Vokabeltrainer

Hier geht es um einzelne Begriffe und deren wörtliche Übersetzung bzw. deren Bedeutung in verschiedenen Zusammenhängen.
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Patrick-Oliver
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Vokabeltrainer

Beitrag von Patrick-Oliver »

Hallo,

für einen kleinen Vokabeltrainer habe ich folgende Daten zusammengetragen.

Code: Alles auswählen

	O Goshi => großer Hüftwurf
	Uki Goshi => Hüftschwung
	O Soto Otoshi => großer Außensturz
	O Uchi Gari => große Innensichel
	Seoi Otoshi => Schultersturz
	Ipon Seoi Nage => Punkt-Schulterwurf
	Tai Otoshi => Körperwurf
	Ko Uchi Gari => kleine Innensichel
	Ko Soto Gake => äußeres Einhängen
	Ko Soto Gari => kleine Außensichel
	De Ashi Barai => Fußfeger
	Morote Seoi Nage => beidhändiger Schulterwurf
	Sasae Tsuri Komi Ashi => Fußstoppwurf
	Hiza Guruma => Knierad
	Okuri Ashi Barai => Fußnachfegen
	Harai Goshi => Hüftfeger
	O Soto Gari => große Außensichel
	Tsuri Komi Goshi => Hebezug Hüftwurf
	Kochi Uchi Mata => Schenkelwurf
	O Uchi Barai => großes inneres Fegen
	Ko Uchi Barai => kleines inneres Fegen
	Ko Uchi Maki Komi => kleines inneres Mitfallen
	Tomoe Nage => Kopfwurf
	Koshi Guruma => Hüftrad
	Ushiro Goshi => Hüftgegenwurf
	Hane Goshi => Hüftspringwurf
	Sumi Gaeshi => Eckenwurf
	Tani Otoshi => Talfallzug
	Yoko Otoshi => Seitfallzug
	Ashi Uchi Mata => innerer Bein-Schenkelwurf
	Utsuri Goshi => Hüftgegenzug
	Yoko Gake => seitlichen Einhängen
	Kata Ashi Dori => Handsichel
	Kuchiki Taoshi => morschen Baum fällen
	Ashi Guruma => Beinrad
	O Guruma => großes Rad
	Ura Nage => Rückwurf
	Yoko Guruma => Seitrad
	Te Guruma => Handrad
	Kata Guruma => Schulterrad
	Soto Maki Komi => Außendrehwurf
	Hane Maki Komi => Spring-Drehwurf
	Uki Otoshi => Schwebehandzug
	Tsuri Goshi => Hüftzug
	O Soto Guruma => großes Außenrad
	Sukui Nage => Schaufelwurf
	Uki Waza => Seitkörperwurf
	Sumi Otoshi => Eckenkippe
	Harai Tsuri Komi Ashi => Hebezug Fußfegen
	Yoko Wakare => Seitriss
Bis jetzt sind das nur die Wurftechniken bis zum 1. Dan, dessen Übersetzungen ich derzeit lerne.
Vielleicht kann das noch jemand gebrauchen und noch mehr vielleicht habt ihr Zeit und Lust, da einmal drüber zu schauen und das Ganze ggf. zu erweitern?

Gruß,
Patrick-Oliver

edit: http://www.judo-hagen.de/lexikon_uebersetzung.htm :BangHead
tutor!
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von tutor! »

Ehrlich gesagt, ich halte mittlerweile gar nichts (mehr) davon, überhaupt Übersetzungen von Techniknamen zu machen.

Ganz häufig führen diese Übersetzungen dazu, dass man versucht eine Bewegung zu machen, die zum (übersetzten) Namen passt, aber leider technisch nicht ganz dem entspricht, was es sein soll. Ein Beispiel ist "Hüftschwung" als Übersetzung von Uki-goshi. Heraus kommt dann dieses merkwürdige Schleudern, das mit Uki-goshi nicht viel zu tun hat.

