JM 11/10: Clever verteidigen und kontern

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HBt.

JM 11/10: Clever verteidigen und kontern

Beitrag von HBt. »

Herausgelöster Faden von http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =44&t=4519
Begründung: das Thema knüpft zwar an den Ursprungsfaden an, entwickelt sich aber von der Ursprungsthematik immer weiter weg und behandelt zunehmend den Artikel im JM und nicht mehr die Begriffsdefinitionen



Tja,
das JM 11/10 lockt mit dem Aufmacher Clever verteidigen und kontern und nimmt sich dem Thema dieses Fadens würdevoll an:

Der Gegenangriff
Seite 12 - 17
von Ulrich Klocke, 7. Dan!
JM, S. 15 hat geschrieben: (..) Das heißt, erst das Annähern ermöglicht das Gleichgewichtbrechen oder ist es sogar. Genauso ist es oft schwer, die Phasen Kake, Nage und Kime genauer zu bestimmen, da auch hier Handlungen sich verschieben, ergänzen oder überlappen können. Diese Art zu kontern wird in Japan als Go-no-sen bezeichnet.
Wieder etwas gelernt, drei Phasen(modell) Kake-Nage-Kime :eusa_doh.

Grüßle,
Helge
ossi

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von ossi »

Ich hoffe, daß Jupp diese Begriffe hier jetzt ausführlich erklärt. Interessiert mich sehr.
HBt.

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von HBt. »

ossi hat geschrieben:Ich hoffe, daß Jupp diese Begriffe hier jetzt ausführlich erklärt. Interessiert mich sehr.
Du meinst KAKE, NAGE und KIME, ja?

Würde mich ebenfalls sehr interessieren, denn nur auswendig lernen, damit es 'mit der Theorieprüfung' auch etwas wird... reicht mir jetzt nicht :eusa_think.
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Fritz
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben:Wieder etwas gelernt, drei Phasen(modell) Kake-Nage-Kime
Höre ich auch zum ersten Mal... :eusa_think

Vielleicht kann ja Jupp tatsächlich hier noch was dazu schreiben...

Bin jedenfalls jetzt ganz gespannt, aufs aktuelle JM ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
ossi

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von ossi »

Kake wird allgemein verstanden als "Wurfausführung", richtig?

Nage kann, wenn ich das richtig verstehe, "werfen" heißen oder "Werfender" (jap. 投げ, Werfender).
Was ist dann im JM gemeint?

Kime ist "Entschlossenheit/Wille".

Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Kake (Wurfausführung) und Nage (werfen/Werfender)?

Wenn ich das ansehe, dann ergibt sich sowas wie "Wurfausführung/Niederwurf -> werfen -> Wille".
Warum ist das dann Go-no-Sen, das kann ich doch auch machen, wenn ich selber angreife?
Kumamoto
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Kumamoto »

Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Kake (Wurfausführung) und Nage (werfen/Werfender)?
Ich habe mal gelernt (Trainer C), dass "Kake" soviel wie "Abwurf" bedeutet, also sowas wie die angewandte Fallschule Ukes ist, natürlich kann man die Wurfausführung nach dem Eindrehen (z.B. Drehung des Oberkörpers) auch als Kake bezeichnen- je nachdem wem man die aktive Rolle zugesteht.
Dazu wurden 3 bzw. 4 Phasen eines Wurfes erläutert:
(1. Kumi- Kata: Griffkampf)
2. Kuzushi: Gleichgewichtsbrechung
3. Tsukure: Eindrehen
4. Kake: Abwurf
Unter "Nage" würde ich eher die Wurfausführung durch Tori (Punkte 2 und 3) sehen, in "Kake" den Abwurf Ukes (Punkt 4).
Zuletzt geändert von Kumamoto am 11.11.2010, 17:49, insgesamt 1-mal geändert.
Jano
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Jano »

Nun ja, auch wenn ich des Japanischen nicht mächtig bin, wie einige der anderen Forenmitglieder, so meine ich doch das "Kake" mit "Wurfausführung" etwas unglücklich übersetzt wäre. Kake bezeichnet lediglich die letzte Phase eines Wurfes, also den eigentlichen Niederwurf. Zur Wurfausführung gehören aber Kuzushi und Tsukuri genauso dazu. Das erklärt wohl zumindest (so meine "Übersetzung" denn tatsächlich korrekt ist) das "Kake" und "Nage" nicht dasselbe sind.

