Eine wunderbare Abbildung des Fehlers. Ein Tritt, und der Mann ist am Boden, kaputt und fixiert.
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Fritz hat geschrieben:
Nur, auf dem von Dir verlinktem Ko-Ryu Video stehen sie auch auf beiden Beinen.
Augenscheinlich sogar etwas "weiter" als Staller und wahrscheinlich etwas auch gebeugter.
Und augenscheinlich auch vom Gewicht her ziemlich gleichverteilt. Und wenn Du Deinen Tsuki ausführst,
wie Du ihn beschrieben hast, dann wird sogar noch zusätzlich Gewicht aufs vordere Bein verlagert...
Wenn man einen Tsuki ausführt, greift man an. Das geht nun mal nicht ohne Vorwärtsbewegung.
Außerhalb der Reichweite des Gegners steht man in der Tradition (Schlachtfeldwurzeln) einigermaßen bequem aber in Linie.
Bequem: Gewicht 50/50 wie im Shizen Tai. In Linie: Hidari oder Migi eingedreht, um ein schmaleres Profil zu bilden und die Sode zu nutzen.
In der Offensive drängt das Zentrum vor, um die Stelle einzunehmen, die das gegnerische Zentrum hat.
In der Defensive zieht sich das Zentrum zurück, schützt sich damit und ermöglicht dem vorderen Bein mehr Beweglichkeit.
Fritz hat geschrieben:Also wieso ist diese "Stellung" jetzt nun knieschonender als die Stallersche?
Weil das Knie nicht so einfach durchgetreten werden kann. Ich dachte, das wäre offensichtlich. Schonung ist auch das falsche Wort. Schutz ist das richtige Wort.
Fritz hat geschrieben:Warum kann man aus der von Dir beschriebenen Kampfstellung jetzt leichter das Bein "wegnehmen"?
Wer ein Bein heben will, muß erstmal sein Gewicht aufs andere Bein kriegen. Wer es da schon hat, ist klar im Vorteil.
Fritz hat geschrieben:
Staller schreibt zwar, daß der Fuß einwärts gedreht ist, um die Genitalien zu schützen, aber das kann alles
oder nicht bedeuten, er redet nicht vom Knie - Dein Hinweise mit der Ausrichtung des Knie zur gegnerischen Körpersenkrechten paßt da schon...
Probier es doch bitte mal aus! Wenn Du es schaffst, daß der Winkel zwischen Deinen Füßen signifikant spitzer ist als der Winkel zwischen Deinen Kniespitzen und Du dann noch stabil drauf stehst, will ich ein Photo und ein ärztliches Attest als Beweis. Stallers Genitalschutz funktioniert auch nur, wenn die Knie einigermaßen mit den Füßen synchron sind. Er versteckt die Murmeln hinter Oberschenkel und Hüfte.
Fritz hat geschrieben:Bitte sehr: Qi Gong. (Siehe auch Tutors Zitat.(1))
Danke... Ok, damit zielst Du sozusagen mehr auf das "Innenleben" beim Shizentai ab,
ist aber nicht nur auf Shizentai beschränkt, gilt meines Empfindens nach auch für jede andere vernünftige
Kampfhaltung. Einige Karate-Leute üben ihre Kata durchaus unter Qi Gong-Gesichtspunkten.
Das Konzept "Ki" an sich, wird allerdings nicht/kaum im Judo verwendet. (Trevor P. Leggett erwähnte allerdings "Ki" im
Zusammenhang mit der Ju-no-Kata...)
Natürlich ist das nicht darauf beschränkt. Shizen-Tai ist aber die natürliche Haltung, um Rooting, Energietanken, etc. zu praktizieren und zu üben. Möglicherweise ist Ki als altmodisches Konzept in der Lehre zugunsten von anderen moderneren Erklärungen beiseite geschoben worden. Kano wollte ja modern sein. Die physischen/äußeren Aspekte sind aber immer noch drin angelegt. Welchen Wert hat denn die starke Bauchatmung, wenn sie nur ohne Ki-begriff isoliert nachgeahmt wird? Keinen, der es wert wäre, für sie die ganz natürliche Brust-/Bauchatmung aufzugeben.
Atmung, Absenkung des Dantien, Ten-Chi-Ordnung der Chakren, bequemes Sitzen im Stand, etc. bilden einen gemeinsamen Rahmen, der erst mit dem mentalen Bild des Körpers zusammen Sinn ergibt.
Im olympischen Wettkampfjudo braucht man das alles nicht unbedingt. Aber dann braucht man den ganzen Rest vom Shizen-Tai erst gar nicht nachzuahmen. Ohne das dahinterstehende Konzept ist es Cargo-Cult.
Und Kano kannte selbstverständlich das gesamte Konzept, er hatte es ja ausführlich studiert. Hirano kannte es wohl auch, es wird kolportiert, daß er sich vor dem Gang auf die Matte ganz offen mit Ki vollpumpte.
Nun kann man das, was die TCM und die japanischen traditionellen KK mit Qi Gong modellieren auch anders darstellen.
Aber wie wäre dann diese Darstellung? Kennt sie irgendjemand? Ich habe noch nicht einmal Bruchstücke eines solchen alternativen Modells gehört und weiß auch niemanden, der wenigstens mal solche Bruchstücke gehört hat.
Wenn es also watschelt wie eine Ente, quakt wie eine Ente, Enteneier legt, von Enten abstammt und gründelt wie eine Ente... Und niemand eine Erklärung hat, was es denn sonst sein könnte, wenn nicht eine Ente - was wird es dann sein?
Gibt es entgegen der Direktive vielleicht doch Ura-Inhalte und Kuden, vielleicht sogar Okuden im Judo?
Edit: PS: Bin jetzt drauf gestoßen wurden, daß es da einen Herren namens Feldenkrais gab.
Wie hat denn der das modelliert? Ich bin bisher nicht dazugekommen, ihn mal zu durchforsten.
"To possess a high grade means nothing. Ever since martial arts were born, the grade of someone is what he can do in battle."
(Kacem Zoughari.)