Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
pa046636
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von pa046636 »

Asterix hat geschrieben:
pa046636 hat geschrieben:Edit: ich komme ursprünglich aus dem Gracie Jiu Jitsu
caesar hat geschrieben:cool, einer der das ganz Traditionelle betreibt und nicht den Sport. Welche Graduierung in welcher Lineage?
pa046636 hat geschrieben:Carlson, 1.Kyu
Asterix hat geschrieben:Echt? Krass! Erzähl mal mehr. Was musstest du da in der Prüfung zeigen?
pa046636 hat geschrieben:Das ist nun schon ein paar Jahre her... So genau weiß ich das nicht mehr.

Auf jeden Fall musste ich mich wirkungsvoll gegen mehrere Angreifer verteidigen (ich glaube es waren 3 oder 4), auch Waffenangriffe waren abzuwenden. Ein Kampf mit einem "deutlich" überlegenen Danträger (zu seinem Vorteil mit einem Messer und Doppelstock) bewaffnet gehörte auch dazu...

Wie gesagt, ist lange her. Ich musste zu jeder Prüfung noch ein bisschen mehr beweisen, es gibt da kein festgeschriebenes Prüfungsprogramm, lediglich einen Leitfaden nach dem die jeweiligen Prüfer beurteilen... An was ich mich auch noch erinnern kann ist, dass es mit jeder Gürtelstufe freier wurde, also die Angriffe wurden z.B. beim 1.Kyu nicht mehr angesagt, nur noch ausgeführt und die Verteidigung musste sinnvoll, effektiv und reaktionsschnell (Nah an der Realität) sein, da konntest du vorher nichts ausarbeiten. Musstest einfach trainieren und dich verteidigen können!

Seit einigen Jahren bin ich nun im Ju Jutsu und folge dem starren (wenn auch freier als im Judo) Prüfungsprogramm, da mir mein 1.Kyu vom Verband nicht anerkannt wurde...
Junge, Junge, ... Du trägst aber dick auf! Ich glaube, du hast vom Gracie Jiu-Jitsu ungefähr soviel Ahnung, wie ich von Herzchirurgie. Überleg dir das mit dem GJJ, dem Carlson und dem 1. Kyu bitte nochmal, ich will dir ja gerne 'ne zweite Chance geben. ;)

@Christian: Die Full-Quote ist beabsichtigt, um das Schätzchen hier zu erhalten. ;)
Dann bist du also Kardiologe!? 8-)

Erklär mir doch mal bitte wie du jetzt auf sowas kommst?
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guk
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von guk »

pa046636 hat geschrieben:Dann bist du also Kardiologe!? 8-)
DER war gut! :D
Scherz beiseite: ließ dir doch einfach mal die älteren SV-Threads durch und versuche, etwas tiefer zu stapeln. Es gibt hier durchaus Leute, die sich auch mit anderen KK und SV auskennen.
Nochmal zum Thema: den Kata-guruma kann ich als Prüfer (und ja, ich bin einer, wie wohl die meisten hier) zur Prüfung in der Grundform (ohne Kniestand) verlangen, sofern es nicht massive gesundheitliche Probleme gibt. Da hilft nur üben, zumal er auch in der Kata gefordert wird. Nach dem bisher gelesenen glaube ich, dass du damit erhebliche Probleme hast.
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Fritz
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von Fritz »

pa046636 hat geschrieben:Erklär mir doch mal bitte wie du jetzt auf sowas kommst?
Bist Du sicher, daß Du mit der Schilderung der Prüfung zum 1. Kyu jetzt nicht dieses deutsche JJ mit dem Gracie-JJ
verwechselt hast?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von caesar »

pa046636 hat geschrieben:Carlson, 1.Kyu
Woah, aus der harten Carlson Linie und dann so hoch graduiert. Wie lange und unter wem hast du trainiert (Wie weit ist der von Carlson weg in der Lineage)? Gibts das noch in Deutschland?
Die Prüfung hört sich ja echt krass an, genau so wie man es sich vom Gracie-Jiu-jitsu erträumt
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von judoka50 »

Wenn Du die Prüfung für den 1. Kyu ablegen möchtest, dann steht da Kata guruma und Kata guruma ist halt so wie hier in dem Link. Wenn Du den so noch nicht kannst, dann must Du halt üben. Man sollte schon soweit in der Lage sein, einen gleich schweren Partner damit zu werfen.