Edit: Da war wohl jemand schneller. ;) Wobei mich jetzt interessieren würde, ob der Griffkampf tatsächlich "offiziell" als eine Phase eines Wurfes angesehen wird?
Zuletzt geändert von Jano am 12.11.2010, 12:20, insgesamt 2-mal geändert.
tutor!
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von tutor! »

HBt. hat geschrieben:
JM, S. 15 hat geschrieben: (..) Das heißt, erst das Annähern ermöglicht das Gleichgewichtbrechen oder ist es sogar. Genauso ist es oft schwer, die Phasen Kake, Nage und Kime genauer zu bestimmen, da auch hier Handlungen sich verschieben, ergänzen oder überlappen können. Diese Art zu kontern wird in Japan als Go-no-sen bezeichnet.
Wieder etwas gelernt, drei Phasen(modell) Kake-Nage-Kime :eusa_doh.
Also ich lese aus dem knappen Zitat nicht heraus, dass dort ein neuartiges "Phasenmodell" begründet wurde. Ich würde aber gerne den Text drumherum lesen. So wie es da steht, werden "Kake", "Nage" und "Kime" als Phasen einer Technik benannt - ohne dass zwischen diesen ein Zusammenhang hergestellt wird.

Kake: eine der Wurfphasen nach Kano, nämlich der Teil, der dem Tsukuri folgt. Ich stimme Jano zu, dass "Wurfausführung" eine etwas unglückliche Übersetzung ist, aber eine wirklich gute fällt mir nicht ein.

Nage: kommt von "nageru" und heißt schlicht werfen. Üblicherweise wird dies nicht als "Wurfphase" bezeichnet, kann jedoch bei Kontertechniken durchaus als eine Phase im Gesamtablauf gesehen werden, z.B. die Phase nachdem der gegnerische Angriff neutralisiert wurde. Was aber der Autor genau meinte, kann ich aus dem Zitat nicht erschließen.

Kime: definiert z.B. Klaus Hanelt im Taschenwörterbuch der Kampfkünste als diejenige Phase, in der sich der Erfolg einer Aktion endgültig entscheidet. Damit könnte z.B. der letzte Teil des Kake gemeint sein.

Wie dem auch sei: aus dem Zitat erschließt sich mir das Begriffsverständnis des Autors nicht. Die Begriffe Nage und Kime sind in diesem Zusammenhang auch nicht allgemeiner Sprachgebrauch in Deutschland. Aber man müsste mehr lesen können.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Kumamoto
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Kumamoto »

Wobei mich jetzt interessieren würde, ob der Griffkampf tatsächlich "offiziell" als eine Phase eines Wurfes angesehen werden wird?
Ich würde es als Wurfvorbereitung bezeichnen.
Zitat JM 11/10 S. 15 3.:
...
Diese Zeitpunkte liegen in unterschiedlichen Phasen der Wurfausführung (Kuzushi, Tsukuri, Kake, Nage, Kime), wobei eine exakte Abgrenzung der einzelnen Phasen untereinander nicht immer präzise möglich ist. So können etwa kuzushi (gleichgewichtbrechen) und Tsukuri (Sich annähern, in die Wurfposition gelangen) in einer anderen Reihenfolge auftreten oder sich überlagern
...
Dann folgt das von Hbt. genannte Zitat.

Unter 3.2 (Seite 16) erklärt er das Prinzip Kake: Kontern durch ausweichen, übersteigen, blocken, ausheben wenn Uke den ersten Körperkontakt (kein Griff) hergestellt hat.
Dem gegenüber stellt er in 3.3 (Seite 16) Nage: Tori kontert, wenn Uke mit der Wurfausführung schon begonnen hat, z.B. Ausweichen oder Übersteigen mit einer Technik weiterführen.
3.4 (Tori kontert, wenn Uke nach einem erfolglosen Wurfversuch seine Position wieder zu sichern versucht), z.B. Nachsetzen nach eigenem Blocken
Ich denke, das will Ulrich mit Kime bezeichnen, der Begriff wird aber nicht mehr weiter ausgeführt.
Zuletzt geändert von Kumamoto am 11.11.2010, 19:03, insgesamt 2-mal geändert.
HBt.

