IJF und ihr Umgang mit Athleten

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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tutor!
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von tutor! »

Mir fällt dazu spontan dieser Clip ein:

Da hat wohl ein junger Judoka zu viel MMA/UFC oder sonst was geschaut und/oder irgend jemand hat ihm erzählt, dass dies Judo sei. Es ist Zeit für Judo, sich davon vollkommen von MMA/UFC etc. zu distanzieren.
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Makikomi Kid
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Makikomi Kid »

Oder aber, der Junge ist einfach nur ein Depp.

Mal ne Frage zu den Werten: Sollte sich eine Judo Organisation auch öffentlich von Organisationen distanzieren, in denen Kindermissbrauch von seiten der Orga aktiv verschleiert wird? Und die eine lange, gewalttätige Geschichte hat?
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:Ju-jutsu ist in dem Fall was anderes, weil es sicher die im DOSB (oder wie auch immer es damals hieß) organisierten Jungs waren. Hier gab und gibt es immer Kooperationen.
Eben, hier ist das überhaupt kein Thema...
Und jeder, der seine Freizeit beim JJ verbringt, ist jemand, der sie nicht im Judo-Verein verbringt... ;-)
Hofi hat geschrieben:Denn ich glaube nicht, dass es den das Judo organisierenden Verbänden tatsächlich etwas bringt, wenn ihre Leute bei anderen Organisationen antreten, zumal wenn diese in der Öffentlichkeit einen, nennen wir es mal schwierigen, Ruf haben.
Warum sollte es nichts bringen..?
Auf den schwierigen Ruf gebe ich nichts, Boxen, Kickboxen, Judo, Ringen, Karate hatten früher auch ihren Ruf als was Anrüchiges...

Bei Ski-Sportlern ist es doch auch gang und gäbe, wenn sie außerhalb der Ski-Saison bspw. bei der Leichtathletik mitmachen... Kann mir
auch gut vorstellen, daß ein Ski-Sportler nebenbei auf nen Schießstand geht und wenn er da gut ist, an Veranstaltungen
teilnehmen möchte, wo es Überschneidungen gibt, wie heißt es doch gleich -?- ah ja: Biathlon ...
Hofi hat geschrieben:Ich denke, man sollte eher als durch Auftritte in anderen Verbänden (oder auch Unternehmen) daran arbeiten, dass man eigenständig eine größere Aufmerksamkeit fürs Judo generiert.
Nun ist es aber gerade der Witz, daß die MMA-Organisationen Leute mit unterschiedlichen
kampfsportlichen Hintergründen gegeneinander antreten lassen... Würde man als Judo-Verband etwas Vergleichbares auf die Beine stellen
wollen, wäre es a) nur ein Abklatsch der existierenden Idee, b) ein sinnlose Konkurrenz zu den bestehenden MMA-Organisationen und c) dann wirklich hinsichtlich
der hehren ethischen Ansprüche sehr zweifelhaft - m.M.n. ist es schon ein erheblicher Unterschied, ob Judoka etwas Judo in solche
Veranstaltungen hineinbringen (sozusagen als positiver Kontrast ;-) ) oder ob man selbst so etwas veranstaltet...
Hat man in Frankreich nicht so eine eigene MMA-Geschichte basteln wollen, oder hab ich das falsch in Erinnerung..?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Mir fällt dazu spontan dieser Clip ein:

Da hat wohl ein junger Judoka zu viel MMA/UFC oder sonst was geschaut und/oder irgend jemand hat ihm erzählt, dass dies Judo sei. Es ist Zeit für Judo, sich davon vollkommen von MMA/UFC etc. zu distanzieren.
@tutor!: Dann stelle bitte doch denn Verweis auf die gesamte Diskussion im englischsprachigem JF ein:
http://judo.forumsmotion.com/t2381-is-t ... cgb6dw57dg
Insbesonders ist dort die beschriebene Reaktion des Judo-Verbandes und das etwas ältere zweite zitierte Video aus eben diesem Verband sehr aufschlußreich.

