So kenne ich das auch - und da ich einige Übersetzungen von Densho gelesen habe, kann ich nur bestätigen, dass ihr praktischer Wert ohne zusätzliche Erklärungen eher gering ist. Kuden sind in gewisser Weise der Schlüssel zu den Densho - das ist aber eine ganz andere Ebene als die Erläuterung warum Du jetzt die Hand drehst oder nicht....pmhausen hat geschrieben:....Zumindest hat man mich so informiert, dass in den Koryu die Densho ohne die dazugehörige mündliche Unterweisung völlig wertlos seien. Und das mit Absicht.
Vorsicht - Gefahr von Legendenbildung! Kawaishi und Koizumi sind sehr früh aus Japan weggegangen und hatten vorher kaum etwas oder gar nichts mit dem Kodokan zu tun. Koizumi hatte wohl zu Kano einen sehr guten Kontakt, Kawaishi ist m.W. auch noch von Kano graduiert worden. Kano setzte darauf, dass er Landsleute, die einen Jujutsu-Hintergrund hatten (egal welcher Stil), graduierte und sie so zum Kodokan-Judo herüberzuziehen (z.B. Tani und Koizumi, die um 1923 zum Kodokan kamen). Kawaishi hatte für kurze Zeit an der Waseda-Universität studiert und dort wohl Judo gemacht, entstammte aber ursprünglich einem Dojo in seiner Heimatstadt, das einen nicht weiter bekannten Stil pflegte.pmhausen hat geschrieben:Ausnahmen wie Kawaishi, Koizumi und Hirano genießen m.W. bei ihren japanischen Kollegen kein sehr hohes Ansehen.
Wie das Verhältnis zwischen späteren Kodokan-Vertretern zu diesen zum Kodokan konvertierten Japanern in Europa war, kann ich nicht sagen. Wenn es nicht berauschend war - oder schlechter - würde ich das jetzt aber nicht so verallgemeinern mit "in Japan nicht gut angesehen".
Was Hirano betrifft, hat Tom ja einige Andeutungen zu seiner Persönlichkeit gemacht (http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 830#p55830), die er sicherlich um weitere Nuancen ergänzen könnte, wenn er wollte. Ich werde es nicht tun....
Der Kodokan hat im Ausland lebende Japaner übrigens lange Zeit nicht graduiert, was den ein oder anderen wohl etwas verbittert hat, z.B. Michigami.
Genau so ist es! Wenn ich einen Japaner Anspreche, dann tue ich das stets mit einem angehängten "san", es sei denn er ist schon sehr stark "europäisiert", wie der Freund meiner Tochter. Deine Lehrerin würdest Du also auf der Straße mit "Sayo-san" ansprechen, oder mit "Frau Sayo". Wenn sie aber eine unterrichtende ist, wird aufgrund dieser Funktion aus dem "san" ein "sensei" - also "Sayo-sensei".pmhausen hat geschrieben:Komisch. Sayo Sensei - meine Lehrerin für Japanisch an der Volkshochschule - findet das völlig normal. Sensei ist nämlich kein Titel sondern eher eine Art Tätigkeitsbezeichnung, die keine besondere Ehrerbietung oder so etwas impliziert. Laut allen meinen Quellen wird in Japan jeder, der in irgendeiner Form unterrichtet, so genannt und auch angesprochen.
Von daher würde ich einen japanischen Lehrer immer mit z.B. "Komata-sensei" und nicht mit "Herr Komata" und schon gar nicht mit Koji ansprechen . Aber warum in aller Welt soll ich zu einem Deutschen "Trautmann-sensei" sagen? doch wohl eher "Herr Trautmann" oder noch besser "Ritchie".
Ob das nun zur Basisstärkung des DJB beiträgt? Indirekt vielleicht, weil ohne manierliche Umgangsformen geht es nun mal nicht.