DJB-SV-Prüfungsprogramm

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katana
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von katana »

Leute...Leute,
was redet ihr euch denn die Köpfe heiß ?
Da es wohl kein körperlich unterlegener Angreifer schaffen würde, sich so auf euch zu setzen und euch so zu würgen,
erübrigt sich die Diskussion, in welchen Fällen das Lösen der Hände vielleicht doch möglich wäre, wenn....
Zumal,
Punctus Knactus.... warum soll ich die Stützbasis eines Angreifers verbreitern (also stabiler machen) ,
wenn ich ihn anschließend in Unterlage drehen will ??? :BangHead
Hallo, sei ryoku zen yo ???
:dontknow

KK
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Makikomi Kid
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Makikomi Kid »

Wilf Mücke hat geschrieben:Es gibt m.E. definitiv bessere Möglichkeiten, es ging mir jedoch um Deine Aussage, dass der Kehlkopf zerquetscht würde
v.a. i.V.m. dieser sogenannten Jûdôtechnik, bei der der Gegner seine Arme durchstreckt (Gegner ist hier wohl eher Opfer).
Warum sollte der Kehlkopf zerquetscht werden bei der Technik, wenn der Gegner eh längst an diesem wild herumdrückt?
Zumindest meiner Erfahrung nach war dann bereits das Würgen das eigentliche Problem, die Technik verschlimmerte nichts.

Das mit dem Quetschen wird bei gebeugten Armen anatomisch noch weit unwahrscheinlicher,
aber das wäre laut neuesten Bildern ja eh kein richtiges SV-Jûdô mehr, um das es hier ja geht.
Wenn er mit gestreckten Armen wirklich wirkt, dann wird sein rechter Daumen auf der linken Seite neben dem Kehlkopf recht tief im Hals sein. Der linke auf der rechten Seite. Der Kehlkopf befindet sich nun zwischen den Daumen. Eine Würge kann nun durch Quetschen des Kehlkopfes erfolgen. Dies ist bei gestreckten Armen mit die beste Methode zu würgen.
Wird in der Position von innen gegen die Arme geschlagen oder sie nach außen gezogen, so wird ein starker Druck seitlich auf den Kehlkopf ausgeübt.
Das gleiche hat man auch gerne bei Standwürgen, bei denen das Opfer meist mit dem Rücken gegen eine Wand gedrückt wird.

Versuch doch mal jemanden mit gestreckten Armen zu würgen - die Kehlkopfwürge bietet sich gerade zu an. Auch ist sie bei untrainierten Leuten gerne die "normale" Variante. Aber da ihr das euren Schülern ja schon häufig abtrainiert habt, wisst ihr das wohl eh.

EDIT:
Gerade das hier gefunden, und denke es passt hier rein:
Als in der SV erfolgsversprechende anwendbare Judo-Techniken sind z.B. die folgenden Würfe anzusehen:
O-SOTO-GARI, O SOTO OTOSHI, O UCHI GARI, UKI GOSHI, O GOSHI, HARAI GOSHI, alle Formen des SEOI NAGE.
Ferner sämtliche Techniken SHIME WAZA und KANSETSU WAZA.
Wichtig ist die Erkenntnis, daß in der SV die Techniken in ihrem Ablauf so sein müssen, daß dabei der Ausführende sich nicht in eine bedenkliche, daß heißt dem Angreifer gegenüber ungünstige Position begibt, und sei dies auch nur für Bruchteile von Sekunden. Die Techniken müssen also für den Anwender bewegungspositiv sein.
[...]
in dieser Beurteilung sind z.B. die folgenden Judo-Würfe als für die SV nur bedingt anwendbar anzusehen:
HIZA GURUMA/ KATA GURUMA/ TAI OTOSHI/ YOKO OTOSHI/ YOKO GURUMA/ KO UCHI GARI/ SOTO MAKI KOMI/ YOKO WAKARE/ UKI WAZA.
[...]
Aber wie oft haben wir es schon im Judokampf erlebt, daß selbst ein Spezialist seinen >>Spezial<< 4- bis 5 mal ansetzen mußte, um damit zum Erfolg zu kommen. Dazu: in der SV gibt es nur einen Versuch.
Wilhelm Savade, aus der Fachzeitschrift "Judo", Ausgabe 2/76
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tom herold
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von tom herold »

