Disqualifikation von Kindern
Disqualifikation von Kindern
Hallo zusammen,
mein Sohn (10 Jahre alt) hatte am vergangenem Wochenende an einem Judoturnier teilgenommen. Leider hatte er seinen ersten Kampf durch Haltegriff (Kami-Sankaku-Gatame) verloren, wobei der Gegner "lediglich" den Kopf fixiert hatte, er selbst und mein Sohn aber auf der Seite lag. OK, der Kampfrichter hatte Osaekomi angesagt und hat auch bis zum Ippon durchlaufen lassen. Mein Sohn hatte sich sehr darüber aufgeregt und beim Runterlaufen von der Matte "den" Mittelfinger gezeigt... allerdings nicht in Richtung des Kampfrichters und auch nicht in Richtung des Gegners!
Ich stand gerade in der Nähe des Kampfrichtertisches, als der Kampfrichterobmann kam und der Kampfrichtertischbesetzung die Anweisung gab, meinen Sohn von der Liste zu streichen... Mein Sohn natürlich angefangen zu heulen und den Kampfrichter auf Knien (!) angefleht hatte, doch weiterkämpfen zu dürfen... der blieb aber hart!
Für mich ist das Zeigen des Mittelfingers auch absolut unakzeptabel und da gibt es "eigentlich" keine Entschuldigung, allerdings fand ich die Entscheidung, einen 10-Jährigen mit einem Turnierauschluss zu bestrafen absolut übertrieben...!
mein Sohn (10 Jahre alt) hatte am vergangenem Wochenende an einem Judoturnier teilgenommen. Leider hatte er seinen ersten Kampf durch Haltegriff (Kami-Sankaku-Gatame) verloren, wobei der Gegner "lediglich" den Kopf fixiert hatte, er selbst und mein Sohn aber auf der Seite lag. OK, der Kampfrichter hatte Osaekomi angesagt und hat auch bis zum Ippon durchlaufen lassen. Mein Sohn hatte sich sehr darüber aufgeregt und beim Runterlaufen von der Matte "den" Mittelfinger gezeigt... allerdings nicht in Richtung des Kampfrichters und auch nicht in Richtung des Gegners!
Ich stand gerade in der Nähe des Kampfrichtertisches, als der Kampfrichterobmann kam und der Kampfrichtertischbesetzung die Anweisung gab, meinen Sohn von der Liste zu streichen... Mein Sohn natürlich angefangen zu heulen und den Kampfrichter auf Knien (!) angefleht hatte, doch weiterkämpfen zu dürfen... der blieb aber hart!
Für mich ist das Zeigen des Mittelfingers auch absolut unakzeptabel und da gibt es "eigentlich" keine Entschuldigung, allerdings fand ich die Entscheidung, einen 10-Jährigen mit einem Turnierauschluss zu bestrafen absolut übertrieben...!
Re: Disqualifikation von Kindern
Nun ja, wenn er dadurch vielleicht etwas gelernt hat (beispielsweise,
sich zu beherrschen und das es Sachen gibt, wo man die Konsequenzen halt nicht mehr "wegflehen" kann)
dann hat es ja immerhin noch was Gutes...
sich zu beherrschen und das es Sachen gibt, wo man die Konsequenzen halt nicht mehr "wegflehen" kann)
dann hat es ja immerhin noch was Gutes...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Disqualifikation von Kindern
na was denn nun?Perseus42 hat geschrieben:... absolut unakzeptabel und da gibt es "eigentlich" keine Entschuldigung, allerdings ...!
Absolut unakzeptabel = Disqualifikation -> absolut gerechtfertigt wie ich finde
oder eben
, allerdings = ist ja gar nicht so schlimm und kann man ja mal durchgehen lassen -> im Judo eben nicht
Re: Disqualifikation von Kindern
Ich finde Strafen müssen altersgerecht sein und Kinder müssen für die Handlung, deren Bedeutung sie auch verstehen bestraft werden! Die Bedeutung des "Mittelfingers" ist einem 10-Jährigen absolut nicht bewusst! Schreit er z.B. den Kampfrichter an und beleidigt ihn, dagegen schon. Nicht umsonst gibt es in der deutschen Rechtsprechung auch die "Strafmündigkeit", da Kinder unter 14 Jahren die Bedeutung und die Tragweite einer Handlung u.U. noch nicht begreifen können...
Re: Disqualifikation von Kindern
Gesetzt dem Fall, dass dein Kind in einem vernünftigen Verein, bei einem vernünftigen Trainer ausgebildet wird (wovon ich jetzt ausgehe) sollte er hiervon (http://www.judobund.de/djb-info/judowerte) schon einmal in irgendeiner Form gehört haben und damit sollte dann auchklar sein, dass das überhaupt nicht geht.
