Modell Sundsvall in der Praxis

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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Judohexe doris
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Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo zusammen,

inzwischen ist der Begriff "Modell-Sundsvall" auch bei mir angekommen. Das heißt, mir ist von einem Sportkammeraden ein Heft zum Thema Vereinsentwicklung gegeben worden, in dem das Modell-Sundsvall erst einmal gut beschrieben ist. Danach verstehe ich es so, daß Kinder, die lieber nur spielen wollen (Lernen eher für eine ansteckende Krankheit halten), Judo mit Hilfe von Spielen lernen, da wohl viele Techniken auch spielerisch gelernt werden können. Die Strebsameren (Glücksgefühle, wenn man etwas neues gelernt hat) machen es so, wie wir es von je her kennen. Und wer Kämpfen für sein Lebenselixier hält, geht in die Raufgruppe. Bis hierhin ist alles klar.
Aber wie gestaltet sich denn eigentlich so eine Sundsvall-Stunde?
Wer trainiert nach dem Modell-Sundsvall und kann vielleicht mal eine Modellstunde posten?
Gruß

Judohexe Doris


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tutor!
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von tutor! »

So weit ich weiß, arbeitet der Godesberger Judo-Club nach dem Modell - und zwar ausgesprochen erfolgreich. Vielleicht kann Jupp etwas über die Mitgliederentwicklung beisteuern.

Ich habe das Modell etwas anders verstanden, als Du es geschildert hast. ;) . Allerdings habe ich nicht die Broschüre vor mir liegen, sondern erinnere mich sehr gut an zahlreiche Gespräche mit Wolfgang Biedron, dem Schöpfer des Modells. Demnach bietet er drei verschiedene Gruppen an:
- "Fun-Judo" (mit viel Spielen und Spaß)
- "Technik-Judo" (hauptsächlich erlernen von Techniken
- "Ippon-Judo" (Randori)

Wer zum "Fun-Judo" oder zum Ippon-Judo gehen will, muss mindestens eine Einheit "Technik-Judo" in der Woche machen, denn die Vermittlung von Technik steht ganz oben auf der Prioritäten-Liste.

Die Gestaltung einer Stunde ist ansonsten eigentlich ganz "normal" - nur eben, dass die Schwerpunkte vorher bekannt sind.
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

Hallo,
ich war Anfang des Jahres auf einem Lehrgang, auf dem Wolfgang Biedron und Ulrich Klocke das "System Sundsvall" vorgestellt und erläutert haben.
In diesem Modell gibt es drei "Regeln":
1. Das Wichtigste ist, dass es den Trainierenden Spass macht.
2. Das Zweitwichtigste ist, dass es den Trainern Spass macht.
3. Das Drittwichtigste ist, dass der Trainingserfolg eintritt.
Dass 1. eintritt, erreichen sie dadurch, dass sie individuelle Trainingsgruppen (Fun- Judo, Technik- Judo, Wettkampf- Judo) anbieten. Somit orientieren sie sich an den Interessen und der Leistungsbereitschaft der Trainierenden. Gleichzeitig geben sie jedem Trainer die Gruppe, die ihm liegt (s. 2.) und motivieren die Trainer ("Trainerpflege") durch Fort- und Weiterbildungen (siehe auch die Fahrten ins Ausland alle 2 Jahre).
Die einzelnen Trainingsgruppen unterscheiden sich aber auch in der Orientierung: In der Fun- Judogruppe wird noch eher Rücksicht auf die Fortschritte der Schwächeren genommen als in der Wettkampfgruppe: das führt auch dazu, dass sich die technisch Ausgereifteren nicht durch die "Schwächeren" behindert fühlen und so die Lust am Training verlieren.
"Sundsvall" ist eher ein Vereinskonzept als ein Trainingskonzept- "Sundsvall" ist das Modell eines neuen, ganzheitlichen Verständnisses von Verein. Es wäre ungerecht, das System nur auf die Trainingsgestaltung zu reduzieren... Ein Konzept, das dem Sundsvall- Modell recht nahe kommt, ist das des MTV Obernkirchen (http://www.judo-mtv-obernkirchen.de/sit ... onzept.pdf).
Am Besten Du besuchst mal so eine Veranstaltung mit Wolfgang und Ulrich. So weit ich weiss ist Ende 2010 eine im Bereich Nürnberg/ Fürth geplant... Oder Du siehst Dir das Konzept in der Praxis beim Godesberger JC (Ulrich Klocke) oder dem FTV Frankfurt an- von denen weiss ich, dass sie es schon erfolgreich umsetzen. Ich bin mir sicher, man wird Dir dort gerne Deine Fragen beantworten.
Gruss,
Sven
tutor!
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von tutor! »