Ich habe mich ja nun mein Leben lang (sehr zum naserümpfenden Entsetzen einiger extrem zartbesaiteter alter Jungfern) herumprügeln müssen.
Ich denke daher doch, daß ich diesbezüglich über sehr viel mehr ECHTE Erfahrung verfüge als die meisten User dieses Forums (oder möchte das jemand in Abrede stellen?).
Dennoch ist mir niemals, nicht ein einziges Mal (!) ein Gegner untergekommen, der versucht hätte, die "Zombie-Würge" (egal ob im Stand oder am Boden) gegen mich einzusetzen.

Abgesehen davon, daß der entsprechende Angriff eigentlich NICHT dazu dienen soll, Luft- oder Blutzufuhr abzuschneiden, sondern eindeutig dazu gedacht ist, den Kehlkopf sehr schnell zu zerstören (und genau deshalb müßte man das Ding ganz anders ansetzen!), gehört diese Art des Angriffs ins Arsenal verschiedener Militäreinheiten (die WISSEN allerdings, wie man das RICHTIG macht, wenn man bspw. Posten ausschalten muß, und stolpern nicht wie Zombies mit dümmlich nach vor ausgestreckten Armen durch die Botanik!).
So, wie dieser Angriff auf den Fotos im "Judomagazin" vorgetragen wird, ist er unwirksam bis zur Lächerlichkeit. Noch lächerlicher ist nur die dagegen empfohlene "Abwehr".
Mich macht das Ausmaß an Ignoranz, welches durch die "SV"-PO ausgedrückt wird, beinahe sprachlos ...
:irre
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von katana »

Zitat von
Wilhelm Savade, aus der Fachzeitschrift "Judo", Ausgabe 2/76
Kann mir mal jemand erklären, warum O-Uchi-Gari "erfolgsversprechend und anwendbar" ist,
und Ko-Uchi-Gari nicht?
Oder warum alle Seoi-Nage Techniken "erfolgsversprechend und anwendbar" sind,
Tai-Otoshi aber nicht ???

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tom herold
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von tom herold »

@Katana:
Das erklärt sich wohl nur aus dem (uns leider unbekannten) Technik- und Prinzipienverständnis von Herrn Sawade (der allerdings in einigen Punkten durchaus Recht hat!)

Ich hab im Ernstfall in sehr brenzligen Situationen schon mehrmals Gegner mit Uki-Waza so aufgeknallt, daß sie liegengeblieben sind, kann also nicht nachvollziehen, warum sich dieses Wurfprinzip nicht für die "SV" eignen sollte ...
:dontknow
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Makikomi Kid
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Makikomi Kid »

Er stellt es auch nicht umfangreich dar, der SV-Teil ist recht knapp, seine Ausführungen zur Geisteshaltung sind aber nicht schlecht.
Zu Herrn Sawades Hintergrund (aus "Ju-Jutsu Judo Jiu-Jitsu"):
Wilh. Sawade war aktiver Judo Kämpfer und widmete sich schon während dieser Zeit sehr eingehend dem Studium der waffenlosen Selbstverteidigung mittels Budo-Techniken. Sein Vorbild und Lehrmeister im Judo wie im Jiu-Jitsu war der verstorbene
Mikonosuke Kawaishi SHI-HAN 7.Dan Judo,
dessen Schule in Paris zu den bedeutesten Budo-Lehrstätten Europas zählte.

