Pfefferspray
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- 2. Dan Träger
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Re: Pfefferspray
Man kann durchaus auch schon bei Kindern einzelne Elemente der Selbstverteidigung unterichten. So kann man ab ca. 10-11 Jahren Befreiungen des Armes / Befreiung aus Umklammerung, etwas später auch Abwehr von Schlägen und Fußtritten unterrichten.
Abwehr von bewaffneten Angriffen sollte im wesentlichen erst ab dem 14 Lebensjahr unterrichtet werden, ebenso Techniken, die einen Angreifer gefährlich verletzten.
Eine gute Empfehlung für die Reihenfolge ist dabei das Buch "Judo-Selbstverteidigung" von Horst Wolf (verm. nur noch antiquarisch erhältlich).
Abwehr von bewaffneten Angriffen sollte im wesentlichen erst ab dem 14 Lebensjahr unterrichtet werden, ebenso Techniken, die einen Angreifer gefährlich verletzten.
Eine gute Empfehlung für die Reihenfolge ist dabei das Buch "Judo-Selbstverteidigung" von Horst Wolf (verm. nur noch antiquarisch erhältlich).
- judoka50
- 3. Dan Träger
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Re: Pfefferspray
Gut erkannt - das gleiche haben wir natürlich auf der Innenseite der Oberarme.Aber, kneif ihn mal so richtig von hinten in den inneren Oberschenkel, du glaubst nicht, wie schnell der das Bein dort weg hat und dann... lass dir was einfallen.
Das meinte ich mit Verhältnismäßigkeit. Da benötigen die Kinder dann halt noch keine Fäuste.
Je nachdem wie die Stellung zueinander ist, genügt dann nach einen "Schock" kann auch aus dem ersten Runterdrücken ne Handvoll Sand ins Gesicht sein, wird dann eine der bisher erlernten Wurftechniken eingebaut. Dann aber zunächst einmal weg vom dem "Gegner" und nicht noch einmal nachlangen. Denn das ist auf dem Schulhof nicht so toll. Meist werden die anderen Mitschüler die ersten Aktionen noch nicht mitkriegen, da diese ruhiger ablaufen. Aber wenn der Gegner dann unsanft zu Boden geworfen wird und dort liegt, schauen schon mehr zu. Insbesondere diejenigen, die den Ablauf nicht einordnen können, aber sehen, dass man einen am Boden liegenden schlägt. Da ist dann schnell für viele klar, dass man selber der Böse ist, obwohl man sich im Grunde gewehrt hat. Auch das sollten man mit den Kindern in einem Rollenspiel machen.
Alle drehen sich zur Wand - Halle ist ruhig - erst wenn sie hören, dass jemand zu Boden fällt, dürfen sie sich umdrehen und die Situation erläutern. Das Schubsen, Anfassen und vorherige Provozieren, bekommen sie dann nur im Hintergrund mit.
Viele Grüße
U d o
U d o
Re: Pfefferspray
Hm - da sprechen meine fast 20 Jahre Pausenaufsicht eine etwas andere Sprache... wobei ich mich schon manchmal gefragt habe, wo der/die ein oder andere Kollege/Kollegin hinschaut.judoka50 hat geschrieben:Meist werden die anderen Mitschüler die ersten Aktionen noch nicht mitkriegen, da diese ruhiger ablaufen. Aber wenn der Gegner dann unsanft zu Boden geworfen wird und dort liegt, schauen schon mehr zu. Insbesondere diejenigen, die den Ablauf nicht einordnen können, aber sehen, dass man einen am Boden liegenden schlägt.
Merkwürdigerweise scheint die gefühlte Hälfte der Schule immer schon vorher zu wissen, wann, wo und zwischen wem es gleich "abgehen" wird. Die wenigsten Prügeleien auf dem Schulhof sind nämlich spontane Aktionen.
Die ersten Anzeichen sind, wenn bestimmte Gruppierungen plötzlich auf einen anderen Teil des Schulhofes gehen, auf dem sie sich üblicherweise aufhalten. Wenn dann mehrere Gruppen sind, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben, in dieselbe Richtung gehen, kannst Du darauf wetten, dass da gleich was passieren wird.
Üblicherweise bildet die Masse einen Sichtschutz um die Kombattanten, damit die Aufsicht nicht so schnell eingreifen kann. Außerdem will man ja selbst alles aus nächster Nähe sehen....
Das Eingreifen ist übrigens in der Regel ganz einfach. Man geht selbst hin und fragt einen der Hinströmenden unauffällig, wer mit wem Zoff hat. Je nachdem, wie gut man a) als Lehrer angesehen ist und b) wen man fragt, bekommt man (ich zumindest meistens) sogar ne Antwort. Danach ruft man einen der "Kandidaten" zu sich bevor es losgeht. Der wird zwar immer behaupten, er hätte gar nichts gemacht, aber man muss nur darauf bestehen, dass man ihn nur "sprechen" will. Das muss man dann auch ohne Vorwürfe tun...
In aller Regel ist die Sache dann ausgestanden, aber nicht, weil alle so harmlos sind, sondern weil - wenn mehr dahinter steckt - sich die Streitenden ohnehin ein anderes Spielfeld außerhalb der Schulzeit suchen, wo eben kein Lehrer unangenehme Konsequenzen herbeiführen kann. Zu gefühlten 90% der Auseinandersetzungen sind nach meiner Einschätzung ohnehin die Kombattanten von anderen aufgehetzt und in den "Kampf" getrieben worden - letztlich wegen des "Unterhaltungswertes", den so eine Prügelei bietet (einschl. der Sanktionen durch die Lehrer).
Deshalb wissen es ja auch die anderen immer schon vorher.... manchmal schon Stunden vorher ("in der nächsten Pause geht es ab....").
Schlimm kann es aber dennoch werden, wenn Aufsicht nicht funktioniert (zu unübersichtliches Gelände, nachlässig, zu wenig Aufsicht, Aufsicht nicht besetzt!).