Ich habe noch einen netten Link dazu gefunden:
http://www.judo-club-ford-saarlouis.de/NewsBlog/?p=957
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Jupp »

Da ich mich mit dem Sundsvall-Modell von W. Biedron ganz gut auskenne und auch mit den beiden in diesem Zusammenhang oft genannten Herren recht gut bekannt bin, habe ich eine Broschüre zu diesem Thema im Angebot. Die Broschüre umfasst auf 28 Din A 4 Seiten eine ausführliche Darstellung des Sundsvall-Modells in all seinen Facetten, geschrieben von W. Biedron sowie eine Darstellung der Ziele und Inhalte folgender in Sundsvall angebotener Gruppen:
-Spieljudo für Kinder von 5-7 Jahren
-Technikjudo für Kinder von 7-9, 9-12,12-16 Jahren
-Ipponjudo für Jugendliche von 10-12, 12-16 Jahren
-Judo für Klein und Groß für Kinder von 6-8 Jahren mit ihren Eltern
-Judo für Kinder und Jugendliche mit motorischen und/oder Konzentrationsproblemen

Es werden auch in den Erwachsenengruppen ähnliche Inhalte angeboten!

Daneben gibt es in dieser Broschüre auch noch einige andere pädagogische und technisch-historische Themen.

Zum Thema "Vereinsentwicklung" kann man sich mit mir über PN in Verbindung setzen und eine solche Broschüre anfordern.

Am 13. und 14. November leiten Ulrich Klocke und Wolfgang Biedron einen Lehrgang in Mittelfranken zu diesem Thema.

Jupp
Kumamoto
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

Hier die Ausschreibung zu o.g. Lehrgang:
http://www.judo-mittelfranken.de/Joomla ... 1_2010.pdf
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Judohexe doris
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo an alle,

das sind interessante Hinweise.
Kumamoto hat geschrieben:"Sundsvall" ist eher ein Vereinskonzept als ein Trainingskonzept
Trotzdem muß ein Vereinskonzept praktisch umgesetzt werden. Das eine ist das Sortieren von Mitgliedern nach Interessenlagen. Das andere ist die Ebene der Trainingsstunde. Die sieht in einer Spaß-Gruppe anders aus als in der Ippongruppe. (Denke ich!) Und das ist mein eigentliches Anliegen. In einer Spaß-Gruppe finde ich es schwierig, die Kinder zum nächsten Gürtel zu bringen. Das was Tutor schreibt macht zwar somit Sinn, scheint mir aber der Idee von interessenorientierten Gruppen zuwider zu laufen. Ich habe viele Kinder, die spielen wollen. Judo lernen wollen die Eltern für ihre Kinder (sie sind also geschickt!)
tutor! hat geschrieben:Wer zum "Fun-Judo" oder zum Ippon-Judo gehen will, muss mindestens eine Einheit "Technik-Judo" in der Woche machen, denn die Vermittlung von Technik steht ganz oben auf der Prioritäten-Liste.
So, und nun noch einen Hinweis auf eine Fortbildung zum Thema: Bundesoffener Breitensportlehrgang; Hamburg. 25.9./26.9. Der Link ist auf der DJB-Seite zu finden.
Gruß

Judohexe Doris


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Fritz
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Fritz »

Judohexe_Doris hat geschrieben:In einer Spaß-Gruppe finde ich es schwierig, die Kinder zum nächsten Gürtel zu bringen.
Ja und? Wo kommt der/Dein Zwang her, unbedingt ein Kind unbedingt zum nächsten Gürtel zu bringen?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

Der Zwang heisst "ambitionierte Eltern", den Kindern ist das oft egal- hauptsache sie haben ihren Spass...
In einer Spaß-Gruppe finde ich es schwierig, die Kinder zum nächsten Gürtel zu bringen.
Das Thema kam auch beim Sundsvall- Lehrgang in Frankfurt auf. In Schweden hat man- zumindest was die niedrigeren Kyu- Grade angeht- ein liberaleres Prüfungssystem (lt. Aussage Wolfgang Biedron). Das ist in Deutschland aber auch grundsätzlich möglich (s. Prüfungskarten- System des DJB)- es wird halt nur selten angewandt.
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kastow
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von kastow »