W. Sawade war als Deutsch Übersetzer von Fachaufsätzen japanischer Budo--Experten tätig und ist seit Jahren selbst Verfasser von fachlichen Abhandlungen der Selbstverteidigung. Seine Ausarbeitungen werden von der Fachzeitschrift für Budo-Sportarten >>JUDO<< des deutschen Judo-Bundes übernommen.

W.Sawade ist 3.Dan Judo und 3.Dan Ju-Jutsu/
Zu Uki-Otoshi schreibt er im Buch, dass jemand, der diesen Wurf gut kann, damit auch in der SV Erfolg haben kann.
Bei O-Uchi-Gari zeigt er eine Variante mit Handballenstoß zum Kinn/ Oberkörper beim Sicheln des Beines. Er schreibt an mehreren Stellen, dass die großen Varianten der Sicheln in der SV sinnig sind, evtl. ist ihm die eigene Position zu instabil bei den kleinen Varianten - aber hier bin ich am spukulieren und raten, etwas genaues konnte ich jetzt nicht finden.

Er schreibt übrigens unter der Überschrift "Realitätsbezogenes SV-Training":
Seine Abwehrtechnik muss so sein, daß beim fachkundigen Zuschauer nicht der Eindruck entstehen, er hätte sich bei einem scharfen Klingenmesser mindestens 10 Schnittwunden zugezogen.
Ein Angriff mittels Würgegriff muß griffig angesetzt werden. Nur das ist Realität. Nicht nur etwas touchierend kitzeln oder freundschaftlich die Hände auf des Gegners Schultern legen. Die Abwehr eines eines griffig angesetzten Würgegriffes hat entsprechend wirkungsvoll zu geschehen. {...}
Ein SV-Training ist keine Beschäftigung für Kaffeetanten. Es ist auch kein Trimm-Dich-Spiel. Ein bisschen Griffigkeit und Robustheit im Angriff und in der Verteidigung sollten beim SV-Training unbedingt mit einkalkuliert werden.
Er weist dann noch auf die Möglichkeiten von blauen Flecken hin und nennt dies die Würze des SV Trainings, grenzt sich aber fahrlässigen und unbedachten Verletzungen ab.

Übrigens schreibt er später auch, dass im "heutigen" Judo leider nicht mehr immer die Technik über die Kraft und Kondition gestellt wird :)

Er nutzt auch gerne den Begriff "Eigengefährdungswürfe" für Würfe, die mit der eigenen Bodenlage enden.

Ist IMO eines der besseren Bücher zum Thema, insbesonders wenn man die Zeit bedenkt.
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Makikomi Kid
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Makikomi Kid »

Hier ein kleiner Videokommentar zum Thema Bodenkampf in der SV.


Bis so etwa 20 Sekunden im Video ist es da DJV-Weltbild, dann kommt die Realität ins Spiel.
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tom herold
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von tom herold »

Gab es nicht mal so eine Werbung, die immer mit dem Spruch endete:
"Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt ...!" ...?
;)

Nun ...
Das neue JM belehrt uns darüber, wie man sich wohl "höherenorts" so die "SV" vorstellt.
Soll man darüber nun lachen oder weinen?
Oder beides?

Über die "SV-Anwendungsaufgaben" in Stand und Boden für den 1. und 2. Dan wurde ja bereits ausführlich geschrieben.
Positives hab ich darüber allerdings noch nicht gehört - jedenfalls nicht von Leuten, die sich mit dem Ernstfall WIRKLICH auskennen.

Nun frage ich mich zum wiederholten Mal, wer sich einen solchen Mist ausgedacht hat wie diese "Anwendungsaufgaben SV" für den 1. und 2. Dan.
Leute mit signifikanter Erfahrung im Ernstfall können es nicht gewesen sein.