Evt. sollte man erstmal im eigenen Laden für Ordnung sorgen, bevor man über Distanzierungen nachdenkt ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:(...)
Evt. sollte man erstmal im eigenen Laden für Ordnung sorgen, bevor man über Distanzierungen nachdenkt ;-)
Ja, es gibt Judo-Verbände, über die man nur den Kopf schütteln kann. Da ich einige Australier kenne, und mich mit ihnen mitunter über die Situation in ihrem Heimatland kann ich sagen, dass mich Derartiges nicht wundert. Dasselbe gilt übrigens für GB und auch für die USA. Frei von Skandalen bleibt übrigens kaum eine Nation, auch der japanische Verband wurde in der letzten Zeit heftig erschüttert.

Es geht um die simple Frage, was Judo ist und was es nicht ist - und im die Frage, für wen man sich als Werbeplattform zur Verfügung stellt und für wen nicht. Und da ist es spätestens dann, wenn Kinder in Judowettkämpfen so gezielt agieren, Zeit, deutlich zu machen, dass nicht alles Judo ist, wo Judotechniken verwendet werden.
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Makikomi Kid
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Makikomi Kid »

Was ist denn mit anderen großen Organisationen? Siehe meine erste Frage an Dich.
Mir scheint nämlich wirklich, es geht Dir weniger um die Sache, als um einen Publicity-Wettstreit (den gerade die UFC gewinnt).

Und nur so als Frage: Ist Schlagen explizit verboten? In den MMA-Kinder-Regeln ja. Wie schaut es beim Judo aus?
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

Mir fällt dazu spontan dieser Clip ein: ... e=youtu.be

Da hat wohl ein junger Judoka zu viel MMA/UFC oder sonst was geschaut und/oder irgend jemand hat ihm erzählt, dass dies Judo sei. Es ist Zeit für Judo, sich davon vollkommen von MMA/UFC etc. zu distanzieren.
Ich kann aus eigener Erfahrung (als Trainer) sagen, dass manche Kinder ein sehr hohes Aggressionspotential in sich tragen und schon ein vermeintlich geringer Grund ausreicht, dass sie die Fäuste ballen und sich ihr Gesicht zu einer hässlichen Fratze formt. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Zuschlagen. Das hat dann aber nichts mit der UFC oder MMA zu tun - die Kinder kennen diese Worte oder Abkürzungen garnicht - das hat mehr soziale Hintergründe.
Das von tutor! verlinkte Video ist schlimm, kann aber auf keinen Fall für eine Diskussion oder Argumentation pro oder contra MMA oder UFC herangezogen werden.
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Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

Hi!
@ Fritz: Wieso sollten wir den Vergleich mit MMA/UFC suchen. Das wäre in etwa so, wie wenn die Handballer eine Turnier mit den Fußballern und Basketballern spielen würden, wobei eine Mischung aus allen Regeln gilt.
Insofern wäre es (und da gebe ich Dir recht) Blödsinn, wenn das Judo plötzlich anfangen würde, MMA-ähnliche Veranstaltungen zu produzieren. Und ich glaube nicht, dass es funktioniert, in diese Veranstaltungen Judo als positiven Kontrast reinzubringen, ich schaue beim Durchzappen manchmal in solche "Fight Club"-Sendungen rein. Ganz offen, das ist nicht die Klientel, die ich bedienen muss, ebensowenig wie das, was man beim Boxen sieht. Und gerade das Profi-Boxen ist das beste Beispiel, Niveau auch sportlich oft unterirdisch, aber die PR funktioniert. Da kommt keiner auf die Idee, bei einem Boxkampf damit Werbung zu machen, dass der Boxer auch bei der MMA antritt. Nein, man schafft die Öffentlichkeit für die eigene Sportart. Das muss das Ziel auch im Judo sein.

