Fehler bei der Judorolle

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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maver
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von maver »

Habe ja schon mal gesucht im Netz, aber man findet ja nix dazu und die Bücher, die man hat, steht auch nix über Fehler bei der Judorolle drin.
Und da stellt sich mir die Frage, machen andere keine Fehler bei der Judorolle?
Oder andersrum sind es überhaupt, wenn die Kinder den falschen Fuss vorsetzten oder die falsche Hand nach vorne machen ????
Bei den Büchern, die der DJB herausgibt, alles schön bei den Würfen beschrieben, wo man drauf achten soll, aber bei der Judorolle nur wie mans macht und gut ist.
Jupp
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von Jupp »

"Fehler" bei der Judorolle sind immer dann Fehler, wenn der Übende sich weh tut oder die Gefahr besteht, dass er sich ernsthaft verletzt, z.B. am Schlüsselbein, Schultereckgelenk oder - wenn er kippt statt rollt - am Rücken.

Ich versuche es mal mit der Beschreibung einer normalen Judorolle:
Aus dem Stand einen Schritt mit rechts vorgehen, der rechte Arm ist gespannt und leicht gebeugt. Mit der Außenseite des kleinen Fingers wird die Rolle begonnen. Dabei wird die Handkante vor dem Körper nach außen gedreht auf den Boden gesetzt. Die linke Hand wird parallel zur "Rollhand" als "Stoßdämpfer" aufgesetzt, mit der man sich beim Rollen abfedern kann. Nun drückt man sich mit den Füßen nach vorne ab, so dass der Po über den Kopf nach vorne kommt. Man rollt dabei über die ganze Länge des Arms, diagonal über den Rücken schlägt mit dem ganzen rechten Arm und der Hand kraftvoll, locker und federnd auf den Boden und steht über die Außenkante des linken Fußes und die rechte Fußinnenkante wieder auf. Dabei sind die Beine möglichst lang, aber nicht durchgestreckt sondern leicht gebeugt.

Anfängerfehler:
- die Hände werden mit den Fingern nach vorne aufgesetzt, so dass man nicht über den rechten Arm rollen kann
- der Arm, über den man rollen will, wird zwischen den Beinen durchgeschoben, so dass man hart auf das Schulereckgelenk fällt
- es wird nur der "Rollarm" aufgesetzt, der andere Arm ist "in der Luft"; es besteht die Gefahr, dass der Übende "zusammenbricht" (sein Gewicht nicht halten kann)
- man lässt den Po seitlich abkippen und dreht sich dabei, so dass man seitwärts hart auf den Rücken fällt

Alle diese Fehler lassen sich ganz gut vermeiden, wenn man ca. drei-vier Monate lang im Aufwärmen immer wieder rollen um unterschiedliche Achsen und in unterschiedlichen Formen hat üben lassen und sich somit ein besseres Körpergefühl und eine gute Orientierungsfähigkeit entwickelt hat.

Manche Fehler sind in der Anfängerausbildung nicht so schlimm, auch wenn sie später - ab gelb-orange mindestens - abgestellt werden sollten, so z.B.
-Aufstehen über den eingeschlagenen Unterschenkel (wie es z.B. im Aikido oder Jujutsu als richtig gelehrt wird)
-nicht locker und entspannt mit dem ganzen Arm abschlagen
-gar nicht abschlagen

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Fehlermöglichkeiten bei der Judorolle und entsprechende vorbeugende oder korrigierende Hinweise und/oder Übungen. Ich habe jetzt erst einmal mit einigen wenigen begonnen.

Vielleicht finden sich ja noch andere Forumsmitglieder mit weiterführenden Überlegungen.

Andererseits, solltest Du doch für Deine Trainer-C-Lehrprobe auch auf Deine eigenen Erfahrungen zurückgreifen.

Jupp

P.S: bei 14-jährigen Orange-Grüngurten ist in deren Ausbildung und bei den Prüfungen einiges schief gelaufen, wenn sie in diese Alter und mit dieser Graduierung keine Judorolle können. Mit aufgesetztem Knie ist es ja auch ausgesprochen schwer nach vorne zu rollen (nicht wenn man gut rollen kann, natürlich), weil das Gesäß ja sehr hoch gebracht werden muss, um über den Kopf nach vorne zu gelangen. Können die Mädchen und Jungs denn überhaupt locker und entspannt auf die großen Würfe nach vorne fallen? Wie lernen sie denn jetzt z.B. Tomoe-nage?

P.S. 2: Antwort auf Deine Frage: Es muss nicht unbedingt eine Fehler sein, wenn die falsche Hand oder der falsche Fuß vorne stehen, aber es eben sehr viel schwerer dann noch gut und risikofrei nach vorne zu rollen; mit meinen Wettkämpfern habe ich solche "fehlerhaften" Rollen immer wieder üben lassen, weil man z.B. bei von außen eingedrehten Schulterwürfen eine ähnliche Fallbewegung macht; bei Anfängern jedoch würde ich es vermeiden, weil das Verletzungsrisiko an der Schulter (wegen des längeren Weges) zu groß ist.