Ansonsten hier auch bei Daigo - nach ca. 10:00 Minuten.
http://v.youku.com/v_show/id_XODk5MTMwMjQ=.html

Die Version wobei Uke in einer Bewegung von der einen Seite quer über Toris Schultern geführt ohne Pause geworfen
wird, die Prüfungsversion sein sollte, die man halt vorführt.
Die Version mit dem über den Nacken nach vorne abwerfen sollte man halt bei Kinder vermeiden. Alle anderen Versionen sind andere Formen und halt nicht die GoKyo-Version.
Zuletzt geändert von judoka50 am 09.03.2015, 22:28, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße
U d o
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von caesar »

Also auch auf einem Knie und als Morote-gari Erweiterung in der Prüfung ohne weiteres zu bringen.
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von judoka50 »

Definitiv - nein
Es gibt innerhalb der GoKyo klare Vorgaben.
Viele Grüße
U d o
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von caesar »

Das hättest du dann vielleicht gleich dazuschreiben sollen. Und in wie weit kannst du da für den Württembergischen LV sprechen?

Find ich immer etwas seltsam, wenn es man zu einem Prinzip nur genau diese eine Technikausführung in der Prüfung zeigen darf. Kein Wunder, dass die Prüfer einschlafen, wenn die immer das Gleiche sehen.
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von judoka50 »

Wenn es langweilig wird kann es auch an den Prüflingen liegen.
Von jemand der den 1. Kyu machen möchte, sollte man schon verlangen können,
dass er den KataGuruma - wie in der GoKyu aufgeführt - werfen kann. Die weiteren
Formen im Rahmen der Bewegungsaufgabe, die bringen dann dem Prüfer die
Abwechslung :-)
Zudem eine gute Übung - wenn man auch mal den 1. Dan machen möchte und
auch eine Kata die den Richtlinien entspricht.
Viele Grüße
U d o
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben:(...) Find ich immer etwas seltsam, wenn es man zu einem Prinzip nur genau diese eine Technikausführung in der Prüfung zeigen darf. (...)
Das muss man auch nicht, aber es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass man das müsste. Die Diskussion habe ich erst jüngst mit einem Prüfungsbeauftragten geführt, der hier auch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist.

Das Missverständnis rührt in der Regel vom Begriff "Grundform der Wurftechniken" in der Prüfungsaufgabe her. Der normale Sprachgebrauch sollte eigentlich sagen, dass eine ganz bestimmte Variante der Technik - nämlich die "Grundform" - gezeigt werden soll. Die sich anschließende Frage ist natürlich sofort, welche der vielen Varianten denn die "Grundform" sein soll.

Die Gokyo selbst sagt nichts, aber auch gar nichts darüber aus, ob eine der vielen Variationen einer Wurftechnik die "Grundlegende" sein soll oder nicht. Allerdings gibt es eine Lehrtradition auch in Deutschland. (Nicht nur) Ältere Judoka tendieren dazu, diejenige Variante als "Grundform" zu betrachten, die sie selbst als erstes gelernt haben. Aufgrund einer übereinstimmenden Lehrtradition vieler älterer und heute hochrangiger Judoka bekräftigen diese sich naturgemäß darin, welches die "Grundform" sei.