Wir lesen Quatsch wie den hier
Bei schnellen Atemikombinationen kann die Reaktion des Partners vernachlässigt werden.
(JM 07-08/2001, S. 44)
Himmel, hilf ...!
:BangHead
Zur Unterstützung der Befreiung aus der Bodenlage sollen Atemi- und /oder Nervendrucktechniken eingesetzt werden (z.B. die Befreiung aus Kesa-gatame wird mittels Griff in die Augen unterstützt).
(ebenda)
Kesa-Gatame.
Eine unter Schlägern immer wieder gern angewandte Technik, doch, doch!
:alright

Übrigens warte ich noch immer darauf, daß die hier im Forum herumschwirrenden hochgraduierten Dan-Träger, die an der Erstellung dieser PO und damit auch dieser "Anwendungsaufgaben" federführend beteiligt waren, sich dazu mal äußern.
Wie wäre es denn, wenn uns einer von denen endlich mal die Sprechblase von der "Berücksichtigung der technisch-taktischen Aspekte in der Selbstverteidigung" erläutern würde?

Zur Bildchen-Folge im aktuellen JM:
In all den vielen Jahren, in denen ich mich aus den unterschiedlichsten Gründen durch zahllose echte Ernstfall-Situationen gehauen habe, ist mir noch nie untergekommen, daß irgendjemand versucht hätte, sich auf den umgehauenen Gegner zu setzen und diesen zu würgen (Zombie-Würge).

Woher kommt diese alberne Idee, so etwas würde mit signifikanter Häufigkeit in Schlägereien passieren?
:irre
Und WENN man schon übt, sich gegen so etwas zu "verteidigen", dann doch wohl bitte nicht mit diesem sinnlosen Sportkrims, den wir da auf den Bildchen bewundern dürfen.
:irre

Noch mal zum Mitmeißeln, ja?
Da sitzt einer oben auf uns drauf.
Im ERNSTFALL, nicht in einem sportlichen Randori.
Das sollte uns zu denken geben, denn derjenige muß uns vorher erstmal UMGEHAUEN haben, sonst kann er sich nämlich nicht auf uns draufsetzen.
Um mal eins meiner großen, großen Vorbilder zu zitieren: "Das leuchtet unmittelbar ein."

WENN derjenige es also geschafft hat, einen umzuhauen, und jetzt auf einem draufsitzt, dann ist im Vorfeld schon ziemlich viel schiefgelaufen.
Shit happens.
Dann hat man schwere Treffer eingesteckt.
Und DARUNTER leidet nun mal die Koordination.
Hätten diejenigen, die diese PO zusammengekleistert haben, damit EIGENE ERFAHRUNG, dann wüßten sie das.
Und würden uns nicht so einen Mümpel anbieten wie den, der da auf den Bildchen zu sehen ist.
WENN der Kerl auf uns draufsitzt, dann ist er ganz sicher NICHT schwächer als wir!
Und einen STARKEN, ENTSCHLOSSENEN Angreifer, der uns WÜRGT (falls das mal vorkommt) so lässig wegzudrehen wie man das im JM sieht ... also das ist ausgeschlossen und funktioniert nur in der Phantasie von Leuten, die sich noch nie wirklich mit echten Gegnern ernsthaft rumgehauen haben.
Zumal dieser "Würgegriff" ja eigentlich ein Angriff auf den Kehlkopf ist.
Das erzeugt SCHMERZ, und dieser erzeugt PANIK.
Im Ernstfall ist es eben NICHT wie im Randori.
Im Ernstfall kann man nicht "aufhören", indem man abklopft.

Hat sich offenbar noch nicht so rumgesprochen ...
:dontknow

Interessant finde ich übrigens, daß sich bisher KEINER der Verantwortlichen mal wirklich ausführlich zu dieser "SV" geäußert hat.
Es würde mir Respekt abnötigen, wenn diese Leute ehrlich zugeben könnten, daß sie sich das mit der SV "halt so gedacht haben", OHNE selbst nennenswerte Erfahrung einbringen zu können.

Dann würde man sagen - na gut, sie wissen es halt nicht besser und halten diesen Mist für praktikabel.
Nicht so schlimm.
Läßt sich ja ändern.