Wieso sollten die Kinder eigentlich nicht spielerisch zur nächsten Prüfung gelangen? Spielerisches Lernen kommt der kindlichen Natur sehr entgegen. Der Lernprozess dauert auf diese Art vielleicht manchmal etwas länger als im konventionellen Training, aber dafür sitzt das Erlernte dann auch besser. Kleinkinder lernen auch komplett ohne Unterricht nur durch Spielen und Ausprobieren. Und die Fortschritte, die ein Mensch in den ersten Lebensjahren erreicht, sind dennoch gewaltig.

Übrigens wird in der von Jupp angebotenen Broschüre, die ich gerne empfehle, auch kurz darauf eingegangen, wie kleine Vereine mit wenig Trainingszeiten das Konzept dennoch umsetzten können: Spiel-Jûdô und Anfängertraining werden zu einer Einheit zusammengefasst, Technik- und Ippon-Jûdô zu einer zweiten Einheit.

Persönliche Erfahrung im Erwachsenen-Bereich: SV lässt sich gut in den Technik-Teil integrieren. Für Kata haben wir jedoch eine zusätzliche Einheit pro Trainingstag freigemacht.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Judohexe doris
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo an alle,

klar erkannt: Da gibt es die Eltern, die es durchaus gerne sehen, wenn die Kid´s einen Gürtel machen. Kinder wollen ihn aber auch. Oft verlieren die Kinder, die nicht so schnell vorwärts kommen (sei es durch mangelnden Ehrgeiz beim Lernen oder durch eine Lernschwäche), die Lust.
Meine Trainings-Kid´s sind Kinder in einer Schul-AG. Das Spektrum reicht von ehrgeizig bis "weil´s Mutti so will". Unsere Schule bietet viele weitere AG´s, so daß sie sich, wenn es lerntechnisch anstrengend wird, nach einer anderen AG umschauen.

Im LV Berlin ist meines Wissens die Prüfung mit Prüfungskarten nicht erlaubt. Sonst wäre da ja eine Möglichkeit über viele Spiele (welche hättet ihr denn so für welche Techniken vorzuschlagen?) zum Ziel zu kommen.
Gruß

Judohexe Doris


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Kumamoto
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

Im LV Berlin ist meines Wissens die Prüfung mit Prüfungskarten nicht erlaubt.
Dazu ein Auszug aus der DJB- Grundsatzordnung (http://www.judobund.de/ausbildung/neue_ ... atzordnung):
2.4. Organisation und Durchführung von Prüfungen/Graduierungen
Kyu- und Dan-Prüfungen bis einschließlich 5. Dan werden vom DJB und von den Landesverbänden angeboten, organisiert und durchgeführt.
Bei den Prüfungen sind technische Fertigkeiten und theoretische Kenntnisse nachzuweisen, die im Anhang zur Grundsatzordnung in den Prüfungsinhalten des DJB für Kyu- und Dan-Grade festgelegt sind.

Vom 8. – 4. Kyu sind Graduierungen möglich, bei denen in der gesamten Vorbereitungszeit eine trainingsbegleitende Leistungskontrolle mittels einer Prüfungskarte erfolgt. Die Vorbereitungszeit muss beim zuständigen Prüfungsreferenten angemeldet werden und das Ergebnis auf einer Prüfungsliste dokumentiert werden. Der/die Übungsleiter/in bei solchen Graduierungen muss eine gültige Prüferlizenz besitzen.
Ein Prüfer bzw. eine Prüfungskommission sollte an einem Tag bei Kyu-Prüfungen nicht mehr als 20 und bei Dan-Prüfungen maximal 10 Teilnehmer prüfen.
Ich denke, es gilt der Grundsatz "Bundesrecht bricht Landesrecht", also sollten die Prüfungskarten auch in Berlin erlaubt sein. Einfach mal beim Prüfungsreferenten nachfragen ;)
Jupp
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Jupp »

Ich möchte noch einige Überlegungen zum "Sundsvall-Modell" vorstellen.

Der 1. Godesberger Judo-Club hatte sich nach mehreren Besuchen in Sundsvall entschlossen, seine Vereinsstruktur im Bereich Judo zu ändern und stützte sich dabei auf die Überlegungen von Wolfgang Biedron.