Den 9jährigen, die ich trainiere, ist die Bedeutung des Mittelfingers übrigens sehr klar und meine Haltung dazu noch viel mehr...
Was wäre denn deiner Meinung nach eine angemessene Reaktion auf eine Geste, die eines der beiden Grundprinzipien des Judo mit Füssen tritt, gewesen?
Den 9jährigen, die ich trainiere, ist die Bedeutung des Mittelfingers übrigens sehr klar und meine Haltung dazu noch viel mehr...
Was wäre denn deiner Meinung nach eine angemessene Reaktion auf eine Geste, die eines der beiden Grundprinzipien des Judo mit Füssen tritt, gewesen?
Re: Disqualifikation von Kindern
Es gibt auch die Möglichkeit, etwas zu erklären und auch eine Verwarnung auszusprechen anstatt gleich die Höchststrafe zu geben..., aber scheinbar geht ja alles nur mit Bestrafung in unserer Gesellschaft...! Wir können uns das in den USA abgucken, die stecken auch Kinder ins Gefängnis...
Frag mal Deine 9-Jährigen, was der "Mittelfinger" bedeutet... ich wette, sie wissen es nicht!!! Sie wissen vielleicht, dass man das nicht darf, aber warum genau und welche Bedeutung er hat bestimmt nicht! (viel Spaß dann beim Erklären!)
Frag mal Deine 9-Jährigen, was der "Mittelfinger" bedeutet... ich wette, sie wissen es nicht!!! Sie wissen vielleicht, dass man das nicht darf, aber warum genau und welche Bedeutung er hat bestimmt nicht! (viel Spaß dann beim Erklären!)
Re: Disqualifikation von Kindern
Perseus42 hat geschrieben:Ich finde Strafen müssen altersgerecht sein und Kinder müssen für die Handlung, deren Bedeutung sie auch verstehen bestraft werden! Die Bedeutung des "Mittelfingers" ist einem 10-Jährigen absolut nicht bewusst! Schreit er z.B. den Kampfrichter an und beleidigt ihn, dagegen schon.
Es war also überhaupt das erste Mal, daß Dein Sohn den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt hat?
Bzw. wenn die Bedeutung dieser Handlung nicht versteht, warum hat er dann genau diese Geste in diesem Zusammenhang gemacht? Du hast ihn doch dazu
sicherlich hinterher genauestens befragt?
Oder ist es evt. so, daß er zwar vielleicht nicht alle Bedeutungsnuancen der https://de.wikipedia.org/wiki/Stinkefinger-Geste kennt, aber im Großen und Ganze
schon weiß, daß diese Geste schon eine Beleidigung ist und als Ausdruck von Respektlosigkeit und Verachtung verwendet wird?
Das ist richtig... Denn der Gesetzgeber setzt hier wohl darauf, dass Eltern und betreuendes Umfeld in der Regel korrigierend eingreifen... Offensichtlich sahen das die Verantwortlichen beim Turnier auch so und haben deshalb nur den Turnier-Ausschluß verfügt und auf eine BeleidigungsklageNicht umsonst gibt es in der deutschen Rechtsprechung auch die "Strafmündigkeit", da Kinder unter 14 Jahren die Bedeutung und die Tragweite einer Handlung u.U. noch nicht begreifen können...
verzichtet...
Ich bin mir fast sicher, wäre vom Kampfrichter-Obmann beobachtet worden, daß Dein Sohn unmittelbar von Dir und/oder dem verantwortlichem Trainer
gemaßregelt worden wäre, dann wäre er wahrscheinlich um die Disqualifikation herumgekommen...
Wie gesagt, nun hat er wenigsten an eigentlich harmloser Stelle gelernt, daß man
a) niemandem unüberlegt beleidigt und/oder
b) evt. auf Gesten usw., deren Bedeutung man vielleicht gar nicht richtig kennt, verzichtet und
c) das Handlungen häßliche Folgen haben können, die man vorher gar nicht so "im Blick" hat...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Disqualifikation von Kindern
Sicher kann man das... Aber das ist Aufgabe von Eltern und Trainer... Nicht vom Kampfrichter-Obmann...Perseus42 hat geschrieben:Es gibt auch die Möglichkeit, etwas zu erklären und auch eine Verwarnung auszusprechen anstatt gleich die Höchststrafe zu geben..., aber scheinbar geht ja alles nur mit Bestrafung in unserer Gesellschaft...! Wir können uns das in den USA abgucken, die stecken auch Kinder ins Gefängnis...