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von HBt. »

Nach mehrmaligem Lesen habe ich den Autor verstanden, kann dieses Verständnis aber leider nicht in Worte fassen, ist mehr so ein Gefühl. Entschuldigung, ich darf mal *wo_ist_der_Smilie_geblieben, der so schön lacht und auf dem Boden liegt?*
Varianten des Konterns
(..)
3. Tori greift an, nachdem Uke seinen Angriff begonnen hat.

Dazu stehen Tori verschiedene Zeitpunkte zur Verfügung, mit denen er die Konteraktion einleitet. Diese Zeitpunkte liegen in unterschiedlichen Phasen der Wurfausführung (KUZUSHI-TSUKURI-KAKE-NAGE-KIME) wobei eine exakte Abgrenzung der einzelnen Phasen untereinander nicht immer präzise möglich ist. So können KUZUSHI (Gleichgewichtbrechen) und TSUKURI (sich annähern, in eine Wurfposition gelangen) in einer anderen Reihenfolge auftreten oder sich überlappen.
(..)
Die Nachfolgende Unterscheidung ist auch als Annäherung an die Wettkampfrealität zu verstehen.
3.1 Tori kontert während des Tsukuri (oder noch während des Kuzushi) von Uke...
3.2 Tori kontert, wenn Uke den ersten Körperkontakt (außer dem Griff) hergestellt hat...
3.3 Tori kontert, wenn Uke mit der Wurfausführung schon begonnen hat (Nage)...
3.4 Tori kontert, wenn Uke nach einem erfolglosen Wurfversuch seine Position wieder zu sichern versucht...
Ist ja komplexer als ich dachte. Vier mögliche Zeitpunkte differenziert auch nach den fünf Wurfphasen des Konterns, Kuzushi-Tsukuri-Kake-Nage-Kime!
Jupp
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Jupp »

Da ich doch so schön gebeten werde...

...eine Anmerkung vorweg: "Manchmal hilft es, den ganzen Text zu lesen, bevor man versucht, ein, zwei oder drei Begriffe völlig aus dem Zusammenhang gegriffen, mit den eigenen Kenntnissen zu vermischen, um auf dieser "Grundlage" dann zu einer "Aussage" zu kommen." (Kunfuzius, China 3. Jahrtausend vor Christus ... oder so..., es könnte auch Mao-tse-tung gewesen sein oder Laotse oder...)

Hier nun der etwas größere Zusammenhang (nicht der ganze Text; den bitte selber lesen!):

In dem Originaltext (JM 11/2010, S. 15) wurde u.a. geschrieben:

4. Varianten des Konterns
Man kann – Kawaishis Gedanken weiterführend - die Formen des Konterns nach dem Moment ihrer Anwendung unterscheiden, also nach dem Augenblick, in dem Tori seinen Konter beginnt, um damit Ukes Angriff (bzw. Angriffsabsicht) für ein eigene Aktivität zu nutzen.

Dabei ergeben sich für Tori die folgenden drei Möglichkeiten

(Außer 1. und 2. dann schließlich auch:)

„3. Tori greift an, nachdem Uke seinen Angriff begonnen hat.

Dazu stehen Tori verschiedene Zeitpunkte zur Verfügung, in denen er die Konteraktion einleitet.
Diese Zeitpunkte liegen in unterschiedlichen Phasen der Wurfausführung (vgl. Einteilung in fünf - statt drei - Wurfphasen: Kuzushi, Tsukuri, Kake, Nage, Kime), wobei eine exakte Abgrenzung der einzelnen Phasen untereinander nicht immer präzise möglich ist. So können z.B. Kuzushi (Gleichgewichtbrechen) und Tsukuri (sich annähern, in die Wurfposition gelangen) in einer anderen Reihenfolge auftreten oder sich überlagern, d.h. erst das Annähern bzw. sich in die richtige Position bringen ermöglicht das Gleichgewichtbrechen oder ist es sogar.
Genauso ist es oft schwer die Phasen Kake, Nage und Kime genauer zu bestimmen, da auch hier Handlungen sich verschieben, ergänzen oder überlappen können.