Mit "Grundform der Wurftechniken" im Sinne der Prüfungsordnung ist aber etwas vollkommen anderes gemeint, was in den Erläuterungen leicht nachzulesen ist. Im Grunde geht es darum, die Technik aus dem situativen Gefüge herauszunehmen, sie aus dem Stand mit "freundlichem" Griff zu machen, sodass sichtbar wird, dass die Hauptfunktion verstanden wurde. Die "Grundform der Wurftechnik" ist also nicht eine bestimmte Variante, sondern eine um ihre situative Anwendung beschnittene Darbietung.

So ganz nebenbei ist die "Grundform der Wurftechnik" nach dem "modernen Technikverständnis des DJB" eigentlich gar keine Technik (mehr), sondern nur noch eine Etappe auf dem Weg zu einer Technik. Diese soll ja stets die Lösung einer (Kampf-)Situation sein, also genau das, was in der "Anwendungsaufgabe" gefordert ist.

Das wirft dann zwei weitergehende Fragen auf:
  • gab es denn eine Zeit, in der unter Technik etwas anderes verstanden wurde, als die Lösung einer Kampfsituation? Nur wenn es hier einen Wandel gegeben hat, kann man ja von einem "modernen" Technikverständnis in Abgrenzung zu einem "veralteten" Technikverständnis sprechen.
  • macht es Sinn, eine Technik in ein Prüfungsprogramm aufzunehmen, bevor sie so weit beherrscht wird, dass man damit eine Situation lösen kann?
Letzteres lässt sich mit einem klaren "Nein" beantworten und es sollte darüber auch keine großartigen Diskussionen geben.

Schmunzeln muss ich aber immer, wenn ich das "moderne" Technikverständnis finde. Das Prinzip "ju" hat erst dem Jujutsu, dann dem Judo seinen Namen gegeben und es besagt im Wesentlichen, dass man dem angreifenden Gegner keine Kraft direkt entgegensetzen soll, sondern dessen Angriffsenergie aufnehmen, umlenken und gegen ihn verwenden soll. Jujutsu und Judo gehen IMMER von der Situation aus - seit Anbeginn ihrer Existenz. Dass Techniken Situationslösungen und kein Selbstzweck sein sollen, ist konstituierendes Merkmal von Jujutsu/Judo.

In keiner traditionellen Kata des Judo ist es anders: stets muss Tori eine Kampfsituation mittels einer Technik lösen und sich dabei ganz nebenbei die Prinzipien dieser Situationslösungen aneignen. In Ju-no-Kata, Kime-no-Kata und Kodokan Goshinjutsu werden die Techniken sogar nach der zu lösenden Ausgangssituation benannt.

Eine Generalüberarbeitung der Prüfungsordnungen und der Ausbildungsordnung tut im wahrsten Sinne des Worts Not. Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten darin - hinzu kommen noch die Fehlinterpretationen wie zur "Grundform".
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von caesar »

Es mag manchmal wirklich an den Prüflingen liegen, so wie ich es häufig erlebt habe aber eher am engen Korsett der Prüfer. Manchmal mag auch der Prüfling Angst haben etwas "Ungewöhnliches" zu zeigen.
Judoka50 hat geschrieben:Von jemand der den 1. Kyu machen möchte, sollte man schon verlangen können,
dass er den KataGuruma - wie in der GoKyo aufgeführt - werfen kann.
Das kannst du ja immer noch, wenn du das zuerst Gezeigte nicht als Kata-guruma identifizieren kannst.
Judoka50 hat geschrieben:Zudem eine gute Übung - wenn man auch mal den 1. Dan machen möchte und
auch eine Kata, die den Richtlinien entspricht.
Das muss er ja eh noch machen. Gruppe Te-waza muss zum 1. Kyu gezeigt werden. Im Normalfall entsteht dann doch sowas, dass du dir beim 1. Kyu fünf mal den gleichen Kata-guruma angucken musst. Grundform, Anwendungsaufgabe zwei mal und Kata zwei mal.
Klar sollte das jemand, der den 1. Kyu macht, drauf haben, aber muss ich mir das deshalb so oft angucken. Ob der die Grundform kann, seh ich doch in der Kata.
Mehr Freiheit und dafür strenger prüfen fände ich nicht so die schlechte Idee, stattdessen geht es mehr in die andere Richtung. Mal schauen, was sich durch das neue Kyuprogramm entwickelt