Zwei grundsätzliche Infos, die zu diesem Anlass an die Eltern geschrieben wurden, möchte ich hier vorstellen, weil sie einen Eindruck davon vermitteln, dass die Überlegungen von W. Biedron nicht nur vereinspolitisch sondern in hohem Maße - und in erster Linie - auch sportpädagogisch (!!) und gesellschaftspolitisch zu werten sind.

Biedron geht es mit seinem Judounterricht - ganz im Sinne Kanos - um Körpererziehung auf einer ganz breiten Ebene. Anders als Kano sieht er jedoch im Judo allein (mittlerweile für die heutigen, teilweise sehr jungen Kinder) zunächst einmal nicht mehr ausreichend Potential, um dem Auftrag zur Körpererziehung/Körperbildung in diesen Altersstufen gerecht zu werden.

Daher "reichert" er den Judounterricht mit vielfältigen, zielgerichteten und immer pädagogisch durchdachten und eingesetzten Spielen/Spielformen/spielerischen Kämpfen/darstellenden Spielen an. Das Thema "Spielen" im Judounterricht kann leider hier nicht weiter vertieft werden.

Hier also zwei Infos des GJC:

Anmerkungen zum Sundsvall-Modell
(Aus: Info-Materialien des 1. Godesberger JC, der in Zusammenarbeit mit Wolfgang Biedron ab 2001 seine Vereinsstruktur im Judo änderte)

1. Stichwort: Ideen und Ziele für den neuen GJC

Die allgemeinen Trainingsziele für alle Gruppen

Alle sollen die Falltechniken lernen. Damit ist vor allem gemeint, dass man lernt, seinen Körper zu kontrollieren, wenn man im Judo geworfen wird, wenn man von einem Fahrrad stürzt oder auf Glatteis ins Rutschen kommt. Der wesentliche Punkt bei den Falltechniken besteht darin, zu lernen, wie man seinen Kopf schützt, etwas, wovon Kinder und Jugendliche auch beim Ausüben anderer Sportarten in ihrem zukünftigen Leben profitieren.
Falltechniken in den verschiedenen Formen machen einen großen Teil jedes Judotrainings aus. Sogar wenn man nach nur einem Jahr mit dem Judo aufhört, so hat man immer den Nutzen der erlernten Falltechniken.

Durch das Training soll sich das Koordinationsvermögen und das Körpergefühl der Kinder und Jugendlichen verbessern.

Die Kinder und Jugendlichen sollen zuhören und zuschauen lernen und lernen, sich nach Anweisungen der Lehrer zu richten.

Die Kinder und Jugendlichen sollen die Bedeutung des „Fair-Play“ verstehen, so wie es die ethischen und moralischen Regeln des Vereins vorschreiben.

Auch wenn Judo ein Einzelsport ist, so benötigt man doch einen Partner zum Üben. Die Kinder und Jugendlichen sollen verstehen, dass nur durch Zusammenarbeit Fortschritt erzielt wird.

Ein wichtiges Ziel besteht darin, die Kinder und Jugendlichen aufzumuntern, vielseitig Sport zu betreiben um dadurch ein lebenslanges Interesse an Bewegung und Sport zu wecken.

Die ethischen und moralischen Regeln des Judo

Der Gründer des Judo hat die Zielsetzungen des Judo in zwei Prinzipien zusammengefasst:
- Bester Einsatz von Geist und Körper
- gegenseitiges Helfen zu beiderseitigem Wohlergehen und Verstehen

Obwohl diese zwei Grundprinzipien fast 100 Jahren alt sind, beschreiben sie doch sehr umfassend die Werte, die Judo ausmachen:

Wir sollen einander Höflichkeit und Respekt zeigen!
Wir sollen aufrichtig sein und miteinander wie Freunde umgehen!
Wir sollen von Ehrlichkeit und Selbstkontrolle geprägt sein!
Wir sollen maßvoll bleiben!

2. Unser Judo Angebot ab September 2002

• Jeder kann sofort mit dem Judo anfangen!
Die Anfängerausbildung beginnt immer parallel zu einer der Judo-Fun Gruppe. Eltern und Kinder können sich so den Trainingstermin aussuchen, der für sie am besten geeignet ist.

