@tutor!
Ich schrieb ja extra, dass ich deinem Post gar nicht widersprechen will, außerdem schrieb ich mehrfach, "meiner Meinung nach". Noch deutlicher kann ich es glaube ich, nicht als meine Meinung kennzeichnen, oder?
Und was Toleranz angeht:
"Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen."
- Johann Wolfgang von Goethe -
Ich selbst bin ein großer Fan von Sachen wie dem Do und der
charakterlichen Vervollkommnung, aber das ist letzten Endes nur ein Zusatz! Der Sinn der Kampfkünste ist und bleibt das Kämpfen, genauer gesagt der Sieg im Kampf. Ich weiß, dass Judo sehr viel mehr ist als das, aber dies bildet
MEINER MEINUNG NACH das Fundament einer jeden Kampfkunst. Und wenn dann ernsthafte Künste, deren Sinn im Kampf liegt, wie die
Kampfkünste, durch so etwas, wie "Fitnesstraining oder geistig-moralische Schulung" in Mitleidenschafft gezogen werden, wenn man sie für den eigentlichen Zweck unnütz macht, dann sollte man nicht auch noch so dreist sein und Toleranz verlangen! Welchen Sinn hat eine Kampfkunst, die nicht (mehr) zum Kämpfen taugt?
The purpose of my talk is to treat Judo as a culture, physical, mental, and moral -- but as it is based on the art of attack and defense, I shall first explain what physical Judo is.
In the feudal period of Japan, Judo, then more commonly known as Jujutsu, was practiced by our samurai, together with other martial exercises such as fencing, archery, the use of spears and so forth. Judo was an art of fighting, generally without weapons, although sometimes different kinds of weapons were used. The attacks were principally throwing, hitting, kicking, choking, holding the opponent down, and bending or twisting the opponent's arms or legs in such a way as to cause pain or fracture. We have multitudinous ways of defending ourselves against such attacks.
Quelle:
http://judoinfo.com/new/alphabetical-li ... igoro-kano
Natürlich schließt das eine, dass andere nicht zwangsweise aus (wie ich ja schon oben schrieb). Doch ist es meiner Meinung nach, nicht nötig, eine Kampfkunst zum Kämpfen (SV) unbrauchbar zu machen, um ehrlich zu sein, sehe ich darin keinen wirklichen Sinn! Welchen Sinn hat also eine Kampfkunst, die dazu nicht mehr taugt? Welchen Sinn hat es, eine Kampfkunst so zu trainieren oder zu verändern, dass sie nicht mehr dazu taugt?
Wenn man den Sinn der Kampfkünste (das Kämpfen lernen) vergisst oder eine Kampfkunst so sehr verändert, dass diese nicht mehr zum Kämpfen (SV) zu gebrauchen ist, dann ist es meiner Meinung nach keine "Weiterentwicklung" oder ein Anpassen an die jeweilige Person und/oder Umstände, sondern ein Verfälschen und unbrauchbar machen und damit Zerstören der Kampfkunst.
In martial sports, one purpose of competition is to take the place of the older shinken shobu (life-and-death fights) in developing technique, knowledge, and character. You never see yourself so clearly as when you face your own death. Competition can provide a safe, controlled glimpse at this kind of defeat. Fighting spirit can be developed only through fighting. Surely it is not the same as the battlefield, but it serves a similar purpose, and it is closer to a combat situation than any other form of training.
Of course this can go wrong. Winning and losing can become too important and start to pervert the training process. The ultimate goal should not be the winning of medals. Using sport competition as a metaphor for real fighting can be quite different from playing it as a game. Matches, along with free practice and sparring, are simply different methods for training the mind and body to deal with the adversity of fighting situations.
