"Eine besondere Innovation war der Gebrauch des schwarzen Gürtels, um den Dangrad anzuzeigen. Der Schwarze Gürtel wurde schnell der Wunsch aller Trainierenden. Obwohl das Dan-System schon seit 1883 existierte, dauerte es drei weitere Jahre bis der Rang mit dem Schwarzen Gürtel gezeigt wurde.
Richtig.
Wie wir wissen (soweit wir das überhaupt wissen können) wurde der "schwarze Gürtel" erst 1886/87 in das Jûdô eingeführt.
Vermutlich war es eine Entwicklung von Jigoro Kano.
"Vermutlich" heißt: wir WISSEN ES NICHT.
In den Koryû sind Abzeichen wie "schwarze Gürtel" einfach nicht nachweisbar, daher liegt die Vermutung nahe, daß Kanô sie für SEIN Kampfsystem "erfunden" hat.
Eine Vermutung bleibt es dennoch,
und das schreibt Hoare auch so.
Es wird behauptet, dass als das Kodokan-Team in ihren weißen Judogi mit den Schwarzen Gürteln anläßlich der Kriegskunst-Wettkämpfe der Toyko Polizei (Keishicho Bujitsu Taikai) erschien, war dies ein bemerkenswerter Auftritt gegenüber den anderen Jujutsu-ka, die traditionelle Kimono-Kleidung aus Hakama und Haori trugen."
Eben noch gab es Diskussionen darüber, ob es die Kämpfe zwischen den Schülern des Kôdôkan und anderen Schulen ÜBERHAUPT gab.
Gerade eben noch wurde groß und breit herausgestellt, daß es über diese (Wett)Kämpfe NICHTS Konkretes gibt.
Keine Zeitungsberichte, keine Polizei-Protokolle ... nichts.
Nun aber, einfach nur weil Hoare das schreibt, wissen wir auf einmal sogar, was die Jûdôka zu diesen Kämpfen als Kampfkleidung trugen?
Ich hätte dazu gern die Quelle angegeben, aus der Hoare dieses Wissen schöpft.
Vielleicht sollte man auch genauer lesen, was er schreibt: "Es wird behauptet ..."
Klingt mir nicht nach einer zitierfähigen Quelle.
Zu Bennett:
"Voraussichtlich Trainierende würden unvermeidlich nach Hause umkehren, wenn sie nicht jedesmal Jemanden in seiner Trainingsuniform im Dojo antreffen würden.
Trainingsuniform? Welche?
Gibt es dazu Quellen? Ich meine: wirklich Quellen, die hieb- und stichfest belegen, was Bennett da schreibt ... und die es im Sinne DEINER Interpretation belegen, lieber Jupp?
Oder ist "Trainingsuniform" einfach ein Wort, welches ganz allgemein die Kleidung bezeichnet, die beim Training getragen wurde und die NICHT notwendigerweise ein Keikogi gewesen sein muß?
Oben steht doch, daß Hoare davon schrieb, daß die Koryû-Schüler Hakama und Haori trugen.
Wenn man so will, ist auch DAS eine "Trainingsuniform".
Etwas, das sich für das Training als "praktisch" herausgestellt hat, OHNE extra dafür hergestellt worden zu sein ...
Hakama, Haori, Uwagi ...
Alltagskleidung.
Schließlich begannen einige der Internatsstudenten mit dem Judo, zusätzlich zu ihren akademischen Studien. Ihre Anzahl und regelmäßige Anwesenheit vergrößerte das Potential des Dojo erheblich.
Kano verpflichtete seine internen Studenten ihre Trainingskleidung zu tragen und im Dojo zu warten, bis er mit seinem Unterricht am Gakushuin fertig war.
Nochmal - welche konkrete Trainingsuniform?
Haori/Uwagi und Hakama?
Keikogi?
Quelle? Ich meine - welche Quelle gibt Bennett für das an, was er da schreibt?