Wenn sie wissen, daß diese Geste im gesitteten Umfeld nicht erlaubt ist - und eine Beleidigung darstellt - dann reicht das auf der MatteFrag mal Deine 9-Jährigen, was der "Mittelfinger" bedeutet... ich wette, sie wissen es nicht!!! Sie wissen vielleicht, dass man das nicht darf, aber warum genau und welche Bedeutung er hat bestimmt nicht! (viel Spaß dann beim Erklären!)
vollständig aus.
Für weitergehende Erklärungen sind die Erziehungsberechtigten zuständig.
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Disqualifikation von Kindern
Da hätte man sicher anders handeln können, aber eine solche direkte Disqualifikation ist durchaus im Rahmen des Möglichen:
Der Threadersteller bringt die Geste ja in direkten Zusammenhang zur Kampfrichterentscheidung, die zur Niederlage im Wettkampf geführt hat. Da er dies als Augenzeuge macht, müssen wir davon ausgehen, dass sie also eine Reaktion auf den Ausgang des Kampfes war. Es war folglich eine Respektlosigkeit gegenüber einem der am Wettkampf Beteiligten, was nur Gegner oder Kampfrichter gewesen sein können (ich halte es für abwegig, dass er "sich selber" den Finger gezeigt hat).
Es ist außerdem anzunehmen, dass der Junge weiß, welche Aussage diese Geste hat. Sie ist eines der häufigsten (weil einfachsten) Zeichen, Respektlosigkeit gegenüber einer anderen Person auszudrücken, weshalb die Verwendung und Aussage absolut eindeutig ist. Aus dem Kontext heraus lässt sich also schließen, dass es am plausibelsten ist, dass der Mittelfinger als Reaktion auf die empfundene ungerechte Behandlung durch den Kampfrichter gemeint war, und dass diese Geste auch bewusst gewählt wurde.
Die Reaktion der KR-Obmanns, sofern er selber Augenzeuge war, ist folglich formal absolut korrekt. Die nicht erfolgte Zurücknahme der Disqualifikation ist zwar hart, aber auch hinsichtlich der notwendigen Konsequenz bei der Ahndung respektlosen Verhaltens leider notwendig. Ich gehe aber davon aus, dass es keine weitere Folgen (Verbot des Starts bei anderen Turnieren) haben wird.
Meine persönliche Ansicht hierzu: Sie, Perseus42, sollten angesichts dieser Fakten die Entscheidung des Kampfrichters mittragen und ihrem Sohn verständlich machen, dass ein solches Verhalten niemals angebracht ist.
Bestärken Sie Ihren Sohn, dass er sich zukünftig etwas anders verhalten muss, sollte ihm die Konsequenz nicht gefallen.
Ich finde die Frage, in welche Richtung er den Mittelfinger gezeigt hat, in diesem Fall ziemlich daneben.Wettkampfordnung des DJB, Artikel 25: Hansoku-make
Hansoku-make wird jedem Kämpfer erteilt, der einen schweren Regelverstoß begangen hat (oder der mit drei Shido bestraft worden ist und einen weiteren leichten Regelverstoß begeht):
6) Während des Wettkampfes unnötige Ausrufe, Bemerkungen oder Gesten zu machen, die abfällig gegenüber dem Gegner oder dem Kampfrichter sind.
Der Threadersteller bringt die Geste ja in direkten Zusammenhang zur Kampfrichterentscheidung, die zur Niederlage im Wettkampf geführt hat. Da er dies als Augenzeuge macht, müssen wir davon ausgehen, dass sie also eine Reaktion auf den Ausgang des Kampfes war. Es war folglich eine Respektlosigkeit gegenüber einem der am Wettkampf Beteiligten, was nur Gegner oder Kampfrichter gewesen sein können (ich halte es für abwegig, dass er "sich selber" den Finger gezeigt hat).
Es ist außerdem anzunehmen, dass der Junge weiß, welche Aussage diese Geste hat. Sie ist eines der häufigsten (weil einfachsten) Zeichen, Respektlosigkeit gegenüber einer anderen Person auszudrücken, weshalb die Verwendung und Aussage absolut eindeutig ist. Aus dem Kontext heraus lässt sich also schließen, dass es am plausibelsten ist, dass der Mittelfinger als Reaktion auf die empfundene ungerechte Behandlung durch den Kampfrichter gemeint war, und dass diese Geste auch bewusst gewählt wurde.
Die Reaktion der KR-Obmanns, sofern er selber Augenzeuge war, ist folglich formal absolut korrekt. Die nicht erfolgte Zurücknahme der Disqualifikation ist zwar hart, aber auch hinsichtlich der notwendigen Konsequenz bei der Ahndung respektlosen Verhaltens leider notwendig. Ich gehe aber davon aus, dass es keine weitere Folgen (Verbot des Starts bei anderen Turnieren) haben wird.
