Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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Makikomi Kid
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Makikomi Kid »

Ui! Gibbet die Shirts auch mit "judomeister"?
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
Kumamoto
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Kumamoto »

Verbände sind die Interessensvertretungen ihrer Mitglieder, das macht Arbeit und diese will bezahlt bzw. honoriert werden. Nun stellt sich allerdings die Frage der Kosten- Nutzen- Rechnung für die Vereine als zahlende Mitglieder bzw. nach Alternativen. Und diese Fragen sind auch legitim, schließlich handeln die Verbände nicht um ihrer selbst willen, sondern quasi als Beauftragte der Mitgliedsvereine. Die Durchsetzung ihrer Interessen ist ihre höchste - manche sagen sogar ihre einzige - Aufgabe. Deshalb tut es not, sich ab und zu dieser Wünsche der Basis zu versichern - quasi als Erneuerung der Legitimation ihres Handelns. Was sind denn Eure Ansprüche/ Anforderungen an einen Verband und welche Sachen traut ihr Euch zu, eigenständig zu regeln? Sollte ein Verband auch Dienstleistungsaufgaben erfüllen oder nur den Rahmen einer Gemeinschaft bilden, deren Mitglieder weitgehend autark agieren?
sax
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von sax »

Kumamoto: Stimme Dir zu. Du fragst nach Ansprüchen an einen Verband, kann jetzt nur für mich sprechen: Wie man in anderen Beiträgen nachlesen kann, ist Judo eine "aussterbende" Sportart. Jeder der das Judo-Magazin liest, muss aber den Eindruck gewinnen, dass die einzige Sorge des Verbandes Olympia, diverse (internationale) Meisterschaften, Dan-Kollegium (das Wort schon allein...) und diverse Prüfungen sind (und ich bezweifle, dass es beim Schwimmen ein Seepferdchen-Kollegium gibt :-). Also alles Dinge, mit denen ein "normaler" Verein eigentlich gar nichts mehr am Hut hat. Das Problem eines normalen Vereines ist, eine Handvoll Erwachsene und Teenager bei der Stange zu halten, und das haben sich Vereine und Verbände zum Teil selbst eingebrockt, durch viel Verbands- und Vereinsmeierei. Sicher kann ich ein paar temporäre Mitglieder mehr gewinnen, wenn ich ein "Zugpferd" habe, das in der Presse Aufmerksamkeit erregt, doch diese Mitglieder sind auch genau so schnell wieder weg, wenn's anstrengend wird. Schaut doch hin wie's beim Tennis gelaufen ist, weiß heute eigentlich noch einer, was das ist?

Sicher, unsere Welt ist einfältig geworden, im Sport zählt eben nur noch Fußball. Doch unsere Verbände tun so, als sei das alles wie vor 20 Jahren, als Judo noch flächendeckende Aufmerksamkeit hatte. Dabei gäbe es durchaus Nachfrage, kostenintensive Angebote wie Rückenschulen, Kraft-, Aerobic- und sonstige -studios zeigen, dass Leute sportlich etwas tun wollen. Aber diesen Markt bedienen Vereine und Verbände eben nicht mehr, die kümmern sich lieber um Olympia. Ich mache Judo seit über 30 Jahren, und es ist ein geiler Sport. Ich habe aber keine Lust irgendwelche Marken in irgendwelche Ausweise zu kleben, damit ich kämpfen darf. Die Tatsache allein, dass es einen Ausweis braucht, um Sport machen zu dürfen, ist typisch deutsches Kleinbürgertum - Schnauze voll davon.
kanou65m
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von kanou65m »

Man kann das auch anders sehen:
gerade die Fußballer zeigen uns doch, wozu ein starker Verband in der Lage ist.
Allerdings sitzen dort professionelle Leute in den Schlüsselpositionen und werden auch dementsprechend vergütet.
Insofern sind die DJB-Beiträge vermutlich noch zu niedrig ;)
Holger König
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Holger König »

Wenn es mehr Mitglieder gäbe, würde bei gleichbleibenden (oder sogar sinkenden) Beiträgen mehr für den Verband (und seine Funktionäre) übrigbleiben. So macht das der Fußballverband.
Kumamoto
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Kumamoto »