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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- judoka50
- 3. Dan Träger
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Re: Pfefferspray
Ich sehe die Übung auch mehr mit dem Hintergrund zu erkennen, wann die erforderliche Abwehr, je nach Stärke des Angriffes zunächst beendet sein sollte. Dies mit dem Hintergedanken, daß die anderen klar den Verursacher erkennen lernen und andererseits man nicht Gefahr läuft, einen "vermeintlich Wehrlosen" am Boden noch geschlagen zu haben oder vielmehr sogar das ganze angezettelt zu haben.
Dazu gehören dann natürlich auch Übungen, wenn es sich um einen Streit zwischen 2 Personen handelt, die anderen durch lautstarke Äußerungen, "Lass den Sch.... , lass mich in Ruhe usw. " zumindest ein wenig aufmerksam zu machen.
Bei den von Dir Geschilderten ist dies natürlich nicht erforderlich.......
Aber die Dinge können sich schnell mal auf dem Heimweg auch bei Meinungsverschiedenheiten einschleichen - da ist es halt wichtig, schnell "Zeugen" oder auch Helfer wach zu machen.
Dazu gehören dann natürlich auch Übungen, wenn es sich um einen Streit zwischen 2 Personen handelt, die anderen durch lautstarke Äußerungen, "Lass den Sch.... , lass mich in Ruhe usw. " zumindest ein wenig aufmerksam zu machen.
Bei den von Dir Geschilderten ist dies natürlich nicht erforderlich.......
Aber die Dinge können sich schnell mal auf dem Heimweg auch bei Meinungsverschiedenheiten einschleichen - da ist es halt wichtig, schnell "Zeugen" oder auch Helfer wach zu machen.
Viele Grüße
U d o
U d o
Re: Pfefferspray
@judoka50: Nach dem wir nun auf den Schulhof gegangen sind und uns mit Zwicken in die Beine und
Beeinflussung von Zuschauern beschäftigt haben,
drängt sich mir durch folgende Deiner Sätze (aus 2 verschiedene Beiträgen)
Übst Du nun (wenigstens ansatzweise u. gelegentlich) Atemi mit Kindern oder nicht?
Beeinflussung von Zuschauern beschäftigt haben,
drängt sich mir durch folgende Deiner Sätze (aus 2 verschiedene Beiträgen)
und@ Fritz
Zusammen mit den Informationen von Tom und auch Deinen Einwänden - ist es genau das, was den Kindern von Anfang an gezeigt wird.
diese Frage auf:Das meinte ich mit Verhältnismäßigkeit. Da benötigen die Kinder dann halt noch keine Fäuste.
Übst Du nun (wenigstens ansatzweise u. gelegentlich) Atemi mit Kindern oder nicht?
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
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Re: Pfefferspray
Okay, verstehe ich. Mir ging es auch eher darum, wie ihr überhaupt Techniken trainiert, bei denen - wenn sie korrekt ausgeführt werden - Uke liegen bleibt. Bei Atemi verstehe ich das in Grenzen noch, bei Würfen nicht mehr.tom herold hat geschrieben:ich habe es weitgehend aufgegeben, konkrete Technik-Bewegungen in reiner Textform erläutern zu wollen.
Die Gefahr, mißverstanden zu werden, ist einfach zu groß.
Stell es dir bitte so vor: wenn du wirfst, unterläßt du nicht nur alles, was "Uke" eine Fallschule ermöglicht - du verhinderst es auch aktiv.
Und zwar durch bestimmte Hüft- und Handbewegungen.
Und genau die kann ich hier einfach nicht so erläutern, daß nicht wieder jemand ankommt und mich auf irgendetwas, das er verstanden zu haben glaubt, festnageln will.
Trainiert ihr eigentlich gesondert SV oder ist das einfach eurer Judo?
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- 3. Dan Träger
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Re: Pfefferspray
Hallo Jörg,
du kennst doch sicher den Spruch: Man kann sich an allem gewöhnen, auch an dem Dativ ...
Sozusagen unser Motto.
Unser Training ist Vollkontakt.
Immer.
Natürlich werden Anfänger (für kurze Zeit) eher "behutsam" (viele würden das allerdings nicht für behutsam halten) an die Techniken herangeführt, aber nach etwa dreimal Training erwarte ich, daß sie mithalten können und wollen - sonst ist es nichts für sie und sie sind woanders besser aufgehoben.
Bislang hat uns dieses Konzept sehr gute Kämpfer beschert, die alles andere als Schäfchen sind.
Außerdem ist unser Training - ich schrieb es bereits - sehr selektiv, und das ist auch gewollt.
Die Jungs, die zu mir kommen, WISSEN was sie erwartet, und sie kommen nicht "trotzdem", sondern eben deshalb.
Zu den Wurftechniken: es gibt Übungen (mit und ohne Partner) durch die man lernt, beim Wurf die Position der Hüfte so zu gestalten, daß der Gegner kaum noch Chancen für eine Fallschule hat. Gleiches gilt für das, was die Hände tun.
In den Koryû Bugei galten übrigens die Übungen der Fallschule mehr oder weniger als "geheime" Techniken, und Wurfechniken wurden prinzipiell so geübt, wie man sie im echten Kampf einzusetzen gedachte.
Kanô "entschärfte" dieses ... nun ja, Gefahrenpotential für die Übenden. Allerdings nur deshalb, damit seine Schüler die Würfe sehr viel öfter wiederholen konnten.
DAS ist gemeint, wenn man davon spricht, daß er "Randori-Techniken" entwickelte.
Die Kämpfe seiner Schüler mit den Vertretern anderer Ryû-ha geben aber Aufschluß darüber, daß Kanôs Schülern der Unterschied zwischen den "Randori"-Formen der Würfe (die man so unendlich oft üben konnte, ohne den Partner durch Verletzung zu "verschleißen") und den eigentlichen Formen für den ernsthaften Kampf (nicht Wettkampf!) durchaus bewußt war.
Bei uns sieht es so aus, daß meine Schüler zuerst die "old school"-Grundform der jeweiligen Wurftechnik erlernen, und diese ist natürlich ZUNÄCHST das, was ich hier als "Randori-Form" bezeichnet hatte.