Man muss die Energie dahin gehend nutzen/entwickeln, dass das "Produkt", das wir haben, eine breitere Öffentlichkeit kriegt. Ein Vertrag zur Verwertung der Senderechte, der Geld bringt ist ok, einer der noch dazu (oder vielleicht auch nur) dafür sorgt, dass Judo auch Sendezeiten hat, wäre evtl. besser.

Die Beispiele mit Ski und Leichtathletik halte ich für wenig sinnvoll. Wie viele Topatheten aus dem Skisport nehmen denn tatsächlich an einem Wettkampf des Leichtathletikverbandes (und sei es nur auf Landesebene, noch nicht einmal Bundesebene) teil. Der Anteil dürfte verschwindend gering sein. Das andere sind Trainingskooperationen, mehr nicht. Sie dienen nicht der Vermarktung des jeweiligen Sports. Oder kannst Du mir ein Beispiel nennen, wo der Leichtathletik-Verband damit Werbung macht, dass z.B. ein Langläufer bei ihm trainiert.
Das Beispiel mit Ski- und Biathlon ist witzig, aber mehr nicht. Ja, es gibt dort welche, die wechseln, aber in der Regeln nur einmal in die ein oder andere Richtung. Aktuell gibt es einen Slowenen im Biathlon-Weltcup, der erst seit vier Monaten schießt. Grund war hier aber ein Streit mit dem Langlaufverband, den er verlassen hat und eben komplett gewechselt hat. Mal einfach für das ein oder andere Rennen zu wechseln, gibt es da auch nicht oder fast nicht. Und wenn (wie die Biathleten, die in Sotschi nach Ende ihrer Wettkämpfe) mal schnell im Langlauf an den Start gegangen sind, nur in Absprache mit dem Verband.

Bis dann

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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

Dass der britische Verband eine Sponsorengemeinschaft mit der - zu Recht - umstrittenen UFC eingegangen ist, ist wirklich saublöd. Hier kann man wirklich fordern, dass ein Verband bei der Sponsorensuche ein gewisses "Fingerspitzengefühl" an den Tag legt und sich Sponsoren sucht - oder suchen lässt, die dem Image des Sports nicht so schaden (können).
Der gleiche Fall wäre aber auch, wenn sich der DJB als Werbepartner Marlboro, Jim Beam oder Beate Uhse ins Sponsoren - Boot holen würde....
Gibt es denn bei Europameisterschaften keine Richtlinien, dass dort nur die Sponsoren der Europameisterschaft selbst auftauchen dürfen? Das mit der UFC hätte man meiner Meinung nach intern lösen können.
tutor!
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:(...)Das von tutor! verlinkte Video ist schlimm, kann aber auf keinen Fall für eine Diskussion oder Argumentation pro oder contra MMA oder UFC herangezogen werden.
Doch gerade - jedenfalls contra MMA/UFC als Sponsoren für Judo. So gezielt wie der Junge vorgegangen ist, zeigt doch klar und eindeutig, woher seine Vorbilder kommen. Letztlich ist dies aber vor allem eine Frage des Jugendmedienschutzes. Und da ist es vollkommen richtig, dass Judo sich nicht als Plattform zur Verfügung stellt.
Kumamoto hat geschrieben:Der gleiche Fall wäre aber auch, wenn sich der DJB als Werbepartner Marlboro, Jim Beam oder Beate Uhse ins Sponsoren- Boot holen würde....
Gibt es denn bei Europameisterschaften keine Richtlinien, dass dort nur die Sponsoren der Europameisterschaft selbst auftauchen dürfen?
Werbeverbote existieren übrigens für Judo:
http://www.judobund.de/media/2014/Versc ... s_2014.pdf
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

