Keine Regeländerungen

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
tutor!
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Wer als Verband mit abstimmen möchte, dürfte das nur, wenn er seinerseits entsprechend demokratisch
aufgestellt ist.
Deswegen sagte ich ja auch "Gute Nacht". Wieviel Prozent der Verbände sind das denn (geschätzt) in der IJF und wer entscheidet, welcher andere Verband demokratisch aufgestellt ist.
Fritz hat geschrieben:Gäbe natürlich noch einen anderen Weg: Wozu gibt es im Judo Dangrade, warum bildet man nicht
aus den höchstrangigen Dan-Inhabern (sagen wir ab 8.Dan aufwärts) eine Kontroll-Instanz
Von zwei Mitgliedern der IJF-Kampfrichterkommission weiß ich auswendig, dass sie 8. Dan sind und Medaillen bei WM gewonnen haben.

Ich bin auch nicht glücklich damit, wie es läuft - und zwar sowohl inhaltlich, von den zeitlichen Abständen als auch von den Zuständigkeiten. Mit einem Wort: mit dem ganzen Verfahren. Athleten und Trainer müssten viel stärker eingebunden sein. Kampfrichter sollen die Regeln anwenden und sich damit begnügen. Regeln müssen diejenigen machen, die Judo vermitteln. Judo erfüllt als Erziehungssystem eine bestimmten Zweck. Der muss durch die Regeln wieder gespiegelt werden.

Auf der anderen Seite sind nicht diejenigen, die die Regeln machen, für einen Rückgang von Qualität - oder wie man das auch immer nennen mag - verantwortlich, sondern diejenigen, die Judo vermitteln. Gutes Judo konnte man bei den letzten und auch bei den aktuellen Regeln vermitteln. Das Problem liegt nicht bei den Regeln, sondern bei den Trainern, für deren Handeln nicht eine klare Vorstellung von Judo leitend ist, sondern allein der Sieg. Und bei dem finanziellen Druck, der auf allen Beteiligten lastet, kann man das noch nicht einmal verübeln.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
caesar
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von caesar »

tutor! hat geschrieben:Von zwei Mitgliedern der IJF-Kampfrichterkommission weiß ich auswendig, dass sie 8. Dan sind und Medaillen bei WM gewonnen haben.
Das ist ja schön, aber wenn diese nicht frei entscheiden dürfen (die Mär von mehr Zuschauerattraktivität) bringt das doch herzlich wenig aus meiner Sicht.
Wenn man solch ein Gremium schaffen wollte, müsste dies völlig unabhängig im Sinne des Judo entscheiden müssen.
tutor! hat geschrieben:Athleten und Trainer müssten viel stärker eingebunden sein. Kampfrichter sollen die Regeln anwenden und sich damit begnügen. Regeln müssen diejenigen machen, die Judo vermitteln
Vor allem die Kämpfer, denn die müssen sich mit dem aktuellen Kram auseinandersetzen. Die Trainer müssen doch nur gutes Judo beibringen, egal welche Regeln da sind. Ebenso sollten nicht die Leute die Regeln machen, die Judo vermitteln, sondern diejenigen, die das Judo wieder nach Jigoro Kano ausrichten wollen.
tutor! hat geschrieben:Judo erfüllt als Erziehungssystem eine bestimmten Zweck. Der muss durch die Regeln wieder gespiegelt werden.
Wenn du jetzt schon das Judo als Erziehungssystem einbringst, dann wäre die erste Regel ja: weniger Wettkämpfe.
Ebenso Wettkämpfe nicht als Selbstzweck. wie es aktuell aussieht. Das weitverbreitete Judo ist momentan kein Erziehungssystem, sondern ein einfacher Sport. Wenn sich dies durch die Regeln ändern soll, dann weniger Wettkämpfe, Abschaffung von diesen blödsinnigen Katawettkämpfen (oder hatte Kano in seinem Erziehungssystem so etwas eingeführt?) und Showwettkämpfen (gibts die überhaupt noch?), Rückbesinnung auf die alten Grundlagen (und da nicht nur im Wettkampf, sondern auch in der misslungenen PO) und technische Orientierung an den "alten Meistern" und nicht an jenen, die das Rad neu erfinden (oder woher kommt ein Tai-otoshi mit Hüft- und Beinkontakt?).
tutor! hat geschrieben:Auf der anderen Seite sind nicht diejenigen, die die Regeln machen, für einen Rückgang von Qualität - oder wie man das auch immer nennen mag - verantwortlich, sondern diejenigen, die Judo vermitteln. Gutes Judo konnte man bei den letzten und auch bei den aktuellen Regeln vermitteln. Das Problem liegt nicht bei den Regeln, sondern bei den Trainern, für deren Handeln nicht eine klare Vorstellung von Judo leitend ist, sondern allein der Sieg.
Wenn man sich allerdings an der aktuellen DJB-PO orientiert, wirds schon schwer, aber egal.
Um den Trainern eine klare Vorstellung von Judo zu geben, könnte man dies ja in Traineraus- und Weiterbildungen tun. Dort muss man sich fragen, wieviele der Referenten ein klares Bild haben, also wieder die Frage, wer dies vermitteln soll.
Du nimmst für dich ja sicherlich eine klare Vorstellung von Judo in Anspruch, hattest aber an andere Stelle geschrieben, dass du selber seit Jahren kein Kindertraining mehr gegeben hast. Ist dies nicht genau der falsche Weg?
Es ist ja richtig, die Jugend ranzulassen, aber ist es nicht besser, die Jugend ranzuführen? Also dass jemand Erfahrenes, mit einer klaren Vorstellung von Judo und guten technischen wie didaktischen Fähigkeiten, diese anleitend weitergibt. So sollten erfahrene Judoka nicht aufhören, Kindertraining zu geben, sondern gerade bei dieser so wichtigen Grundausbildung, in der sich so viele Fehler bei den Kindern verfestigen, das Training leiten.