Sobald sie das können (und zwar auch unter Streß, auch ohne Gi, auch ohne Matte, in Alltagskleidung und mit Schuhen an den Füßen), wird ihr Wissen vervollständigt, denn dann lernen sie (das geht extrem schnell), wie man den anderen so wirft, daß er liegenbleibt.
Nein, das sieht alles andere als "schön" oder "ästhetisch" aus.
Echte Kampfwürfe haben bspw. NIE eine hohe Amplitude ...
Wir trainieren sowas sehr viel "outdoor".
Du wirst verstehen, daß ich nun auf die Art, wie wir echte Kampfwürfe trainieren, hier nicht weiter eingehe. Ich werde so schon für völlig durchgeknallt gehalten ...
Nur soviel: man KANN sowas trainieren, wenn man wirklich WILL.
Aber dazu muß man bestimmte Voraussetzungen bereits mitbringen, ohne die es einfach nix wird.
Was Schlagtechniken angeht (und natürlich Tritte): wenn man die NICHT vom ersten Moment an im Vollkontakt trainiert und wenn man die NICHT am "lebenden Objekt" übt (in allen möglichen Trainingsformen bis hin zum weitgehend regellosen Sparring), dann wird man damit nix anfangen können, wenn's drauf ankommt.
Unser "Schlagpolster" ist der Trainingspartner.
Und wir sind seins.
Immer.
Wie gesagt - sie WISSEN, worauf sie sich einlassen.
Bisher hat sich noch nie einer beklagt - oder höchstens darüber, daß wir nur 5 mal in der Woche trainieren.
Und die 12-15jährigen kommen ständig an und quengeln, daß sie aber nun endlich auch so trainieren wollen ...
Es gibt hier im Forum User, die schon bei uns waren und an unserem normalen Training teilgenommen haben (unser normales Training ist nicht dasselbe wie das, was ich auf Lehrgängen zeige, um Mißverständnissen vorzubeugen ... auf Lehrgängen ging es mir bisher darum, grundlegende Wurfprinzipien zu vermitteln, mehr nicht).
Solltest du Zweifel an dem haben, was ich schrieb - frag diese User.
FG
Tom
du kennst doch sicher den Spruch: Man kann sich an allem gewöhnen, auch an dem Dativ ...
Sozusagen unser Motto.
Unser Training ist Vollkontakt.
Immer.
Natürlich werden Anfänger (für kurze Zeit) eher "behutsam" (viele würden das allerdings nicht für behutsam halten) an die Techniken herangeführt, aber nach etwa dreimal Training erwarte ich, daß sie mithalten können und wollen - sonst ist es nichts für sie und sie sind woanders besser aufgehoben.
Bislang hat uns dieses Konzept sehr gute Kämpfer beschert, die alles andere als Schäfchen sind.
Außerdem ist unser Training - ich schrieb es bereits - sehr selektiv, und das ist auch gewollt.
Die Jungs, die zu mir kommen, WISSEN was sie erwartet, und sie kommen nicht "trotzdem", sondern eben deshalb.
Zu den Wurftechniken: es gibt Übungen (mit und ohne Partner) durch die man lernt, beim Wurf die Position der Hüfte so zu gestalten, daß der Gegner kaum noch Chancen für eine Fallschule hat. Gleiches gilt für das, was die Hände tun.
In den Koryû Bugei galten übrigens die Übungen der Fallschule mehr oder weniger als "geheime" Techniken, und Wurfechniken wurden prinzipiell so geübt, wie man sie im echten Kampf einzusetzen gedachte.
Kanô "entschärfte" dieses ... nun ja, Gefahrenpotential für die Übenden. Allerdings nur deshalb, damit seine Schüler die Würfe sehr viel öfter wiederholen konnten.
DAS ist gemeint, wenn man davon spricht, daß er "Randori-Techniken" entwickelte.
Die Kämpfe seiner Schüler mit den Vertretern anderer Ryû-ha geben aber Aufschluß darüber, daß Kanôs Schülern der Unterschied zwischen den "Randori"-Formen der Würfe (die man so unendlich oft üben konnte, ohne den Partner durch Verletzung zu "verschleißen") und den eigentlichen Formen für den ernsthaften Kampf (nicht Wettkampf!) durchaus bewußt war.
Bei uns sieht es so aus, daß meine Schüler zuerst die "old school"-Grundform der jeweiligen Wurftechnik erlernen, und diese ist natürlich ZUNÄCHST das, was ich hier als "Randori-Form" bezeichnet hatte.
Sobald sie das können (und zwar auch unter Streß, auch ohne Gi, auch ohne Matte, in Alltagskleidung und mit Schuhen an den Füßen), wird ihr Wissen vervollständigt, denn dann lernen sie (das geht extrem schnell), wie man den anderen so wirft, daß er liegenbleibt.
Nein, das sieht alles andere als "schön" oder "ästhetisch" aus.
Echte Kampfwürfe haben bspw. NIE eine hohe Amplitude ...
Wir trainieren sowas sehr viel "outdoor".
Du wirst verstehen, daß ich nun auf die Art, wie wir echte Kampfwürfe trainieren, hier nicht weiter eingehe. Ich werde so schon für völlig durchgeknallt gehalten ...
Nur soviel: man KANN sowas trainieren, wenn man wirklich WILL.
Aber dazu muß man bestimmte Voraussetzungen bereits mitbringen, ohne die es einfach nix wird.
Was Schlagtechniken angeht (und natürlich Tritte): wenn man die NICHT vom ersten Moment an im Vollkontakt trainiert und wenn man die NICHT am "lebenden Objekt" übt (in allen möglichen Trainingsformen bis hin zum weitgehend regellosen Sparring), dann wird man damit nix anfangen können, wenn's drauf ankommt.
Unser "Schlagpolster" ist der Trainingspartner.
Und wir sind seins.
Immer.
Für alle meine Jungs ab 16 ist das unser normales Training.Trainiert ihr eigentlich gesondert SV oder ist das einfach eurer Judo?
Wie gesagt - sie WISSEN, worauf sie sich einlassen.
Bisher hat sich noch nie einer beklagt - oder höchstens darüber, daß wir nur 5 mal in der Woche trainieren.
Und die 12-15jährigen kommen ständig an und quengeln, daß sie aber nun endlich auch so trainieren wollen ...
