Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

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HBt.

Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von HBt. »

ISBN 978-3-89899-734-8
Das neue Lehrbuch des DJB, die Veröffentlichung einer überarbeiteten Examensarbeit der Autorin Svenja Dickhaut.


Auf zirka 53 Seiten geht die Autorin informativ auf die unterschiedlichen Methodikkonzepte (und Systeme) der jüngeren Vergangenheit ein.
Im Praxisteil (die abschließenden 51 Seiten) wird dargestellt, wie man mit Hilfe des Strukturschemas* die Harai-Techniken unterrichten kann.

Für alle Judoka, die sich zZt. in einer Ausbildungsphase befinden oder ein Thema für ihre nächste Danprüfung suchen ... empfehlenswert.

Seite 13 hat geschrieben: 1 Einleitung

JUDO ist eine ursprünglich aus Japan kommende Kampfsportart, die seit 1964 zu den olympischen Sportarten zählt (DJB, 2009).

Der deutsche JUDO-Sport kann aufgrund seines hohen jungen Mitgliederanteils als junge Sportart bezeichnet werden. Laut Mitgliederstatistik
des DEUTSCHEN JUDO-BUNDES aus dem Jahre 2009 waren über drei Viertel aller Mitglieder minderjährig. Der Zulauf der 7-14 Jahre alten Kinder ist mit fast 60% auffällig hoch.

Charakteristisch für die Sportart JUDO ist nicht nur der hohe Kinderanteil, sondern auch die Komplexität der zu erlernenden Techniken, was der Anfängermethodik im Trainingsbetrieb eine besondere Bedeutung zukommen lässt. Die Schwierigkeit besteht darin, Techniken kindgerecht, aber effektiv zu vermitteln, sodass die Teilnehmer sowohl Spaß als auch Erfolg erfahren.

(..)
Band I gefällt mir ein bisschen besser als Band II ;-).


*nach Klaus Kessler
CasimirC
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von CasimirC »

Vielen Dank für die Kurzrezension!

Kannst Du vielleicht ein weniger genauer auf den Inhalt eingehen? Ich überlege nämlich, das Buch für mich und unsere anderen Übungsleiter anzuschaffen.

Handelt es sich mehr um ein sporthistorisches Werk, oder eher um ein methodik- und didaktikorientiertes Handbuch? Würdest Du es für Übungsleiter empfehlen, die auf der Suche nach Methodenvielfalt sind?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
HBt.

Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von HBt. »

Würdest Du es für Übungsleiter empfehlen, die auf der Suche nach (..) sind?
Eindeutig ein JA.
CasimirC
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von CasimirC »

Hm okay, Danke! Auch wenn ich ein wenig verwirrt bin, warum du das Wort "Methodenvielfalt" aus dem Zitat herausgekürzt hast :dontknow
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Fritz
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von Fritz »

Ich weiß nicht, ob HBt. jetzt wirklich eine Empfehlung ausgesprochen hat...

Bin auch nur am Anfang des Buches, zumindest der Überblick über die Lehrsysteme ist erst einmal interessant...

Natürlich kommt die Gokyo entsprechend recht schlecht weg, die Autorin übernimmt da ziemlich unreflektiert
den "Klockeschen Standpunkt", welcher hier im Forum schon sehr ausführlich und kontrovers
diskutiert/kritisiert wurde...

Mal sehen, was die weitere Lektüre so bringt...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von CasimirC »

Fritz hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob HBt. jetzt wirklich eine Empfehlung ausgesprochen hat...
gerade DAS weiß ich eben auch nicht :D
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
HBt.

Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von HBt. »

CasimirC hat geschrieben:Hm okay, Danke! Auch wenn ich ein wenig verwirrt bin, warum du das Wort "Methodenvielfalt" aus dem Zitat herausgekürzt hast :dontknow
Weil mich der Begriff METHODENVIELFALT gedanklich etwas weiterführte und in andere didaktische Bereiche hineinfließen lies.
Aber ein klares Ja, ersichtlich auch aus meinem Eröffnungsbeitrag. Im Vergleich zu dem Randoriheft'chen, welches ich gelungener finde (Layout, Farben und Inhalt), schneidet Band II deutlich schlechter ab.