Meine persönliche Ansicht hierzu: Sie, Perseus42, sollten angesichts dieser Fakten die Entscheidung des Kampfrichters mittragen und ihrem Sohn verständlich machen, dass ein solches Verhalten niemals angebracht ist.
Das ist sehr einseitig ausgedrückt, richtiger wäre die Aussage: "aber scheinbar geht ja alles nur mit Konsequenzen in unserer Gesellschaft". An dieser Stelle bekommen Sie dann eindeutige Zustimmung von mir. Gerade bei Kindern (aber auch bei anderen Menschen, die sehr unsicher hinsichtlich gesellschaftlich anerkannten Umgangsformen sind) ist es wichtig, dass sie bei bestimmtem, nicht erwünschtem Verhalten, spüren, dass dieses eben negative Folgen für sie haben kann (Stichwort Lerntheorien).aber scheinbar geht ja alles nur mit Bestrafung in unserer Gesellschaft
Bestärken Sie Ihren Sohn, dass er sich zukünftig etwas anders verhalten muss, sollte ihm die Konsequenz nicht gefallen.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Re: Disqualifikation von Kindern
Nein!!! Der Kampfrichterobmann gab dazu überhaupt keine Chance! Ich habe den "Finger" gar nicht mitbekommen, hab´s erst auf dem Video gesehen, nachdem er meinen Sohn schon von der Liste gestrichen hatte! Ich habe ihm auch sofort gesagt, dass ich es auch nicht in Ordnung finde und habe auch meinen Sohn direkt deswegen zurechtgewiesen!Fritz hat geschrieben: Ich bin mir fast sicher, wäre vom Kampfrichter-Obmann beobachtet worden, daß Dein Sohn unmittelbar von Dir und/oder dem verantwortlichem Trainer gemaßregelt worden wäre, dann wäre er wahrscheinlich um die Disqualifikation herumgekommen...
Natürlich wissen Kinder in diesem Alter, dass diese Geste den anderen ärgert, genau so wie "Zunge rausstrecken", etc., aber bestimmt nicht, was der "Finger" genau bedeutet.
Wird ein Kind das einen Apfel im Laden um die Ecke stiehlt auch gleich mit Gefängnis bestraft? Bestimmt nicht und trotzdem wird es lernen, dass man das nicht darf...
- Peter el Gaucho
- Blau Gurt Träger
- Beiträge: 142
- Registriert: 10.09.2009, 16:48
Re: Disqualifikation von Kindern
Es gibt in jeder Sportart jeden Tag Entscheidungen des Kampfrichters oder des Schiedsrichters, die man persönlich anders bewertet möchte. Aber es gehört auch dazu, eine Entscheidung, die man nicht 100% mitträgt, einfach mal auszuhalten. Wenn man das nicht kann, dann sollte man auch nicht an Veranstaltungen teilnehmen, an denen es Entscheidungen eines Kampfrichters oder eines Schiedsrichters gibt. Es ist ein Teil des sportlichen Verhaltens, solche Meinungsverschiedenheit auch mal aushalten zu können und irgendetwas daraus zu lernen für das nächste Turnier.
Mein Sohn wurde auch mal mit Hansoku-make bestraft, weil er etwas machte, von dem er nicht wußte, dass es verboten ist. Der Kampfrichter hatte es ihm nach dem Kampf erklärt und dann war die Sache erledigt gewesen. Mein Sohn hat wieder etwas dazu gelernt und das ist gut so. Wir lernen alle täglich etwas dazu, anders kann das auch nicht sein. Innerlich ist er durch diese Entscheidung und durch diesen Lernprozess auch nicht zerbrochen.
Das Leben geht einfach weiter und das Leben deines Sohnes wird auch einfach weiter gehen.
Mein Sohn wurde auch mal mit Hansoku-make bestraft, weil er etwas machte, von dem er nicht wußte, dass es verboten ist. Der Kampfrichter hatte es ihm nach dem Kampf erklärt und dann war die Sache erledigt gewesen. Mein Sohn hat wieder etwas dazu gelernt und das ist gut so. Wir lernen alle täglich etwas dazu, anders kann das auch nicht sein. Innerlich ist er durch diese Entscheidung und durch diesen Lernprozess auch nicht zerbrochen.
Das Leben geht einfach weiter und das Leben deines Sohnes wird auch einfach weiter gehen.
