Sode Tsurikomigoshi

[mifune10dan]

Hallo liebe Judofreunde,
ich habe eine Frage bezüglich der Technik Sode-Tsurikomi-goshi. Ich habe mich zur Prüfung für den 2. Dan angemeldet und trainiere jetzt explizit erstmal nur die für die Prüfung verlangten Techniken.
Das alles ist für mich jetzt wirklich nichts neues und ich dachte, ich muss das nur wieder einschleifen und gut. Beim vorletzten Training wollte ich mal schon locker die ersten Würfe wie TKG, Yama Arashi, Hikkomi Gaeshi, Obi Otoshi usw. durchwerfen und siehe da, ich bin den ganzen Abend beim STKG hängen geblieben. Der Grund dafür war, daß ich meinen Hubarm beim Hebezug immer leicht angewinkelt hatte und es für mich sehr schwer ist, das aus meiner Technikausführung rauszubekommen.Der Trainer an dem Abend war ein 4.Dan und er hat nicht locker gelassen. Gestern abend wollte ich wieder durchwerfen und wieder wurde sehr stark Wert darauf gelegt, daß mein Hubarm durchgedrückt ist. Diesmal war die Trainerin eine 3.Dan. Mein Uke hat den 2.Dan und hat in die selbe Kerbe geschlagen. Das ist ja alles sehr plausibel für mich was diese Judoka sagen. Ich kannte jedoch dieses Detail nicht und habe mir jetzt mal ein paar Videos auf YouTube angeschaut. Osawa Yoshimi und Toshihiko Koga haben hier bei der Demonstration auch den Arm angewinkelt. Was sagt ihr dazu, ist das alles etwas übertrieben, was mir unsere Trainer sagen oder haben sie recht? Ehrlich gesagt ist mir persönlich das alles zu übertrieben und ich würde jedenfalls die Kirche im Dorf lassen!

[tutor!]

Selbstverständlich kann man Sode-tsurikomi-goshi auch mit nicht gestrecktem Hubarm werfen. Entscheidend für das Gelingen ist die Wirkrichtung des Krafteinsatzes, nicht die Gelenkstellung. Letztere ist vom Größenverhältnis und von der Griffposition am Ärmel anhängig, so dass ein durchgedrückter Ellbogen sogar technisch schlecht sein kann.

In Daigo 1 ist die Koga-Variante sogar ausdrücklich beschrieben.

[HBt.]

Reinhard,
wirf doch einfach wie Tadashi Koike, siehe oben. Ich selber hatte gestern Abend bei Training ein ganz anderes Problem, die komplette Koordination, die gesamte Mechanik ... nichts funktionierte mehr, so wie ich das wollte ... .

Geh einfach noch einmal alle Knotenpunkte durch; ich werde es auf jeden Fall tun, theoretisch & praktisch .


Frag dich: wie, warum & wozu sich der Arm streckt?

[tutor!]

Nun ja, der macht Tsurikomi-goshi...

Aber es gibt einiges im Netz:


Oder eine kleine Reihe:




Osawa kennst Du ja - aber vielleicht die anderen Leser nicht:

[HBt.]

Und ab 0:40 greift er Ukes rechten Ärmel und wirft links ...


Zum Vergleich wieder die Altmeister.
Mifune:


Hirano:


Reinhard,
Du machst das schon.

[Fritz]

@mifune10dan:
Tja, was ist die Funktion des "Hubarms"?
Sagen wir mal "Hebezug" beim T-K-G.

Wie soll ein vollständig gestreckter Arm irgendetwas bewirken?
Ist der Arm gestreckt, hat er nur noch die Möglichkeit im Schultergelenk sich
zu bewegen - dummerweise noch beim ungünstigsten Hebelverhältnis, da ja in
der Regel die Hand, welche am Gegner ist, sich ganz am Ende des versteiften Armes befindet...

Sicherlich kann es sein, daß im Verlauf des Wurfes sich der Arm irgendwann vollständig gestreckt
hat - weil man sozusagen auch die letzte Bewegungsreserve ausschöpfen mußte,
aber mit gestrecktem Arm beginnen zu wollen, halte ich nicht für "übertrieben", sondern
schlicht für falsch (um es höflich zu formulieren)

[HBt.]