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So gezielt wie der Junge vorgegangen ist, zeigt doch klar und eindeutig, woher seine Vorbilder kommen.
Ein "Vorbild" kann aber nur sein, wer dem Nachahmenden zumindest bekannt ist. Dass dem im Video (zu)schlagenden Jungen MMA, die UFC im speziellen oder sogar einer ihrer Kämpfer bekannt sind, ist durch nichts bewiesen.
Sogar der Vater im australischen Blog zieht / sieht diese Verbindung nicht.
Ein Zusammenhang zwischen dem Jungen und der Existenz der UFC ist reine Spekulation.
Es mag Kinder und Jugendliche geben, die im Judo-Training "UFC nachspielen", aber im konkreten Fall lässt sich dies nicht beweisen.
Wenn tutor! schon auf die Auswirkungen der UFC auf das Verhalten von Kindern im Judo hinweisen will, sollte er besser Beispiele suchen und aufzeigen, bei denen dieser Zusammenhang eindeutig festgestellt werden kann, z.B. wenn ein Kind nach solch einer Attacke stolz wie Oskar durchs Dojo stolziert und pos(ier)t.
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Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:@ Fritz: Wieso sollten wir den Vergleich mit MMA/UFC suchen
Ok, nochmal ganz langsam ;-) : MMA und UFC sind Veranstaltungen... Keine Sportarten...
Also sowas, was beim JJ, Kungfu o.ä. unter "stiloffenen" Turnieren läuft.

So viel ich weiß, wurde UFC von den Gracies gegründet, damit sie Gelegenheit hatten, ihren
Judo-Stil (Gracie-Ju-Jutsu, BJJ wie auch immer der Name ist) als wirksam gegenüber anderen
Kampfstilen zu beweisen, vermarkten usw. usf...
Hat funktioniert, wir haben hier irgendwo schon einen Faden, der sich mit der Frage beschäftigt, ob BJJ
dem Judo nicht irgendwann den "Rang" abläuft...

Seit Jahren versuchen nun Judo-Verbände Judo immer attraktiver fürs Publikum werden zu lassen, bis hin zu Regeländerungen,
die zur Disqualifikation führen, wenn spektakuläre Gokyo / Nage-No-Kata-Techniken (Sukui-Nage, Kata-Guruma) verwendet
werden... Scheint aber eine Sackgasse zu sein, Judo gibts immer noch nicht im Fernsehen...
Profi-Boxen scheint da offensichtlich bessere Arbeit zu leisten ;-)

So nun ist die Frage, was den aufstrebenden Jugendlichen u. Erwachsenen dazu verleiten könnte, Judo als Freizeit-Beschäftigung
(wieder) zu entdecken? Also die tollen im Fernsehen überwiegend nicht übertragenen Veranstaltungen wie
Grand Prix, WMs, Olympia werden es wohl sicher nicht sein...
Und wie ich immer wieder gern anmerke: Diejenigen, welche doch zum Judo kommen, kommen zum Großteil nicht wegen irgendwelchen
Olympia-Siegen o.ä., sondern antworten schlicht auf die Frage des Grundes mit "Selbstverteidigung"...
Interessanterweise legen Diskussion in übergreifenden Kampfsport-Foren u. YT-Videos durchaus den Gedanken nahe,
daß bei der Auswahl einer entsprechenden Betätigung, durchaus stilübergreifende Vergleichskämpfe mit in Erwägung gezogen werden...

Jedenfalls halte ich die Angst für unbegründet, daß UFC als Sponsor jetzt "frische" Leute, die eigentlich zum Judo gehen würden wollen, nun
unbedingt in die einschlägigen "Kampfsport-Schulen" ziehen würde... Denn ob da UFC oder Coca Cola oder wer auch immer auf dem
Rückenschild steht, es wird ja eh nur vom geneigten Fachpublikum gesehen werden (per Internet-Datenstrom)...
Andersrum könnte der Nutzen dann eher überwiegen: Wenn Judoka bei MMA-Veranstaltungen, vernünftig abschneiden, dort Judo kämpferisch und
verhaltensmäßig positiv rüberbringen, dann würden diese Kämpfe auch gesehen werden und Judo evt. Zulauf bescheren... :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:Wenn tutor! schon auf die Auswirkungen der UFC auf das Verhalten von Kindern im Judo hinweisen will, sollte er besser Beispiele suchen und aufzeigen, bei denen dieser Zusammenhang eindeutig festgestellt werden kann, z.B. wenn ein Kind nach solch einer Attacke stolz wie Oskar durchs Dojo stolziert und pos(ier)t.
Der konkrete Einzelfall ist für meine eigentliche These im Prinzip vollkommen irrelevant. Ich habe ihn gepostet als eine Assoziation, die mir gekommen ist. Er hat auch mit dieser Entscheidung der EJU nichts zu tun. Für mich steht überdies außer Frage, woher der Junge seine Anregungen bekommen hat (auch wenn ich ihn nicht fragen kann). Dafür ist der Übergang vom Werfen, zur Oberlage, zum gezielten Faustschlag zu geplant.