"Beklage dich nicht über die Dunkelheit. Zünde eine Kerze an." (Konfuzius)
Re: Disqualifikation von Kindern
Nein, aber das Kind wird wohl für einen Zeitraum Hausverbot in dem Laden bekommen. Das ist wohl die analoge Bestrafung.Perseus42 hat geschrieben:Natürlich wissen Kinder in diesem Alter, dass diese Geste den anderen ärgert, genau so wie "Zunge rausstrecken", etc., aber bestimmt nicht, was der "Finger" genau bedeutet.
Wird ein Kind das einen Apfel im Laden um die Ecke stiehlt auch gleich mit Gefängnis bestraft? Bestimmt nicht und trotzdem wird es lernen, dass man das nicht darf...
Die Regeln sind ziemlich eindeutig, Respekt ist gerade im Sport (manche behaupten hier insbesondere im Judo) ein sehr hoch geschätztes Gut, entsprechend ist es durchaus legitim, hier in dieser Form durchzugreifen.
Nochmals: der ausgestreckte Mittelfinger ist ein Ausdruck von Respektlosigkeit, genau wie das Herausstrecken der Zunge. Dessen ist und war sich Ihr Sohn in der genannten Situation definitiv bewusst, sonst hätte er es nicht gemacht. Insofern muss er mit den Konsequenzen leben.
Ich verstehe, dass Sie ihn verteidigen möchten und evtl. Zuspruch erhoffen, aber ich glaube, dass Ihrem Sohn eher geholfen ist, wenn Sie ihm verdeutlichen, dass die Folgen einzig von ihm zu verantworten sind, und dass er sich zukünftig in solchen Momenten eher zurücknehmen sollte.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Re: Disqualifikation von Kindern
ich glaube, ich werde missverstanden! Es geht nicht um legitim oder nicht legitim, sondern um einen angemessenen und vor allem sinnvollen Umgang mit dieser Situation! Bestrafung bringt in den wenigsten Fällen etwas, bewirkt oftmals nur das Gegenteil!
(Anmerkung: Ende des 19 Jahrhunderts stand auf Taschendiebstahl die Todesstrafe. Während der öffentlichen Hinrichtung wegen eines Taschendiebstahls wurden im Nachhinein über 100 (!) Taschendiebstähle registriert!)
Ich hätte es z.B. viel sinnvoller gefunden, wenn der Kampfrichter meinem Sohn erklärt hätte, dass so etwas nicht geht, dass man sich persönlich beleidigt fühlt, wenn so etwas gemacht wird, dass man selbst das auch ja nicht möchte und hätte von ihm verlangt, dass er zum Kampfrichter geht, der den Kampf geleitet hatte und sich persönlich bei ihm entschuldigt. Ich glaube, so etwas bringt viel mehr, als irgendeine "überzogene" Strafe.
Mein Sohn fühlte sich schon (ob berechtigt oder nicht) während des Kampfes ungerecht behandelt und durch die Strafe dann danach erst recht. Vielleicht macht er es mit dem Finger tatsächlich nicht mehr, aber bestimmt nicht aus Einsicht, sondern "nur" aus Angst, wieder so bestraft zu werden...
Man hätte auch z.B. danach noch einen Freundschaftskampf organisieren können, den mein Sohn hätte leiten müssen... dann hätte er auch gleich am "eigenen Leib" erfahren, wie man sich als Kampfrichter fühlt... Ich glaube, so etwas wirkt viel mehr, als eine als zu hart empfundene Strafe.
(Anmerkung: Ende des 19 Jahrhunderts stand auf Taschendiebstahl die Todesstrafe. Während der öffentlichen Hinrichtung wegen eines Taschendiebstahls wurden im Nachhinein über 100 (!) Taschendiebstähle registriert!)
Ich hätte es z.B. viel sinnvoller gefunden, wenn der Kampfrichter meinem Sohn erklärt hätte, dass so etwas nicht geht, dass man sich persönlich beleidigt fühlt, wenn so etwas gemacht wird, dass man selbst das auch ja nicht möchte und hätte von ihm verlangt, dass er zum Kampfrichter geht, der den Kampf geleitet hatte und sich persönlich bei ihm entschuldigt. Ich glaube, so etwas bringt viel mehr, als irgendeine "überzogene" Strafe.
Mein Sohn fühlte sich schon (ob berechtigt oder nicht) während des Kampfes ungerecht behandelt und durch die Strafe dann danach erst recht. Vielleicht macht er es mit dem Finger tatsächlich nicht mehr, aber bestimmt nicht aus Einsicht, sondern "nur" aus Angst, wieder so bestraft zu werden...