@tutor!:
Ich kenne mindestens einen Landesverband, bei dem in der Danprüfung bei den vorgegebenen Techniken nur eine Variante erwünscht ist. Glaube das ist bis zum heutigen Tag noch so.
Natürlich kann man sagen "diese Variante müsst ihr beherrschen", aber sich erstmal alles zeigen lassen, wenn sich die 3 Prüfer dann nicht einigen können, ob das jetzt diese oder jene Technik war, lässt man sich die Standardvariante zeigen.
macht es Sinn, eine Technik in ein Prüfungsprogramm aufzunehmen, bevor sie so weit beherrscht wird, dass man damit eine Situation lösen kann?
Von Seiten des Prüflings oder von Seiten der Prüfungsordnung?
tutor!
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben:(..)
macht es Sinn, eine Technik in ein Prüfungsprogramm aufzunehmen, bevor sie so weit beherrscht wird, dass man damit eine Situation lösen kann?
Von Seiten des Prüflings oder von Seiten der Prüfungsordnung?
Ich meinte die Prüfungsordnung. Die Trennung "Grundform" und "Anwendungsaufgabe" ist aus meiner Sicht - wie leicht herauszulesen ist - unsinnig.

Dass es Landesverbände, aber auch Untergliederungen von Landesverbänden gibt, in denen nicht so geprüft wird, wie das gedacht war, ist (nicht nur) mir sehr wohl bekannt. Das sind aber dann auch Probleme der konkreten Funktionsträger. Das kann man der PO und ihren Autoren nicht anlasten.

Sollte es eine Neufassung der PO in der Zukunft geben, wäre eine der Hauptaufgaben, diese durch unmissverständliche Formulierungen gegen Fehlinterpretationen abzusichern. Ein nahezu unmögliches Unterfangen....
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Fritz
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von Fritz »

Schaut man in den Daigo, sieht man zu jeder Technik mehrere Varianten, die gleichberechtigt nebeneinander stehen: sono ichi, sono ni, ...
Ich wüßte auch nicht, daß irgendwo verbindlich geregelt ist, welche Variante in die Gokyo gehört und welche nicht...
Selbst in alten Nage-No-Kata-Beschreibungen wird in älteren Beschreibungen erwähnt, daß die eine oder andere Technik auf verschiedene Arten gemacht
werden kann...

Ich gehe mit tutor! mit, wenn er diese mißverständliche Aufteilung Grundform / Anwendung als eher sinnlos betrachtet.
Rumturnen am im perfekt stillstehendem Partner ist einfach nur Blödsinn.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von caesar »

War das nicht als Ausbildungsgrundlage gedacht?
Man bringt erst die Grundform bei, dann die Anwendung dazu und dann das Ganze im Randori? War das nicht genau die große Idee hinter der neuen PO, dass man den Trainern einen Leitfaden (sinnig oder unsinnig mal dahingestellt) mitgibt?
Deshalb doch auch die Reihenfolge breitbeiniger Ippon-seoi-nage (der immer noch als Seoi-otoshi angegeben wird, was völliger Blödsinn ist und schon hätte berichtigt werden müssen), Ippon-seoi-nage, Morote-seoi-nage, oder?
tutor! hat geschrieben:Das kann man der PO und ihren Autoren nicht anlasten.