Diese Art zu kontern (d.h. "Tori greift an nachdem Uke seinen Angriff begonnen hat") wird in Japan als Go-no-sen bezeichnet. Die nachfolgende Unterscheidung ist daher auch als eine Annäherung an die Wettkampfrealität zu verstehen.“

So weit der Textauszug aus dem genannten Artikel im Judo-Magazin 11/2010.

Hier jetzt die Quelle für die Überlegungen, die Endphase des Wurfes (eigentlich nur Kake genannt) weiter zu unterteilen:

Die fünf Phasen eines Judowurfs

Allgemein wird ein Judowurf in die drei Phasen Kuzushi-Tsukuri-Kake eingeteilt. Der amerikanische Judoautor David Matsumoto beschreibt in seinem Buch „An Introduction to Kodokan Judo, History and Philosophie“ (Tokyo 1996, S. 205 ff.) jedoch fünf Phasen für einen Judowurf.

Da dieses Buch offiziell vom Kodokan durch Yukimitsu Kano empfohlen wird (S.16) und von führenden Repräsentanten des Kodokan gegengelesen wurde (Daigo, 10. Dan, Kawamura, 9. Dan und Murata, 6.Dan) und einige von diesen sogar abgebildet sind (z.B.Murata), kann man dieses Werk und seinen Inhalt durchaus als „offizielle Kodokan-Meinung“ interpretieren.

Die folgenden Definitionen beziehen sich auf die in diesem Buch gemachten Hinweise.
Kuzushi (Gleichgewicht brechen)
Den Gegner aus einer stabilen Position aus dem Gleichgewicht zu bringen, nennt man Kuzushi. Zumeist muss man den Gegner dazu entweder drücken oder ziehen oder seinen Druck bzw. Zug für sich selber nutzen.
Tsukuri (Wurfvorbereitung, wörtlich „machen“)
Der Begriff Tsukuri beschreibt den Moment, in dem man seinen Körper nach dem Gleichgewichtbrechen des Gegners, in die richtige Position gebracht hat, um den Wurf auszuführen.
Mit Kuzushi wird der Gegner für den Wurf vorbereitet (aite wo tsukuru = „den Gegner bereit gemacht“), mit Tsukuri macht man sich selber für den Wurf bereit (jibun wo tsukuru = „sich selbst bereit machen“) (Matsumoto 1996, S. 213).
Uke und Tori befinden sich nach Tsukuri in genau der richtigen Situation und Position, um den Wurf zu machen, auszuführen.
Kake (Wurfausführung)
Kake bezeichnet die eigentliche Wurfausführung bzw. den Beginn der Wurftechnik, die Wurfauslösung. Zwischen Tsukuri und Kake ist keine Unterbrechung zu sehen, beide erfolgen als aufeinander folgenden Bewegungen nahezu gleichzeitig und geschmeidig.
Nage (Werfen, Abwurf)
Mit Nage wird das eigentliche Werfen bezeichnet, also der Moment, wo das Ausheben oder Sicheln tatsächlich erfolgt ist. Im Moment des Abwerfens arbeitet der ganze Körper harmonisch zusammen, Beine, Körper und Hände müssen koordiniert die wirkenden Kräfte übertragen. Dabei ist speziell die Arbeit aus der Hüfte, dem Unterkörper, dem Bauch („Hara“) besonders wichtig, weil man in diesem Körperbereich viel mehr Kraft entwickeln kann als in anderen.
Kime (Wurfkontrolle, Endscheidung)
Kime bezieht sich auf die Beendigung der Technik, womit die Entscheidung herbeigeführt wird. Dabei spielt die Arbeit der Hände in der Schlussphase eine besondere Rolle, weil damit der Gegner bis in Rückenlage kontrolliert wird und sich nicht aus dem Wurf herausdrehen kann.
Kime sollte dem Gegner auch ermöglichen eine gute Ukemi (Falltechnik) auszuführen. Dazu ist es sinnvoll, nicht auf ihn zu fallen, sondern stehen zu bleiben, um ihn durch Zug am Ärmel bei der Falltechnik zu unterstützen."

Kontern in der Phase der Wurfentscheidung (Kime) geschieht zumeist im Übergang zum Boden
, wenn Tori z.B. nach einem O-uchi-gari der nicht ausreichend kontrolliert wurde und nur mit Yuko oder Waza-ari bewertet wurde im Boden z.B. mit einem Armhebel kontert.

