....und da schreibt Ronin einen wesentlichen Teil meiner Gedanken auf. Denn die Frage ist in der Tat die nach der Bedeutungszuweisung a) durch die Beteiligten selbst (von denen uns derzeit keine Äußerung bekannt ist) und b) von anderen.tom herold hat geschrieben:Ich habe erleben müssen, daß dieses angebliche Treffen (oder gar deren mehrere) quasi als "Ritterschlag" für Rahn angesehen wurde.
Damit sei er sozusagen "legitimiert" in dem, was er tat. Es gibt sogar phantasievolle Beschreibungen jener Begegnung ... Bei der Kanô dem Herrn Rahn höchstes Lob gezollt haben soll für das, was Rahn konnte und wußte.
Die Erwähnung/Dokumentationen von Begegnung, Lehrgangsteilnahmen, Prüfern und dergleichen mehr findet sich relativ häufig bei den Biographien von "Jiu-Jitsu-(Alt)meistern" wie z.B.:
- http://www.djjb.de/Verband/Verband_Niederstein.html
- http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Lösgen
- http://www.judoschule-kohnert.de/index. ... irueberuns
An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass diese geballte Nennung von bekannten Persönlichkeiten im Judo undenkbar bzw. doch recht merkwürdig wäre.
In einer der oben verlinkten Biographien werden z.B. als Judo-Lehrer T. Hirano und Opa Schutte genannt. Bei beiden habe ich auch trainiert, aber das taucht in keiner Biographie oder Vorstellung auf. Ich erzähle es ab und zu oder verweise darauf, wenn meine Erinnerungen an dieses beiden, bzw. ihre Lehrgänge, in eine Diskussion passen, aber doch nicht um eines "Ritterschlages" willen. Und warum erwähne ich es jetzt? Damit ich noch hinzufügen kann, dass die beiden über viele Jahre im holländischen Papendal auf der Sommerschule mit mehreren hundert Teilnehmern (ich habe ca. 400 im Kopf) als Referenten tätig waren. Es war in den 1970er Jahren absolut nichts Besonderes, bei Hirano und "Opa" Lehrgänge besucht zu haben.
Viel interessanter als die behauptete, aber bislang nicht belegte Begegnung Kanos mit Rahn finde ich das durchschimmernde Verhältnis zwischen den beiden in den Worten Rahns. Ich zitiere mal die Passagen aus "Neue Kniffe und Griffe im Jiu-Jitsu / Judo":
"Um 1925 wurde die Kampfform des Judo auch in Deutschland publik. 1933, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, besuchte Kano wieder einmal Deutschland und fand durch die damals stark geförderte deutsch-japanische Freundschaft gute Aufnahme. Von diesem Zeitpunkt an wurde auch der Judo-Sport von der Regierungsseite stark lanciert, die dabei allerdings nicht von dem Gedanken ausging, diesen Sport um des Sports willen zu fördern, sondern ein politisches Moment gab den Ausschlag. Sei dem wie es sei, es trug mit dazu bei, sowohl das Judo als auch das Jiu-Jitsu zu fördern."
Gemeint ist offensichtlich die Gleichschaltung auch des "Jiu-Jitsu" durch das NS-Regime, für die Rahn Kano indirekt mit verantwortlich macht. Was machte Rahn eigentlich danach? In dem mir vorliegenden Buch schreibt er lediglich:
"in den folgenden Jahren (Anm. kurz vorher steht die Jahreszahl 1930) galt meine ganze Liebe meiner Schule und ihren Schülern."
Rahn hatte also keine Funktion mehr, die er für erwähnenswert hielt, ganz im Gegensatz zu den Berufungen, dier er noch in den 1920er Jahren beschrieb. War er ein Verlierer der Gleichschaltung? Wenn ja, warum? Hierüber können wir nur spekulieren, jedoch ist eines für mich klar: Kanos Besuch 1933 in Deutschland hat ihn definitiv nicht aufgewertet.