Ich möchte aber (hinsichtlich Fritz berechtigtem Einwurf) keine Grundsatzdiskussion bezüglich 'Inhalt und Form' einer Diplom- o. Examensarbeit lostreten.

__________
Der Überblick zu den unterschiedlichsten Systemen & Methoden (Ganzheitsmethode, Ohgo, Geesink, Gleeson ...) ist kurz gehalten, aber völlig ausreichend.
Im Praxisteil (die abschließenden 51 Seiten) wird dargestellt, wie man mit Hilfe des Strukturschemas* die Harai-Techniken unterrichten kann.
Hier findet nicht jeder etwas Neues, warum auch (?). Ziel erreicht.

Kritischer Umgang ist die Voraussetzung jeder Empfehlung.
CasimirC
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von CasimirC »

okay, jetzt verstehe ich, Danke! Ich denke, dass ich mir Band I und II zulegen werde :)
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Fritz
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von Fritz »

So, ich hab ein bissel weiter gelesen...

Nach der Vorstellung der verschiedenen Lehrsysteme wird das "Struktur-Schema" von Klaus Kessler näher beleuchtet.
Dahinter verbirgt sich eine Zergliederung des Technik-Erlern-Prozesses in
"Grundform erlernen", "Grundform festigen", "Anwendungsaufgaben" u. "Randoriaufgaben".
Ähnlichkeiten mit der aktuellen DJB-Kyu-PO sind wohl kein Zufall.
Diese vier Abschnitte werden dann jeweils nochmals unterteilt...
Das Erlernen der Grundform z.B. wird aufgeteilt in
"Voraussetzung für Uke schaffen",
"Voraussetzungen für Tori schaffen",
"Erleichternde Lernbedingungen für Tori schaffen"; auf Seite 61 gibt es eine Überblicks-Darstellung dazu.
Danach exerziert die Autorin für De-Ashi-Barai, Okuri-Ashi-Barai, O-Uchi-Barai, Ko-Uchi-Barai, Harai-Tsuri-Komi-Ashi dieses Struktur-Schema
anhand von Übungs-Beispielen durch. Da sich auf Grund von Ähnlichkeiten der Wurfausführungen oft Wiederholungen ergeben, liest es sich
stellenweise etwas ermüdend, und einige Punkte sind auch arg knapp gefaßt...