Dies war jedoch nicht mehr Gegenstand des oben angesprochenen Artikels.

Ich hoffe, mit diesen Zeilen ein wenig mehr Klarheit geschaffen zu haben.

Jupp
HBt.

Die fünf Phasen eines Wurfes

Beitrag von HBt. »

Danke Jupp,
persönlich finde ich die neue Einteilung (seit 1996!) auch viel besser als die Alte, nicht nur weil sie deutlicher differenziert, sondern auch weil es einfach fünf sind. Fünf.
Weil wir fünf Finger an jeder Hand haben oder weil wir jetzt jeder Phase ein Element, der fünf Elemente, zuordnen können, ... gleich wieder bei Musashi sind, sein Buch teilt sich ja bekanntlich auch in fünf... in fünf Kapitel auf: ERDE, WASSER, FEUER, WIND, LEERE ...!

Jetzt mal im Ernst, Deine (David Matsumoto, und Daigo hat es abgesegnet) Erläuterungen fehlen leider völlig in dem Artikel, auch ein Hinweis dazu, fehlt einfach in der Literatur(liste).
Weiß der DJB dieses? Hoffentlich fließt diese 'neue Differenzierung' bald ins Curriculum der offiziellen TR-C Ausbildung ein.

Wünscht Helge



Nachtrag:
...eine Anmerkung vorweg: "Manchmal hilft es, den ganzen Text zu lesen,bevor man versucht, ein, zwei oder drei Begriffe völlig aus dem Zusammenhang gegriffen, mit den eigenen Kenntnissen zu vermischen, um auf dieser "Grundlage" dann zu einer "Aussage" zu kommen." (Kunfuzius, China 3. Jahrtausend vor Christus ... oder so..., es könnte auch Mao-tse-tung gewesen sein oder Laotse oder...)
Also ich habe nicht nur den Artikel vorher gründlich gelesen, sondern auch die vollständige Literaturliste. Leider fehlt(e) jeder Hinweis auf die wichtigste Quelle: An Introduction to Kodokan Judo, History and Philosophie - David Matsumoto

Andernfalls hätte ich ja nichts Neues gelernt ;).
4. Varianten des Konterns
Man kann – Kawaishis Gedanken weiterführend - die Formen des Konterns nach dem Moment ihrer Anwendung unterscheiden, also nach dem Augenblick, in dem Tori seinen Konter beginnt, um damit Ukes Angriff (bzw. Angriffsabsicht) für ein eigene Aktivität zu nutzen.

Dabei ergeben sich für Tori die folgenden drei Möglichkeiten (..)
Interessant, Du bezeichnest (oder führst weiter) SEN also als kontern, wirklich ein interessanter Ansatz:
3.1 Sen sen no Sen
3.2 Sen no Sen
3.3 Go no Sen
:crybaby
Zuletzt geändert von tutor! am 11.11.2010, 22:39, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Klarname durch Forennick ersetzt - zum 2. mal!!!!
ossi

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von ossi »

Kime: definiert z.B. Klaus Hanelt im Taschenwörterbuch der Kampfkünste als diejenige Phase, in der sich der Erfolg einer Aktion endgültig entscheidet. Damit könnte z.B. der letzte Teil des Kake gemeint sein.
Kann man was dazu lesen:
it simply meant “fix“, or “set”.

As in fixing, or setting, a date.

And that’s exactly what my dictionary tells me:

Kime(ru) – ichidan verb; transitive verb - to decide, fix or set.

Yet, when I look around the web, I find the word kime being repeatedly misused. And frankly speaking, I don’t know why.
http://www.karatebyjesse.com/?p=4787
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Fritz
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von Fritz »

Danke Jupp, diese Erklärung einschließlich der Literaturstelle hätte durchaus dem Artikel gut getan ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
ossi

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von ossi »

Vielleicht hört sich das kleinlich an, aber ich habe noch was gefunden, was mich an Klockes Artikel im JM stört.

Er gibt auf S. 17 die Literatur an die er zitiert.

Da steht auch
Jigoro Kano (2007).
Kodokan-Judo. Bonn.
Das Buch "Kodokan-Judo" das 2007 in Neuauflage rauskam, ist doch aber gar nicht von Jigoro Kano.
Es erschien 1953 das erste Mal.

So wie Klocke das schreibt, wirkt es aber, als ob Kano selber das Buch geschrieben hat. Aber das hat er nicht.

