, aber nicht die Feinheiten des Positions- und Griffkampfs, das Geschehen sachgerecht beurteilen? Von kompletten Laien ganz zu schweigen...
Zwei bis drei Situationen tauchen aus meiner Sicht über den Daumen durchschnittlich in jedem etwas engeren Kampf auf, in denen einer der beiden Kontrahenten einen Shido "verdient" (statistisch sind es sogar etwas weniger). Das ist völlig normal. Letztlich merkt doch jeder Kämpfer selbst, wenn er mehr gefährdet ist, als er den Gegner gefährden kann. In dem Moment wandert der Fokus vom Versuch der eigenen Wertung hin zum Verteidigen in der Hoffnung auf einen glücklichen Moment.
Aber man könnte natürlich die Shidos nicht mehr ansagen und auch nicht mehr auf der Tafel anzeigen, sondern die (Nicht-)Aktionen am Kampfende bei einem Kampfrichterentscheid berücksichtigen. Dann würde es diese Art von Klagen nicht mehr geben. Hatten wir ja schon - bis Mitte der 1970er Jahre, als man sich entschloss die Kampfrichterentscheidungen transparenter zu machen...