Fakt ist jedoch, dass der Zusammenhang zwischen medialen Vorbildern und dem Verhalten nicht zu bestreiten ist. Das, was MMA und UFC an Bilder teilweise liefert, ist nicht für Kinderaugen bestimmt. Von daher finde ich die Entscheidung vollkommen richtig, dass sich eine Judo-EM nicht als Werbeplattform für die UFC zur Verfügung stellt. Dies ist im Grunde nichts anderes als ein Werbeverbot für Tabak, Alkohol, Sex-Artikel usw. - schlicht ein Werbeverbot für alles, was eine FSK > 6 Jahre bedeuten würde. Erwachsene können tun und lassen, was sie wollen - der Einfluss auf Kinder muss aber immer bedacht werden. Diese Argumentation benötigt keinen Einzelfall eines fehlgeleiteten Kindes: die vorhandenen Forschungsergebnisse reichen vollkommen aus.
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Makikomi Kid
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Makikomi Kid »

Du, Fritz, MMA ist die Sportart.
UFC ist eine Veranstaltung.

Ansonsten gebe ich dir aber absolut recht.
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Hofi
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

@ Fritz: Woher sollen wir wissen, dass Olympia, Grand Prix etc. die Leute nicht ziehen würden, wenn es übertragen würde? Hier ist genau das Problem. Hier muss das Judo in eine Position kommen, dass von einem Grand Prix in Düsseldorf, von einer Bundesliga, von WM und EM tatsächlich eine Berichterstattung auch in den normalen Medien stattfindet und nicht nur über den Weg des Internet.

Ich halte es für sinnvoller, erst einmal das was wir haben, in einer Weise zu vermarkten, dass wir einen Schluss ziehen können, ob es die Leute anzieht oder nicht. Wie sieht z.B. die Vermarktung in großen Judo-Nationen wie Frankreich aus? Brauchen es die etwa, dass ihre Leute bei der UFC antreten, damit die Sportart populär ist? Ich glaube nicht. Erst wenn man dann merkt, dass trotz einer entsprechenden Berichterstattung in den allgemeinen Medien es immer noch keinen interessiert, dann könnte man in meinen Augen darüber nachdenken, ob man die eigenen Leute zum Werbung machen in einen anderen Sport schickt.

Um aber eine breitere Medienpräsenz zu haben, müsste man Geld in die Hand nehmen oder sich den Luxus leisten können, z.B. bezüglich der Bundesliga-Senderechte auf Geld im Tausch gegen garantierte Sendezeiten zu verzichten, sprich sich diese Sendezeiten letztlich erkaufen. Würde der DJB aber mit dieser Begründung eine Beitragserhöhung fordern, ich weiß, wer da wieder jammern würde.