Es gibt hier im Forum User, die schon bei uns waren und an unserem normalen Training teilgenommen haben (unser normales Training ist nicht dasselbe wie das, was ich auf Lehrgängen zeige, um Mißverständnissen vorzubeugen ... auf Lehrgängen ging es mir bisher darum, grundlegende Wurfprinzipien zu vermitteln, mehr nicht).
Solltest du Zweifel an dem haben, was ich schrieb - frag diese User.
FG
Tom
Re: Pfefferspray
Hallo tom,
ich fand Deine letzten Beiträge wirklich sehr interessant und aufschlussreich.
Ich habe aber dazu noch eine Frage:
Hast Du dabei eigentlich keine Sorge, dass Du dabei nicht selber große ganz böse Wölfe heranzüchtest, die das Gelernte nicht nur zur SV einsetzen?
Du hast ja glaubhaft dargestellt, dass zu ernsthafter SV auch viele Offensiv-Techniken gehören, mit denen man natürlich dann auch Kämpfe provozieren/anzetteln kann.
ich fand Deine letzten Beiträge wirklich sehr interessant und aufschlussreich.
Ich habe aber dazu noch eine Frage:
Hast Du dabei eigentlich keine Sorge, dass Du dabei nicht selber große ganz böse Wölfe heranzüchtest, die das Gelernte nicht nur zur SV einsetzen?
Du hast ja glaubhaft dargestellt, dass zu ernsthafter SV auch viele Offensiv-Techniken gehören, mit denen man natürlich dann auch Kämpfe provozieren/anzetteln kann.
Gruß
McDüse
Konzentriere Dich auf das Wesentliche!
McDüse
Konzentriere Dich auf das Wesentliche!
Re: Pfefferspray
Glaub mir, Kämpfe kann man auch ohne KK-Ausbildung anzetteln.mcdüse hat geschrieben: Du hast ja glaubhaft dargestellt, dass zu ernsthafter SV auch viele Offensiv-Techniken gehören, mit denen man natürlich dann auch Kämpfe provozieren/anzetteln kann.
"To possess a high grade means nothing. Ever since martial arts were born, the grade of someone is what he can do in battle."
(Kacem Zoughari.)
(Kacem Zoughari.)
Re: Pfefferspray
@Tom: Wie definierst du Vollkontakt? Mit oder ohne Schutzausrüstung?
Hintergrund: Ich habe im Training erlebt, dass trotz Schutzkleidung Kämpfende KO zu Boden gingen. Schmerzen wurden durch die Ausrüstung ebenfalls nicht verhindert, nur (zugegeben, teilweise stark) vermindert. Lediglich das Verletzungsrisiko wurde durch die Ausrüstung minimiert.
Lese ich Kanôs Schriften, drängt sich mir die Vermutung auf, dass er Atemi-Randori in moderner Schutzausrüstung als zusätzliche Trainingsform aufgenommen hätte, erst nachdem die Üblinge im üblichen Randori mit Nage- und Katame-waza eine gewisse Reife erreicht hätten. (Quellen: Kôdôkan-Jûdô, Mind over Muscle, DEVELOPMENT OF JUDO COMPETITION RULES von Syd Hoare).
Unabhängig von Kanô stimme ich aber mit dir überein, dass in der SV frühstmöglich Atemi eingebunden werden sollten.
Hintergrund: Ich habe im Training erlebt, dass trotz Schutzkleidung Kämpfende KO zu Boden gingen. Schmerzen wurden durch die Ausrüstung ebenfalls nicht verhindert, nur (zugegeben, teilweise stark) vermindert. Lediglich das Verletzungsrisiko wurde durch die Ausrüstung minimiert.
Lese ich Kanôs Schriften, drängt sich mir die Vermutung auf, dass er Atemi-Randori in moderner Schutzausrüstung als zusätzliche Trainingsform aufgenommen hätte, erst nachdem die Üblinge im üblichen Randori mit Nage- und Katame-waza eine gewisse Reife erreicht hätten. (Quellen: Kôdôkan-Jûdô, Mind over Muscle, DEVELOPMENT OF JUDO COMPETITION RULES von Syd Hoare).
Unabhängig von Kanô stimme ich aber mit dir überein, dass in der SV frühstmöglich Atemi eingebunden werden sollten.
Herzliche Grüße,
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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- 3. Dan Träger
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Re: Pfefferspray
Hallo McDüse,
diese Angst habe ich nicht.
Keiner meiner Jungs ist je mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Nun kann man darüber spekulieren, ob sie zu clever waren, sich erwischen zu lassen ...
Nee, Blödsinn.
Wolf sein heißt nicht automatisch "Verbrecher sein".
Sieh mal, mir ist hier im Forum sehr, sehr oft vorgeworfen worden, ich würde "immer alles nur schwarz/weiß sehen" und keinerlei Zwischentöne wahrnehmen.
An dieser Stelle nun kann ich dieses "Kompliment" mal zurückgeben ...
Ich sag's nochmal: Wolf sein bedeutet nicht AUTOMATISCH, daß man ein "Verbrecher" wäre oder daß man "asozial" sein muß.
Ja, es gibt Wölfe, die Verbrecher sind. Die hochgradig asozial oder besser gesagt antisozial sind. Die Soziopathen sind.
Gewaltkriminelle sind Wölfe, keine Frage.
Aber es wäre ein unzulässig, nun zu folgern: Gewaltkriminelle sind Wölfe, also sind im Umkehrschluß alle Wölfe Gewaltkriminelle.
Wölfe haben nun mal ein ganz anderes Verhältnis zu Gewalt als Schäfchen.
Für Wölfe hat echte Gewalt nicht jenen Schrecken, den sie für Schäfchen hat. Wölfe fühlen sich von echter Gewalt nicht abgestoßen. Im Gegenteil.
Inwieweit das nun zum Tragen kommt, hängt vom (sozialen) Umfeld des Wolfs und von der konkreten Gesetzeslage ab - und davon, ob und wenn ja WIE diesen Gesetzen Geltung verschafft wird.