Aber so ...?
Schweigen.
Keine Stellungnahme, keine Erklärung.
Augen zu und durch?
Und weiter diesen unfunktionalen Mist als "Selbstverteidigung" anpreisen und unters Volk bringen?

Gehörte zu den vom DJB erfundenen "Judowerten" nicht auch ... Ehrlichkeit?
:irre
tom herold
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von tom herold »

Ich habe mich mit zunehmender Erheiterung gerade durch das "SV"-Programm der Prüfung zum 3. Dan eurer "SV"-PO gewühlt.
In der Hoffnung, dort irgend etwas Sinnvolles zu finden ... irgend etwas, das sich in einer ERNSTFALL-Situation gebrauchen ließe ...
Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte.

Nun ist es aber durchaus nicht so, daß diese "SV"-PO nicht doch altbewährten Prinzipien folgen würde.
Nein, nein!
Sie folgt bspw. in geradezu vorbildlicher Weise dem Prinzip des "Wir machen IRGENDWIE IRGENDWAS!"
Zudem läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß die gesamte "SV"-PO nach dem guten alten GIGO-Prinzip gestaltet wurde.
Garbage in - garbage out ...
Und das mit geradezu bewundernswert hartnäckiger Unkenntnis dessen, was in echten "SV"-Situationen passiert.
Bravo!
:eusa_clap

Man will schließlich nicht auf "Gossen"-Niveau herabsinken, hab ich Recht?
"Das leuchtet unmittelbar ein!"
:alright

Für den 3. Dan etwa ist in der Prüfung erstmal Quasseln angesagt.
Demonstration und Erläuterung von vier unterschiedlichen Verteidigungshandlungen in Selbstverteidigungssituationen.
Der im Ernstfall völlig unerfahrene Prüfling erläutert also, wie er sich THEORETISCH so vorstellt, was er im Ernstfall so alles machen würde und demonstriert das dann mit einem willigen Uke, mit dem er das Ganze vorher EINGEÜBT hat.
:irre
Und die Prüfer, die vom Ernstfall genausowenig Ahnung haben wie der Prüfling, BEWERTEN das dann ... und bescheinigen dem Prüfling durch Bestehen dieser Prüfung, derselbe könne sich im Ernstfall effektiv zur Wehr setzen.
Und darüber soll man sich nicht kaputtlachen?

Das Prädikat "besonders lustig" geht im Fall der Prüfung zum 3. Dan aber an diese Aufgabenstellung:
Boden:
Demonstration von drei Verkettungen zwischen Atemi-, Halte-, Hebel- und Würgetechniken unter Ausnutzung der Reaktionen des Angreifers.
Da ist die Phantasie aber mit den "Experten" durchgegangen, was?
Aber wunderschön, wie sie zu erkennen geben, daß sie sich noch NIE ernsthaft geprügelt (geschweige denn um ihr Leben gekämpft) haben.
"Ausnutzung der Reaktion des Angreifers" ...?
Im ERNSTFALL???
:irre
Klar.
Dafür hat man dann alle Zeit der Welt ...
Aber gut - gehen wir mal davon aus, daß die "Reaktion des Angreifers" ausnahmsweise NICHT in einer weiteren wütenden Attacke besteht, sondern (wie sich die "Experten" das offenbar vorstellen) in irgendwelchen Defensivbewegungen. Klar, deshalb ist er ja der ANGREIFER ...
Der Verteidiger haut dem Angreifer also eine Kelle rein ("Atemi" :dontknow ) oder so.
Und will dessen REAKTIONEN dann "ausnutzen".
Weil ja die Reaktionen des Angreifers im Ernstfall so absolut vorhersehbar sind, ja doch ...

