Wenn ich mich richtig erinnere, hatte hier jemand vor etwa einem dreiviertel Jahr geschrieben, daß man ENTWEDER selbst Wettkämpfer ist ODER die Kampfrichter-Laufbahn anstrebt.
Beides, so hieß es, ginge letzten Endes nicht.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das auch ausführlich begründet ...
Kann es sein, daß genau da der Hase im Pfeffer liegt?
Ganz sachlich gefragt - kann es sein, daß etliche Kampfrichter selbst viel zu wenig Wettkampferfahrung, also viel zu wenig "Praxis" haben? Das ist NICHT abwertend gemeint!
Es würde jedoch einiges erklären ...
Eine letzte Anmerkung noch zum Thema "Befehle von oben":
Mir/uns wurde hier schon oft vorgeworfen, daß die Strukturen, innerhalb derer wir unser Jûdô organisieren und praktizieren, "undemokratisch" und "hierarchisch" seien.
Dieser Vorwurf ist berechtigt.
Eine ernstzunehmende Kampfkunst KANN nicht "demokratisch" strukturiert sein.
Und offenbar läßt sich eine wirklich "demokratische" Struktur auch in einigen Bereichen des Sportjudo nicht durchsetzen:
Und Verbesserungsvorschläge von "unten" werden nicht unbedingt von der IJF/DJB-KR-Kommission angenommen, so gut diese vielleicht auch sein mögen.
Zum Thema "Unterbrechen des Bodenkampfes" - in "Sono-Mamas" Beitrag offenbart sich mir ein grundlegend anderes Verständnis des Begriffs "Kampf" bzw. "Bodenkampf".
Als "aufgestanden" bzw. "aufstehen" meine ich die Situation: Kämpfer A steht vollkommen oder in halbstehender Position. Kämpfer B liegt auf dem Boden (egal ob Rücken oder Bauch), keiner von beiden agiert noch mit sein Händen, die Hände greifen nicht den Partner.
Na und?
Was würde denn passieren, wenn man in dieser Situation NICHT unterbricht, sondern einfach WEITERMACHEN läßt?
Man könnte ja, wie beim Sumo, als Kampfrichter das Kommando "No kotta! No kotta!" ("Weitermachen!") geben ...
Was wäre denn, wenn man die Wettkämpfer in dieser Situation einfach ZWINGT, weiterzumachen, indem man eben NICHT unterbricht?
Ich bin sicher, daß beide sich sehr schnell darauf besinnen würden, daß es sehr viele erfolgversprechende Aktionen gibt, die in dieser Situation zum Einsatz kommen können ...
Dann würde sowas auch wieder intensiv trainiert werden.
Beide Kämpfer haben also eine "ich-will-nicht-mehr-im-Boden-weiterkämpfen-Haltung" angenommen.
Das halte ich für eine unzulässige Pauschalisierung.
Wenn ich mich bspw. als Untermann in meiner Position SICHER fühle, kann ich doch darauf warten, was der Obermann als nächstes versucht und dann kann ich darauf reagieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit gelingt es mir dann, ihm eine Falle zu stellen, ihn zu einem Fehler zu verleiten, zu einer überhasteten Aktion, die ich nutzen kann ...
Warum sollte man das nicht zulassen?
Was spricht dagegen?
Oder geht es dann doch eher darum, daß das (meist fachunkundige) Publikum sich nicht langweilt ...?
Bzw. Kämpfer A stehe in halbstehender Position während Kämpfer B die Arme und Beine um ihn geschlungen hat. Der Schultergürtel von B ist nicht mehr auf der Tatami sondern in der Luft. -> Kämpfer B hat keine Kontrolle mehr über Kämpfer A.
Du hast dir, so vermute ich, noch nie BJJ-Kämpfe angesehen, geschweige denn mal mit den Jungs im Boden "gerollt" ...
Sonst wüßtest du, daß Kämpfer B in einer solchen Situation
keineswegs "keine Kontrolle mehr" über Kämpfer A hat ... jedenfalls dann, wenn er TRAINIERT hat, wie man mit dieser Situation umgeht.
Es gibt etliche Aktionen, die bspw. im gestreckten Armhebel oder im Triangle (=Sankaku) für den Aushebenden enden. Für viele diese Aktionen benötigt der "Untermann" regelrecht die "Hilfe" des Obermanns, der ihn aushebt und ihm dadurch die entsprechenden Hüft- und Beinbewegungen ermöglicht, welche in einem erfolgreich angesetzten Hebel oder Triangle oder in einem mörderischen, unvermeidbaren "Sweep" enden.
Traurig, wenn das dem Jûdô inzwischen verlorengegangen ist ...