Ich stimme Dir zu, die Masse der Mitglieder macht's. Aber muss man denn unbedingt im Konzert der Großen mitspielen wollen? Wäre nicht "klein aber fein" besser? Tut der Verband Eurer Meinung nach genug, um die Spitzensportler zu vermarkten und den Spitzensport/ Olympia zu finanzieren oder geht man den einfachen Weg und legt die Kosten auf die Mitglieder um? Ist das überhaupt seine Aufgabe oder sollte man den (Halb-)"Profibereich" ganz auslagern und die Finanzierung Marketingprofis überlassen, z.B. wie die DFL für den Bundesligabetrieb der deutschen Fußballer. Diese ergänzen den DFB und entlasten ihn gleichzeitig, auch finanziell. Denkt ihr, das ist ein Strukturproblem, ein Imageproblem oder ganz einfach eine Schwäche des Judo? Meiner persönlichen Meinung nach müssen alle Sparten des Judo in ihrem Verhältnis nach im Verband repräsentiert werden. Welchen Stellenwert nimmt der Wettkampfbetrieb in Eurem Verein ein? Gibt es Eurer Meinung nach eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit? Welche Probleme Eures Alltags hättet ihr gerne durch den Verband schärfer angegangen, welche Projekte verwirklicht? Gibt es"die da oben und wir da unten"?
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Hofi
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Was die Masse an Mitgliedern angeht bzw. den ständig beklagten Mitgliederschwund angeht, gibt es zwar sichere äußere Faktoren, aber letztlich findet man da als Vereinsfunktionär den Verantwortlichen am einfachsten, wenn man in den Spiegel schaut.
So etwas wie den Profibereich auslagern alla DFL würde bedeuten die Bundesliga auszulagern. Ich weiß jetzt nicht, was der DJB mit der Bundesliga für Kosten hat, aber ich frage mich trotzdem, ob es was bringen würde.
Der Verband ist dazu da, als Interessenvertreter zu anderen Organisationen zu fungieren und eine qualititiv hochwertige Fortbildung anzubieten.
Da viele Fördermittel vm Leistungssport abhängen ist eine gewisse Fixierung nachollziehbar, aber ich habe den Eindruck, dass auch viel in der Breite gemacht wird.
In Teilen müsste das ganze vielleicht auf professionellere Beine gestellt werden, wie z.B. Marketing. Aber wenn wir es schon nicht schaffen (als Judoka) unsere ja nicht gerade überdimensionierten Bundesliga-Hallen zu füllen, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn wir das Interesse der Nicht-Judoka nicht wecken können. Ein Pressebericht der ehrlicherweise mit "In der wieder mal gerade zu einem viertel gefüllten Halle fand der Bundesliga-Kampf...." beginnen müsste, bringt sicher kaum eine Pressevertreter dazu weiterzulesen. Wenn aber zum fünften mal in Folge da steht "In der wieder bis auf den letzten Platz gefüllten Halle.." fängt vielleicht einer das Nachdenken an.
Bis dann
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Fettzi
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Fettzi »

Die Bundesliga auszulagern ist sehr schwierig. Peter Frese hat das mal angesprochen. Die Vereine müssten dann viele Kosten selbst tragen, u.A. die Kampfrichter.
Da die Vereine in der Regel was das angeht, recht klamm sind, und diejenigen, die z.Zt. in der 1. Liga sind, mit der aktuellen Regelung recht zufrieden sind, ist eine Auslagerung der Bundesliga momentan schwer machbar.

Dass aber Judokämpfe mit Niveau auch den Zuschauern gefällt (um mal den Bundesligathread aufzugreifen) sieht man in Leipzig. Dort wird auf Initiative von den Teammitgliedern sehr viel Werbung gemacht, und auch einige "Nicht-Judoka" besuchen die Wettkämpfe. Die meisten kommen wieder...;)
Es ist die Frage, wie man es vermarktet, wie Änderungen publiziert werden. Und dahingehend finde ich, dass die anstehende Umstellung auf eine hauptamtliche Leitung im DJB nicht die allerschlechteste Idee ist ;)
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von kanou65m »

Vielleicht wäre in diesem Zusammenhang ein Blick ins europäische Ausland ganz hilfreich?
Leider kann ich persönlich sehr wenig dazu sagen, aber möglicherweise verfügt ein Kollege/in über etwas Insider-Wissen... :danke
sax
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von sax »

Fussball ist nicht so erfolgreich, weil es besser vermarktet wird, sondern weil noch das letzte Dorf einen eigenen Bolzplatz hat. Und Sonntags nach der Kirche geht man zum Fussball. Die Masse macht's!!!
Wir dagegen haben noch einige Kinder und ein paar alte Leute. Mitglieder in den sportlich besten Jahren, gibt's fast nicht mehr.