Man hätte auch z.B. danach noch einen Freundschaftskampf organisieren können, den mein Sohn hätte leiten müssen... dann hätte er auch gleich am "eigenen Leib" erfahren, wie man sich als Kampfrichter fühlt... Ich glaube, so etwas wirkt viel mehr, als eine als zu hart empfundene Strafe.
Re: Disqualifikation von Kindern
Ja das klingt alles schön und gut und ist im kleinen Rahmen sicherlich durchführbar, aber nicht bei einem offiziellen Turnier!Perseus42 hat geschrieben:Ich hätte es z.B. viel sinnvoller gefunden, wenn der Kampfrichter meinem Sohn erklärt hätte, dass so etwas nicht geht, dass man sich persönlich beleidigt fühlt, wenn so etwas gemacht wird, dass man selbst das auch ja nicht möchte und hätte von ihm verlangt, das er zum Kampfrichter geht, der den Kampf geleitet hatte und sich persönlich bei ihm entschuldigt. Ich glaube, so etwas bringt viel mehr, als irgendeine "überzogene" Strafe.
Mein Sohn fühlte sich schon (ob berechtigt oder nicht) während des Kampfes ungerecht behandelt und durch die Strafe dann danach erst recht. Vielleicht macht er es mit dem Finger tatsächlich nicht mehr, aber bestimmt nicht aus Einsicht, sondern "nur" aus Angst, wieder so bestraft zu werden...
Man hätte auch z.B. danach noch einen Freundschaftskampf organisieren können, den mein Sohn hätte leiten müssen... dann hätte er auch gleich am "eigenen Leib" erfahren, wie man sich als Kampfrichter fühlt... Ich glaube, so etwas wirkt viel mehr, als eine als zu hart empfundene Strafe.
Nochmal: Man muss einem Zehnjährigen nicht erklären, dass man anderen nicht den Stinkefinger zeigt, und schon gar nicht einer Autoritätsperson (Kampfrichter)!* Falls doch, lässt das leider keine guten Rückschlüsse auf die soziale Kompetenz des Jungen zu. Noch weniger ist es die Aufgabe eines Kampfrichters, ein Kind während eines Wettkampfs zu erziehen, sondern das ist die Aufgabe der Erziehungsberechtigten! Kampfrichter müssen Regeln überwachen und ggf. Konsequenzen ergreifen, was hier geschehen ist.
Nochmal: Handeln und Folgen des eigenen Handelns tragen zu müssen, ist ebenso eine sinnvolle Lernmethode wie das nachträgliche Abwägen, Einordnen und Diskutieren. Das mag ihnen gefallen oder auch nicht - es ist beides aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll! Sie dürfen sich gern einmal hinsichtlich Lerntheorien einlesen, dann werden Sie mir zustimmen können. Hinsichtlich der Umstände gibt es für mich auch keine Zweifel, dass das so in Ordnung geht.
edit: Glauben Sie mir: ich bin in pädagogischen Fragen normalerweise definitiv nicht als Hardliner bekannt. Das hier ist aber auch für mein Empfinden ein absolutes No-Go und die Reaktion des KR-Obmanns absolut angemessen!
*Ich arbeite täglich mit hunderten Grundschülern jeder sozialen Schicht und jeder Couleur - es ist JEDEM Kind bekannt, dass das eben der "böse Finger" ist und man den tunlichst nicht zeigt, schon gar nicht als Kind und erst recht nicht gegenüber Erwachsenen! Das muss man nicht mehr erklären!
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Re: Disqualifikation von Kindern
Ja aber jetzt nimmst Du - abstrakt gesprochen - das Opfer in die Pflicht, den Täter zu erziehen...Perseus42 hat geschrieben:Ich hätte es z.B. viel sinnvoller gefunden, wenn der Kampfrichter meinem Sohn erklärt hätte, dass so etwas nicht geht, dass man sich persönlich beleidigt fühlt, wenn so etwas gemacht wird, dass man selbst das auch ja nicht möchte und hätte von ihm verlangt, dass er zum Kampfrichter geht, der den Kampf geleitet hatte und sich persönlich bei ihm entschuldigt. Ich glaube, so etwas bringt viel mehr, als irgendeine "überzogene" Strafe.
Nun ja, irgendwie hat es der Kari ja dann gemacht, durch die Disqualifikation und Bekanntgabe des Grundes...
Warum soll aber jemand, der seine Freizeit opfert, um anderer Leute Kinder ein gutes Turnier-Erlebnis zu verschaffen u. der
deswegen den ganzen Tag hochkonzentriert sein muß, nun eben einem Kind, welches ihm Verachtung gegenüber zeigt, noch zusätzlich erklären, wie
sehr es ihn verletzt hat und daß es so eigentlich gar nicht geht usw. usf... ?