Tja ... vielleicht sollte man das im Training dann doch vorher regelmäßig im VOLLKONTAKT und OHNE irgendwelche Protektoren üben, denn wie will man sonst wissen, wie jemand reagiert, in den man Schläge reinknallt?
Oder ist das wieder zu sehr "Gosse"?
Folgende Punkte sollten, wenn möglich, Berücksichtigung finden:
Dynamik des Angriffs, wahrscheinliche Reaktion des Angreifers ...
So redet jemand, der von SPORT nach Regeln spricht.
Nach Regeln, die das Verhalten des sportlichen Kontrahenten limitieren.
Und es deshalb einigermaßen vorhersagbar machen.
Hat eigentlich irgend einer dieser ... "Experten" mal drüber nachgedacht, daß echte Gegner in einer echten Schlägerei IMMER völlig unvorhersehbar und ziemlich irrational reagieren?
Ich meine - hat einer dieser Experten WIRKLICH mal darüber nachgedacht, jenseits der hohlen Phrasen, die in der "SV"-PO von der "Regellosigkeit der SV-Situation" gedroschen werden?
Sieht nicht so aus.

Hebel?
Im ERNSTFALL?
Womöglich gegen einen abgestumpften, von Alkohol oder anderen Dingen aufgeputschten erfahrenen Schläger, dessen Schmerzschwelle weit oberhalb dessen liegt, was sich "kultivierte" Breitensportjudosportler überhaupt vorstellen können?

Atemi?
Die man mal in miserabler, weil ernstfallunerprobter Weise auf einem LEHRGANG gezeigt bekam und die man selbst NIE unter realitätsorientierten Bedingungen intensiv trainiert hat?
Deren biomechanische Grundlagen (Gelenkkette, Zentrumsarbeit) man NICHT begriffen hat und die man im Ernstfall genausogut weglassen kann, weil man sie einfach nicht KANN?
Und solche "Schläge" und Hebel soll man dann bspw. anwenden gegen ultra-aggressive ... na, nennen wir sie mal ... Mitbürger mit Migrationshintergrund, ja? Möglichst noch gegen solche, die bereits als sogenannte "gewaltbereite Intensivtäter" polizeibekannt sind ...

Es wäre zum Kaputtlachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Schafe, die eine "SV" für Schafe entwickeln und treuherzig versprechen, DAMIT könne man aber auch gegen Wölfe bestehen ...

Nee, Jungs, macht ruhig so weiter. Macht euch nur weiter lächerlich.
(Damit meine ich die "Experten", von denen sich einige ja auch hier im Forum herumtreiben).
Noch schlimmer blamieren könnt ihr euch eigentlich nicht mehr.
:eusa_clap
Ich stelle mir gerade vor, wie jemand, der bspw. den 1.-3. Dan nach dieser ... "SV"-PO abgelegt hat, voller Selbstvertrauen in eine ECHTE "SV"-Situation schlittert und dort von einem übelgelaunten, drittklassigen Kneipenschläger mit Mundgeruch und flacher Stirn komplett auseinandergenommen wird, während der stolze Danträger noch verzweifelt versucht, seine Faßart für seine "Spezialtechnik" (Wurftechnik) anzusetzen.
Oder während der stolze Danträger versucht, eine schwächliche "Atemi-Verkettung" hinzubekommen ...
Ich bin mir jedoch sicher, daß nicht einmal DAS in den Köpfen der "Experten" irgend ein Umdenken bewirkt.
Diese lächerliche PO wird beibehalten werden, da bin ich ganz sicher.
Wir werden auch irgendwann eine lächerliche Erklärung dafür hören, WARUM das so sein muß.
Da bin ich ganz Prophet ...

PS:
Hieß es nicht inzwischen, diese "SV"-PO sei ja gar nicht dafür gedacht, den Breitensportler fit zu machen für die "SV" gegen ECHTE Schläger?
Äääähhh ... aha.
Wozu soll man dann diesen ganzen Quatsch gleich nochmal trainieren ...?
Gegen Angreifer, die einem ohnehin nicht gefährlich werden können ...?
Aha ...

