Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

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Kumamoto
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Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

Hallo,
ich habe heute morgen folgenden Film auf dem ZDFinfokanal gesehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... acht-stark
Was haltet ihr von dem Verein(skonzept) und ist das Modell auch auf Judovereine anwendbar? Freue mich auf eine rege Diskussion.
Hier die Homepage der Pugilisten:
http://www.pugilist.de/?category_name=news
katana
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von katana »

Ein interessanter Bericht. Ich wünschte, sowas wäre auch mit Judo möglich.
Was aber die Finanzierung betrifft, so muß man schon sagen, daß der "geringe Beitrag für
Mitglieder aus schwierigen Verhältnissen" , mit 20 Eur monatlich in unserer Region wohl eher zu einem Entrüstungssturm führen würde.
Die üblichen "Judobeiträge" liegen wohl in der Masse deutlich niedriger, obwohl bei 3-4mal Training
die Woche und Wettkampf-Betreuung am Wochenende auch ein enormer Zeitaufwand anfällt.

KK
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Olaf
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Olaf »

Mein Traum. Die haben ihn verwirklicht. Mal schauen wo wir landen wenn wir endlich auch mal eine adäquate Halle finden.
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
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Kumamoto
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

@Olaf: Sprichst Du von der Idee oder der Halle? ;)
@Katana: Ich finde das Preis- Leistungsverhältnis, so wie es in dem Bericht rüberkommt, mehr als angemessen. Kinder zahlen ja nur 10 Euro monatlich, aber Du hast schon recht, dass der mittlere monatliche Beitrag bei 20 Euro liegt. Aber das sind auch nur 4 Schachteln Zigaretten für Vati im Monat weniger. Meiner Meinung nach ein geringer Preis dafür, dass das Kind einen Monat lang gut betreut und ausgebildet wird. Was würdest Du denn in Eurer Region für so ein Angebot verlangen (können)?
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Olaf
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Olaf »

Kumamoto hat geschrieben:@Olaf: Sprichst Du von der Idee oder der Halle? ;)
Beides. Ideen für Hausaufgabenbetreuung hatten wir auch schon mal im Vereinsheim eines meiner früheren Vereine. Integration von gefährdeten Jugendlichen machen wir auch schon. Viele andere Dinge die dort gezeigt werden stehen bereits als Ziele in unserem Konzept. Nur fehlt als erstes eine Räumlichkeit in der das zu machen wäre. Wir haben uns in der Sparte schon des Öfteren die Köpfe heiß geredet wie man an ein eigenes Dojo mit angeschlossenen Extraräumlichkeiten für verschiedenste Zwecke rankommt, die geeigneten Immobilien sind aber derzeit unerschwinglich. Für einen leerstehenden, ehemaligen Supermarkt 3000,-€ im Monat ist da so die Größenordnung um die es geht.

Aber dann geht es eben in kleinen Schritten voran. Man darf halt das Ziel nicht aus dem Auge verlieren, und den Link zum Video werd ich auch auf unserer Homepage posten um allen mal zu zeigen was möglich ist wenn man nur will und entsprechend motiviert ist.

LG
Olaf
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

Olaf, bei mir rennst Du da offene Türen ein. Versuche das bei uns auch schon in der Abteilung bzw. im Hauptverein seit längerem anzusprechen, stosse aber immerwieder auf taube Ohren ("wir haben die Mitglieder dazu nicht", "wer soll das denn machen?", "die, die das machen haben auch Sponsoren"....) Ich denke aber, am Anfang steht eine gute Idee und ein Konzept- die Mitglieder, Helfer und Sponsoren hängen sich dann hintendran...
Wenn Du willst, kann ich Dir eine Kopie des Films auf DVD schicken, habe ihn aufgenommen.
katana
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von katana »

Kumamoto hat geschrieben:Meiner Meinung nach ein geringer Preis dafür, dass das Kind einen Monat lang gut betreut und ausgebildet wird. Was würdest Du denn in Eurer Region für so ein Angebot verlangen (können)?
Diese Frage stelle ich mir auch gerade.
Was die Preise betrifft, so bin ich ganz deiner Meinung, leider darf bei uns nur Tennis und Fußball was kosten.

KK
judosushie
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von judosushie »

Es gibt durchaus Judovereine bzw. Abteilungen, die ähnliche Angebote wie die Pugilisten in Bruchsal anbieten.