Oder liege ich da falsch?
Zuletzt geändert von tutor! am 12.11.2010, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Namen des Autors des betreffenden Artikels korrigiert
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kastow
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von kastow »

Genau genommen hat Kanô wohl nur zwei Bücher geschrieben. Und nur eines davon behandelt Jûdô. Dieses Buch wurde wohl nicht nachgedruckt und liegt nur in japanischer Sprache vor. Alles andere sind Zusammenfassungen seiner Artikel, Broschüren,* ... So verhält es sich auch mit dem Buch Kôdôkan Jûdô von Jigorô Kanô. Es enthält viele Artikel Kanôs, weshalb es Kanô gutgeschrieben wird. Letztendlich wurde es unter der Redaktion Kôdôkans zusammengestellt. So gesehen ist die Aussage im Jûdô-Magazin in diesem Zusammenhang nicht verkehrt.

Die Mitarbeitenden an diesem Werk wurden auf der Rückseite veröffentlicht. Bedingung: sie leben noch oder trugen, falls mittlerweile verstorben, mindestens den neuten Dan**. Mitarbeit bedeutet in diesem Zusammenhang nicht erstrangig das Verfassen von Texten sondern vor allem auch redaktionelle Aufgaben und Erstellung / Bearbeitung von Foto- und Textmaterial. Das amerikanische judoforum.com bietet dazu verstreut reichlich Informationen.

* auch das gerne zitierte "Mind over Muscle" ist nur eine Zusammenfassung der Artikel Kanôs
** Bei Frauen wohl ab siebtem Dan
Zuletzt geändert von kastow am 12.11.2010, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Phasen des Werfens

Beitrag von Reaktivator »

Ich weiß zwar, daß es ein wenig vom ursprünglichen Thema weggeht - und ich weiß auch, daß man sich nicht selbst zitieren sollte, trotzdem erscheint es hier in der aktuellen Diskussion angebracht. Denn ich schrieb schon vor mehr als zwei Jahren hier in diesem Forum:
Reaktivator hat geschrieben:Jigorō Kanō selbst scheint es übrigens genau so gesehen zu haben, wie "tutor!" es in seinen o.a. Beiträgen ausführlich erläutert hat - denn die heute gemeinhin kolportierte Abfolge von Kuzushi - Tsukuri - Kake findet sich in dieser Form in den ursprünglichen Texten von Kanō nicht.

Aufschlußreich in dieser Hinsicht ist ein Blick in das von Kanō verfaßte "Jūdō-Lehrbuch" aus dem Jahr 1931:
(KANŌ Jigorō: Jūdō kyōhon (Jūdō-Lehrbuch). Tōkyō: Sanseidō 1931. Zitiert in: Kōdōkan (Hg.): Kanō Jigorō taikei, Band 3, Jūdō jitsuwaza (Jūdō-Techniken). Tōkyō: Hon no Tomosha 1988: 294-405. Nachfolgende Punkte auf den Seiten 301-318.)

Kapitel 6 ("Beim Jūdō-Training essentielle Dinge") gliedert sich wie folgt:
1. Das Dōjō
2. Die Jūdō-Kleidung
3. Höflichkeit und Etikette im Dōjō
4. Stellungen
5. Kuzushi
6. Hygiene
7. Bewegungen
8. Tsukuri und Kake
9. Ukemi

Es fällt auf, daß es keine unmittelbare Aufeinanderfolge von Kuzushi und Tsukuri/Kake gibt.
Kuzushi wird vielmehr als entscheidendes Element aller Wurftechniken eigenständig erläutert - ebenso wie z.B. die Fallübungen (Ukemi).