Ja, das überzeugt mich.
Euch hoffentlich auch.
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Fritz
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Fritz »

Mal abgesehen von den angesprochenen Merkwürdigkeiten der SV-PO frage ich mich, wie man prinzipiell
so etwas prüfen können möchte...

Der einzig "praktikabele" Ansatz, der mir einfällt, wäre:
Immer dann, wenn es heißt "SV-Situation", ruft der Prüfer den/die Uke des Prüflings zu sich und gibt ihm/ihnen
den Angriff grob vor. Und Tori muß dann halt reagieren...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von HBt. »

Ja, das überzeugt mich.
Euch hoffentlich auch.
Mich nicht!
Mal abgesehen von den angesprochenen Merkwürdigkeiten der SV-PO frage ich mich, wie man prinzipiell
so etwas prüfen können möchte...
Ganz einfach: OUTDOOR, abends,... die Prüfer müssten allerdings maskiert die Bösewichte spielen.
:irre
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Makikomi Kid
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Makikomi Kid »

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Die SV-PO ist eine Variante für die Leute, die mit den "Wettkampf-Anwendungen" Probleme haben.
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Josef
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Josef »

@MakikomiKid:"Leute; die mit den "Wettkampf-Anwendungen" Probleme haben..."
-- denjenigen dann unfunktionalen Mist als SV zu verkaufen; ist trotzdem grob fahrlässig. :irre

Stell dir mal vor, jemand versucht sich mit dem Schrott ernsthaft zu verteidigen.... stell dir genau vor; was dann passiert...
Möchtest du der Trainer sein, der dann zu verantworten hat, dass das Zeug das er als "SV" unterrichtet hat; gar nicht zur SV taugt? :dontknow
Bis zum 3.Dan kein Vollkontakt.... danach wohl auch nicht... wann eigentlich?
Die fallen doch um wie die Fliegen; wenn da mal einer zuschlägt; der 3 Monate beim Sportboxen war...

Glauben die eigentlich, der gemeine Wegräuber unserer heutigen Zeit hätte Skrupel, brutal und hemmungslos auf sein Opfer einzuschlagen, bis alles zu spät ist? Glauben die eigentlich, der gewöhnliche Gewalttäter stört sich an ein bisschen Schmerz? Die schlagen auch einer zierlichen 1m60 Frau einfach die Fressleiste ein, egal ob die "blockt" oder "ableitet", weil die eine durchschnittliche Boxkombo nämlich NICHT IM GERINGSTEN irgendwie blockt. Der haut so lange rein, bis sie aufhört sich zu bewegen, egal was sie macht. Und das gleiche macht er beim 1m90 SportJudoka. Solange reinschlagen, bis er aufhört zu stehen, weil dem seine "Blocks" und "Ableitungen" komischerweise auch nicht funktionieren werden.

Und das Tragischkomische ist: Das hätten sie beim ersten Vollkontaktrandori mit jemandem, der Boxen kann, auch gemerkt.
Haben sie dummerweise aber nie gemacht.... :BangHead

Es gab, glaube ich, nicht wenige Mitglieder im DJB, die sich von diesem Programm WIRKLICH etwas erhofft hatten, und die sind jetzt auch WIRKLICH enttäuscht. Denn wenn sie das Zeug haben wollten, was da angeboten wird, dann wären sie schon längst beim JiuJitsu.

So siehts aus.
"Kano? Kenn' ich nicht. War der mal hier im Verein?" -- 16-jahriger DJB-Blaugurt.
"es gibt nur eine Po und zwar die vom DJB" -- danieX im KKB
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Makikomi Kid »

Naja, den Leuten wird ja ganz klar gesagt, dass so was der letzte Ausweg ist... und dann sind se mit dem Zeug auch nicht schlechter (aber auch nicht viel besser) dran, als mit ihrem "normalen" Judo.
Das Ding ist nicht als SV gedacht, auch nicht als VK-Form... das ist ein Beschäftigungsprogramm für die Leute, die keinen Wettkampf machen wollen/ können und sich eben fragen, warum sie dann Wettkampfzeug machen sollen. Also machen sie was, von dem sie glauben, dass es sinniger ist. Die Leute, von denen wir hier reden, werden mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in eine SV-Situation kommen.
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von tom herold »