Es hängt aber eben auch zu eine nicht geringe Teil davon ab, inwieweit sich der Wolf von Gesetzen und gesellschaftlichen Normen (die in seinen Augen Übereinkünfte zwischen Schafen sind) beeindrucken läßt.
Und das wiederum hängt davon ab, in welchem Umfeld der Wolf sozialisiert wurde.
Du kannst jemanden, der in der gesellschaftlichen Mülltonne groß geworden ist, nicht mit Drohungen und nicht mit Knast beeindrucken.
Das wollte ich erklären.
Darum ging es mir.
Es schien mir wichtig, daß einige hier mal einen kleinen Einblick in die Welt der Wölfe bekommen, damit gewisse ... falsche Schlußfolgerungen an konkreten Beispielen widerlegt werden.
Ich weiß nicht, ob das Thema damit nun ausgereizt ist, denn eigentlich wurde ja alles gesagt, was zu sagen war.
Ich bin in einem gewissen Rahmen aber nach wie vor bereit, Fragen zu beantworten.
FG
Tom
diese Angst habe ich nicht.
Keiner meiner Jungs ist je mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Nun kann man darüber spekulieren, ob sie zu clever waren, sich erwischen zu lassen ...
Nee, Blödsinn.
Wolf sein heißt nicht automatisch "Verbrecher sein".
Sieh mal, mir ist hier im Forum sehr, sehr oft vorgeworfen worden, ich würde "immer alles nur schwarz/weiß sehen" und keinerlei Zwischentöne wahrnehmen.
An dieser Stelle nun kann ich dieses "Kompliment" mal zurückgeben ...
Ich sag's nochmal: Wolf sein bedeutet nicht AUTOMATISCH, daß man ein "Verbrecher" wäre oder daß man "asozial" sein muß.
Ja, es gibt Wölfe, die Verbrecher sind. Die hochgradig asozial oder besser gesagt antisozial sind. Die Soziopathen sind.
Gewaltkriminelle sind Wölfe, keine Frage.
Aber es wäre ein unzulässig, nun zu folgern: Gewaltkriminelle sind Wölfe, also sind im Umkehrschluß alle Wölfe Gewaltkriminelle.
Wölfe haben nun mal ein ganz anderes Verhältnis zu Gewalt als Schäfchen.
Für Wölfe hat echte Gewalt nicht jenen Schrecken, den sie für Schäfchen hat. Wölfe fühlen sich von echter Gewalt nicht abgestoßen. Im Gegenteil.
Inwieweit das nun zum Tragen kommt, hängt vom (sozialen) Umfeld des Wolfs und von der konkreten Gesetzeslage ab - und davon, ob und wenn ja WIE diesen Gesetzen Geltung verschafft wird.
Es hängt aber eben auch zu eine nicht geringe Teil davon ab, inwieweit sich der Wolf von Gesetzen und gesellschaftlichen Normen (die in seinen Augen Übereinkünfte zwischen Schafen sind) beeindrucken läßt.
Und das wiederum hängt davon ab, in welchem Umfeld der Wolf sozialisiert wurde.
Du kannst jemanden, der in der gesellschaftlichen Mülltonne groß geworden ist, nicht mit Drohungen und nicht mit Knast beeindrucken.
Das wollte ich erklären.
Darum ging es mir.
Es schien mir wichtig, daß einige hier mal einen kleinen Einblick in die Welt der Wölfe bekommen, damit gewisse ... falsche Schlußfolgerungen an konkreten Beispielen widerlegt werden.
Ich weiß nicht, ob das Thema damit nun ausgereizt ist, denn eigentlich wurde ja alles gesagt, was zu sagen war.
Ich bin in einem gewissen Rahmen aber nach wie vor bereit, Fragen zu beantworten.
FG
Tom
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Re: Pfefferspray
Hallo Kastow,
Vollkontakt ist das, was es bedeutet: voller Kontakt, und zwar OHNE Schutzausrüstung.
Zahnschutz ... ok, ein Muß.
Alles andere ... NEIN.
Man gewöhnt sich zu schnell daran, beim Schlagen Handschützer anzuhaben ...
Oder einen Tiefschutz zu tragen ... oder ähnliches Zeug.
Im Ernstfall hat man das nicht dabei, also was soll's?
Die Jungs vom Ashihara-Karate, vom Kyokushin usw. haben auch keine Handschützer, keine Brustpanzer, keine Schienbeinschoner und keine Fußschützer.
Wir brauchen sowas auch nicht.
Außerdem: die Wirkung, wenn die Faust ungebremst auf den Körper trifft, ist nun mal eine andere, wenn man einen Handschutz trägt - und zwar ist die Wirkung dann sowohl für den Schlagenden als auch für den Getroffenen nicht die, welche man "bare knuckle" erreichen würde.
Klar klappen die Jungs anfangs schon mal weg. Na und?
Man gewöhnt sich sehr, sehr schnell daran, getroffen zu werden und die Wirkung zu absorbieren oder "abzuwettern" (dafür gibt es spezielle Übungen, die wir wie verrückt trainieren) - es wird ja niemand zu irgend etwas gezwungen.
Ich sagte ja schon: wer's nicht aushält, ist bei uns falsch.
Ich muß immer grinsen, wenn ich sehe, was mancher unter "Vollkontakt" versteht ...
Da werden beide Kämpfer, ehe ein Sparring steigt, in eine Art Ritterrüstung aus Polstermaterialien eingepackt.
So lernt man meiner Erfahrung nach niemals, wie man richtig schlägt und wie man "einsteckt".
Schaut euch mal die "Pugilisten" des 18. / 19. Jahrhunderts an ... die wußten, was schlagen heißt.
Schmerz ist nur etwas, das in unserer Wahrnehmung geschieht.
Und dagegen kann man sehr einfach etwas tun.
Schmerz kann man ableiten, umleiten ...
Schmerz ist nicht wichtig.
FG
Tom
Vollkontakt ist das, was es bedeutet: voller Kontakt, und zwar OHNE Schutzausrüstung.
Zahnschutz ... ok, ein Muß.
Alles andere ... NEIN.
Man gewöhnt sich zu schnell daran, beim Schlagen Handschützer anzuhaben ...