Ein paar Sachen gefallen mir allerdings wenig bis gar nicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
  • Die Vorübungen für den Uke beim De-Ashi-Barai: Ziel ist offensichtlich, den Uke an das Fallen beim De-Ash-Barai
    zu gewöhnen. Dummerweise fällt man beim De-Ashi-Barai anders als man vom normalen Fallen seitwärts gewohnt ist, wenn man
    voraussetzt, daß der Werfer schön den Ärmel festhält: Man landet dann gewöhnlich auf der dem gefegten Bein gegenüberliegenden Seite und schlägt
    dort auch ab - im Buch zeigt sie in den entsprechenden Übung letztlich nur Fallschule seitwärts mit Abschlagen auf der Seite des Beines, welches
    später dann gefegt wird... merkwürdig...
  • Die Übungen "Fußbeifall" und "Fußsohlenkampf" halte ich zum Erlernen des De-Ashi-Barai für verfehlt,
    da sie im Grunde ein Fehlerbild schulen/einschleifen, nämliche das "Fegen" von der falschen Seite des Beines, mit etwas Abwandlung wären diese Übungen
    evt. für Ko-Uchi-Gari geeignet...
  • Gelegentlich kommt durch, daß sie De-Ashi-Barai am rückwärts gehenden Gegner ausführen will. Das widerspricht erstmal "diametral"
    der Bedeutung des Wortbestandteiles "de" (= 出 - siehe http://www.wadoku.de/index.jsp?search=s ... =%E5%87%BA)
    Auf das grundlegende Problem beim Erlernen des De-Ashi-Barai, daß beim normalen Laufen sich das Wurfbein Toris immer recht weit entfernt von Ukes
    zu fegendem Bein befindet - also die Notwendigkeit der Erzeugung eines geeigneten asynchronen Schrittmusters - geht die Autorin nicht ein.
  • Unser (oder gar das englischsprachige) Judoforum hat sie auch nicht gelesen ;-) sonst hätte sie vielleicht noch die in diesem Faden: viewtopic.php?f=6&t=3151
    beschriebene Übungsform berücksichtigen können... ;-)
  • Sehr gut finde ich allerdings den Vorschlag, die Üblingen jeweils ein Hosenbein hochkrempeln zu lassen, so daß klar ist, welche Beine zu benutzen sind :-)
  • Beim Okuri-Ashi-Barai vermisse ich ganz klar einen Hinweis auf die Ausführung aus der Nage-No-Kata, immerhin haben wir da eine wunderbare
    Handreichung, um Okuri-Ashi-Barai zu lernen, evt. wäre es methodisch sogar sinnvoll, damit anzufangen und De-A-B und Harai-Tsuri-Komi-Ashi als
    "Abwandlungen" auf Grund von geändertem Uke-Verhalten danach zu betrachten.
  • O/Ko-Uchi-Barai - hier fehlt mir klar der Hinweis, daß O/Ko-U-B nur wohl durch Geesink geprägte Bezeichnungen für spezielle Ausführungen von O/Ko-Uchi-Gari sind,
    was mittlerweile eigentlich allgemein bekannt sein müßte - so mutet der Satz auf S.92 doch recht merkwürdig an:
    "O-UCHI-BARAI unterscheidet sich in vielen Merkmalen von den bisher gelernten BARAI-Techniken,
    kann aber mit der in der KYU-Prüfungsordnung zuvor gelernten Technik O-UCHI-GARI in Verbindung gebracht werden."
    - welch Wunder ;-),
    weiterhin wird auf S.104 ein Bild von Professor Hatsu Hamada von der Sommerschule 2008
    mit KO-UCHI-BARAI unterschrieben, das ist dahingehend amüsant, da gerade Hamada-Sensei wohl selbst auf ebendieser Veranstaltung
    erklärt hat, daß es in Japan so etwas wie O/Ko-Uchi-Barai nicht gäbe, sondern halt alles O/Ko-Uchi-Gari ist (wenn mir meine Erinnerung jetzt nicht einen