Das der Grund für schlechtes Judo bei den Trainern liegt, da sind wir uns einig, aber man kann es denen auch einfacher machen.
katana
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von katana »

Auf der anderen Seite sind nicht diejenigen, die die Regeln machen, für einen Rückgang von Qualität - oder wie man das auch immer nennen mag - verantwortlich, sondern diejenigen, die Judo vermitteln.
Da muß ich leider widersprechen.
Wenn in fast allen Judovereinen ausschließlich "Wettkampfjudo" trainiert wird,
und
das Wettkampfreglement schwachsinnige Verhaltensweisen belohnt,
was wird dann wohl in der Masse trainiert werden ?

(Mit "schwachsinnigen Verhaltensweisen" meine ich z.Bsp.: Sich selbst unter Kontrollverlust auf den Rücken zu werfen, Bodenkampf verweigern, Mattenflucht, auf den Bauch legen, Strafen provozieren, den Gegner passiv aussehen lassen, rausschieben, etc. etc. und ...für mich immer die Krönung der Idiotie, ... den anderen runterdrücken, damit dieser eine Strafe für "Ziehen in die Bodenlage" bekommt....
:irre wie lange muß man eigentlich Kampfrichter sein, damit man gegen einfache Logik resistent wird ? )
Warum wohl wird dieser Unfug als normal betrachtet und trainiert?
Ganz einfach,... weil es im Reglement belohnt wird.

KK
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Fettzi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fettzi »

Wie hat das Judomagazin mal geschrieben, die Altvorderen des Judoforums? Denkt mal drüber nach. Manchmal frag ich mich wirklich, ob ihr überhaupt einmal versucht habt, den Sinn der Wettkampfregel zu verstehen, oder ob ihr einfach gleich losmeckert.
Stellt ihr euch in eurer Trainingshalle hin, hechelt einmal die Beispielbilder durch, und zieht euch dann an den Stammtisch zurück, um mal kräftig auf den Tisch zu hauen? Die Diskussionskultur hier in diesem Forum hat rapide abgenommen. Man liest nur noch Polemik, Rumgejammer, Anschuldigungen, Beleidigungen...