Oder einen Tiefschutz zu tragen ... oder ähnliches Zeug.
Im Ernstfall hat man das nicht dabei, also was soll's?
Die Jungs vom Ashihara-Karate, vom Kyokushin usw. haben auch keine Handschützer, keine Brustpanzer, keine Schienbeinschoner und keine Fußschützer.
Wir brauchen sowas auch nicht.
Außerdem: die Wirkung, wenn die Faust ungebremst auf den Körper trifft, ist nun mal eine andere, wenn man einen Handschutz trägt - und zwar ist die Wirkung dann sowohl für den Schlagenden als auch für den Getroffenen nicht die, welche man "bare knuckle" erreichen würde.
Klar klappen die Jungs anfangs schon mal weg. Na und?
Man gewöhnt sich sehr, sehr schnell daran, getroffen zu werden und die Wirkung zu absorbieren oder "abzuwettern" (dafür gibt es spezielle Übungen, die wir wie verrückt trainieren) - es wird ja niemand zu irgend etwas gezwungen.
Ich sagte ja schon: wer's nicht aushält, ist bei uns falsch.
Ich muß immer grinsen, wenn ich sehe, was mancher unter "Vollkontakt" versteht ...
Da werden beide Kämpfer, ehe ein Sparring steigt, in eine Art Ritterrüstung aus Polstermaterialien eingepackt.
So lernt man meiner Erfahrung nach niemals, wie man richtig schlägt und wie man "einsteckt".
Schaut euch mal die "Pugilisten" des 18. / 19. Jahrhunderts an ... die wußten, was schlagen heißt.
Schmerz ist nur etwas, das in unserer Wahrnehmung geschieht.
Und dagegen kann man sehr einfach etwas tun.
Schmerz kann man ableiten, umleiten ...
Schmerz ist nicht wichtig.
FG
Tom
- judoka50
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Re: Pfefferspray
Kann man in Trainingsausschnitten in dem Film "Art of Killing" sehen......Schmerz kann man ableiten, umleiten ..Schmerz ist nicht wichtig.
Ist ein Film (deutschsprachig) aus den 60 / 70 Jahren in welchem in einem Querschnitt die Hintergründe der verschiedenen Kampfsportarten mit ihren Trainingsmethoden vorgestellt werden. Habe ich leider nur in einer nicht ganz so tollen Qualität - dennoch immer wieder sehenswert.
Dort härten sich Karateka ab, indem sie endlos lange gegen Eisen schlagen, sich Vierkanthölzer gegen das Schienbein hauen, wie Sumokämpfer in den Spagat gebracht werden usw. usw.
Viele Grüße
U d o
U d o
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Re: Pfefferspray
Hallo judoka50,
ich kenne diesen Film, und er ist - mit Verlaub - einfach nur dämlich.
Wenn man bspw. mit dem Schienbein öfter gegen etwas tritt, was härter ist als der Knochen selbst, dann schädigt man das Schienbein dauerhaft (und merkt es oft erst viel später).
Was in jenem Filmchen zu sehen ist, das ist eben jene völlig mißverstandene "Abhärtung", die sinnlos ist und keineswegs "bessere Kämpfer" hervorbringt.
Korrekte Abhärtung (und ja - so etwas gibt es!) gehört in allen mir bekannten KK zu den Dingen, die man Außenstehenden NICHT erklärt.
Kuden.
Ja, man schlägt auf den Makiwara.
Aber es geht dabei um das WIE und um das WARUM, und das hat nichts damit zu tun, einfach nur stumpf die Nerven in den Händen totzuprügeln und sich Hornhautschwarten zu züchten und sich den Schmerz zu verbeißen, auch wenn das hierzulande immer noch geglaubt und propagiert wird (und teilweise selbst in Japan und auf Okinawa nicht mehr verstanden wird!).
Makiwara lehrt dich, DURCHDRINGEND zu schlagen.
Und dazu muß man bestimmte Qi-Gong-Übungen mit dem Makiwara-Training verbinden (und das ist nichts "Esoterisch-Geheimnisvolles", sondern sehr einfach zu erlernen).
Sonst haut man nur sinnlos "auf etwas Hartes", und das bringt rein gar nichts.
Die Bruchtests in manchen KK sind (sofern sie nicht getürkt wurden, um das doofe Publikum zu beeindrucken) einfach nur ein Test, ob derjenige korrekt und durchdringend schlagen kann.
Fokussierung ... Zentrumsarbeit ... Gleichgewicht ... Geschwindigkeit ... korrekte Technik ...
Deshalb werden sich diejenigen über kurz oder lang verletzen, die eben kein korrektes Schlagtraining ausführen, sondern einfach glauben, vor etwas Hartes zu ballern wäre der Weisheit letzter Schluß.
Bedauerlicherweise ist der von dir angesprochene Film etwa so informativ und etwa so wertvoll wie die Hollywoodschinken à la "Last Samurai" oder die Hongkong-Eastern.
Blöde Streifen wie "Die 36 Kammern der Shaolin" bestimmen noch immer das Bild der "asiatischen Kampfkünste" , welches in vielen Köpfen so herumgeistert.
"Art of Killing" ist kein bißchen besser.
Leider.
Vergiß das Ding - es ist etwa so "wahr" wie der Quatsch, den man bei "Galileio Mystery" zu sehen bekommt.
FG
Tom
ich kenne diesen Film, und er ist - mit Verlaub - einfach nur dämlich.
All diese Dinge sind extrem gesundheitsschädlich. Und haben mit okinawanischen, japanischen und chinesischen traditionellen KK überhaupt nichts zu tun.Dort härten sich Karateka ab, indem sie endlos lange gegen Eisen schlagen, sich Vierkanthölzer gegen das Schienbein hauen, wie Sumokämpfer in den Spagat gebracht werden usw. usw.
Wenn man bspw. mit dem Schienbein öfter gegen etwas tritt, was härter ist als der Knochen selbst, dann schädigt man das Schienbein dauerhaft (und merkt es oft erst viel später).
Was in jenem Filmchen zu sehen ist, das ist eben jene völlig mißverstandene "Abhärtung", die sinnlos ist und keineswegs "bessere Kämpfer" hervorbringt.