    Streich spielt).
  • Seite 101. "Hakelkampf": Es wird für O-Uchi-Gari bzw. Ko-Soto-Gake eingehakt und jeder versucht, den anderen zu werfen.
    Ich halte diese Übung an dieser Stelle (Grundform festigen) für völlig verfehlt, weil sie hier schlichtweg einfach "Nicht-Judo" schult, sprich
    der Stärkere gewinnt. Wäre es hier (Grundform festigen!) nicht eher angebracht, Methoden zu üben, die gerade verhindern, daß ein Ko-Soto-Gake-Konter
    Erfolgsaussichten hat? M.M.n könnte dieses "Spiel" eher als Randori-Aufgabe, um derartige Methoden zu testen, einen Sinn haben...
  • Ebenfalls noch "O-Uchi-Barai": In Abb. 39 auf S.94, auf Abb. 44 auf S. 97, zeigt die Autorin meiner Meinung nach ein klares
    Fehlerbild (insbesonders vor dem Hintergrund, daß es sich um die "gefegte" Version des O-Uchi-Gari handelt) ohne dies als solches zu benennen -
    und zwar steht hier Tori mit dem Wurfbein vorn - m.M.n ein sicheres Zeichen,
    daß der Übling die Fege/Sichelbewegung des Beines einfach nicht konsequent ausgeführt hat - so erlebe ich es oft bei den eigenen Üblingen. Abb. 48 auf S.98
    zeigt dann allerdings die korrekte Endposition.
    Wie gesagt, es ging hier noch um Grundformen u. Vorübungen, daß im freien Üben oder Randori Tori nach dem Wurf gelegentlich mal mit dem Wurfbein
    wieder nach vorn kommt, um sich zu stabilisieren, ist eine ganz andere Geschichte,
    evt. hätte etwas mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Photos das Problem bereits bereinigt... ;-)
  • Nahezu alle Vorbereitungs-Übungen für den Uke lassen sich eigentlich kurz zusammenfassen:
    Die Fallübung seitwärts muß sicher beherrscht werden.
    Dies sollte m.E. bereits erledigt sein, wenn jemand als Uke "benutzt" wird.
    Sicherlich ist es angeraten, vor dem Erlernen eines (beliebigen) Wurfes durchaus die passenden Fallübung noch einmal zu wiederholen ...;
    hier hätte die Autorin sicherlich sich etwas knapper fassen können, so Gunsten anderer Stellen
Zum Abschluß vielleicht noch dies:
Um das Kesslersche Struktur-Schema vorzustellen, hätte es durchaus genügt, ein Beispiel "durchzuexerzieren".
Die Abhandlung mehrerer Fegetechniken hat m.E. nur einen Sinn, wenn das Ganze deutlich tiefgründiger (mal abgesehen von den obigen Kritikpunkten)
erfolgt wäre, dies hätte natürlich den Umfang der Arbeit deutlich angehoben. Evt. wäre auch der Darstellung besser bekommen, wenn
die Verzahnung bzw. Verwandschaft der Fege-Techniken mit in das Struktur-Schema hineingezogen worden wäre, also wenn nicht Wurf für Wurf schematisiert worden wäre,
sondern halt Fußfeger allgemein und dann eben im "Grundform lernen" die Grundformen aller dieser Würfe
mit Hinweisen auf Gemeinsamkeiten / Unterschiede u. die daraus resultierenden Abwandlungen der entsprechenden "Vorbereitungs-Übungen" beschrieben
worden wären... Gerade für De-Ashi-Barai, Okuri-Ashi-Barai, Harai-Tsuri-Komi-Ashi u. Ko-Uchi-Barai wäre es sicherlich möglich, ausgehend
von der Kata des Okuri-Ashi-Barai, leicht zu den anderen Techniken zu kommen (durch Variation des Uke-Verhaltens bzw. über die
Bewegungsverwandtschaft der Techniken) und etwas in Richtung "methodische Reihe" mit ins Schema fließen lassen zu können...