Gruß

Hofi
P.S.: Ich glaube nicht, dass Judoka als solche bei MMA-Kämpfen in dem Maße wahrgenommen würden, wie Fritz es glaubt.
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Fakt ist jedoch, dass der Zusammenhang zwischen medialen Vorbildern und dem Verhalten nicht zu bestreiten ist. Das, was MMA und UFC an Bilder teilweise liefert, ist nicht für Kinderaugen bestimmt. Von daher finde ich die Entscheidung vollkommen richtig, dass sich eine Judo-EM nicht als Werbeplattform für die UFC zur Verfügung stellt. Dies ist im Grunde nichts anderes als ein Werbeverbot für Tabak, Alkohol, Sex-Artikel usw. - schlicht ein Werbeverbot für alles, was eine FSK > 6 Jahre bedeuten würde. Erwachsene können tun und lassen, was sie wollen - der Einfluss auf Kinder muss aber immer bedacht werden. Diese Argumentation benötigt keinen Einzelfall eines fehlgeleiteten Kindes: die vorhandenen Forschungsergebnisse reichen vollkommen aus.
Prinzipiell richtig, aber nach gleichem Argumentationsmuster ist das, was bei Judo-Wettkämpfen gezeigt wird, nicht für Kinderaugen
tauglich... Bei MMA-Veranstaltungen fließt ja wenigsten Blut, da kann man sehen daß es weh tut - beim Judo schmeißen sie sich
brutal auf den Boden oder würgen sich am Hals, hinterher stehen sie auf, als ob nichts gewesen wäre - wenn das Kinder "nachspielen", sagen
wir auf dem geplasterten Gehweg neben dem Buddelkasten, nicht auszudenken... Gab mal ein Video, wo einer sich gegen Hänseleien gewehrt hat und den
Aggressor brutalst mit einer Art Sukui-Nage Kopf voran auf den Betonboden gezimmert hat...

Und wieso kommen diese blöden WWE/WWF/WW-Irgendwas Veranstaltungen im Fernsehen und wieso sieht man unter den jubelnden Zuschauern Kinder?
Wo ist da die FSK? Ist m.M.n. deutlich schlimmer, da dort Gewalt übelst verharmlost wird...

@Hofi: Stimmt, in Frankreich haben Judo u. ganz allgemein Kampfsportarten einen deutlich besseren Stellenwert in der Gesellschaft... In Frankreich ist
m.W. auch das Waffengesetz liberaler und in Frankreich versucht der Judoverband direkte Konkurrenz zu MMA- u. BJJ-Veranstaltungen aufzubauen:
http://www.bjjee.com/articles/judo-fede ... itsu-arts/
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

Dafür ist der Übergang vom Werfen, zur Oberlage, zum gezielten Faustschlag zu geplant.
Es ist ein Unterschied zwischen Theorie (Plan) und Praxis (Üben). Wenn man Deiner Argumentation folgen will, so stellt sich für mich auch die Frage, wo der Kleine das geübt hat. Im Verein etwa?

Wir sind uns wohl alle einig, dass bestimmte Themen nichts im Sponsorenpool einer Veranstaltung absolut garnichts zu suchen haben- u.a. Sex und Drugs (auch legale Drogen wie Alkohol und Zigaretten), unter Umständen aber Rock`n Roll ;-)
Auf jedenfall nichts, was der reinen Erwachsenenwelt zuzuordnen ist, da solche Veranstaltungen immer auch eine mediale Aussenwirkung haben.
Und die UFC (als Firma) ist ein schlechter Partner, zumal sie die MMA kommerzialisiert und ausschlachtet.
Ein anderer Punkt ist, ob man Techniken der MMA ins Judo überführen und ggf. modifizieren sollte- aber das soll hier nicht das Thema sein.
Was mich an der Argumentation mit dem Video stört, ist dass hier etwas (ein Junge schlägt einen am Boden liegenden Gegner im Judowettkampf) mit etwas anderem (zunehmende Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen durch mediale Präsenz der UFC) in Zusammenhang gebracht wird und als Beweis dafür herhalten muss obwohl dieser Zusammenhang durch nichts belegt wurde.
Klar, man kann durch den flüssigen Ablauf davon ausgehen, dass das der Junge schonmal gesehen oder sogar geübt hat- aber: wer sagt denn, dass er das nicht zu Hause gesehen hat (Papa prügelt auf Mama ein) oder auf dem Schulhof (Klassenkameraden prügeln sich)?
Es ist für mich nicht belegt, dass der Junge Zugang zu FSK-18- Materialien gehabt hat und dies einfach zu unterstellen mit dem Argument "Na, irgendwo wird er das schon her haben" geht mir persönlich zu weit.
Dadurch, dass man solche Beweise umständlich konstruiert, läuft man Gefahr, dass man eine an Sich berechtigte Argumentation damit torpediert oder sogar versenkt wenn sich diese Beweise als falsch oder falsch interpretiert herausstellen.
Ich wünsche mir deshalb echte, nachverfolgbare Fälle bei dem man nachweisen kann, dass Kinder, die geprügelt haben z.B. mit UFC- T- Shirts oder so herumgelaufen sind oder ihren Freunden in der Umkleidekabine vom letzten Cage- Fight geschwärmt haben, den sie gesehen haben....
Ich bin mir sicher, hier im Forum gibt es genug Fälle, die ein besseres Bild von den Auswirkungen der UFC auf das Judo oder den Trainingsalltag aufzeigen als dass es das Video kann- eben weil es dort nachvollziehbare, causale Zusammenhänge gibt.
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:Dadurch, dass man solche Beweise umständlich konstruiert,(...).
Ich konstruiere doch nicht - und schon gar keinen Beweis - ich habe über eine Assoziation geschrieben und darüber, dass ich davon ausgehe, woher der Knabe diese Aktion abgeschaut hat. Das ist alles......