Korrekte Abhärtung (und ja - so etwas gibt es!) gehört in allen mir bekannten KK zu den Dingen, die man Außenstehenden NICHT erklärt.
Kuden.
Ja, man schlägt auf den Makiwara.
Aber es geht dabei um das WIE und um das WARUM, und das hat nichts damit zu tun, einfach nur stumpf die Nerven in den Händen totzuprügeln und sich Hornhautschwarten zu züchten und sich den Schmerz zu verbeißen, auch wenn das hierzulande immer noch geglaubt und propagiert wird (und teilweise selbst in Japan und auf Okinawa nicht mehr verstanden wird!).
Makiwara lehrt dich, DURCHDRINGEND zu schlagen.
Und dazu muß man bestimmte Qi-Gong-Übungen mit dem Makiwara-Training verbinden (und das ist nichts "Esoterisch-Geheimnisvolles", sondern sehr einfach zu erlernen).
Sonst haut man nur sinnlos "auf etwas Hartes", und das bringt rein gar nichts.
Die Bruchtests in manchen KK sind (sofern sie nicht getürkt wurden, um das doofe Publikum zu beeindrucken) einfach nur ein Test, ob derjenige korrekt und durchdringend schlagen kann.
Fokussierung ... Zentrumsarbeit ... Gleichgewicht ... Geschwindigkeit ... korrekte Technik ...
Deshalb werden sich diejenigen über kurz oder lang verletzen, die eben kein korrektes Schlagtraining ausführen, sondern einfach glauben, vor etwas Hartes zu ballern wäre der Weisheit letzter Schluß.
Bedauerlicherweise ist der von dir angesprochene Film etwa so informativ und etwa so wertvoll wie die Hollywoodschinken à la "Last Samurai" oder die Hongkong-Eastern.
Blöde Streifen wie "Die 36 Kammern der Shaolin" bestimmen noch immer das Bild der "asiatischen Kampfkünste" , welches in vielen Köpfen so herumgeistert.
"Art of Killing" ist kein bißchen besser.
Leider.
Vergiß das Ding - es ist etwa so "wahr" wie der Quatsch, den man bei "Galileio Mystery" zu sehen bekommt.
FG
Tom
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Re: Pfefferspray
Nachsatz:
In dem von dir angesprochenen Film, lieber judoka50, werden durchaus ein paar sehr seriöse, ernstzunehmende Lehrer/Kämpfer vorgestellt (Gozo Shioda etwa ist über jeden Zweifel erhaben!).
Bedauerlicherweise geschieht dies jedoch auf eine Art, die sich sehr viel mehr um Effekthascherei kümmert als darum, Trainingsinhalte verständlich zu erläutern - und das betrifft eben auch und gerade die "Abhärtungs-Szenen".
Das wollte ich dazu noch anmerken ...
FG
Tom
In dem von dir angesprochenen Film, lieber judoka50, werden durchaus ein paar sehr seriöse, ernstzunehmende Lehrer/Kämpfer vorgestellt (Gozo Shioda etwa ist über jeden Zweifel erhaben!).
Bedauerlicherweise geschieht dies jedoch auf eine Art, die sich sehr viel mehr um Effekthascherei kümmert als darum, Trainingsinhalte verständlich zu erläutern - und das betrifft eben auch und gerade die "Abhärtungs-Szenen".
Das wollte ich dazu noch anmerken ...
FG
Tom
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Re: Pfefferspray
Da wir ja hier mehrfach davon sprachen, daß man lernen müsse, RICHTIG zuzuschlagen und daß man dafür in einer bestimmten Weise trainieren MUSS, möchte ich noch einmal auf diese Passage hier eingehen:
Was wir in diesem Filmchen sehen, ist keine Abhärtung, ist KEIN "Abhärtungstraining", sondern vielmehr das ERGEBNIS des Abhärtungstrainings.
Es ist eine dieser Effekthaschereien, die mir den Film so verleiden. "Seht her, DAS ist Karate!"
Nöö.
Gewiß, es sieht so aus, als ob man bspw. als Karateka einen großen Teil seiner Trainingszeit damit verbringt, mit Schmackes vor die massiven Eisenteile alter Dampflokomotiven zu schlagen oder sich Vierkanthölzer auf die Schienbeine kloppen zu lassen.
Stimmt aber nicht.
Was wir dort sehen, ist Folgendes - man führt vor, DASS man, wenn man will, auf die Eisenteile der Dampflok "volle Kanne" einschlagen kann, ohne sich zu verletzen, eben WEIL man abgehärtet ist.
Das eigentliche Training dafür wird in diesem Filmchen überhaupt nicht gezeigt, noch nicht mal angesprochen.
Dasselbe gilt für das Zerkloppen dicker Kanthölzer auf dem Schienbein oder dem Rumpf des jeweiligen Karateka.
Das ist eine SHOW, du meine Güte, mit der (zugegebenermaßen beeindruckend) dargestellt wird, was man durch Training erreichen kann.
Es ist aber NICHT die Trainingsmethode selbst. Selbiges gilt für die Bruchtests.
Ich hoffe, ich konnte das deutlich machen.
FG
Tom
PS: Mich stört u.a., daß man in dem Filmchen NICHT auf den okinawanischen Ursprung des Te (bzw. Karate) eingeht und daß die Waffen des Kobudô (Tonfa, Nunchaku usw.) wieder mal als "Bauernwaffen" bezeichnet werden. Und das ist nun mal einfach Quatsch.
Aber damit bin ich schwer OT, ich weiß ...
NEIN.Dort härten sich Karateka ab, indem sie endlos lange gegen Eisen schlagen, sich Vierkanthölzer gegen das Schienbein hauen
Was wir in diesem Filmchen sehen, ist keine Abhärtung, ist KEIN "Abhärtungstraining", sondern vielmehr das ERGEBNIS des Abhärtungstrainings.
Es ist eine dieser Effekthaschereien, die mir den Film so verleiden. "Seht her, DAS ist Karate!"
Nöö.