P.S. 3: Ach übrigens, "Fehler" sind Abweichungen vom "Leitbild", also von der idealen Vorstellung, wie eine Bewegung aus ökonomischen, funktionalen oder philosophischen Gründen gehen sollte. Da ist man eben auch selber gefordert, darüber nachzudenken, mit welchen "Fehlern" man in welchem Alter und nach wieviel Übungszeit als Trainer "leben" kann bzw. welche man verantworten kann.
Aus philosophischen Gründen ("Ein Orange-Grüngurt sollte die Judorolle gut bis sehr gut beherrschen!") würde ich den von Dir beschriebenen Fall nicht akzeptieren - aber das ist nur meine Ansicht (und offensichtlich nicht die der verantwortlichen Prüfer).
CasimirC
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von CasimirC »

Jupp hat geschrieben:Manche Fehler sind in der Anfängerausbildung nicht so schlimm, auch wenn sie später - ab gelb-orange mindestens - abgestellt werden sollten, so z.B.
-aufstehen über den eingeschlagenen Unterschenkel (wie es z.B. im Aikido oder Jujutsu als richtig gelehrt wird)
Da möchte ich mich kurz dranhängen. Ich bin durchaus auch der Meinung, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt, über den man zu Beginn der Judoausbildung hinwegsehen kann, wenn die Rolle an sich korrekt und gefahrenlos ausgeführt wird.

ABER: Es ist unglaublich schwer, diese fehlerhafte Bewegung wieder aus dem Judoka rauszubekommen, wenn er/ sie das über Jahre so verinnerlicht hat. Ich versuche daher die jüngeren Gürtelgrade relativ schnell dazu zu bringen, die Rolle mit einer korrekten Aufstehbewegung zu beenden. Allerdings fällt das vielen sehr schwer, weil die Körperspannung (v.a. in den Beinen) aus irgendeinem Grund weg ist, sobald die Rollbewegung das Gesäß erreicht hat...
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
HBt.

Turnen

Beitrag von HBt. »

Hi Maver,
schau Dir Unterrichtsmaterial(ien) zum Bodenturnen an - turnen.

Konntest Du zwischenzeitlich die 'Purzelfähigkeiten' Deiner Schützlinge verbessern? Seid ihr schon auf dem heimischen Rasen, dem Sandstrand oder dem Turnhallenboden gerollt?

Als weiterführende Schritte (kleine Übungen) könntest Du die von Jupp genannten Beispiele des unorthodoxen Rollens in Betracht ziehen. Auch eine systematische Analyse des IST-Zustandes, und ein Abgleich mit der Zielvorstellung, kann nicht schaden ;-).

Du schaffst das schon - ist ja kein echtes Problem.
Gruß,
HBt.



Ergänzungen (zu den so oft verpönten AIKIDO-Rollen):

Nicht alle Aikidoka rollen so bescheiden wie WIR ihnen gerne attestieren wollen. Viele können viel besser "den Fall brechen" als ICH. Ich bin es gewohnt "den Fall zu nehmen"; gut, oft geht es nicht anders ... amortisierend zu rollen ist in jedem Fall besser. Wenn man diese Alternative hat, sollte man sie nutzen, dazu muss man natürlich erst einmal rollen können!

Noch eine Bemerkung, im Yoshinkan Aikido wird z.B. das Beinchen nicht eingeschlagen (um dann anschließend darauf zu knallen!).

Oder googelt, youtube'd doch einmal nach Kuroda Tetsuzan ;-).

(..)
die Rolle mit einer korrekten Aufstehbewegung zu beenden.
Ist eine Schlüsselfunktion und entscheidende letzte Phase des Gesamtkomplexes ROLLEN; ich glaube es führt zu weit hier alle interessanten Punkte zu erläutern - auszuführen, schließlich soll 'Maver' durch eine eigene Leistung brillieren und noch Erfahrungen sammeln ...
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maver
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von maver »

Hi HBt
haben noch Ferien bei uns in Niedersachen, daher habe ich noch keine Möglichkeit gehabt, sowas auszuprobieren.Leider :D
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Fritz
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von Fritz »

@maver: Verstehe Dein Problem nicht, Du willst Trainer-C werden, wie hast Du denn bisher
Deinen Üblingen Fallübungen beigebracht und was ist Dir dabei an Fehlern aufgefallen und
wie hast Du Abhilfe geschaffen?
Das solltest Du in Deinem Thema als Grundlage nehmen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von Jupp »