Nage no kata, die Form:
ab 2:30

Toris rechter Arm (bzw. linker Arm, Linksausführung) ist von Anfang an (scheinbar vollständig) gestreckt, warum?

[Fritz]

Nage no kata, die Form:
ab 2:30

Toris rechter Arm (bzw. linker Arm, Linksausführung) ist von Anfang an (scheinbar vollständig) gestreckt, warum?

Tja, wer weiß? Vielleicht sieht es so einfach toller aus?

Wie allgemein bekannt sein dürfte, wurde in der Form vor Kotanis (?) Änderungen
(sieh Otaki/Draeger) ja der Hüftwurf vorher tatsächlich angesetzt und von Uke
geblockt, von daher glaube ich nicht an einen vollständig gestreckten Arm, sondern
eher an Frank Thieles Erklärungen zu dem Wurf

Ansonsten geht es ja eigentlich um S-TKG

[HBt.]

(..)
sondern
eher an Frank Thieles Erklärungen zu dem Wurf

DITO.

Gleichwohl ist ein Studium der Basis, des Tsurikomi-goshi ohne SODE, wichtig ... möglicherweise vergisst man über den Hand & Armeinsatz, den Rumpf, die Hüfte, Beine & Füße.

Auch die Frage des (bzw. der) Wurfprinzip (Mechanik) ist vieeeeeeeeeeeeeeel wichtiger als die Forderung nach arretierten Gelenken. Sode-tsurikomi-goshi ist in meinen Augen
um Lichtjahre einfacher auszuführen als Tsurikomi-goshi.

[HBt.]

Hier jetzt einmal KOGA Reinhard, meinst/präferierst Du diese Ausführung?

[Fritz]

Koga halte ich für ein schlechtes didaktisches Beispiel, da m.M.n. bei den gezeigten
Varianten die Grenzen zu Seoi-Nage u. Kata-Guruma, Maki-Komi doch sehr verschwimmen...

[mifune10dan]

Hallo zusammen,
Ihr habt mich gerettet. Ich habe schon an mir gezweifelt, ob ich überhaupt die geringste Ahnung von STKG habe. Da ich die Eigenschaft habe, mich selbst immer zuerst zu hinterfragen, habe ich die Hinweise der Trainer und Kameraden sehr ernst genommen (es sind immerhin 9 Dangrade, die gegen mich gesprochen haben).
Von den Videos, die ihr mir verlinkt habt, kannte ich einige schon, einige waren neu für mich aber auf keinem, ich muss das zu meiner Genugtuung nochmal schreiben, auf keinem war ein vollständig ins Gelenk arretierter durchgedrückter Hubarm zu sehen. Alle hatten mehr oder weniger den Arm angewinkelt und so werfe ich auch (natürlich nicht in so vollendeter Form wie diese Experten).
Ich will jetzt nicht aufschneiden, aber dieser Wurf liegt mir sehr und ist eine der leichteren Übungen für mich. Ich maße mir natürlich nicht diese unvergleichliche Technikausführung dieser Experten an, aber für Otto Normaljudoka reicht meine Technik allemal. Besonders diese Geschmeidigkeit von Tokio Hirano ist zu bewundern, der ist ja unvergleichlich. Das sieht alles so leicht und unglaublich geschmeidig aus.

@HBt: nein Helge diese Koga-Variante meinte ich nicht, sondern er zeigt noch in einem anderen Clip den normalen Sode als Vergleich zu seiner Variante.
Vielen herzlichen Dank an Euch alle, mir gehts jetzt bedeutend besser! Vielleicht bin ich auch ein bisschen judoverrückt, wenn ich so ein Brimbamborium um einen Wurf mache

[HBt.]

Judoverrückt bist Du erst, wenn Du dir auch die Nächte mit dem Judostudium um die Ohren schlägst .

[jerry 69]

Also mein Trainer in Belgien (7.Dan) möchte für die Prüfungen auch den durchgestreckten Arm sehen, lässt aber mit steigendem Alter eine leichte Beugung gelten. Ein grosser Uke macht dies alles natürlich leichter.