tom herold hat geschrieben:
Und damit haben genau diese Leute sich ganz offen gegen Kanô, gegen dessen Vermächtnis und ganz sicher auch gegen den "Geist des Jûdô" gestellt.
Richtig, haben sie - und ich verurteile das. Und jetzt mal was zum Nachdenken: wer hatte denn am Kodokan in diesen Zeiten eigentlich das letzte Sagen über Graduierungen? Von wessen Legende fällt der Lack denn ab?
Nun, da man sich her wieder mal nur in Andeutungen ergeht, stellen wir uns doch mal ganz dumm und dröseln das Ganze mal auf ...
Also nach Kanôs Tod 1938 wurde sein Neffe, der Admiral Jiro Nango, Direktor des Kôdôkan und blieb es, soweit ich weiß, formal bis 1946, richtig? (Manche Quellen geben das Jahr 1947 an).
Und dann ... tja, dann wurde Risei Kanô der Direktor des Kôdôkan.
Also war ER derjenige, der dort "das Sagen" hatte.
Und soweit ich informiert bin, war Risei Kanô bis zum Jahr 1980 Direktor des Kôdôkan.
Und was schließen wir nun daraus?
Fällt nun von der "Legende" Risei Kanô "der Lack ab", oder ist dann eventuell DOCH Mifune gemeint?
Falls Mifune gemeint sein sollte ...
FALLS er (unterstellen wir das mal) soooooo einflußreich war, daß ER und nicht Risei Kanô für diese Politik verantwortlich war, dann hätte ich dafür gern Belege.
FALLS Mifune derartig einflußreich war - wieso wurde dann nicht ER Direktor des Kôdôkan?
Zudem wollen wir bitte nicht vergessen, daß es neben Mifune ja auch noch (zumindest bis zu seinem Tode 1952) Nagaoka gab ...
Auch andere Namen einflußreicher Jûdôka aus dieser Zeit könnte man nennen, man muß dazu nur mal in das Verzeichnis der Autoren von "Illustrated Kôdôkan Jûdô" schauen ...
Wie war das also damals?
HATTE Risei Kanô "das Sagen" oder hatte er es nicht?
Wenn er es hatte, ist ER derjenige, der für diese miese Politik des Kôdôkan die Hauptverantwortung trägt, auch wenn er sicher nicht ganz allein dafür geradezustehen hätte.
Hatte er aber NICHT "das Sagen" im Kôdôkan - dann bitte Klartext: WER DANN?
Belege bitte ...
PS:
Es wäre auch schön, wenn manche hier nicht so tun würden, als seien Dan-Verleihungen oder entsprechende NICHT-Verleihungen aus rein politischen Gründen im Kôdôkan nur in der Zeit "kurz nach dem Krieg" vorgenommen worden.
Hirano lebte bis 1993 ... und erst kurz vor seinem Tod schien es dem Kôdôkan auf einmal peinlich zu sein, wie man diesen exzellenten Jûdôka, Kämpfer und Lehrer jahrzehntelang behandelt hatte.
Es wäre also jahrzehntelang Zeit gewesen, Verfehlungen zu korrigieren, die unmittelbar nach dem Krieg durch den Kôdôkan begangen wurden.
Man hat sich aber bis in die 90er Jahre damit Zeit gelassen.
Und da fragt man sich doch, warum?
Mich überzeugt es nicht, wenn sozusagen durch die Blume behauptet wird, es habe solche Verfehlungen des Kôdôkan nur eine (kurze?) Zeit lang "nach dem Krieg" gegeben.
Ich finde es auch abscheulich, daß es zu diesen Vorfällen im Kôdôkan (wir lasen es bei Tutor) so etwas wie ein "Kartell des Schweigens" gibt.
Im Bemühen, die eigene Reputation zu retten, indem man derlei Vorfälle verschweigt, hat der Kôdôkan genau das Gegenteil erreicht.
Ich darf meinen Lehrer zitieren, auch wenn das viele nicht werden lesen wollen:
"Ich weiß zuviel über den Kôdôkan und seine Nachkriegs-Repräsentanten, um vor dieser Einrichtung und ihren Repräsentanten noch irgend eine Art von Respekt empfinden zu können."