Eine Sportart ohne Rückhalt aus der Bevölkerung stirbt. Unser Sport wird künstlich am Leben gehalten. Warum ist wohl eine exotische Sportart wie Skispringen so erfolgreich? - Richtig, weil im Schwarzwald noch der letzte Briefträger die Post mit Skiern austrägt. Die Masse der Hobbyskifahrer macht's!!! Die geben dem Ganzen den nötigen Rückhalt.
Kumamoto
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Kumamoto »

... und was folgerst/ forderst Du daraus? Ansätze für eine Lösung des Problems? Mehr Dojos bauen? Sollen die Briefträger gezwungen werden die Post auszutragen indem sie Judorollen schlagen? :ironie3 Wie kann man Judo in die Mitte der Gesellschaft bringen (, einer Gesellschaft, der es wurscht ist, ob es Judo gibt oder nicht)? Wie kann man das ändern?
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Hofi
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Wenn unsere Sportart stirbt, frage ich mich, warum unser Verein seit Jahren steigende Mitgliederzahlen hat.
Bis dann
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Makikomi Kid
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Makikomi Kid »

Wenn es so viele Chinesen gibt, dann frage ich mich, warum ich so wenige davon sehe?
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Hofi
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Die Vereine, die eine gute und engagierte Arbeit machen wachsen, die die es nicht tun, schrumpfen. Das hat aber nichts mit Judo zu tun, das ist in allen Bereichen des Sports so.
Wenn also Judo speziell sterben würde, müssten auch die gut geführten und engagierten Vereine sterben. Dem widerspricht aber, wenn solche Vereine Zuwächse haben.
Bis dann
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Fritz
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Fritz »

Wenn also Judo speziell sterben würde, müssten auch die gut geführten und engagierten Vereine sterben. Dem widerspricht aber, wenn solche Vereine Zuwächse haben.
Warten wir mal ab, was die Zukunft bringt...
Vielleicht sterben auch nur die schlecht geführten Verein zu erst... Interessant wird es erst dann, wenn
es nur noch gut geführte Vereine gibt ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
kanou65m
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von kanou65m »

Es wird in Zukunft tatsächlich nur noch gutorganisierte Großvereine geben, glaubt man den Voraussagen des DOSB.
Kumamoto
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von Kumamoto »

... oder kleine, spezialisierte Vereine! Einfach mal "Wopp" hier im Forum suchen, hatte da eine Quelle dafür angegeben. Die Devise heisst entweder "Nicht kleckern, sondern klotzen!" oder "sich gesundschrumpfen". Das Dahinwurschteln hat keine Zukunft mehr: es gilt, professionelle Strukturen aufzubauen und innovativ zu denken bzw. bereit sein heilige Kühe zu schlachten.
sax
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von sax »

Genau richtig Kumamoto, Du hast Dir die Antwort schon selbst gegeben. Unsere Verbände versuchen verzweifelt einen Olympiasieger herzuzaubern und denken, der Rest kommt von alleine. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn der ganze Rest stimmt, kommt Olympia von alleine.
Ein professionelles Vereinsmanagement ist gar keine schlechte Idee. Auf jeden Fall kundenorientiert. Vor ein paar grauhaarigen Würdenträgern vor Ehrfurcht erstarren tut heute keiner mehr. Judo ist zum Sport der Besserwisser geworden. während in den meissten anderen Sportarten der Erfolg zählt, erfinden wir noch ein paar neue Gürtelgrade, neue Regeln und noch eine ganz geheime Abart von Tai-o-toshi. Der Anfänger steht staunend daneben, kapituliert und denkt sich: morgen meld ich mich im Fitnessstudio an...
So langsam komm ich in Fahrt...
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von CasimirC »

Den Olympiasieger hatten wir übrigens schon ein paar Mal, beim letzten Mal Ole Bischof, den aber die meisten Nicht-Judokas eigentlich nur daher kennen, dass er bei 'Schlag den Raab' großartig versagt hat ;)

Judo hat weit mehr Probleme als die bereits aufgeführten. Wenn ich mich auf mein Posting im "Ne-waza"-Thread beziehen darf, dann möchte ich hier noch einmal wiederholen, dass in meinen Augen die ganz extreme Versteifung auf Judo als Wettkampfsport bis in die 90er Jahre unglaublich viele Einbußen, gerade im Nachwuchsbereich gebracht hat. Dies ist schlicht dem anderen Verständnis von Sport und Freizeit geschuldet, was Menschen und insbesondere Kinder haben im Vergleich zu früher: Wer zu Wettkämpfen "gezwungen" wird, der hat relativ schnell keinen Bock mehr. Folge: Das spricht sich unter den Kids und Eltern rum, und plötzlich fehlt die Masse an Nachwuchs.
Hinzu kommt, dass Judo, wenn es als Wettkampfsport betrieben wird, immer ein Individualsport ist, sprich: Man steht immer alleine auf der Matte und muss sich mit anderen messen. Wenn man einen Fehler macht oder unterlegen ist, ist niemand da, der diesen Makel ausgleichen kann, wie z.B. im Fußball, wo ein mittelklassiger Fußballer in einer guten Mannschaft nicht auffällt, sondern sogar über sich hinaus wachsen kann. Die im Judo durchgeführten Mannschaftskämpfe sind da meines Erachtens keine wirkliche Alternative, sondern allenfalls ein Zwitter: Es wird ein "Mannschaftsgefüge" gebildet, welches durchaus auch als solches erkannt und genossen wird, aber trotzdem steht man im Kampf doch alleine auf der Matte.
Dieses Problem wird man auch niemals lösen können, also muss der Judosport andere Akzente setzen.

