Hallöchen zusammen,
auf arte lief gestern der Kurzfilm "Der Kampf".
Es geht in dem Film um einen weißrussischen Judoka.
Der Sender wiederholt ja im allgemeinen seine Beiträge zu unterschiedlichen Zeiten.
Wer sich mal "interessante" Trainingsräumlichkeiten anschauen möchte .....
arte "Der Kampf"
Re: arte "Der Kampf"
Schonungslos offen und betont ruhige Kurzdokumentation / Darstellung - beeindruckend.
Danke für den Link.
Danke für den Link.
- Fettzi
- 1. Dan Träger
- Beiträge: 455
- Registriert: 05.10.2005, 15:34
- Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Re: arte "Der Kampf"
gesehen, für gut befunden, bei Facebook gepostet...
Re: arte "Der Kampf"
Ein wirklich guter und wie ich meine auch wichtiger Beitrag!
Er offenbart den großen Unterschied zwischen dem Wettkampfjudo in vielen Osteuropäischen bzw. Kleinasiatischen Ländern und dem Judo in den meisten westlichen Industrieländern. Judo ist - im im Beispiel des Protagonisten gesehen - eine Chance zum sozialen Aufstieg. Was den brasilianischen Kindern der Fußball ist, ist vielen Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern das Judo.
Es gibt eine ganze Reihe von Nationen, die in so gut wie keiner olympischen (Sommer-)Sportart eine Rolle spielen - außer eben im Judo. Spontan fallen mir dazu die Mongolei, Kasachstan, Georgien, Armenien, Aserbaidshan, Moldawien (obwohl derzeit auch ohne Top-Judoka) und eben Weißrussland ein. In diesen Ländern gibt es auch kaum internationale Spitzenmannschaften in anderen Sportarten, so dass dort erfolgreiche Judoka Und deren Trainer (!) zu Volkshelden werden können, für die der Sport einen Schritt in ein finanziell gesichertes Leben darstellen kann. Auch ist die staatliche Förderung derer, die es an die Spitze geschafft haben, entsprechend umfangreich, dass sie die Kosten des internationalen Wettkampfbetriebs sogar noch leichter finanzieren können, als die westlichen Verbände.
Ist Westeuropa ist es dagegen - außer vielleicht in Frankreich - genau anders herum. Hochleistungs-Judo ist nicht der Schritt zu besserer sozialer Absicherung, sondern eher ein Verzicht auf den Einstieg in ein Berufsleben. Aus diesem Grunde sind die Verbände besonders bemüht, Sportlerstellen bei der öffentlichen Hand zu schaffen (Polizei, Bundeswehr, Bundespolizei, Justiz), die während der aktiven Zeit Freistellungen zum Training ermöglichen und danach eine dauerhafte Tätigkeit. Dies ist aber nur für einen sehr begrenzten Kreis von Athletinnen und Athleten möglich und darauf zu spekulieren eigentlich Wahnsinn.
Er offenbart den großen Unterschied zwischen dem Wettkampfjudo in vielen Osteuropäischen bzw. Kleinasiatischen Ländern und dem Judo in den meisten westlichen Industrieländern. Judo ist - im im Beispiel des Protagonisten gesehen - eine Chance zum sozialen Aufstieg. Was den brasilianischen Kindern der Fußball ist, ist vielen Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern das Judo.
Es gibt eine ganze Reihe von Nationen, die in so gut wie keiner olympischen (Sommer-)Sportart eine Rolle spielen - außer eben im Judo. Spontan fallen mir dazu die Mongolei, Kasachstan, Georgien, Armenien, Aserbaidshan, Moldawien (obwohl derzeit auch ohne Top-Judoka) und eben Weißrussland ein. In diesen Ländern gibt es auch kaum internationale Spitzenmannschaften in anderen Sportarten, so dass dort erfolgreiche Judoka Und deren Trainer (!) zu Volkshelden werden können, für die der Sport einen Schritt in ein finanziell gesichertes Leben darstellen kann. Auch ist die staatliche Förderung derer, die es an die Spitze geschafft haben, entsprechend umfangreich, dass sie die Kosten des internationalen Wettkampfbetriebs sogar noch leichter finanzieren können, als die westlichen Verbände.