Ein anderes Beispiel ist "Ko-soto-gake", das mit "Einhängen" übersetzt wird. Letzteres wird nach den DJB-Wurfprinzipien als Blockieren und über die Sperre schieben definiert. Richtiger wäre aber "Einhaken" und "mit dem Haken ziehen", also eine aktive Beugebewegung und Zugbewegung mit dem Unterschenkel/Bein, anstelle einer "Nur-Blockade".

Ein weiteres Problemkind diesbezüglich ist Hane-goshi. Der wird hier als "Hüftspringwurf" übersetzt, manchmal findet man auch Springhüftwurf. Dies suggeriert, man müsse in den Wurf hinein springen - was ich schon häufiger als Wesensmerkmal in Diskussion/Lehrversuchen vorgesetzt bekommen habe.

"Hane" bedeutet aber "Feder" (gemeint nicht die eines Vogels, sondern eine technische Feder, die man spannen kann und die sich dann schnappend entspannt). Eine solche Feder heißt im englischen "spring" (nicht zu verwechseln mit Frühling). Hane-goshi findet man in englischer Literatur oft als "spring-hip-throw" (z.B.: http://judoinfo.com/hanegoshi.htm). Gemeint sein könnte allenfalls ein "aufspringen" einer Feder, sodass "Springhüftwurf" noch irgendwie passend sein könnte - aber wer denkt denn beim Lesen des deutschen Namens daran?

Das sind jetzt nur drei Beispiele von mehreren, die ich aufführen könnte. Man vergeudet Zeit und Mühe mit diesen Übersetzungen und dem Lernen derselben, profitiert in keiner Weise davon, wird aber möglicherweise auf eine völlig falsche Fährte geschickt.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von Patrick-Oliver »

Hallo tutor!,

grundsätzlich stimme ich mit dem überein, was du schreibst.
Aber wozu werden deutsche Bezeichnungen auf Prüfungsunterlagen angegeben?
Ich befürchte, dass soetwas auf einer Prüfung abgefragt werden kann.
Und wie stark das Einfluss auf das Endergebnis haben kann, weiß ich auch nicht.

Gruß,
Patrick-Oliver *nervös und mittendrin in der Prüfungsvorbereitung*

Btw. sonst noch wer am 29.09. in Witten?
tutor!
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von tutor! »

Nur kurz und knapp
Patrick-Oliver hat geschrieben:Hallo tutor!,

grundsätzlich stimme ich mit dem überein, was du schreibst.
sehr schön.... ;)
Patrick-Oliver hat geschrieben:Aber wozu werden deutsche Bezeichnungen auf Prüfungsunterlagen angegeben?
Keine Ahnung - ich bin nicht der Verfasser und kann es nicht beantworten. Ich würde sie (mittlerweile) weglassen
Patrick-Oliver hat geschrieben:Ich befürchte, dass soetwas auf einer Prüfung abgefragt werden kann.
Witten? NRW? Sicherlich nicht.... in der PO steht was von demonstrieren und nicht von übersetzen. ;)
Patrick-Oliver hat geschrieben:Und wie stark das Einfluss auf das Endergebnis haben kann, weiß ich auch nicht.
Aber ich: nämlich NULL :D
Patrick-Oliver hat geschrieben:Gruß,
Patrick-Oliver *nervös und mittendrin in der Prüfungsvorbereitung*
Viel Erfolg!
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Fritz
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von Fritz »

Nichtsdestotrotz ist die Beschäftigung mit den jap. Vokabeln ja nicht verkehrt...