Quelle:
http://judoinfo.com/new/alphabetical-li ... -ohlenkamp
Die Kampfkünste sind nur Mittel zum Zweck, sie dienen dazu die Chance auf den Sieg innerhalb eines Kampfes zu erhöhen. Das Erbe einer Kampfkunst ist der Weg, der zu diesem Ziel führt. Dieser "Weg" besteht aus Techniken, Prinzipien und Trainingsmethoden, welche eine Kampfkunst ausmachen. Wenn nun der Weg mit dem Ziel verwechselt (siehe Shiai) oder das eigentliche Ziel durch das unnötige Verfälschen der Kampfkunst (z.B. wegen Scheingründen wie "Fitness oder Charakter-Schulung") aus den Augen verloren geht, dann wird der jeweiligen Kampfkunst
MEINER MEINUNG NACH, ihr eigentlicher Sinn genommen!
Um sich fit zu halten oder den Charakter zu schulen, braucht es keine Kampfkunst! Und um sich mit einer Kampfkunst fit zu halten oder seinen Charakter zu schulen, muss man diese nicht ihren eigentlichen Sinn nehmen und sie dadurch, meiner Meinung nach, sinnlos machen! Aber ich möchte nochmal ausdrücklich darauf hin weisen, dass dies nur meine sehr subjektive Meinung ist und ich in keiner Weise einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebe!
Und was das Kosen-Judo angeht, ich weiß natürlich, dass Kano (völlig zu recht) vor der Überbetonung des Ne-waza gewarnt hat. Wenn man sich jetzt allerdings ältere Filmaufnahmen von Hellio Gracie ansieht, dann sieht man, dass sein Jujitsu eben kein reiner Bodenkampf-Stil war! Er selbst warnte auch davor, sich zu sehr auf den Wettkampf zu konzentrieren:
"The Jiu-Jitsu that I created was designed to give the weak ones a chance to face the heavy and strong. It was so successful that they decided to create a sportive version of it. I would like to make it clear that of course I am in favor of the sportive practice and technical refinement of all athletes, whatever their specialty may be, as well as good nutrition, sexual control, avoidance of addictions and unhealthy habits. The problem lies in the creation of a sport-oriented Jiu-Jitsu, based on rules and time limits, which benefits the heavier, stronger, and more athletic individuals. The primary objective of Jiu-Jitsu is to empower the weak who, for not having the physical attributes, are often intimidated. My Jiu-Jitsu is an art of self-defense in which rules and time limits are unacceptable. These are the reasons for which I can’t support events that reflect an anti Jiu-Jitsu."
- Helio Gracie -
Auch Rickson Gracie weißt immer darauf hin, dass es eben nicht nur um Grappling geht, sondern darum ein ganzheitlicher Kampfkünstler zu werden:
"The translation of jujutsu is "soft art", so that makes no restrictions on the [techniques] I can use in a fight. Once you become knowledgeable enough to really understand all the principles of jujutsu, you will want to cover all the different aspects of fighting, like striking, throwing and fighting on the ground with controlling, submission holds and other stuff. The perfect fighter is the one who combines all the different skills."
- Rickson Gracie -
BJJ ist viel mehr als nur reines Grappling, mehr als nur der Sport, mehr als Wettkampf. BJJ ist auch die Überbrückung der Schlagdistanz, dass Werfen, der Bodenkampf mit Schlägen und die Selbstverteidigung! Wenn man die ganze Kunst, mit dem Fokus auf echten Kampf also Selbstverteidigung und Vale Tudo trainiert, dann glaube ich, dass man eine gute Chancen hat, auch auf der Straße sich effektiv zu verteidigen! Nicht nur pures Grappling, sondern eben auch das Berücksichtigen von Schlägen, dass Erarbeiten von dominanten und für die Straße vorteilhaften Positionen, wo man die Gefahren (wie mehrere Angreifer, Waffen oder spitze Gegenstände auf dem Boden) mit berücksichtigt und dem Gegner dominieren und ihn möglichst schnell kampfunfähig machen kann. Das reine Grappling ist für die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten und dem erlernen von bestimmten Prinzipien durchaus nützlich, aber es ist nur ein Teil der Wirklichkeit des echten Kampfes, der eben auch Schläge, Waffen, mehrere Angreifer usw. mit einschließt. Für mich ist das echte BJJ in der Selbstverteidigung und dem Vale Tudo zu finden!
LG
Bandog