Die Leute, von denen wir hier reden, werden mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in eine SV-Situation kommen.
Da haben all die "ganz normalen" Menschen, die in den vergangenen Monaten in diversen S-Bahn/U-Bahnhöfen zusammengechlagen wurden, sicher auch von sich gedacht ...
fa-str
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von fa-str »

Hallo zusammen,
Makikomi Kid hat geschrieben:Naja, den Leuten wird ja ganz klar gesagt, dass so was der letzte Ausweg ist... und dann sind se mit dem Zeug auch nicht schlechter (aber auch nicht viel besser) dran, als mit ihrem "normalen" Judo.
Das seh ichn bissl anders. Ich befürchte eben, dass sich - besonders die Jugendlichen unter deinen Schülern - durch "SV-Training" in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt fühlen und folglich auch nicht so einfach wegsehen, wenn jemand verprügelt oder belästigt wird ("Hey, ich hab ja SV gelernt, ich kann dem helfen"). Wenn das ganze Zeug aber nix taugt, wirds halt schnell gefährlich. Und dann sind sie zumindest meiner Meinung nach mit dem Schrott schlechter dran, als wenn sie die Polizei rufen.
Grüße
Fabian

Die Wirklichkeit ist etwas, dass sehr von unserem persönlichen Standpunkt abhängig ist.
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von Fritz »

Und dann sind sie zumindest meiner Meinung nach mit dem Schrott schlechter dran, als wenn sie die Polizei rufen.
Naja, so wie ich es verstanden habe, beschäftigt sich wohl
ein großer Teil des "DJB-SV-Konzeptes" (also diese Module für den "SV-Lehrer") genau damit:
Polizei rufen, Öffentlichkeit herstellen, Weglaufen, Diskutieren,
gar nicht erst in eine schlimme Situation kommen usw... ;-)
Ansonsten hängt es wohl vom konkreten Training ab, ob da jemand Höhenflüge bekommt...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von judoka50 »

Mal ein kleiner Blick in die Vergangenheit:

Habe ich mir gerade mal hier durchgelesen – aus 2001
http://judo-sv.de/judo_sv1.htm
„Judo und Selbstverteidigung sind keine Widersprüche in sich! Judo, besser Judo-Techniken, sind unter bestimmten Situationen auch Selbstverteidigungstechniken. Es ist allerdings auch zu bemerken, daß „Judo-Techniken“ allein kein komplettes effektives Selbstverteidigungssystem ergeben.“
Vielleicht hätte man diesen Satz anders fassen sollen:“
„· die erfolgreiche Verteidigung in Gefahrensituationen außerhalb der sportlichen Sphäre mit dem judospezifischen Technikrepertoire“
Auch ein Blick in das Prüfungsprogramm ist nicht verkehrt.
http://judo-sv.de/jusv_po1.htm

Auch mit diesem Programm konnten sich viele nicht so recht anfreunden!
Viele Grüße
U d o
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von derLichtschalter »

Ich konnte mich ja zunächst mal mit dem Konzept der Website nicht anfreunden :D
piti
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Re: DJB-SV-Prüfungsprogramm

Beitrag von piti »

tom herold hat geschrieben:
Die Leute, von denen wir hier reden, werden mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in eine SV-Situation kommen.
Da haben all die "ganz normalen" Menschen, die in den vergangenen Monaten in diversen S-Bahn/U-Bahnhöfen zusammengeschlagen wurden, sicher auch von sich gedacht ...
Hi Tom,
du wirst mir sicherlich sagen (schreiben) können, wie viele von denen Judoka waren?
Würde mich mal interessieren.

Gruß pit
Judofunktionär fragt Judosportler:
Wer ist wir?
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