Da ich davon ausgehe, daß die Sache sicherlich durch Trainer und Dich noch einmal mit dem Kind durchgesprochen wird, sollte die Strafe einer Einsicht nichtMein Sohn fühlte sich schon (ob berechtigt oder nicht) während des Kampfes ungerecht behandelt und durch die Strafe dann danach erst recht. Vielleicht macht er es mit dem Finger tatsächlich nicht mehr, aber bestimmt nicht aus Einsicht, sondern "nur" aus Angst, wieder so bestraft zu werden...
entgegenstehen... Verstehe also das Problem nicht...
So hart es klingt: Wenn die Intelligenz nicht zu Einsicht reicht, dann ist es besser, die Betreffenden "funktionieren" wenigstens aus Angst vor 'ner Strafe ...
Wenn die Intelligenz zur nicht geheuchelten Einsicht befähigt, wird diese Strafe auch nichts dran ändern und im Folge der Einsicht entsprechend betrachtet werden...
Sicher hätte man können...Perseus42 hat geschrieben:Man hätte auch z.B. danach noch einen Freundschaftskampf organisieren können, den mein Sohn hätte leiten müssen... dann hätte er auch gleich am "eigenen Leib" erfahren, wie man sich als Kampfrichter fühlt... Ich glaube, so etwas wirkt viel mehr, als eine als zu hart empfundene Strafe.
Aber wie oben gesagt, es kann ja nun nicht Aufgabe der KaRis sein, nun unbedingt die Erziehungs-/Überzeugungsarbeit am Kind zu leisten, die wohl besser im Nahumfeld des
Kindes aufgehoben ist...
Und dann bleibt noch der Aspekt der Außenwirkung: Für alle anderen evt. frustrierten Kinder, die sich aber bisher auf die Zunge gebissen u. beherrscht haben, kommt dann
als Signal: "Unbeherrscht Stinkefinger zeigen und man darf sogar noch 'nen Kampf leiten, wie toll ist das denn?!" - nun gut beim nächsten Turnier könnte man dann
die Karis auf ein Minimum reduzieren, weil die meisten Kämpfe dann durch die Kinder selbst geschiedst werden können
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Disqualifikation von Kindern
Man erkennt klar die Linie, besser etwas weg diskutieren, als die Konsequenzen wie ein "richtiger Kämpfer" zu ertragen. Ein Tor mit dem Arm in das Netz geleitet bleibt eben auch ein Siegertor, wenn es der Schiedsrichter pfeift.
Frag deinen Sohn doch mal, warum er diese Geste überhaupt gemacht hat.
Frag deinen Sohn doch mal, warum er diese Geste überhaupt gemacht hat.
Ein Baumstamm wird nicht gefällt, indem Mann dagegen läuft, dazu braucht Mann Kuzushi, Tsukuri, Kake, oder notfalls eine Axt.
Re: Disqualifikation von Kindern
Per
Aus zwei Gründen:
1. Du bist als Vater offensichtlich nicht bereit zu akzeptieren, dass Dein Sohn für sein Fehlverhalten angemessen "behandelt" (ich möchte "bestraft" vermeiden) worden ist.
2. Es ist nicht gewährleistet, dass Dein Sohn emotional in der Lage ist, mit aus seiner Sicht "ungerechter Behandlung" während eines Judo-Wettkampfes angemessen umzugehen.
Beide Aspekte lassen - aus meiner Sicht - eine Teilnahme an Judo-Wettkämpfen nicht zu.
Wenn also Du als Vater es nicht schaffst, die Konsequenzen des Fehlverhaltens Deinem Sohn als angemessen zu verdeutlichen, damit er diese für ihn offensichtlich schwer zu ertragende Situation abschließen kann, ja dann werden weitere Judo-Wettkämpfe die von Kampfrichtern geleitet werden, möglicherweise für ihn emotional schwer auszuhalten sein.
Also: hilf Deinem Sohn! Beschwere Dich nicht weiter!
Jupp
Wenn das stimmt, was Du hier schreibst, dann solltest Du in Zukunft Deinem Sohn verbieten, an Judo-Wettkämpfen teilzunehmen!seus42 schreibt: "Mein Sohn fühlte sich schon (ob berechtigt oder nicht) während des Kampfes ungerecht behandelt und durch die Strafe dann danach erst recht. Vielleicht macht er es mit dem Finger tatsächlich nicht mehr, aber bestimmt nicht aus Einsicht, sondern "nur" aus Angst, wieder so bestraft zu werden..."
Aus zwei Gründen:
1. Du bist als Vater offensichtlich nicht bereit zu akzeptieren, dass Dein Sohn für sein Fehlverhalten angemessen "behandelt" (ich möchte "bestraft" vermeiden) worden ist.