Ist Westeuropa ist es dagegen - außer vielleicht in Frankreich - genau anders herum. Hochleistungs-Judo ist nicht der Schritt zu besserer sozialer Absicherung, sondern eher ein Verzicht auf den Einstieg in ein Berufsleben. Aus diesem Grunde sind die Verbände besonders bemüht, Sportlerstellen bei der öffentlichen Hand zu schaffen (Polizei, Bundeswehr, Bundespolizei, Justiz), die während der aktiven Zeit Freistellungen zum Training ermöglichen und danach eine dauerhafte Tätigkeit. Dies ist aber nur für einen sehr begrenzten Kreis von Athletinnen und Athleten möglich und darauf zu spekulieren eigentlich Wahnsinn.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Re: arte "Der Kampf"
Das ist schon nachvollziehbar und mittlerweile (nicht nur im Judo, sondern in fast jeder Sportart mit Leistungsambitionen) längere Zeit Gang und Gäbe. Zudem gibt es vereinzelt größere Sponsoren, die Leistungssportlern zusätzlich zur sportlichen Perspektive eine berufliche bieten (zwei ehemalige Judokas meines Vereins kamen z.B. in den 70ern bei Wolfsburg unter und sind dort bis heute geblieben).
Deine Aussage bzgl. des "Verzichts" als Leistungs-Judoka vielleicht noch ein wenig dadurch unterstützen, dass eben solche rar gesäten bei Sponsoren oder im öffentlichen Dienst gar nicht die berufliche Perspektive vieler ambitionierter Judokas widerspiegeln. Mit anderen Worten: Nicht jeder Judoka möchte zur Polizei/ Bundeswehr/... oder möchte sich in ein "Abhängigkeitsverhältnis" zu einem Großsponsor begeben. Gerade wenn dies die einzige Möglichkeit für den Judoka ist, seinen Sport auf international erfolgreichem Niveau zu betreiben, ziehen viele (gar nicht negativ gemeint!) den Schwanz ein und ergreifen lieber ihren Wunschjob und machen Judo nur "nebenher"...
Ich finde das auch irgendwie nachvollziehbar, weil die Mentalität (und, wie du dargestellt hast, auch der soziale Hintergrund!) in westlichen Ländern eine andere ist, als in östlichen Staaten. Wer in Deutschland nicht gerade in den ärmsten Verhältnissen aufgewachsen ist, braucht nicht den Sport, um ein finanziell abgesichertes Leben zu führen, in vielen Oststaaten jedoch schon, eben weil es dort im wirtschaftlichen Sektor deutlich schlechter aussieht als bei uns.
Zwei Beispiele:
Ein früherer Freund (hat zu Kinderzeiten auch mal gemeinsam mit mit Judo gemacht) hat es geschafft, im Jugendfußball auf sich aufmerksam zu machen. Nach Einladungen zu Sichtungsturnieren kamen Angebote aus Leverkusen und Bayern, die ihm neben eine fußballerischen Ausbildung eine schulische und berufliche Ausbildung versprachen. Er hat beide abgelehnt, weil er seine Freundin hätte zurücklassen müssen. Mittlerweile spielt er bei einem lokalen Verein Fußball, ist aber mit seinem Leben zufrieden.
Eine Freundin von mir, mein Alter, war mit 16, 17 Jahren in den Blick des DJB gerückt, weil sie (Zitat) "Judo macht wie ein Mann, und das in einer Leichtgewichtsklasse". Der DJB versprach ihr bei Vereinswechsel und einem größeren Engagement im DJB-Kader eine Ausbildung bei der Polizei. Sie hat abgelehnt, weil dieser Vereinswechsel sie zu weit weg von ihrer Familie geführt hätte. Mittlerweile hat sie eine eigene Familie und ist mit ihrem Leben zufrieden.
Ich bin mir sicher, dass solche Entscheidungen in von dir genannten Staaten mitunter zu heftigem Kopfschütteln und Unverständnis führen würde (tut es ja sogar in Deutschland, aber mit anderem Hintergrund).