Ein schönes Beispiel ist auch immer
Seoi-Nage, im Volksmund als "Schulterwurf" bezeichnet... In der jap. Bezeichnung kommt
Schulter aber gar nicht vor....
Se = Rücken
O(u) = Tragen
Nage = Wurf

Auch Würfe mit "Uki" sind, wie "tutor!" angedeutet, in der Regel völlig am Wort vorbei
übersetzt.
"Uk(u)" (浮) heißt soviel wie, [1] schwimmen; treiben; schweben; auftauchen; wieder flott werden. [2] auf die Nerven fallen. [3] locker sein; wackelig sein. [4] sparen; übrigbehalten; Geld herausbekommen. (Quelle http://wadoku.de)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von CasimirC »

Seht ihr das wirklich so streng, dass die Übersetzungen der japanischen Begriffe grundlegend falsch sind? Normalerweise muss man bei Übersetzungen aus Fremdsprechen ja immer beachten, dass eine wörtliche Übersetzung fast nie möglich ist, sondern immer nur Interpretationen. Insofern finde ich nicht jede Übersetzung so falsch, dass man "in keiner Weise davon" profitiert.

Beispiel 1:
Wortbestandteil "uchi": gibt an, dass eine Technik an der Innenseite des Beins des Gegenübers angesetzt wird oder aber die Bewegung zum Ausführen der Technik zwischen die Beine von Uke führt [im Gegensatz zu "soto"]

mögliche 'Eselsbrücke': Übersetzung mit "innen"

Beispiel 2:
Wortbestandteil "goshi"/ "koshi": gibt an, dass die Hüfte bei der Technikausführung im Vordergrund steht [im Gegensatz bspw. zu "Se[oi]"]

Beispiel 3:
Wortbestandteil "otoshi": gibt an, dass Uke bei dieser Technik nicht ausgehoben, sondern gekippt/ gestürzt wird

Beispiel 4:
Wortbestandteil "yoko": gibt an, dass die Technikausführung seitlich zur eigenen Körperachse erfolgt

mögliche Eselsbrücke: Übersetzen mit "Seite" oder "seitlich"


Diese 4 Beispiele habe ich aus dem Stegreif formuliert, gut möglich, dass ich nicht alle Aspekte bedacht habe. Außerdem bin ich in der japanischen Sprache nun wirklich gänzlich unbewandert, aber gerade bei diesen Begriffen (die ja nicht allzu selten in Judobegriffen vorkommen) gibt die deutsche Übersetzung, wie sie im PP des DJB zu finden sind, doch zumindest hilfreiche Informationen zu den Techniken. Ich glaube daher nicht, dass die Übersetzungen gar keine Hilfestellung geben.

Dass die Technikbezeichnung als Ganzes irreführend sein können, möchte ich hiermit jedoch nicht bestreiten, dafür wurden bereits gute Beispiele genannt.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von Ronin »

Also ich glaube, dass ein Prüfer, der Vokablen an einer Prüfung vorübersetzen läst ein Idiot wäre. Ich glaube aber auch, dass es sowas nicht gibt.
Ansonsten sehe ich das ähnlich wie Tutor, habe aber schon gemerkt dass dem einen oder anderen der Deutsche Name (auf die lege ich eigentlich gar keinen Wert) einfach geläufiger ist.
Und letztendlich geht es bei der Namenssuche ja zunächst einmal nur um eine gemeinsame Sprache, damit der Übling schneller weis, von was ich rede und ich nicht erst umständlich jede Technik erklären (oder zeigen) muss - z.B. bei Coachen eher hinderlich. Funktioniert das, soll es ja eigentlich auch gut sein.

Aber es gibt natürlich bestimmt irgendwo jemanden, der daraus dann ein Wissenschaft machen möchte. Wie immer. Wenn man von der Sache keine Ahnung hat muss man eben auf Nebenkriegsschauplätzen punkten.

Zugegebernermasen sind einige der sogenannten "Übersetzungen" ziemlich daneben. Aber vielleicht bin ich hier zu pragmatisch (solange alle wissen was gemeint ist, ist es doch gut), aber ich halte nicht so viel davon aus einem Namen die Funktionsweise einer Technik herzuleiten.