Ein weiteres Problem der Wettkampf-Fixierung ist die Tatsache, dass große Teile des Judos schlicht als minderwertig betrachtet wurden. "Kata-Wettkämpfe? Tja, wer will, der kann das gern machen, aber wir machen hier hauptsächlich Randori und Spezialwurftraining";
"Kraft- und Konditionstraining im Judo-Training? Das muss schon jeder für sich selber machen, wenn wir das in einer eigenen Trainingseinheit machen, kommen wir ja nicht auf unsere X Stunden Wettkampfrandori in der Woche";
"Selbstverteidigung? Wenn du dich auf der Straße kloppen willste, musste ins Boxen gehn";...

Doch gerade diese vielseitigen Elemente des Judos wurden nahezu komplett unter den Tisch fallen gelassen, weil sich halt körperliche und moralische Erziehung schlecht vermarkten lassen (weil der Gedanke viel zu komplex für viele Menschen ist), weil Judo-SV halt auch Atemi-Techniken beinhalten muss, bei denen sich der allergrößte Teil der Übungsleiter nicht auskennt, und weil Kata "nervig und doof" ist und aussieht wie Schauspielerei und Tanzerei auf einmal - schlicht: scheinbar nicht genug Kampfsport ist.

Und warum das Ganze? Weil man sich durch die Fixierung auf Wettkämpfe mehr Erfolge erhofft hat, und anhand dieser Erfolge mehr mediale Beachtung erreichen wollte. Hinzu kommen die schon erwähnten zig Regeländerungen in jedem Jahr, bei denen nicht einmal ein roter Faden erkennbar ist. Das einzige, was als Erklärung mal erwähnt wurde, war, dass durch Regeländerungen (und die Änderung der Mattenfarbe :irre ) der Sport fernsehtauglicher gemacht werden sollte, und dass man sich von Sportarten wie Ringen oder Sambo abgrenzen wollte (Verbot von Beigreiftechniken). Hat es etwas gebracht? In meinen Augen nur die Tatsache, dass man selbst noch halbwegs engagierten Judokas die Lust am Wettkampf und letztendlich auch am Sport genommen hat, neue Mitglieder hat man nicht gewinnen können.

Ich bitte, die Aussage oben nicht als Polemik aufzufassen, das sind durchwegs Aussagen, die ich in meinen 20 Jahren Judo mitbekommen habe.

Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben, aber dazu vielleicht später.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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kastow
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Re: Zu viel ist zu viel - Verbandskosten

Beitrag von kastow »

Dem Großteil stimme ich zu, aber an einer Stelle möchte ich einhaken:
CasimirC hat geschrieben:"Kraft- und Konditionstraining im Judo-Training? Das muss schon jeder für sich selber machen, wenn wir das in einer eigenen Trainingseinheit machen, kommen wir ja nicht auf unsere X Stunden Wettkampfrandori in der Woche";
Gibt es im Jûdô denn ein besseres Kraftausdauer-Training als Randori*? Wir gestalten unser Training mittlerweile so, dass die Hälfte der Zeit Randori geübt wird. Die Intensität (vom freien Werfen bis wettkampfnah) bestimmen die einzelnen Paare selbst. Im Zweifelsfalle wird im Normalfall die niedrigere Intensität gewählt. Wer powern oder 'knüppeln' möchte, muss sich also entsprechende Gleichgesinnte suchen. Positiver Nebeneffekt: Die Kandidaten, die sich mit Vorliebe an Schwächeren austoben, werden durch diese Vorgabe ausgebremst.
So kommen wir je Trainingstag auf eine Stunde Kata/Technik und eine Stunde Randori. Interessanterweise konnte ich beobachten, dass sowohl Neu- und Wiedereinsteiger als auch Wechsler aus einigen anderen Sportarten in dieser Stunde trotz der Möglichkeit der geringeren Intensitätswahl recht schnell an ihre konditionellen Grenzen kommen. Trainierte Kraftausdauersportler wie z.B. Triathleten halten hingegen gut mit.

* meint jetzt alle Formen des Randori, nicht nur Wettkampf-Randori ;)
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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