• Unsere jüngeren Judoka üben zeitlich, mit einer Ausnahme, vor den Älteren. Somit haben interessierte ältere Judoka (durchaus schon ab 10 Jahren!) die Möglichkeit, jüngeren zu helfen, indem sie etwas früher kommen, also vor ihrem eigenen Training. Unsere Absicht besteht darin, die Kindern/Jugendlichen möglichst früh mit dem pädagogischen Grundsatz des „gegenseitigen Helfens und Verstehens“ vertraut zu machen und sie darüber hinaus auch für eine Trainertätigkeit in unserem Verein zu interessieren.

• Judo-Technik bieten wir ab der Altersstufe „7-9 Jahre“ an.

• Judo-Kampf soll als Wettkampf-Vorbereitung ab 10 Jahren betrieben werden

• Junge Judoka, die sich mehr fordern wollen, können durch unseren neuen Trainingsplan, auch hintereinander an zwei Trainingseinheiten teilnehmen. (z.B. Mo. 16.00-17.00 Judo-Fun, 17.00-18.00 Judo-Technik oder am Mi. 16.00-17.00 Judo-Fun, 17.00-18.30 Judo-Kampf)

• Kinder, die einmal in der Woche zum Training kommen (das sind ca. 80 % unserer Mitglieder) haben durch unser neues GJC-Angebot die Chance, genau dass zu trainieren, was sie wollen:
o Judo-Fun: Judo spielend und durch Spiele erlernen
o Judo-Technik: zielgerichtet Judotechniken studieren
o Judo-Kampf: im Kämpfen besser werden


So weit diese beiden Infos an die Eltern.

Vielleicht verstehen jetzt einige besser, worum es beim Sundsvall-Modell tatsächlich geht.

Jupp
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Fritz
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Fritz »

Danke Jupp für diese interessanten Einblicke in eure Vereins-Arbeit.

Was mich ein bissel stört, ist die Bezeichnung "Judo-Fun" ;-)
Immerhin wart ihr doch mal Regierungssitz oder so in Bonn ;-)
Da wundert mich schon, daß ihr ein englisches Wort verwenden müßt,
um etwas in Richtung "Spaß", "Ulk", "Freude", "Gaudi" auszudrücken.
Aber mal blöd gefragt: Macht das Training in den anderen Gruppen denn da keinen Spaß? ;-)

Die Stundenplanung mit "Älteren nach Jüngeren" ist sinnvoll, den Effekt haben wir auch bei uns im Verein,
daß einige der Älteren schon etwas eher kommen um zu helfen und einige der Jüngeren länger bleiben,
um mehr zu machen.
Ein besonderes "Spaß-Training" bieten wir nicht an, wir gehen halt davon aus, daß Judotraining an sich, denen die da sind,
sowieso Spaß macht :eusa_dance
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Jupp »

Das mit dem Fun-Judo war auch bei Wolfgang in Schweden ein Problem - und wäre es auch bei uns gewesen, wenn wir nicht zweimal je eine Woche in Sundsvall beim Training von allen Gruppen stundenlang zugeschaut hätten und später unsere Verständnisfragen mit Wolfgang diskutiert hätten.

Ja, auch ich wollte kein "Fun" in meinem Judo haben - und auch Wolfgangs Lehrer wollten die "Kul-Judo" - Gruppen (wörtlich "Spaß-Judo", kul = Klasse, spaßig, cool ...) zunächst nicht leiten, sondern lieber so weiter unterrichten, wie sie es selbst erfahren hatten.

Nach einem Jahr war das lt. Wolfgang jedoch kein Problem mehr. Da hatten alle Trainer (und sehr viele Eltern) verstanden, dass auch beim "Kul-Judo" geschwitzt wurde und Judo gelernt wurde, aber eben mit sehr viel Spiel(en).

Wir haben lange überlegt, wie wir diese Gruppe in unserem Verein nennen solten und sind dann bei "Fun-Judo" geblieben. Wir hatten sicher an die 10 Entwürfe, die dann jedoch alle aus dem ein oder anderen Grund verworfen wurden, so z.B. auch der Begriff "Spaßjudo", den ich in meinen ersten Übersetzungen aus dem Schwedischen verwendet hatte.