Wenn es kalt war, trug er über seinem Judogi einen Winter-Kimono und las, bis Studenten kamen. Wenn dann Jemand erschien, räumte er seinen Schreibtisch auf und bezog den Neuankömmling sofort ins Training ein."
Kanôs im Kôdôkan ausgestellte "Jûdô-Jacke" ist eine Jacke, die er beim Training der Kitô Ryû trug. Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich bei dieser Jacke um ein "Uwagi" genanntes Alltags-Kleidungsstück, welches NICHT identisch ist mit den später (!) von ihm entwickelten Jûdôgi.
Uwagi wurden NICHT extra für das "Jûjutsu-Training" hergestellt.
Soweit mir bekannt, gab es auch keine Läden, in denen man "Trainingsuniformen" für das Jûjutsu-Training der Koryû kaufen konnte.
Wenn du da andere Informationen hast - immer her damit!
Zu deinen Schlußfolgerungen:
Ich schließe aus diesen beiden Zitaten:
1. Im Kodokan-Judo gab es schon weit vor Ende des 19. Jahrhunderts "Trainingsuniformen" bzw. Judogi, die speziell für das Training des Judo benutzt wurden.
Das bleibt dir unbenommen, lieber Jupp.
Einen BEWEIS für diese deine Schlußfolgerung kannst du aus den beiden Zitaten jedoch nicht ableiten.
Hoare VERMUTET etwas (und sagt das auch unverblümt!) und Bennett äußert sich nicht konkret, so daß Raum für (in diesem Fall deine) Interpretation bleibt.
Als Quelle, als BEWEIS für das, was du schlußfolgerst, taugen beide Zitate nicht.
Ist
mir hier nicht immer mal wieder vorgeworfen worden, daß ich "lediglich schlußfolgern" würde, aber keine konkreten Beweise für einige meiner Thesen vorbringen könne?
2. Möglicherweise war dies ein "Alleinstellungsmerkmal" der Trainiernden des Kodokan (d.h. es gab dies nur dort!).
Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht!
Der Keikogi war tatsächlich eine Alleinstellungsmerkmal.
Bisher jedoch läßt er sich frühestens gegen Mitte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts nachweisen.
Also "um die Jahrhundertwende".
Es gibt - soweit mir bekannt - keine ernstzunehmenden Hinweise darauf, daß Kanô den Keikogi früher entwickelt haben könnte.
Oder daß eine andere Schule eine solche "Trainingsuniform" vor 1890 benutzt hätte.
Fotos, die erwiesenermaßen aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts stammen und Jûdôka im Keikogi zeigen, wären also recht hilfreich, um die These zu belegen, daß es schon in dieser Zeit den von Kanô entwickelten Keikogi gab.
3. Wie es in den Koryu (d.h. den alten Schulen vor Entwicklung des Kodokan-Judo oder auch parallel dazu) aussah und gehandhabt wurde, kann ich nicht sagen. Dies war in vorher diskutierten Fäden allerdings auch nicht Gegenstand meiner Aussagen.
Doch.
Du hast, als du die Aussage der entsprechenden Dissertation übernommen hast, ausdrücklich von Jûjutsu-Jacken gesprochen, deren Ärmel Kanô verlängert habe..
Daher hast du dich auf die Koryû Bugei bezogen.
Solltest du dich nicht auf die Koryû bezogen haben, war der Ausdruck "Jûjutsu-Jacken" falsch.
4. Wann genau Kano und/oder seine Studenten damit begonnen haben, einen Judogi zu tragen, kann ich derzeit nicht genau festlegen. Es scheint jedoch so, als ob dies bereits in den ersten beiden Jahren nach Gründung des Kodokan 1882 der Fall gewesen sein muss. Spätestens jedoch wohl bis Mitte der achtziger Jahre.
Das ist eine bloße
Vermutung, die du auf eine VERMUTUNG Hoares und eine ziemlich ungenaue Erwähnung bei Bennett stützt.