Im Text wird Tsukuri dann wie folgt definiert:
Als Tsukuri wird es bezeichnet, wenn man das Gleichgewicht des Partners bricht und sich selbst in eine entsprechende Position begibt, um eine Technik möglichst leicht durchführen zu können, (...)
(Ebd., 311)

Explizit wird hier also Kuzushi als Bestandteil des Tsukuri angesehen.
Folgt man dieser Definition, ist die Diskussion über eine zeitliche Abfolge müßig.
(http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 697#p37697)

Lassen wir es also doch bei den 2 Phasen des Wurfes - wer will, kann ja ggf. diese für sich noch weiter unterteilen.
Wenn man unbedingt ein "3-Phasen-Modell" entwickeln will, kann man ja die 3 Phasen des Werfens benennen:
1. Vor dem Werfen
2. Während des Werfens
3. Nach dem Werfen
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
ossi

Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von ossi »

So verhält es sich auch mit dem Buch Kôdôkan Jûdô von Jigorô Kanô. Es enthält viele Artikel Kanôs, weshalb es Kanô gutgeschrieben wird. Letztendlich wurde es unter der Redaktion Kôdôkans zusammengestellt. So gesehen ist Jupps Aussage in diesem Zusammenhang nicht verkehrt.
Kano hat das Buch nicht geschrieben.
Basta.

Deshalb ist Klockes Angabe nicht richtig:
Jigoro Kano (2007).
Kodokan-Judo. Bonn.
Das sieht so aus als ob Kano das Buch geschrieben hat und das hat er nicht.
auch das gerne zitierte "Mind over Muscle" ist nur eine Zusammenfassung der Artikel Kanôs
Hat da einer gesagt, dass Kano das Buch geschrieben hat?

Klocke hat was aus einem Buch zitiert, dass er nicht angegeben hat, nämlich aus Matsumoto. Sogar aus zwei, wenn man Drager dazunimmt.
Bei seiner Literatur schreibt er ein Buch hin, wo man, wenn man das liest, denken muss, es ist von Kano.
Das geht nicht.
Mehr Sorgfalt bitte und nicht hinterher drumrum diskutieren.
Zuletzt geändert von Fritz am 12.11.2010, 16:03, insgesamt 4-mal geändert.
Grund: Kommata eingebaut
katana
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Re: Sen, Sen-sen-no-sen, Go-no-sen usw.

Beitrag von katana »

Kake (Wurfausführung)
Kake bezeichnet die eigentliche Wurfausführung
bzw. den Beginn der Wurftechnik, die Wurfauslösung. Zwischen Tsukuri und Kake ist keine Unterbrechung zu sehen, beide erfolgen als aufeinander folgenden Bewegungen nahezu gleichzeitig und geschmeidig.
Nage (Werfen, Abwurf)
Mit Nage wird das eigentliche Werfen bezeichnet,
also der Moment, wo das Ausheben oder Sicheln tatsächlich erfolgt ist. Im Moment des Abwerfens arbeitet der ganze Körper harmonisch zusammen, Beine, Körper und Hände müssen koordiniert die wirkenden Kräfte übertragen. Dabei ist speziell die Arbeit aus der Hüfte, dem Unterkörper, dem Bauch („Hara“) besonders wichtig, weil man in diesem Körperbereich viel mehr Kraft entwickeln kann als in anderen.
Gut gut gut..... kann nun endlich mal jemand erklären, worin der Unterschied besteht zwischen
-Eigentliche Wurfausführung = Kake
und
-Eigentlichem Werfen = Nage


KK
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Fritz
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Re: JM 11/10: Clever verteidigen und kontern

Beitrag von Fritz »

Hinweise + Diskussion bzgl. Realnamen usw ist jetzt hier:
http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... f=8&t=5179 und kann bei Bedarf fortgesetzt werden.
ossi hat geschrieben:Deshalb ist Klockes Angabe nicht richtig:
Jigoro Kano (2007).
Kodokan-Judo. Bonn.
Das sieht so aus, als ob Kano das Buch geschrieben hat und das hat er nicht.
Das ist wahrscheinlich auch Absicht, auch die englische Ausgabe des Buches erweckt den Eindruck,
daß es von Kano stammt (und nicht nur Texte von ihm enthält). (*)
Innen drinnen steht dann aber in beiden Ausgaben, daß sie von einem Autoren-Kollektiv stammen.

Ich persönlich denke ja, daß "von Jigoro Kano" mit zum Titel gehört. Allerdings ist es bei mindestens
einem großen Buchverschicker so aufgeführt, daß der Autor "Kano" wäre.

Damit ist U.Klockes Angabe dahingehend hilfreich, daß das Buch so "auffindbar" wird. ;-)

(*) Nebenbei ich bin damals vor vielen Jahren genau so auf die englische Ausgabe "drauf reingefallen" - war
aber am Ende doch recht froh, sie zu haben :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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