Jupp
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Fritz »

Der originale schwedische Begriff "Kul-Judo" hat aber auch was... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo Jupp,

danke für deine ausführlichen Darlegungen. Das entspricht ja in etwa dem, wie ich es auch verstanden habe. Es fällt mir auch nicht schwer nach diesen Grundsätzen eine Judostunde hauptsächlich mit Spielen zu füllen. Meine Frage ging letztlich dahin, wie man die Kinder zur Gürtelprüfung bringt. Der Lösungsvorschlag von Kumamoto, eine gestreckte Prüfung durchzuführen erscheint mir da ein Lösungsansatz; oder wie macht ihr das?

Hallo Fritz,

das Judo auch so Spaß macht:wem erzählst du das? ;)

Das Problem steckt eher in den sich verändernden Lerngewohnheiten der Kinder: mit reinem Technik- und Randori-Training sind Kinder und Jugendliche nicht lange zu halten. Den einen geht es zu langsam zum nächsten Gürtel, dem anderen ist Kämpfen nicht lohnenswert, weil er immer verdroschen wird (oder weshalb gibt es inzwischen neben u9 und u11 auch u12 und u14). Viele Kinder kommen ohnehin nicht weil sie es wollen, sondern weil es Mama und Papa wollen, der Kinderarzt, Psychotherapeut, Physiotherapeut, Lehrer, schulpsychologische Dienst etc. es den Eltern dringend anraten.
Gruß

Judohexe Doris


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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

Hallo Hexe,
ich nehme an, Du warst auf dem Lehrgang in Hamburg - vielleicht kannst Du Deine ersten Eindrücke mal schildern... war es so, wie Du es Dir vom Hörensagen her vorgestellt hast oder anders?
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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo Kumamoto,

ja, seit gestern abend bin ich zurück und glücklich festgestellt zu haben, daß meine Annahmen mit dem, was Wolfgang erzählte, sich sehr deckten. Allerdings war es nur ein Teil des Lehrgangs. Es waren mehrere Technikeinheiten dabei. Daher hat er auch nicht alle Folien benutzt, die du mir geschickt hast.

Nun, was die Erläuterungen zum Modell Sundsvall angeht, so deckt sich grundsätzlich die Haltung, mit dem, was Jupp schon geschrieben hat. Was ich nun noch ergänzen kann ist, daß in der Fun-Gruppe nur 10 Min. Technik trainiert wird. Dazu werden die Kinder nach Gürtelstufen getrennt und üben begleitet von je einem Hilfstrainer pro Gürtelstufe für 10 Min. In der Restzeit wird sinnvoll gespielt. Das heißt, daß er uns ein Raster gegeben hat, mit einer Kreuztabelle (ich glaube so nennt man das :dontknow ). Links standen verschiedene Fähigkeiten wie z.B. Reaktionsvermögen, Hilfsbereitschaft, Schmerzverträglichkeit, usw. und oben, waagerecht viele verschiedene Spiele. Es gab dann die Möglichkeit nach einem Spiel selbst die Fähigkeiten, die das Spiel förderte, anzukreuzen. Ich habe das für meine Spiele inzwischen auch angelegt!
Jede Technik wird in der nächsten Trainingsstunde mit Hilfe eines Anfangsspiels wiederholt. (Habe ich heute gleich ausprobiert; kam echt gut!) Zudem wird die Technik erst nach vielen Wochen wiederholt.

In Schweden ist das Prüfungsbrimborium viel liberaler als bei uns. Da entscheidet der Trainer (Prüfer) bis braun wohl selbständig, wann und wie einer Prüfung machen kann. Wer 3x die Woche trainiert, kann dann schon nach kurzer Zeit den nächsten Gürtel machen. Ab orange verlangsamt sich der Erwerb des nächsten Gürtels in der Fun-Gruppe dann gegenüber der Technik- oder Ippongruppe.
Für mich bedeutet es also von einer punktuellen Prüfung zu einer gleitenden Prüfung zu wechseln.

Wolfgang hat dann eine "Aufwärmeinheit" für uns mit 10 Beispielen aus den Eltern-Kind-Judo (Groß und Klein) durchgeführt. Das war auch spannend, da ich seit 4 Wochen einen Judominiclub ins Leben gerufen habe, mit Kindern von 3-5 Jahren. Die Eltern müssen sich immer erst ans Mitmachen gewöhnen.

In Schweden benutzen sie auch andere Trainingszeiten; 45 Min. für die Kleinen; 60 Min. für die 8-10jährigen und erst darüber dann bis zu 1,5 Std.
Gruß

Judohexe Doris


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Re: Modell Sundsvall in der Praxis

Beitrag von Kumamoto »

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