Btt: ich habe nie gesagt, das ich die aktuelle Handhabung optimal finde, aber das interessiert vermutlich eh niemanden.
Denkt mal darüber nach, wozu ein Wettkampf [Edit] ich meine hier den allgemeinen sportlichen Wettkampf, nicht Judo im Allgemeinen, tut mir leid, wenn das nicht klar war[/edit] da ist: zur Ermittlung des Besten. Und ich denke, da könnte es um einiges schlimmer sein

MfG Otsche

Edit: der Rechtschreibteufel hat sich mal wieder ausgetobt...=(
Zuletzt geändert von Fettzi am 14.11.2011, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.
caesar
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von caesar »

Ja otsche, ich habe versucht, den Sinn zu verstehen. Doch er erschließt sich mir für das eigentliche Judo nicht. Selbst für das überkommerzialisierte Sportjudo ist dies schwer.
otsche hat geschrieben:ich habe nie gesagt, das ich die aktuelle Handhabung optimal finde, aber das interessiert vermutlich eh niemanden.
Oh doch für konstruktive Vorschläge bin ich immer offen, schreib doch einmal deine optimale Handhabung.
otsche hat geschrieben:Denkt mal darüber nach, wozu ein Wettkampf da ist: zur Ermittlung des Besten. Und ich denke, da könnte es um einiges schlimmer sein
Im heutigen Sportjudo scheint es wirklich so, als ob dies der einzige Zweck wäre. Doch wie tutor!, von dem du ja "offizieller Fan" bist, schon schrieb, ist Judo mehr als ein Sport, ein Erziehungssystem, in dem der Wettkampf eine untergeordnete Rolle spielt. In den Wettkämpfen sollte zwar auch der Beste gewinnen, aber der mit dem bestem Judo und nicht der, der die Regeln am besten ausnutzt. Oder findest du es nicht auch bedenklich, dass man Wettkämpfe gewinnen kann, ohne einmal richtig anzugreifen? [mit Griffkampf, Rausstellen, Füße antreten (mir fällt kein besseres Wort ein) und ein paar Mal die Hüfte "zucken" lassen, kommt man schon weit]
Und jetzt würde ich gerne wissen, wie es für das Judo schlimmer sein könnte?

PS: apropos Diskussionskultur:
Manchmal frag ich mich wirklich ob ihr überhaupt einmal versucht habt, den Sinn der Wettkampfregel zu verstehen, oder ob ich einfach gleich losmeckert.
Rumgejammer, Anschuldigung
Stellt ihr euch in eurer Trainingshalle hin, hechelt einmal die Beispielbilder durch, und zieht euch dann an den Stammtisch zurück, um mal kräftig auf den Tisch zu hauen
Was auch immer das alles ist, ein bisschen Beleidigung, Anschuldigung und Polemik?
ich habe nie gesagt, das ich die aktuelle Handhabung optimal finde, aber das interessiert vermutlich eh niemanden.
Rumgejammer

Und ja, die Kultur hat abgenommen. Früher gab es hier Leute, die haben alles mit Quellen belegt und es wurde nicht anerkannt und gestritten, weil es nicht unmittelbar und direkt von Kano geschrieben war. Heute sind diese Leute durch Eitelkeiten und persönliche Beleidigungen (wenn man es nennen möchte), anstatt von Beweisen, vergrault wurden und solche Diskussionen kommen kaum mehr auf. Einer schreibt etwas, ohne wirklich zuverlässige Quelle (von Kano ganz zu schweigen) und keiner fragt mal nach. Vieles wird hingenommen, "wird schon stimmen". Die richtigen Fragen stellen wenige und diese bleiben dann unbeantwortet und keiner beschwert sich. Früher wurde hier um jeden Millimeter Standpunkt diskutiert und das mit Quellen, die relativ wenig Interpretationsraum lassen. Heute werden sich dünn formulierte Aussagen genommen und so gedeutet, dass sie ins Weltbild passen, wenn denn Quellen genommen werden.

Für eine Diskussion braucht man unterschiedliche Meinungen und die treffen hier viel zu selten aufeinander.

Wahrscheinlich bin ich der Falsche, um sich zu beschweren, aber das musste einfach mal gesagt werden.
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