Tokio Kodokan

[Milano]

Hallo,

vielleicht bekomme ich hier eine Entscheidungshilfe: ich plane, Anfang naechsten Jahres nach Japan zu fahren und wuerde wohl auch eine Woche in Tokio verbringen, falls ich meine Bedenken ueberwinden kann, naemlich in dieser Woche ein paar Stunden taeglich ins Kodokan (offensichtlich zum internationalen Dojo) zu gehen.
Meine Bedenken/Fragen: ich bin zwar relativ trainiert (2.Dan), aber kann meine 51 Jahre natuerlich nicht verleugnen und frage mich daher, ob das Training dort "nur" aus Randori besteht. Trainieren dort gewoehnlich nur aktive Wettkaempfer? Oder ist es eher gemischt und auch an Technik, Uchikomi etc. gefeilt. Wuerdet ihr eher abraten oder sagen: nutz die Gelegenheit.

Dankbar fuer jede Ermunterung oder Skepsis.
Gruss
Milano

[tutor!]

Das ist so pauschal schwer zu beantworten. Es läuft am Kodokan etwa folgendermaßen ab.

Du gehst in das Büro am Eingang neben der Statue und füllst als erstes mal ein Formular aus. Anhand der Angaben wirst Du zusortiert. Normalerweise kannst Du dann am Training im großen Dojo teilnehmen. Man sagt Dir auch, wer Dein "Instructor" ist.

Im großen Dojo findest Du dann allerlei. Es besteht aus vier Mattenflächen, die von verschiedenen Gruppen besetzt sind. Kinder, erwachsene Anfänger (alle in weißen Gürteln) oder erwachsene Fortgeschrittene (alle in schwarzen Gürteln). Vor allem findest Du dort.... Gleichgesinnte , nämlich Judo-Touristen, die einmal im Leben im Kodokan trainieren wollen. Das ist ja nichts Schlimmes, aber strukturierten Unterricht stelle ich mir anders vor. Der "Instructor" steht nämlich nur in der Ecke rum und schaut mal hier mal da. Das ganze Training ist nämlich ein freies Training im wahrsten Sinne des Wortes. Wer reinkommt macht sich warm, macht ein paar Uchi-komi und anschließend Randori. Ehrlich gesagt: ich fands lieblos und enttäuschend.

Mittwochs ist es aber anders. Da kommen einige starke Mannschaften und der Kodokan dient als eine Art Leistungszentrum. Da ist dann hochklassiges Randori angesagt.

Ich kann Dir nur dringend empfehlen, das Training vorher zu planen und abzusprechen - also im Vorfeld richtig zu buchen und nicht spontan hin zu gehen.

Ich selbst würde nur zum Kata-Training in den Kodokan gehen und das auch nur nach Absprache. Ansonsten gibt es interessantere Trainingsmöglichkeiten in Tokyo (z.B. einen "Kosen"-Club, der von Schülern von J. Oda gegründet wurde), aber ohne persönliche Empfehlung kommst Du da nicht hin.

[Milano]

vielen Dank, das habe ich etwas befuerchtet...

[tutor!]

Soll Dich aber nicht abschrecken. Es sollte - aber damit habe ich keine Erfahrung - aber möglich sein, von hier aus mit der Internationalen Abteilung Kontakt aufzunehmen und ein Trainingsprogramm zu vereinbaren. Ein guter Freund von mir bucht immer Privatstunden, d.h. wenn Du einen Partner hast, dann kannst du wirklich was mitnehmen. Aber das simple Vorbeischauen ist nicht wirklich das ganz große Judo-Erlebnis, mal ganz abgesehen davon, dass die Chancen nicht schlecht stehen, Daigo beim Unterrichten der Koshiki-no-Kata zu sehen.

Hier findest Du einen Reisebericht von jemandem, der einfach so vorbei schaute.
http://www.jju-nw.de/aktuell/aktuell_1006_kodokan.htm

[Hofi]

Hi!
Einer unserer Leute (Mitte 40, 1. Kyu) ist regelmäßig beruflich in Japan und geht da dann auch meistens in den Kodokan (wenn es die Termine zulassen). Nach seinen Erzählungen würde ich es absolut empfehlen.
Bis dann
Hofi

[tutor!]

Ein besonderes Erlebnis ist es auf jeden Fall. Wer "nur" die Vereinswelt kennt, wird allein vom Dojo schon überwältigt sein. Wenn man dann auch tatsächlich die Gelegenheit hat zu beobachten, wie die "alten Herren" Kata üben, bekommt man ein vollkommen neues Gefühl von Judo als "Lifetime-Aktivität".

Zweimal die Woche (montags? und donnerstags) unterrichtet Daigo mit 84 Jahren Koshiki-no-Kata im Hauptdojo - an einem dritten Tag (mittwochs) ist die Weltklasse für Randori vor Ort.

Wichtig ist nur: wer an seiner Technik arbeiten möchte und etwas lernen möchte, der sollte es vorher planen.

[Milano]

ok, vielen Dank fuer diesen Tip: ich werde zeitig die Internationale Abt. kontaktieren und hoffe, dass ich einen Uke finde.

Falls alles klappt, werde ich nach meiner Rueckkehr berichten...

[Gast]

Also ich rate dir, auf jeden Fall hinzugehen.
Ist ne super Erfahrung und das Randori kannst du so anstrengend gestalten wie du möchtest.
Du kannst ohne Probleme auch allein da hin. Ukes findest du genug auf der Matte. Geh einfach auf jemanden zu und frag nach Uchi-komi oder Randori. Du wirst sicher auch gefragt.
Ich kann's nur empfehlen!
Gruß

[Gast]

Ich kann mich den Empfehlungen ebenfalls nur anschließen. Am Anfang ist das "ungeführte Training" sicherlich ungewohnt; doch die Atmosphäre und
die lebende Judo-Geschichte im großen Dojo sind einmalig!

Auch die Kodokan-Lehrer sind gerne bereit Hilfestellung zu geben, Drills zu zeigen oder ggf. Techniken zu korrigieren bzw. zu verbessern.
Einfach höflich ansprechen.

Mittwoch ist in der Tat anspruchsvoll - hier sollte man möglichst vorher klären mit wem, was und wie intensiv trainiert wird. Die meisten sind halt
Wettkämpfer und wollen vorankommen. Aber aufpassen, hier trödelt auch manch ein Student vermeintlich harmlos rum... bis ein Auswärtiger auf die Matte tritt...
Daher nicht unterschätzen, die Jungs...

Wenn Du Dir immer noch unsicher bist, schau´ Dir das ganze von der Zuschauerebene aus an - ich denke es wird Dich nicht lange auf den Sitzen halten...