Oder soll ich den Gegener bei Yama Arashi (ich glaube der fehlt oben noch...) anpusten oder was?
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Fritz
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von Fritz »

CasimirC hat geschrieben:Seht ihr das wirklich so streng, dass die Übersetzungen der japanischen Begriffe grundlegend falsch sind? Normalerweise muss man bei Übersetzungen aus Fremdsprechen ja immer beachten, dass eine wörtliche Übersetzung fast nie möglich ist, sondern immer nur Interpretationen. Insofern finde ich nicht jede Übersetzung so falsch, dass man "in keiner Weise davon" profitiert.
Ja und zwar vor diesem Hintergrund:
tutor! hat geschrieben:Ganz häufig führen diese Übersetzungen dazu, dass man versucht eine Bewegung zu machen, die zum (übersetzten) Namen passt, aber leider technisch nicht ganz dem entspricht, was es sein soll. Ein Beispiel ist "Hüftschwung" als Übersetzung von Uki-goshi. Heraus kommt dann dieses merkwürdige Schleudern, das mit Uki-goshi nicht viel zu tun hat.
Das kann einem natürlich auch passieren, wenn man sich mit den tatsächlichen Übersetzungen beschäftigt,
aber man bekommt eher ein Gefühl für die Bandbreite der Wortbedeutungen.
Und nicht vergessen: Die Judo-Bezeichnungen wurden ja genau deshalb erfunden, damit der jap. Übling sich ansatzweise
was vorstellen kann...
CasimirC hat geschrieben:Wortbestandteil "otoshi": gibt an, dass Uke bei dieser Technik nicht ausgehoben, sondern gekippt/ gestürzt wird
Dem möchte ich entschieden widersprechen, in mehrfacher Hinsicht.
- Man persifliert ja immer bzgl. Judo, daß ein körperlich Schwächerer einen körperlich Stärkeren besiegen können sollte.
Ursprünglich gab es im Judo ja nicht mal Gewichtsklassen. Glaubst Du wirklich, daß Judowürfe funktionieren,
wenn man jemanden "ausheben" soll, wenn dieser sagen wir 20, 30Kg schwerer ist?
Das von Dir erwähnte "Kippen" ist die Lösung in der Regel, da damit physikalisch nur ein Teil der gegnerischen Körpermasse
"gehoben" werden muß.
- Was soll "stürzen" besonderes sein? Irgendwie "stürzt" Uke ja bei jedem Wurf...
- Wörtlich (u.a.) kann man "otoshi" mit "fallen lassen; hinschmeißen" übersetzen. Dazu gefallen mir eigentlich zwei
Interpretations-Versuche, die sich auch komischerweise nichtmal ausschließen:
a) Tori läßt sich bzw. seinen Schwerpunkt fallen, b) Uke wird (dadurch) direkt nach unten "gerissen".
Es gibt hier im Forum bereits ausführliche Fäden zu diesem Thema...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von tutor! »

Ich verstehe Casimir eher so, dass er der Meinung ist, dass die Kenntnis der Übersetzung von Namensbestandteilen eine Merkhilfe sein kann, die hilft, Namen und Techniken zuzuordnen. So lange man nicht anfängt, aus einer Merkhilfe eine Funktionsherleitung zu betreiben, hat er sicherlich recht, weswegen ich früher durchaus Übersetzungen verwendet habe.

Heute bin ich aber um viele Jahre erfahrener und weiß, dass unter dem Strich so viele Missverständnisse entstanden sind, dass ich die Gefahr höher einschätze als den Nutzen - es sei denn, man beschäftigt sich nicht nur mit platten übersetzten Floskeln, sondern wirklich mit den Bedeutungen. Dann macht man durchaus - siehe "gake" oder "seoi" sehr interessante Beobachtungen. Mein Liebling ist aber "juji". :D
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Fritz
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Re: Vokabeltrainer

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Mein Liebling ist aber "juji".
"Juji" = "das Zehn-Zeichen, also Zeichen der Zehn"?
Was im Japanischen so aussieht wie ein großes "+", also ein Kreuz?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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