Sollte es eine Neufassung der PO in der Zukunft geben, wäre eine der Hauptaufgaben, diese durch unmissverständliche Formulierungen gegen Fehlinterpretationen abzusichern. Ein nahezu unmögliches Unterfangen....
Gibts dafür nicht die Multiplikatorenlehrgänge? Ist bei den Kampfrichtern ja nicht anders, da wird das von der IJF Ebene bis nach unten durchgereicht, sollte das nicht innerhalb des DJB einfacher gehen? Bei den Kampfrichtern kriegen die sogar die ständigen Interpretationsänderungen weitergeleitet und beim DJB kriegt man über Jahre nicht einmal die gewollte Interpretation des "Wurfprinzips" "Verwringen" durchgereicht.
Kann man den Autoren jetzt nicht unbedingt einen Vorwurf machen, aber der Struktur doch schon.

Kurze Anekdote von einer Kyuprüferweiterbildung (hab ich nur über Ecken gehört, aber warum sollten die Leute lügen?)
"Seoi-otoshi ist ein breitbeiniger Morote-seoi-nage"
"Bei Seoi-otoshi muss aber laut Definition mindestens ein Knie auf dem Boden sein"
"Wo steht das denn?"
"Im Daigo, der ist schon mehrere Jahre draußen"
"Jetzt komm hier nicht mit der Kawaishi-Klassifikation"
"Das hat damit nichts zu tun, geworfen haben die alle gleich"
- Ignorieren des Gesprächspartners
tutor! hat geschrieben:Eine Generalüberarbeitung der Prüfungsordnungen und der Ausbildungsordnung tut im wahrsten Sinne des Worts Not. Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten darin - hinzu kommen noch die Fehlinterpretationen wie zur "Grundform".
Gab es nicht jetzt erst eine Überarbeitung der PO?

@"Fritz":
besonders wenn es heißt "am stehenden Partner" und kein Schritt getätigt werden darf, da es sonst Anwendung ist.
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von CasimirC »

caesar hat geschrieben:@"Fritz":
besonders wenn es heißt "am stehenden Partner" und kein Schritt getätigt werden darf, da es sonst Anwendung ist.
Ich hab persönlich noch keine Prüfung erlebt, wo der Prüfer einen "stehenden Partner" verlangt hat. Ich selber prüfe auch praktisch immer erst die Anwendungsaufgabe, wenn die Techniken da schon sauber gezeigt werden, muss ich die Stand-Versionen gar nicht mehr sehen (die für mich ohnehin nur eine Uchi-komi-Form ist), und wenn dann als "Mehrarbeit" grade alle Techniken der Gürtelstufe in der Anwendungsaufgabe demonstriert werden (sprich: alles in sinnvoller Bewegung), hat sich das Fach Grundform schon erledigt. Wenn ich sehe, dass die technischen Prinzipien in der dynamischen Situation korrekt umgesetzt werden, muss ich nicht noch eine (für mich) ungünstige Ausgangssituation ("stehender Partner") wählen, um das noch einmal zu verdeutlichen.
Standformen schau ich mir i.d.R. nur an, wenn ich in der Bewegung Mängel sehe und ich hinsichtlich des Technikverständnisses Probleme sehe.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von tutor! »