Das ist durchaus Entwicklung, die man bedauern kann, aber wo ich wirklich nicht sehe, wie man dem entgegentreten kann bzw. ob man dem entgegentreten sollte...
Deine Aussage bzgl. des "Verzichts" als Leistungs-Judoka vielleicht noch ein wenig dadurch unterstützen, dass eben solche rar gesäten bei Sponsoren oder im öffentlichen Dienst gar nicht die berufliche Perspektive vieler ambitionierter Judokas widerspiegeln. Mit anderen Worten: Nicht jeder Judoka möchte zur Polizei/ Bundeswehr/... oder möchte sich in ein "Abhängigkeitsverhältnis" zu einem Großsponsor begeben. Gerade wenn dies die einzige Möglichkeit für den Judoka ist, seinen Sport auf international erfolgreichem Niveau zu betreiben, ziehen viele (gar nicht negativ gemeint!) den Schwanz ein und ergreifen lieber ihren Wunschjob und machen Judo nur "nebenher"...
Ich finde das auch irgendwie nachvollziehbar, weil die Mentalität (und, wie du dargestellt hast, auch der soziale Hintergrund!) in westlichen Ländern eine andere ist, als in östlichen Staaten. Wer in Deutschland nicht gerade in den ärmsten Verhältnissen aufgewachsen ist, braucht nicht den Sport, um ein finanziell abgesichertes Leben zu führen, in vielen Oststaaten jedoch schon, eben weil es dort im wirtschaftlichen Sektor deutlich schlechter aussieht als bei uns.
Zwei Beispiele:
Ein früherer Freund (hat zu Kinderzeiten auch mal gemeinsam mit mit Judo gemacht) hat es geschafft, im Jugendfußball auf sich aufmerksam zu machen. Nach Einladungen zu Sichtungsturnieren kamen Angebote aus Leverkusen und Bayern, die ihm neben eine fußballerischen Ausbildung eine schulische und berufliche Ausbildung versprachen. Er hat beide abgelehnt, weil er seine Freundin hätte zurücklassen müssen. Mittlerweile spielt er bei einem lokalen Verein Fußball, ist aber mit seinem Leben zufrieden.
Eine Freundin von mir, mein Alter, war mit 16, 17 Jahren in den Blick des DJB gerückt, weil sie (Zitat) "Judo macht wie ein Mann, und das in einer Leichtgewichtsklasse". Der DJB versprach ihr bei Vereinswechsel und einem größeren Engagement im DJB-Kader eine Ausbildung bei der Polizei. Sie hat abgelehnt, weil dieser Vereinswechsel sie zu weit weg von ihrer Familie geführt hätte. Mittlerweile hat sie eine eigene Familie und ist mit ihrem Leben zufrieden.
Ich bin mir sicher, dass solche Entscheidungen in von dir genannten Staaten mitunter zu heftigem Kopfschütteln und Unverständnis führen würde (tut es ja sogar in Deutschland, aber mit anderem Hintergrund).
Das ist durchaus Entwicklung, die man bedauern kann, aber wo ich wirklich nicht sehe, wie man dem entgegentreten kann bzw. ob man dem entgegentreten sollte...
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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- Gelb Gurt Träger
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- Registriert: 19.02.2012, 16:02
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Re: arte "Der Kampf"
Danke für den Link! Wie ich finde, ist dies eine sehr interessante Dokumentation, wie es auch außerhalb Deutschland abläuft.
Gruß, Luca
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- Fettzi
- 1. Dan Träger
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- Registriert: 05.10.2005, 15:34
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Re: arte "Der Kampf"
Leider ist das Video nicht mehr verfügbar?!
Weiß jemand, wie man sonst noch an diesen Kurzfilm kommt?
Weiß jemand, wie man sonst noch an diesen Kurzfilm kommt?
Re: arte "Der Kampf"
Hallöchen zusammen,
der Film wird am 19.05.12 um 02:55 Uhr (also wohl eher der 20.05.12) auf arte wiederholt.
Viel Spaß beim Gucken ....
der Film wird am 19.05.12 um 02:55 Uhr (also wohl eher der 20.05.12) auf arte wiederholt.
Viel Spaß beim Gucken ....