Belege, aus denen heraus begründet werden kann, dass die Entscheidung der EJU richtig ist, gibt es in der Medienwirkungsforschung zur Genüge..... Übrigens: ein Einzelfall würde bei weitem nicht ausreichen, in der Medienwirkungsforschung als valides Ergebnis anerkannt zu werden. so what?
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Kumamoto »

Ich persönlich sehe nicht die Medien als Problem, vielmehr den Umgang mit ihnen.
Medien können sehr viel bewirken- z.B. Wikileaks, aber auch ein falsches Bild der Wirklichkeit geben, z.B. Propaganda.
Ziel einer medialen Erziehung sollte es sein, filtern zu können und Medien und Medieninhalte zu hinterfragen und sich so seine eigene Meinung zu bilden.
Dass bei den Australiern generell etwas schief zu laufen scheint, zeigt folgendes Video (das übrigens auch im australischen Faden verlinkt ist):

Wo war da der Offizielle? Ach ja, laut Text unter dem Video war das ja der begabte junge Tänzer im knappen Höschen.... ;-)
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Re: IJF und ihr Umgang mit Athleten

Beitrag von Hofi »

@Fritz: Wenn man aus einer Position der Stärke heraus den Vergleich sucht, weil man davon ausgeht, in einem solchen Vergleich ein gleichwertiger Partner zu sein, mag das möglicherweise Sinn machen. Allerdings auch da müsste man Chancen und Risiken (insbesondere z.B. Verletzungsrisiken eigener Athleten, welche verhindern, dass die bei den Top-Events der eigenen Sportart mitmachen) sorgsam gegeneinander abwägen. Wobei ich dann für mich persönlich immer noch keine Motivation sähe, an so etwas teilzunehmen.
Was aber gänzlich falsch wäre in meinen Augen, einer Organisation wie der UFC hinterherzulaufen, weil man sich davon Marketing fürs Judo erhofft. Dass wird nicht funktionieren. Wenn man es geschafft hat, als bezüglich der Medienpräsenz gleichwertiges "Produkt" zu erscheinen, könnte man diesen Vergleich suchen, vorausgesetzt die erwarteten Vorteile überwiegen bzw. man davon überzeugt ist, dass hierdurch ein positives Bild der eigenen Sportart geprägt werden kann. Und sei es, unabhängig von Erfolgen der eigenen Kämpfer, die wichtig wären, nur dadurch, dass sie den anderen in ihrem Verhalten gegenüber positiver erscheinen. Solange das nicht der Fall ist muss erste Priorität sein, die eigene Öffentlichkeitsarbeit zu optimieren, eine Zusammenarbeit mit einer Organisation wie der UFC ist da nicht möglich.

Bis dann

Hofi
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