Jedenfalls bin ich schon mal auf das nächste Heft der Reihe gespannt, an sich finde ich die Idee solcher Veröffentlichungen
recht nett ... :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kastow
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von kastow »

Fritz hat geschrieben:[*] Die Übungen "Fußbeifall" und "Fußsohlenkampf" halte ich zum Erlernen des De-Ashi-Barai für verfehlt, da sie im Grunde ein Fehlerbild schulen/einschleifen, nämliche das "Fegen" von der falschen Seite des Beines, mit etwas Abwandlung wären diese Übungen evt. für Ko-Uchi-Gari geeignet...
Auf der Vorderseite steht, wozu diese und fünf weitere Übungen dienen sollen: zu erlernen, die Fußsohle aufzudrehen. Darum wird auf der Vorderseite das Problem (Fußsohle aufdrehen) benannt und dann von a) bis g) werden Übungen zur Problemlösung gelistet. Da es sich um Teillernübungen handelt, musst du deinen Teilnehmenden natürlich ihren Sinn begreiflich machen. Das ist aber ein grundsätzliches Problem von Teillernübungen und nicht dieser Übungen im speziellen.
Fritz hat geschrieben:[*] Gelegentlich kommt durch, daß sie De-Ashi-Barai am rückwärts gehenden Gegner ausführen will. Das widerspricht erstmal "diametral" der Bedeutung des Wortbestandteiles "de" (= 出 - siehe http://www.wadoku.de/index.jsp?search=s ... =%E5%87%BA)
Daigo definiert De-ashi-harai wie folgt:
Toshirô Daigo in Wurftechniken des Kôdôkan-Jûdô - Band 2: Ashi-waza, S. 43 hat geschrieben:Tori wirft Uke, indem er in dem Moment, in dem Uke mit dem rechten (bzw. linken) Fuß nach vorne geht und sein Gewicht darauf bringt, oder indem er in dem Moment, in dem Uke den rechten (bzw. linken) Fuß nach hinten nehmen will und sein Gewicht verlagert, mit dem linken (bzw. rechten) Fuß von hinten oder von der Seite her fegt.
Und auf Seite 59 desselben Buches hebt Daigo hervor, dass die Position der Füße entscheidend ist, um die Unterschiede zwischen De-ashi-harai, Okuri-ashi-harai und Harai-tsurikomi-ashi zu definieren. Warum Svenja Dickhaut diese Bewegung gewählt hat, erläutert sie auf S. 76:
TORI muss UKES gerade abhebendes Bein fegen, sodass er ein verhältnismäßig großes Zeitfenster für die Fegebewegung zur Verfügung hat, im Gegenteil zur Fegebewegung, kurz bevor UKE das Bein aufsetzt.
Fritz hat geschrieben:Auf das grundlegende Problem beim Erlernen des De-Ashi-Barai, daß beim normalen Laufen sich das Wurfbein Toris immer recht weit entfernt von Ukes zu fegendem Bein befindet - also die Notwendigkeit der Erzeugung eines geeigneten asynchronen Schrittmusters - geht die Autorin nicht ein.
Doch, darauf geht sie ein. Auf S. 76 findest du Hinweise, wie erleichternde Lernbedingungen geschaffen werden können. Unter Punkt b) geht Svenja Dickhaut auf die Ausgangsstellung und die Bewegungsrichtungen ein: "Uke zieht schräg nach hinten." Einfach mal ausprobieren: Uke zieht von sich aus betrachtet nach schräg links hinten, Tori wirft aus dem Vorwärtsgehen De-ashi-harai rechts. Aufgrund dieser Bewegungsrichtung benötigst du nicht einmal mehr einen Wechselschritt. Nach dem Probieren erübrigt sich jede diesbezügliche Diskussion.
Fritz hat geschrieben:[*] Seite 101. "Hakelkampf": Es wird für O-Uchi-Gari bzw. Ko-Soto-Gake eingehakt und jeder versucht, den anderen zu werfen. Ich halte diese Übung an dieser Stelle (Grundform festigen) für völlig verfehlt, weil sie hier schlichtweg einfach "Nicht-Judo" schult, sprich der Stärkere gewinnt. Wäre es hier (Grundform festigen!) nicht eher angebracht, Methoden zu üben, die gerade verhindern, daß ein Ko-Soto-Gake-Konter Erfolgsaussichten hat? M.M.n könnte dieses "Spiel" eher als Randori-Aufgabe, um derartige Methoden zu testen, einen Sinn haben...
Wenn du wie auf S. 102 beschrieben mit einer Viertelkreisdrehung arbeitest, gewinnt eigentlich nicht der Kräftigere, sondern aufgrund des Tai-sabaki derjenige, der Ô-uchi-gari/-barai wirft. Die Viertelkreisdrehung folgt doch dem Impuls des Ko-soto-gake/-gari-Angriffs und arbeitet nicht dagegen.
Fritz hat geschrieben:Die Abhandlung mehrerer Fegetechniken hat m.E. nur einen Sinn, wenn das Ganze deutlich tiefgründiger (mal abgesehen von den obigen Kritikpunkten) erfolgt wäre, dies hätte natürlich den Umfang der Arbeit deutlich angehoben. Evt. wäre auch der Darstellung besser bekommen, wenn die Verzahnung bzw. Verwandschaft der Fege-Techniken mit in das Struktur-Schema hineingezogen worden wäre, also wenn nicht Wurf für Wurf schematisiert worden wäre, sondern halt Fußfeger allgemein und dann eben im "Grundform lernen" die Grundformen aller dieser Würfe mit Hinweisen auf Gemeinsamkeiten / Unterschiede u. die daraus resultierenden Abwandlungen der entsprechenden "Vorbereitungs-Übungen" beschrieben worden wären...
Das ist sicherlich Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge es, wenn wenig Fundstellen vorhanden sind und ich deshalb nicht in mehreren Abschnitten suchen muss, wenn ich Infos zu einer Technik suche. Darum gefällt mir die Struktur des Buches so besser, als wenn dein Vorschlag umgesetzt worden wäre.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Makikomi Kid
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von Makikomi Kid »