Habe was ähnliches auf der Homepage vom SC Budokan Maintal e.V. gefunden.

http://www.budokan-maintal.de

Punkt: Vereinsengagement
Punkt: Kinderbetreuung

und unter http://www.sportkinderhort.de

Im Hallenblog kann man sogar lesen, daß ein eigenes Dojo kurz vor der Vollendung steht !
Kumamoto
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

http://www.pugilist.de/?p=1389
Für die, die es genauer wissen wollen ;)
kanou65m
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von kanou65m »

Ein sehr schönes Beispiel dafür, was möglich ist.
Ich denke entscheidend ist, dass man sich schon beizeiten in Bereiche orientiert hat, die zunächst mal jenseits des Boxringes, bzw. der Tatami liegen. "Judoverein" ist also eine Definitionssache.
Sicherlich hat Judo eine Menge Vorzüge, die sich hervorragend in ein Gesamtkonzept einbinden lassen - doch machen wir uns nichts vor: auch andere Sportarten eignen sich gut dazu und es gibt mittlerweile eine Menge Mitbewerber sowohl aus gemeinnützigen Sportvereinen als auch von privaten Anbietern.
Das Zauberwort ist in jedem Fall überdurchschnittliches Engagement, bzw. ein große Stück an Professionalität.
Derartiges in einem kleinen Verein oder gar als Sparte/Abteilung in einem klassischem Breitensportverein durchzusetzen, erfordert sehr viel Überzeugungsarbeit, da man ja auch stets von den vereinseigenen "Mitbewerbern" kritisch beobachtet wird - heißt: "warum bekommt die Judoabteilung nun dies oder das und was bekommen wir?"
Das stelle ich mir manchmal sehr mühselig vor - aber vielleicht kann Olaf dazu etwas berichten?
Wir haben uns jedenfalls vor Jahren dazu entschieden, uns auf eigene Beine zu stellen, weil der "Energieverlust" im Großverein" einfach zu groß war. Das ist natürlich nur eine subjektive Erfahrung und gewisse egoistische Gründe will ich auch nicht abstreiten.
Aber nochmal zu den Anfängen: wir wollten auch als Judoverein starten, haben uns aber recht schnell dazu entschieden,d en Club für alle* Sportarten zu öffnen. Das funktioniert nun seit sieben Jahren immer wieder gut, weil es eben kein starres Konzept gibt, sondern wir uns laufend an die sich ändernden Umstände anpassen. Dies ist der eine Weg - den anderen sehe ich bspw. bei dem Team um Tom Herold, die sich konsequent auf das traditionelle Judo besonnen haben und auch dort mittlerweile beachtlichen Zulauf erzielen. Aber man kann nur das eine oder das andere. Trotzdem sollte man im Interesse des Judos "Fühlung" behalten.

*Sportarten, die sich in unserem Dojo betreiben lassen.
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

Das Argument, warum "wir" das nicht machen war: 1. "Wir sind ein Judoverein." und 2., wenn ich gezeigt habe, dass auch "Judovereine", z.B. der JSV Speyer oder Maintal, zumindest Teile davon bereits umgesetzt haben und damit mehr als gut gefahren sind: "Die, die haben auch Sponsoren...". Mein Argument "Sponsoren findet man erst, wenn man Ideen und Konzepte hat hat, die man potentiellen Sponsoren vorstellen kann und die diese begeistern. Auch ein Herr Hopp ist nicht mit nem vollen Geldkoffer dagestanden und hat gewartet, dass eine TSG Hoffenheim vorbeikommt und ihn ihm abnimmt..." wurde u.a. damit beantwortet: "Wer soll uns denn sponsern, wir sind ein zu kleiner Verein." Damit beißt sich die Katze meiner Meinung nach in den Schwanz...
Wenn ihr den zweiten Teil (Termine s. http://www.pugilist.de) anschaut, achtet mal darauf, dass der Junge, der am Anfang in der Hausaufgabenbetreuung ("Die erklären es einem immer saugut!") gegen Ende des Berichts andere an den Geräten "betreut". Dieser Verein ist eben keine Einbahnstraße, in der die Mitglieder mit ihrem Mitgliedsbeitrag eine Maut bezahlen und dann ist gut - nein, dieser Verein hat es geschafft, dass sich darin jeder für jeden einsetzt und Verantwortung für sich und andere einsetzt. Ich kann nur jedem raten, sich den 30- Minuten-Bericht anzusehen bzw. den DVD-Rekorder darauf zu programmieren. Es lohnt sich.
Am Anfang braucht man eine Idee, hinter der sich die Mitglieder sammeln können. Mit genug Mitstreitern kann man dann die Umsetzung angehen. Aber dafür muss man manche zuerstmal aus ihrer Komfortzone befreien...
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