Gewiß, es sieht so aus, als ob man bspw. als Karateka einen großen Teil seiner Trainingszeit damit verbringt, mit Schmackes vor die massiven Eisenteile alter Dampflokomotiven zu schlagen oder sich Vierkanthölzer auf die Schienbeine kloppen zu lassen.
Stimmt aber nicht.
Was wir dort sehen, ist Folgendes - man führt vor, DASS man, wenn man will, auf die Eisenteile der Dampflok "volle Kanne" einschlagen kann, ohne sich zu verletzen, eben WEIL man abgehärtet ist.
Das eigentliche Training dafür wird in diesem Filmchen überhaupt nicht gezeigt, noch nicht mal angesprochen.
Dasselbe gilt für das Zerkloppen dicker Kanthölzer auf dem Schienbein oder dem Rumpf des jeweiligen Karateka.
Das ist eine SHOW, du meine Güte, mit der (zugegebenermaßen beeindruckend) dargestellt wird, was man durch Training erreichen kann.
Es ist aber NICHT die Trainingsmethode selbst. Selbiges gilt für die Bruchtests.
Ich hoffe, ich konnte das deutlich machen.
FG
Tom
PS: Mich stört u.a., daß man in dem Filmchen NICHT auf den okinawanischen Ursprung des Te (bzw. Karate) eingeht und daß die Waffen des Kobudô (Tonfa, Nunchaku usw.) wieder mal als "Bauernwaffen" bezeichnet werden. Und das ist nun mal einfach Quatsch.
Aber damit bin ich schwer OT, ich weiß ...
- judoka50
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Re: Pfefferspray
Konntest Du -Das ist eine SHOW, du meine Güte, mit der (zugegbenermaßen beeindruckend) dargestellt wird, was man durch Training erreichen kann.
Es ist aber NICHT die Trainingsmethode selbst. Selbiges gilt für die Bruchtests. Ich hoffe, ich konnte das deutlich machen.
Aber da sieht man mal, wie sich der Kenntnisstand in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.
Zu der Zeit schaute man sich den Film mit offenem Mund an - was sind das für harte Jung's. (OK mir persönlich taten die Sumo Leute schon leid, wie man sie in den Spagat brachte.)
Klar mussten wir das seinerzeit auch mit in unser Training einfließen lassen - heute fast undenkbar. Aber solche "alten" Beispiele sind doch immer wieder interessant, wenn man sie unter den heutigen Gesichtspunkten analysiert.
Viele Grüße
U d o
U d o
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Re: Pfefferspray
Mal ein wenig mehr zurück zum Thema ...
Es ging um das richtige Schlagen(können), und es wurde auch "Abhärtung" erwähnt.
Ich gehe mal davon aus, daß hier abenteuerliche Vorstellungen darüber herrschen, wie man Handknöchel, Schienbeine usw. "abhärtet", und diese abenteuerlichen Vorstellungen werden durch mißverständloche Sequenzen in Filmen wie "Art of Killing" noch befeuert.
Deshalb hier, wenn's gewünscht wird, 'ne kurze Erläuterung.
Zunächst mal: JA, man KANN Handknöchel, Schienbeine, Ellbogen usw. abhärten.
Dazu ist ein spezielles Training nötig - einfaches "Draufhauen auf harte Oberflächen" macht nur die Knochen kaputt. Es geht um zwei Dinge: einmal darum, das subjektive Schmerempfinden zu verändern ("höhere Schmerschwelle") und zum anderen die Knochenstruktur an die entsprechende Belastung anzupassen.
Denn auch Knochen können sich anpassen! Das ist nicht nur Muskeln vorbehalten!
Bei Interesse kann ich das ein wenig weiter ausführen.
FG
Tom
Es ging um das richtige Schlagen(können), und es wurde auch "Abhärtung" erwähnt.
Ich gehe mal davon aus, daß hier abenteuerliche Vorstellungen darüber herrschen, wie man Handknöchel, Schienbeine usw. "abhärtet", und diese abenteuerlichen Vorstellungen werden durch mißverständloche Sequenzen in Filmen wie "Art of Killing" noch befeuert.
Deshalb hier, wenn's gewünscht wird, 'ne kurze Erläuterung.
Zunächst mal: JA, man KANN Handknöchel, Schienbeine, Ellbogen usw. abhärten.
Dazu ist ein spezielles Training nötig - einfaches "Draufhauen auf harte Oberflächen" macht nur die Knochen kaputt. Es geht um zwei Dinge: einmal darum, das subjektive Schmerempfinden zu verändern ("höhere Schmerschwelle") und zum anderen die Knochenstruktur an die entsprechende Belastung anzupassen.
Denn auch Knochen können sich anpassen! Das ist nicht nur Muskeln vorbehalten!
Bei Interesse kann ich das ein wenig weiter ausführen.
FG
Tom
Schlagen und Abhärtung (was: Pfefferspray)
Her damit.böser tom hat geschrieben:
Es ging um das richtige Schlagen(können), und es wurde auch "Abhärtung" erwähnt.
[...]
Bei Interesse kann ich das ein wenig weiter ausführen.
"To possess a high grade means nothing. Ever since martial arts were born, the grade of someone is what he can do in battle."
(Kacem Zoughari.)
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Re: Pfefferspray
Nicht nur Knochen und Muskeln auch die Bänder und Sehnen. Davon kann ich ein Lied singen, nach etlichen Rupturen.Denn auch Knochen können sich anpassen! Das ist nicht nur Muskeln vorbehalten!
In Bezug auf das richtige Anpassen der Sehnen und Bänder bin ich ein absoluter Gegner jeglicher (bzw. der bei den jungen Judoka so
beliebten)"Gelenkstützen oder Bandagen". Meiner Meinung dürfen die bei allen Trainingsbereichen, bei denen ich "eigenverantwortliche" Bewegungen vollziehe, nicht benutzt werden, da die Sehnen und Bänder einen vielfach höheren Beanspruchungszeitraum benötigen, um sich den schneller wachsenden Muskeln anzupassen.
Ausnahme ausheilende (keine akuten) Verletzungen und dabei insbesondere, wenn es an Partnerübungen (Randori) geht.
Jetzt aber Du Tom..............
Viele Grüße
U d o
U d o