Wenn du wie auf S. 102 beschrieben mit einer Viertelkreisdrehung arbeitest, gewinnt eigentlich nicht der Kräftigere sondern aufgrund des Tai-sabaki derjenige, der Ô-uchi-gari/-barai wirft. Die Viertelkreisdrehung folgt doch dem Impuls des Ko-soto-gake/-gari-Angriffs und arbeitet nicht dagegen.
Das musst du mir genauer erklären. Wenn ich das richtig verstanden habe, haken doch beide zum gleichen Wurf ein - wie kann da die Wurfbewegung des anderen genutzt werden?
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
HBt.

Signallernen (Ouchi-barai)

Beitrag von HBt. »

Makikomi Kid hat geschrieben:
kastow hat geschrieben:Wenn du wie auf S. 102 beschrieben mit einer Viertelkreisdrehung arbeitest, gewinnt eigentlich nicht der Kräftigere sondern aufgrund des Tai-sabaki derjenige, der Ô-uchi-gari/-barai wirft. Die Viertelkreisdrehung folgt doch dem Impuls des Ko-soto-gake/-gari-Angriffs und arbeitet nicht dagegen.
Das musst du mir genauer erklären. Wenn ich das richtig verstanden habe, haken doch beide zum gleichen Wurf ein - wie kann da die Wurfbewegung des anderen genutzt werden?
Nein, es haken (oder hakeln) nicht beide Üblinge mit dem selben Versuch (Technik?) ein - auch nicht gleichzeitig!
Es geht bei diesem Beispiel, mit dem Namen 'Hakelkampf', um den Aspekt Grundform festigen. Zwei Bilder und vier Sätze verdeutlichen worum es geht und was beachtet werden muss.

Du hast also tatsächlich das von Fritz angeführte Negativbeispiel nicht richtig verstanden, oder Fritz ;-). 'Hakelkampf' impliziert selbstverständlich ein nichtwünschenswertes Szenario, dieses zu verhindern, zu unterbinden, ist die Aufgabe des ÜL/TR. Beachtet man allerdings die Viertelkreis-/Beckenbewegung etc. pp. (siehe auch Grundform) und die gewählte Kumi-kata, dann kann nichts mehr schiefgehen ...
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Fritz
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von Fritz »