Hier ein kurzer Bericht in der Landesschau: http://www.swr.de/landesschau-bw/mobil/ ... index.html
Interessant daran finde ich, dass die von den Pugilisten angebotene Nachhilfe ("Academy") von Ehrenamtlichen ohne Bezahlung durchgeführt wird. Für mich der Beweis, dass wenn es freie Hallenkapazitäten gibt und man eine Idee hat, sich Ehrenamtliche (z.B. Eltern) finden, um diese durchzusetzen und durchzuführen. Und das neue Angebot bringt auch wieder neue Mitglieder....
Olaf, wie organisiert ihr eigentlich die Nachhilfe?
kanou65m
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von kanou65m »

Mit zusätzlichen Angeboten,wie der hier dargestellten Hausaufgabenhilfe,macht man seinen Club natürlich nicht nur für potentielle Neumitglieder interessant, sondern auch für die Medien.
Der richtige Weg: Clubs und Vereine müssen mehr werden,als die reinen Sportstätten der Vergangenheit.
Nur bedarf es dazu enormer Anstrengungen und dies nicht nur in den Bereichen der Finanzierung und langfristiger Wirtschaftlichkeit.
Es bleibt abzuwarten,ob die Kollegen in Bruchsal langfrsitig das außergewöhnliche Engagement ihrer Mitglieder konservieren,bzw. ausbauen können. Ich wünsche es Ihnen von Herzen.
Für die klassischen Sportvereine sehe ich allerdings die Zukunft nicht so rosig: beispielsweise werden die Schulen durch die Einführung des Offenen Ganztages immer mehr Hallenzeiten in den frühen Nachmittagstunden benötigen,was zur Folge hat,dass die Vereine zeitlich immer weiter "nach hinten" gedrängt werden: ein Umstand,der die Arbeit im Kinder-u. Jugendbereich dann irgendwann unmöglich macht,weil es "zu spät für die Kleinen" wird.
Manche Vereine haben die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt: die Pugilisten gehören sicher dazu.
Kumamoto
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von Kumamoto »

Ich denke, solche Angebote bringen vor Allem Sponsoren. Wenn ein Verein oft in den Medien ist, ist er auch für Firmen interessant, die ihr soziales Engagement zeigen wollen.
Du hast auch recht damit, dass die zunehmende Anzahl von Ganztagesschulen, G8, etc. die Vereine vor neue Probleme und Herausforderungen stellen: s. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/#/beitra ... -Nachwuchs
Da sind Ideen und Innovationen gefragt- mit 08/15 kommt man als Verein nicht mehr weit...
kanou65m
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Re: Pugilisten Bruchsal- Ein Vorbild für Judovereine?

Beitrag von kanou65m »

Leider läßt sich der o.g. Link hier nicht öffnen.
Thema: Sponsoren
Natürlich lassen sich Sponsoren besser finden und binden,wenn a) das Gesamtkonzept stimmt und b) eine größtmögliche Öffentlichkeit und c) eine Identifikation mit dem Unternehmen erzeugt werden kann.
Da sieht es im Bereich Judo/Kampfsport eher mau aus...
Man darf dabei auch nicht außer acht lassen, dass Kampfsport ja eher eine Randsportart ist, was die Sache nicht gerade erleichtert.
Bei Sponsoring auf regionaler Ebene haben wir die Erfahrung gemacht, dass meistens eine persönliche Bindung des Sponsoren zu dem Club/Verein besteht - und da darf man ruhig mal anfragen.
In Kombination mit anderen Projekten (wie hier die Hausaufgabenhilfe) sieht es natürlich noch viel besser aus.
Öffentliche Förderprojekte (s.z.B. "Integration durch Sport") sollte man als Vereinsmanager auch stets im Auge behalten.
Als Sparte/Abteilung auch wieder schwierig.

es grüßt
kanou65
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