2. Es ist nicht gewährleistet, dass Dein Sohn emotional in der Lage ist, mit aus seiner Sicht "ungerechter Behandlung" während eines Judo-Wettkampfes angemessen umzugehen.
Beide Aspekte lassen - aus meiner Sicht - eine Teilnahme an Judo-Wettkämpfen nicht zu.
Wenn also Du als Vater es nicht schaffst, die Konsequenzen des Fehlverhaltens Deinem Sohn als angemessen zu verdeutlichen, damit er diese für ihn offensichtlich schwer zu ertragende Situation abschließen kann, ja dann werden weitere Judo-Wettkämpfe die von Kampfrichtern geleitet werden, möglicherweise für ihn emotional schwer auszuhalten sein.
Also: hilf Deinem Sohn! Beschwere Dich nicht weiter!
Jupp
- Hofi
- 3. Dan Träger
- Beiträge: 1914
- Registriert: 28.12.2006, 12:55
- Bundesland: Bayern
- Verein: TSV Unterhaching
- Kontaktdaten:
Re: Disqualifikation von Kindern
Hi!
Ganz offen. Hätte ich so etwas als Trainer meines Kämpfers oder bei meinem Sohn beobachtet, hätte der KR-Obmann gar keine Zeit gehabt, das Kind von der Liste zu streichen, der wäre zu dem Zeitpunkt schon beim Umziehen gewesen und ich hätte das selbst erledigt.
Bis dann
Hofi
Ganz offen. Hätte ich so etwas als Trainer meines Kämpfers oder bei meinem Sohn beobachtet, hätte der KR-Obmann gar keine Zeit gehabt, das Kind von der Liste zu streichen, der wäre zu dem Zeitpunkt schon beim Umziehen gewesen und ich hätte das selbst erledigt.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Re: Disqualifikation von Kindern
Sagt mal lest Ihr überhaupt was ich schreibe??? Ich habe zu keinem Zeitpunkt die Handlung meines Sohnes versucht zu rechtfertigen oder zu bagatellisieren!!! Also nochmal: Stinkefinger geht nicht!!!
Wie ich oben auch schon geschrieben habe, habe ich den "Finger" auch nicht "live" miterlebt, sondern erst davon erfahren, als es mir der Obmann gesagt hatte...! Ich dachte ja zuerst, er meinte mich, als er sagte "den Stinkefinger zeigt man nicht!"
Mir geht es im Wesentlichen darum, wie man mit so einer Situation umgeht...
Wie ich oben auch schon geschrieben habe, habe ich den "Finger" auch nicht "live" miterlebt, sondern erst davon erfahren, als es mir der Obmann gesagt hatte...! Ich dachte ja zuerst, er meinte mich, als er sagte "den Stinkefinger zeigt man nicht!"
Mir geht es im Wesentlichen darum, wie man mit so einer Situation umgeht...
Genau so ist es! Von dieser ganzen "Aktion" hat fast keiner etwas mitbekommen!!! Mein Sohn wurde von der Liste gestrichen und die nachfolgenden Gegner wussten nicht einmal, warum in der Gruppe auf einmal nur noch 3 Kämpfer waren. Wenn also andere Kinder "den Finger" gesehen haben, könnten sie jetzt denken, dass das keinen interessiert.Fritz hat geschrieben:Und dann bleibt noch der Aspekt der Außenwirkung: Für alle anderen evt. frustrierten Kinder, die sich aber bisher auf die Zunge gebissen u. beherrscht haben, kommt dann
als Signal: "Unbeherrscht Stinkefinger zeigen und man darf sogar noch 'nen Kampf leiten, wie toll ist das denn?!" - nun gut beim nächsten Turnier könnte man dann
die Karis auf ein Minimum reduzieren, weil die meisten Kämpfe dann durch die Kinder selbst geschiedst werden können
Re: Disqualifikation von Kindern
Genauso sehe(n) ich (viele Forenmitglieder) das auch ...Perseus42 hat geschrieben:Für mich ist das Zeigen des Mittelfingers auch absolut unakzeptabel und da gibt es "eigentlich" keine Entschuldigung, ...
Und genau hier scheint sich deine Anschauung/Bewertung mit der meinen (der vieler Forenmitglieder) nicht zu decken.Perseus42 hat geschrieben:... allerdings fand ich die Entscheidung, einen 10-Jährigen mit einem Turnierauschluss zu bestrafen absolut übertrieben...!
Ergo: Alles soweit geklärt ...
Mit freundlichem Gruß
Lothar
Lothar