CasimirC schreibt:
ABER: Es ist unglaublich schwer, diese fehlerhafte Bewegung wieder aus dem Judoka rauszubekommen, wenn er/ sie das über Jahre so verinnerlicht hat. Ich versuche daher die jüngeren Gürtelgrade relativ schnell dazu zu bringen, die Rolle mit einer korrekten Aufstehbewegung zu beenden. Allerdings fällt das vielen sehr schwer, weil die Körperspannung (v.a. in den Beinen) aus irgendeinem Grund weg ist, sobald die Rollbewegung das Gesäß erreicht hat...
Ich versuche es mit folgendem "Trick". Ich erkläre, dass die Fallübung, die mit eingeschlagenen Beinen gemacht wird, auch beim Jujutsu und Aikido sehr erfolgreich anwendet wird. Der Vorteil dabei ist, dass man sich im Aufstehen schnell wieder in die Richtung drehen kann, aus der man gerollt ist - also sich einem imaginären Gegner direkt wieder zuwenden kann.
Diese Rollen sind üblicherweise klein, kurz und schnell.

Eine andere (nicht bessere!!) Rolle ist die Judorolle, bei der man größer, weiter und länger rollt, um die Energie auf eine längere Strecke zu verteilen. Für diese Rolle ist es aber notwendig, die Beine lang, leicht gebeugt und nebeneinander zu halten, wenn man über die Fußkanten wieder in den Stand gelangt.

So lernen die Kids/Jugendlichen nicht eine richtige Rolle, sondern zwei verschiedene für unterschiedliche Anwendungssituationen und erweitern ihr Bewegungsrepertoire.

Nach meiner Erfahrung geht das gut, weil sie auf die Unterschiede hingewiesen werden und nicht etwas "Falsches" verlernen müssen.

Jupp
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maver
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von maver »

Klar habe ich zur Ausarbeitung meines Referates meine Gruppe genommen.
Die Fehler, die "meine Gruppe" macht, können ja andere sein, die eure Gruppen machen.
Unsre Ausbilder haben uns gesagt, dass wir auch nicht nur unsre Meinungen bei der Ausarbeitung vertreten sollen, wir sollen mit anderen Ül`s /Trainern über unser Thema reden. Weil es vorkommen
kann, dass manches vergessen wird.
Meine erkannten Fehler sind bis jetzt:
Hand falsch aufgesetzt,
Falscher Fuss vorne,
Falsche Hand vorne ,
Kopf nicht zur Seite,
Kopf nicht auf der Brust,
oder alles richtig gemacht, aber zur falschen Seite gefallen.
Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass wir alles an Medien nutzen sollen.

msg
maver
Jupp
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von Jupp »

maver schreibt:
Meine erkannten Fehler sind bis jetzt:
Hand falsch aufgesetzt,
Falscher Fuss vorne,
Falsche Hand vorne ,
Kopf nicht zur Seite,
Kopf nicht auf der Brust,
oder alles richtig gemacht, aber zur falschen Seite gefallen.
Aus welchem Grund soll der Kopf zur Seite und gleichzeitig auf die Brust genommen werden?

Nach meiner Auffassung genügt es, das Bein und den Arm auf der Seite vorzubringen, über die man rollen will. Der Kopf kann dann ganz normal gehalten werden, weder zur Seite noch zur Brust.

Vielleicht hilft es Dir einfach mal selber darüber nachzudenken, was bei einer Judorolle gemacht werden soll und warum. Dann kannst Du selbst entscheiden, was Du verbessern musst und was - gerade beim ersten Erlernen - nicht so wichtig ist, dass man als Lehrender ständig darauf "herumreiten" muss. Abweichungen von dem, was Du für entscheidend hältst, müssen dann von Dir korrigiert werden, andere eben nicht.

Jupp
Ko-soto-gake
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von Ko-soto-gake »

Jupp hat geschrieben: Nach meiner Auffassung genügt es, das Bein und den Arm auf der Seite vorzubringen, über die man rollen will. Der Kopf kann dann ganz normal gehalten werden, weder zur Seite noch zur Brust.
Hm, ich glaube ich weiß schon, worauf er hinaus will. Ich hatte auch einige Male Kandidaten, die das richtige Bein und den richtigen Arm vorne hatten und dann aber letztendlich eine normale Rolle vorwärts gemacht haben, nur eben mit "unorthodoxer" Arm- und Beinstellung. Da hat der Hinweis "Nimm' den Kopf mal zur Seite und stell' dir vor, deine Schulter wäre jetzt dein Kopf" (mit entsprechendem Vormachen) manchmal Wunder gewirkt.
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Re: Fehler bei der Judorolle

Beitrag von maver »

Hallo ihr zusammen.
Wollte mich bei euch nochmal bedanken für euch Hilfe, meine Kinder fallen jetzt besser als vorher
und meinen Trainer-C habe ich auch bestanden. :danke :danke
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