Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
tutor!
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Re: Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Beitrag von tutor! »

Antonio hat geschrieben:(...) Es fängt bei der Ausbildung der Trainer an. Wenn die nicht stimmt, dann "stimmen" auch die daraus resultierenden Trainer (überwiegend) nicht.(...)
Dem stimme ich voll und ganz zu. Aber wie, wo und durch wen werden die Trainer ausgebildet?

Die "engere" Trainerausbildung - also die, die auch so heißt - wird durch den Landesverband bzw. die höheren Lizenzstufen durch den DJB verantwortet und durchgeführt. Das geschieht in den Rahmenbedingungen, die der DOSB setzt. Für Trainer-C heißt das: 120 UE zu je 45min zum Lizenzerwerb und dann 15 UE alle vier Jahre für die Verlängerung.

Natürlich kann man eine solche Ausbildung gut oder weniger gut gestalten. Die Frage ist aber letztlich, wieviel an Zugewinn kann in der zur Verfügung stehenden Zeit erreicht werden? Wer bis zum Beginn der (verbandsseitigen) Trainerausbildung im Verein (oder wo auch immer) nur mäßiges Judo gelernt hat, wird auch bei noch so guten Angeboten keine Koriphäe... Defizite, die durch mangelndes Training im Verein begründet sind, lassen sich in der kurzen Zeit nicht kompensieren.

Die Ausbildung im eigenen Verein stellt letztendlich die wesentliche Basis der Judoausbildung dar. Oder um es mit Antonio zu sagen: "Wenn die nicht stimmt, dann "stimmen" die aus diesem Verein hervorgehenden Trainer (überwiegend) auch nicht". Wer aus so einem solchen Verein kommt, wird viel, viel Eigeninitiative auf seinem Weg benötigen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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guk
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Re: Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Beitrag von guk »

tutor! hat geschrieben:... und dann 15 UE alle vier Jahre für die Verlängerung.
Bei uns 15 UE alle 2 Jahre.
Anton_D1
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Re: Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Beitrag von Anton_D1 »

Es geht auch nicht um "Rumjammern" oder "Trainer Bashing", sondern darum einen Mißstand zu zeigen. Wenn der erkannt wird, kann man über Lösungen nachdenken. Geh aber mal in die Vereine und red mit den verantwortlichen Leuten, dann siehst du, daß es mit der Erkenntnis und der Fähigkeit zur Selbst Kritik nicht weit her ist. Andere Sportarten, die bekannter sind, haben halt mehr Budget für qualifizierte Trainer und auch mehr Auswahl an denen, während wir uns schon freuen müssen, wenn wir überhaupt nen Ehrenamtlichen finden, der das freiwillig macht, egal wie miserabel er Nachwuchs fördern kann. Und wehe du fängst an, die zu kritisieren, dann kannst du gleich einpacken. Eine Ausbildung, egal wie gut, alleine macht noch lange keinen guten Trainer, weil es braucht Leute, die das intellektuell aufnehmen können und die Fähigkeit haben, das auch dem Nachwuchs zu vermitteln. Allein daran scheitern 90% der Trainer.
Daß sich daraus plus einer Hand voll Stützpunkten kein gescheiter Nachwuchs entwickeln kann, ist sonnenklar.

Ein Teufelskreis, wie oben schon zutreffend gesagt wurde.
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Re: Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Beitrag von guk »