Ich bin etwas knapp in der Zeit, deshalb nur ganz kurz zu einigen Punkten.
caesar hat geschrieben:War das nicht als Ausbildungsgrundlage gedacht?
Man bringt erst die Grundform bei, dann die Anwendung dazu und dann das Ganze im Randori? War das nicht genau die große Idee hinter der neuen PO, dass man den Trainern einen Leitfaden (sinnig oder unsinnig mal dahingestellt) mitgibt?
Zweimal ja. Die Prüfungsaufgaben sollten einer sinnvollen Ausbildung folgen und sich aus ihr ergeben. Der Aufbau Grundform -> Anwendungsaufgabe -> Randori folgt dem Gedanken, "Situationsdruck", "Komplexitätsdruck" und "Zeitdruck" zunächst zu reduzieren, um ein Erlernen der Hauptfunktion zu erleichtern. Das ist grundsätzlich ein wissenschafltlich abgesicherter und auch sinnvoller methodischer Weg. Problematisch ist hier die Begriffswahl "Grundform" (nicht der Gedanke, der dahinter steht) und die Tatsache, dass diese als eigenständiges Ausbildungsziel erscheint (jedoch auch nicht so gedacht war/ist - daher auch die Empfehlung, bei der Prüfung mit der Anwendungsaufgabe zu beginnen und bei guten Leistungen auf die "Grundform" zu verzichten). Hier ist das Konzept weniger problematisch als das, was daraus gemacht wird.
caesar hat geschrieben:Deshalb doch auch die Reihenfolge breitbeiniger Ippon-seoi-nage (der immer noch als Seoi-otoshi angegeben wird, was völliger Blödsinn ist und schon hätte berichtigt werden müssen), Ippon-seoi-nage, Morote-seoi-nage, oder?
Was jetzt nichts mit Grundform/Anwendung zu tun hat. Der Gedanke war, dass jüngere Kinder ihren Körperschwerpunkt bei Eindrehtechniken weniger weit absenken können als ältere Kinder oder Jugendliche/Erwachsene. Der breitere Stand sollte eine Erleichterung sein, den KSP tiefer zu bekommen. Bei Morote-seoi-nage muss man wiederum etwas tiefer gehen, als bei Ippon-seoi-nage. Das war die Idee, die hinter dieser Reihenfolge steckt. Auch hier wieder ein Problem, mit den gewählten Begriffen (was aber z.B.von U. Klocke mittlerweile auch deutlich so gesagt/veröffentlicht wird).
caesar hat geschrieben: Gibts dafür nicht die Multiplikatorenlehrgänge? Ist bei den Kampfrichtern ja nicht anders, da wird das von der IJF Ebene bis nach unten durchgereicht, sollte das nicht innerhalb des DJB einfacher gehen? Bei den Kampfrichtern kriegen die sogar die ständigen Interpretationsänderungen weitergeleitet und beim DJB kriegt man über Jahre nicht einmal die gewollte Interpretation des "Wurfprinzips" "Verwringen" durchgereicht.
Kann man den Autoren jetzt nicht unbedingt einen Vorwurf machen, aber der Struktur doch schon.
Das kommt jetzt darauf an, wie straff man von oben nach unten die Inhalte durchreichen will. Bei Wettkampfregeln besteht hierzu unbestreitbar eine viel größere Notwendigkeit als bei methodischen Fragen der Ausbildung. Kampfrichter werden auch immer "von oben" eingesetzt und haben eine straffe Lizenzierung. Will man das für Trainer und Prüfer? Ich denke kaum.
caesar hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:Eine Generalüberarbeitung der Prüfungsordnungen und der Ausbildungsordnung tut im wahrsten Sinne des Worts Not. Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten darin - hinzu kommen noch die Fehlinterpretationen wie zur "Grundform".
Gab es nicht jetzt erst eine Überarbeitung der PO?
Es gab kleinere Anpassungen, aber keine Generalüberarbeitung. Bei den Formalia wurde gelockert und bei Inhalten ein wenig in der Prüfung, nicht aber der Ausbildung reduziert.

Ich bin der Meinung, dass es dieser Komplettüberarbeitung bedarf und dass der DJB gar keine Alternative hat, als sich hier auf den Weg zu machen. Allerdings stehe ich mit dieser Auffassung ziemlich alleine da, bzw. viele, die ebenfalls eine Überarbeitung für erforderlich sehen, tendieren in eine völlig andere Richtung als ich....
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von guk »

