Meine Schüler und ich hatten mehrfach Gelegenheit, mit Praktizierenden des sogenannten "erweiterten Weges" (Judo Do) zu trainieren.
Es war jedesmal eine wirklich ... absolut unterwältigende Erfahrung.
Keiner der ... wie nenne ich diese Leute? Judodoka?
Also keiner von diesen Leuten konnte kämpfen.
KEINER.
Sie sind selbst gegen meine Anfänger (Weiß- und Gelbgurte) gnadenlos abgepfiffen.
Und waren dann höchst verwundert, daß keiner ihrer wunderhübschen "Würfe" irgendwie anwendbar gewesen war.
Bisher haben sich hier auf 4 Seiten nur Personen geäußert, die offenbar wenig Erfahrung mit Judo-Do haben.
Die übliche Ausrede.
"Ihr habt ja keine Ahnung!" "Ihr könnt das ja gar nicht beurteilen!"
Mag sein.
Aber dafür haben meine Jungs und ich öfter mit "Judodoka" trainiert, wie gesagt, und letztere waren nichts als Fallobst.
Im Boden war es noch schlimmer - da kam von den "Judodoka" rein gar nichts.
Judo Do ist ein von Österreichern entwickeltes "Add-On" zum Judo. Es fügt 65 Würfe hinzu. Viele davon fallen in die Kategorie Gegenwurf und/oder folgen dem Prinzip der "perpetuellen Energie". Mit anderen Worten: Bewegungen sollen fließend und ohne Unterbrechung weitergleitet werden.
Das hatte sich Julius Fleck zwar so vorgestellt, in der Realität aber funktioniert NICHTS davon.
Was wiederum etwas damit zu tun haben könnte, daß man Jûdô selbst erst einmal verstanden haben sollte, ehe man sich daran macht, es zu "erweitern" oder gar zu "verbessern" oder es zu "ergänzen".
Werde Mifune noch Nagaoka noch Sato, Oda oder andere echte Größen des Jûdô waren so ... ähemm ... selbstbewußt, ein "add on" des Jûdô erfinden zu wollen und "65 neue Würfe" zu ... ääähhh ... "entwickeln".
Julius Fleck hingegen war so ... ääähhhh ... selbstbewußt.
Bei einigen der Techniken ist die Verletzungsgefahr zu groß, als dass man sie sicher im Randori oder im Wettkampf anwenden könnte.
Schmarrn.
Wenn Uke nicht mitmacht, funktioniert nicht eine einzige eurer "Techniken".
Wir haben es drauf ankommen lassen und den "Judodoka", die bei uns waren und uns ähnlichen Unsinn erzählten, ausdrücklich erlaubt, im Randori ALLES anzuwenden, was sie im Judo Do gelernt hatten.
Man muß ihnen zugestehen, daß sie sich bemüht haben. Aber wer nicht kämpfen kann, dem nützen auch Phantasietechniken nix, die auf keinerlei Prinzipien beruhen und im Grunde nichts als Ausdruckstanz sind.
Andere erfordern tatsächlich die Mitwirkung des Uke oder sind aus anderen Gründen für den Wettkampf wenig geeignet.
Ausdruckstanz, sag ich doch!
Auch die Anwendbarkeit in der Selbstverteidigung variiert beträchtlich.
NEIN.
Sie variiert nicht, sie ist schlicht und einfach nicht vorhanden.
Um den Sinn mancher Techniken zu verstehen, muss man wissen, dass zu den Begründern einige Männer zählten, die einen Hintergrund als Catcher (heute Wrestling genannt) hatten. Daher sind einige der Würfe eher zu Show-Zwecken geeignet, oder ähneln entfernt Ringertechniken.
KEINE EINZIGE eurer Techniken funktioniert gegen einen sich wehrenden Gegner.
ALLES im Judo Do ist Show, auch wenn's einige nicht wahrhaben wollen.
Die Antwort auf die Frage, ob es Sinn macht, Zeit und Mühe darauf zu verwenden, Judo-Do Würfe zu erlernen, hängt ganz von den individuellen Zielen ab. Pragmatische Wettkämpfer werden nur eingeschränkt etwas mit Judo-Do anfangen können.
Wer Interesse an einer abgespacten Form von Ausdruckstanz hat, ist beim Judo Do genau richtig.
Kämpfen kann man damit nicht.
Wer sich für Selbstverteidigung interessiert, kann die eine oder andere Technik durchaus für ein anwendungsorientiertes Jiu Jitsu anpassen (wird bei unserer Jiu Jitsu Sparte so gemacht).
Wer das wirklich glaubt, dem kann ich ein wunderbares Grundstück im Wattenmeer verkaufen.
Besichtigung nur bei Ebbe.
Mal Klartext - in Randori und Wettkampf funktionieren die Krampen des Judo Do NICHT, aber wundersamerweise soll das eine oder andere dann plötzlich in der Selbstverteidigung anwendbar sein?
Klar.
Wer sich für Kampfkunst um der "Kunst" willen interessiert (Show, Akrobatik, Technikverliebtheit) mag durchaus an Judo-Do gefallen finden.
Sag ich doch!
Ausruckstanz!
Aber irgendwie muß man es sich ja schönreden, sonst müßte man ja zugeben, daß der Kampfwert des Judo Do selbst in sportlich-fairen Wettkämpfen gleich NULL ist.
Von der "Anwendbarkeit" in der "SV" ganz zu schweigen ...