Anton_D1 hat geschrieben:Es geht auch nicht um "Rumjammern" oder "Trainer Bashing", sondern darum einen Mißstand zu zeigen. Wenn der erkannt wird, kann man über Lösungen nachdenken.
Wie sind wir hier nochmal gelandet? Genau, Olympia und Hüftgriffverbot. Genauer: nicht Hüftgriffverbot bei Olympia, sondern Modifizierung der Wettkampfregeln zur Stärkung des Ärmel-Revers-Griff als Grundlage ordentlicher Judotechnik. Um bessere Judoka auszubilden. Oder auch: um mehr Medaillen zu bekommen. Denn offensichtlich hapert es dort.
Der Missstand ist also: Qualitätsmangel
Anton_D1 hat geschrieben:Geh aber mal in die Vereine und red mit den verantwortlichen Leuten, dann siehst du, daß es mit der Erkenntnis und der Fähigkeit zur Selbst Kritik nicht weit her ist. Andere Sportarten, die bekannter sind, haben halt mehr Budget für qualifizierte Trainer und auch mehr Auswahl an denen, während wir uns schon freuen müssen, wenn wir überhaupt nen Ehrenamtlichen finden, der das freiwillig macht, egal wie miserabel er Nachwuchs fördern kann. Und wehe du fängst an, die zu kritisieren, dann kannst du gleich einpacken.
Ich gehe in die Vereine und stelle dies eben nicht fest, zumindest nicht in dem Maße. Wir gehören einem Turnverein an und meine letzte Trainerfortbildung war: Helferschulung beim Gerätturnen. :icon_eek
Es war also eine Fortbildung sowohl für Trainer als auch Turner mit dem Ziel, mehr Helfer zu gewinnen. Beim Turnen braucht man mehr als beim Judo, da an den Geräten oft jemand sichern muss. Es gibt einen Mangel, also wurde etwas getan: nämlich Nachwuchs ausgebildet. Das Geld/Budget dafür wurde gar nicht erwähnt, denn wichtiger ist, dass Trainer bzw. Helfer Spaß daran haben, andere für ihren Sport zu begeistern und auszubilden. Wir haben auch einem Mangel an Trainern (Gründe wurden schon erwähnt), mehr Budget würde nichts nützen, denn es sind keine da. Daher haben wir ein langfristiges Konzept erarbeitet, um geeigneten Nachwuchs trotz Abi/Studium etc. zu bekommen. Über die weitergreifenden Maßnahmen im Arbeitskreis hatte ich schon berichtet. Das alles steht und fällt aber mit den Personen, die dies machen. Ein guter Trainer kann andere mitreißen und begeistern. Wer nur nörgelt und Leute runtermacht (auch das kenne ich) steht irgendwann alleine da. Man kann gutes Judo auch positiv vermitteln. Mir ist auch durchaus bewusst, dass ich selber noch Nachholbedarf habe, aber da kann man sich weiterbilden.
Wenn es judotechnische Defizite bei euren Trainern gibt, dann macht vereinsintern für alle regelmäßige Fortbildungen. Damit wird keiner direkt kritisiert (das können manche nicht gut ab ;) ).
Anton_D1 hat geschrieben:Eine Ausbildung, egal wie gut, alleine macht noch lange keinen guten Trainer, weil es braucht Leute, die das intellektuell aufnehmen können und die Fähigkeit haben, das auch dem Nachwuchs zu vermitteln. Allein daran scheitern 90% der Trainer.
Wir brauchen keine Nobelpreisträger in Physik, sondern geeignete Leute, die mit Nachwuchs umgehen können. Insofern sind wir einer Meinung: eine gute Ausbildung alleine macht noch keinen guten Trainer. Ich kenne auch Leute, bei denen ich mich frage, was die während der Ausbildung gemacht haben. Aber 90% scheitern? Das glaube ich nicht.
Anton_D1 hat geschrieben:Daß sich daraus plus einer Hand voll Stützpunkten kein gescheiter Nachwuchs entwickeln kann, ist sonnenklar.
Ein Teufelskreis, wie oben schon zutreffend gesagt wurde.
Wie gesagt: versuche was zu ändern. Sonst frustriert es nur noch mehr.
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Fritz
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Re: Olympia und Hüftgriffverbot !!!

Beitrag von Fritz »

Mal am Rande, hier das Olympia-Fazit des DJB http://www.judobund.de/aktuelles/detail ... iele-2130/
(Aus meiner Sicht bemerkenswert natürlich die Aussage, bzgl der nachsportlichen Entwicklung der Topathleten - allerdings sollte hier nicht
nur die Spitzen-Judokas umsorgt werden, viel wichtiger sind die "Fast-Spitzen-Judoka, also sozusagen die zweite u. die dritte Reihe - denn diese
sind es, welche sich später fragen lassen müssen: "Ach ja die Lücke im Lebenslauf... Sport getrieben, soso, hmm aber nichts "gerissen"
und jetzt gesundheitlich auch noch angeschlagen ... naja wir melden uns, wenn wir was haben, vielleicht ..."
Wenn nicht den jungen, aufstrebenden Talenten (und deren Eltern) glaubhaft vermittelt werden kann, daß die berufliche u. damit existentielle
Zukunft auch dann halbwegs gesichert ist, falls sie es nicht ganz bis zur Spitze schaffen, dann wird die Bereitschaft, sich in diese Knochenmühle zu
begeben nicht sehr hoch sein, was insgesamt gesehen, dann dem sportlichen Niveau eher abträglich ist...)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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