pa046636 hat geschrieben:Für meine Kyu Prüfung (1.Kyu) brauche ich den Kata Guruma. Da ich den Wurf in Urform überhaupt nicht mag und auch keine Kata zeige (SV Programm)[...]
caesar hat geschrieben:Gruppe Te-waza muss zum 1. Kyu gezeigt werden. Im Normalfall entsteht dann doch sowas, dass du dir beim 1. Kyu fünf mal den gleichen Kata-guruma angucken musst. Grundform, Anwendungsaufgabe zwei mal und Kata zwei mal.
Der Ursprungspost enthielt statt Grundform den Begriff Urform, ist gehe mal davon aus dass damit das gleiche gemeint war: die Version ohne Kniestand, wie sie auch in der Kata gezeigt werden muss. Sonst würde der Satz keinen Sinn ergeben. Da die Kata Pflicht ist, muss der Wurf zumindest dort in dieser Form gezeigt werden. Die Grundform - wenn sie denn gezeigt werden soll, weil z.B. die Anwendungsaufgabe nicht so pralle war - sollte zumindest das Prinzip erkennen lassen und sich von den möglichen Überschneidungen (z.B. Yoko-otoshi/Uki-waza als Abtaucher) unterscheiden.
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von pa046636 »

Vielen Dank für die tollen Antworten! :)

Jetzt würde ich mich noch freuen, wenn mir einer einen Tipp zu dem Gewichtsproblem beim Kata Guruma geben kann!

Zunächst einmal denke ich, dass ich in meiner Ausführung einen Fehler habe... Nämlich bekomme ich Ukes gesamtes Gewicht auf meine Schultern und den Rücken ab. Da der Kata Guruma übersetzt "Schulterrad" bedeutet, gehe ich davon aus dass meine Ausführung des Wurfs falsch ist. Wie komme ich so rein, dass es ein Rad gibt und das Gewicht (Zentrifugalkraft) von Uke an mir vorbeigeht?
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von Fritz »

pa046636 hat geschrieben:
Zunächst einmal denke ich, dass ich in meiner Ausführung einen Fehler habe... Nämlich bekomme ich Ukes gesamtes Gewicht auf meine Schultern und den Rücken ab. Da der Kata Guruma übersetzt "Schulterrad" bedeutet, gehe ich davon aus dass meine Ausführung des Wurfs falsch ist. Wie komme ich so rein, dass es ein Rad gibt und das Gewicht (Zentrifugalkraft) von Uke an mir vorbeigeht?
Du mußt Uke über Dich kippen lassen...
Evt. hilft Dir das hier weiter: viewtopic.php?p=35948#p35948
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Erfahrene Judoka aufgepasst! (Kata guruma)

Beitrag von guk »

Soweit mir bekannt, hatte Kano diesen Wurf zu den Judotechniken hinzugefügt, als er Probleme hatte, einen recht schweren (sogar etwa doppelt so schweren) Gegner (Kenkichi Fukushima) mit den vorhandenen Techniken zu werfen. Er versuchte einiges, auch aus dem Sumo, bis er schließlich in der Ueno-Bibliothek auf ein westliches Buch stieß, in dem das Schulterrad beschrieben wurde (welches es in ähnlicher Form wohl auch schon in diversen Ryu gab, die Kano aber so nicht kannte). Je nach Literatur gibt es hier und da Abweichungen, aber es ging zumindest um eine Technik für das Judo, mit dem man größere Gegner gut werfen konnte. Sie ersetzte später sogar den Sukui-nage in der Nage-no-kata.

Eine Möglichkeit wäre daher, mit der Version aus der Nage-no-kata zu beginnen. Bringe Uke nach vorn aus dem Gleichgewicht und tauche tief ein. Die Eintauchbewegung hat durchaus Ähnlichkeit mit der beim Uki-goshi der NNK (man könnte es als Welle beschreiben). Ukes Gürtel sollte mindestens auf Höhe deines Hinterkopfes sein. Immer schön den Zug aufrecht halten und Uke ein Rad über deine Schulter machen lassen. Es ist kein "Ausheben", sondern eher eine Art Kippbewegung, die mit einem gerade stehenden Uke nicht richtig funktioniert.

Edit: Fritz war schneller ;)
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