Du schreibst ja auch selbst. "Es scheint ..."
Handfeste Beweise hast du nicht, damit erübrigt sich eigentlich jede weitere Debatte.
P.S.: In Syd Hoares Buch ist auf S. 81 ein Foto abgebildet, auf dem massenhaft Judoka beim Kangeiko im Shitatomizaka-cho Dojo zu sehen sind. In diesem ersten von Kano selbst gebauten und finanzierten Dojo wurde zwischen 1893 und 1906 trainiert. Alle Judoka tragen "moderne" Judoanzüge, d.h. mit langen Ärmeln, so wie sie von Kano um die Jahrhundertwende weiter entwickelt wurden.
Ja und?
Was beweist denn das?
Aus welchem Jahr stammt dieses (mir bekannte) Foto?
1893? Oder ist es doch eher von 1902 oder 1905?
DASS Kanô die Ärmel seiner Jûdôgi verlängerte, stand nie in Abrede.
Ich stelle jedoch noch einmal fest (
denn DARUM geht es bei der ganzen Wortklauberei doch in Wahrheit, nicht wahr?): Der Tai-Otoshi wurde bereits in den Koryû Bugei praktiziert. Und zwar schon sehr lange!
Um ihn wirksam anwenden zu können, waren "lange Ärmel" nicht notwendig.
Abgesehen davon gab es KEINE extra für das Training in den Koryû angefertigte Trainingsuniform, soweit mir bekannt.
Kanô war der erste, der eine solche einführte.
WANN genau das geschah, ist bisher NICHT belegbar.
Ich stelle weiterhin fest (und wiederhole mich dabei): was Hoare über die "Wettkämpfe der Toyko Polizei (Keishicho Bujitsu Taikai)" schreibt, ist erstaunlich, denn sowohl im amerikanischen Forum als auch hier wurde ja größter Wert auf die Feststellung gelegt, daß wir über diese Kämpfe eigentlich GAR NICHTS wissen - außer dem, was wir von Kanô selbst als Randbemerkung bei Watson nachlesen können.
Hoare aber will sogar wissen, welche Kleidung die Jûdôka getragen haben ...
Pardon, aber das erinnert mich ein wenig an den Artikel "Jûdô's Decisive Battle" von Wayne Muromoto.
ENTWEDER wir sind uns einig, daß wir über diese Kämpfe (von denen einige sogar behaupten, es habe sie nie gegeben) fast nichts wissen.
Dann können wir Hoares Einlassungen zur Kleidung der Jûdôka bei diesen Kämpfen nicht ernst nehmen (es sei denn, er verfügt über Quellen, an die weder JonZ noch NBK noch CK im amerikanischen Forum herankommen).
Oder aber wir lassen Hoares Anmerkungen bezüglich der Kleidung der Jûdôka bei diesen Kämpfen gelten - dann können wir diese Kämpfe aber nicht in Abrede stellen.
Eins geht nur.
Jupp, ich kann gut verstehen, daß du unbedingt Recht behalten möchtest.
Ich glaube aber, daß du dich da in etwas verrennst, weil du nicht zugeben kannst (schon gar nicht mir gegenüber, nicht wahr?), einer Fehlinterpretation aufgesessen zu sein.
Ich habe inzwischen sehr gute Kontakte zu einigen Koryû, auch zur Tenshin Shinyo.
Ich habe Kontakte nach Japan zu Lehrern einiger Koryû.
Alle bestätigen mir übereinstimmend, daß es nach IHREM Wissensstand KEINE "Jûjutsu-Jacken" gab, die speziell für das Training entworfen und hergestellt worden wären.
Es handelte sich bei dem, was im Training getragen wurde, stets um Uwagi und Shitagi, die man zum Hakama trug.
Tut mir leid, die "Jûjutsu-Jacke" ist ein Mythos.