Makikomi Kid hat geschrieben:
Wenn du wie auf S. 102 beschrieben mit einer Viertelkreisdrehung arbeitest, gewinnt eigentlich nicht der Kräftigere sondern aufgrund des Tai-sabaki derjenige, der Ô-uchi-gari/-barai wirft. Die Viertelkreisdrehung folgt doch dem Impuls des Ko-soto-gake/-gari-Angriffs und arbeitet nicht dagegen.
Das musst du mir genauer erklären. Wenn ich das richtig verstanden habe, haken doch beide zum gleichen Wurf ein - wie kann da die Wurfbewegung des anderen genutzt werden?
Nein "Uke" hakt zum Ko-Soto-Gake ein und "Tori" zum O-Uchi-Gari... Und kastow interpretiert die Übung so, daß Tori letztlich schon
Ukes Bein, wenn es zwecks Hakeln nach vorn kommt, mittels O-Uchi-Barai "wegnimmt". Das wäre soweit ja noch ok...
Dem entgegen steht, daß die Übung Hakelkampf heißt, daß ein enger Griff gewählt wird, der es Uke durchaus erlaubt, Tori auf sein "Fegebein" zu stellen
und vor allem: es steht geschrieben, daß Tori sich verteidigt, "indem er sein gehakeltes Bein zurückführt" - für mich liest es sich alles in allem so, daß
fertig eingehakt wurde und dann versucht jeder seine Technik "durchzudrücken"... ;-)
kastow hat geschrieben:Auf der Vorderseite steht, wozu diese und fünf weitere Übungen dienen sollen: zu erlernen, die Fußsohle aufzudrehen. Darum wird auf der Vorderseite das Problem (Fußsohle aufdrehen) benannt und dann von a) bis g) werden Übungen zur Problemlösung gelistet. Da es sich um Teillernübungen handelt, musst du deinen Teilnehmenden natürlich ihren Sinn begreiflich machen. Das ist aber ein grundsätzliches Problem von Teillernübungen und nicht dieser Übungen im speziellen.
Das spielt doch keine Rolle, klar wird fein geübt, was sie mit dem Fuß machen sollen, aber unbewußt wird genauso
eingeschliffen, das falsche Bein anzugreifen...
Fritz hat geschrieben:Auf das grundlegende Problem beim Erlernen des De-Ashi-Barai, daß beim normalen Laufen sich das Wurfbein Toris immer recht weit entfernt von Ukes zu fegendem Bein befindet - also die Notwendigkeit der Erzeugung eines geeigneten asynchronen Schrittmusters - geht die Autorin nicht ein.
Doch, darauf geht sie ein. Auf S. 76 findest du Hinweise, wie erleichternde Lernbedingungen geschaffen werden können. Unter Punkt b) geht Svenja Dickhaut auf die Ausgangsstellung und die Bewegungsrichtungen ein: "Uke zieht schräg nach hinten." Einfach mal ausprobieren: Uke zieht von sich aus betrachtet nach schräg links hinten, Tori wirft aus dem Vorwärtsgehen De-ashi-harai rechts. Aufgrund dieser Bewegungsrichtung benötigst du nicht einmal mehr einen Wechselschritt. Nach dem Probieren erübrigt sich jede diesbezügliche Diskussion.
Evt. mag dieses spezielle Verhalten des Ukes
es dem Tori erleichtern, sein Fegebein noch rechtzeitig heranzubekommen, es ändert aber nichts am grundsätzlichen Problem...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Der Hakelkampf, der kein Kampf ist!

Beitrag von HBt. »

Fritz,
kastow interpretiert nicht, sondern beschreibt vielmehr 'was passieren wird' und dieses geht auch unmissverständlich aus dem Originaltext hervor.
Seite 102 hat geschrieben: Sobald Partner A (..) angreift und versucht, mit seinem Bein außen zu hakeln (..)
HBt.

Ein Kampf

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben: Dem entgegen steht, daß die Übung Hakelkampf heißt, daß ein enger Griff gewählt wird, der es Uke durchaus erlaubt, Tori auf sein "Fegebein" zu stellen (..)
Wenn ich als Partner
gewinnen will, wird es mir auch gelingen einen korrekten Kosotogake zu applizieren. Ich stelle Partner B zu 100% auf ein Bein, durch verdrehen (und ausroden) - und nun? Kann Partner B nicht mehr üben, ich rode ihn jedesmal aus, er fällt am Platz - Ziel nicht erreicht.

Hakelkampf ist als Übungsname einfach unglücklich gewählt.
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Fritz
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Re: Band II - Judomethodik im Wandel der Zeit

Beitrag von Fritz »

Um noch mal auf den Daigo zurückzukommen in Bezug auf eine Rückwärts-Bewegung des Uke
beim De-Ashi-Barai:
kastow hat geschrieben:Warum Svenja Dickhaut diese Bewegung gewählt hat, erläutert sie auf S. 76:
TORI muss UKES gerade abhebendes Bein fegen, sodass er ein verhältnismäßig großes Zeitfenster für die Fegebewegung zur Verfügung hat, im Gegenteil zur Fegebewegung, kurz bevor UKE das Bein aufsetzt.
Daigo schreibt allerdings nicht von einem Zeitfenster, sondern
von genau dem Moment, wo Uke gerade beginnt, Gewicht vom vorderen Fuß herunter zu nehmen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Zählen wir schon Erbsen?

Beitrag von HBt. »

Wenn sich Uke tatsächlich geradlinig rückwärts bewegt, ist de-ashi-harai in meinen Augen die falsche Wahl. Für diesen Fall gibt es den Haraitsurikomiashi. Wahrscheinlich ebenso wie 'Fritz', baue ich auf dem Okuriashiharai auf.
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