Was ist eigentlich die Butokukai?
Vermutlich tue ich mit dieser Frage wieder ein riesiges Wissenloch bei mir auf, von dem ich bisher nix wusste, aber ich bin halt neugierig.
Warum ist der 6 Dan rot-weiß ?
Kodokan Judo
Hallo ronin,
die Butokukai (eigentlich Dai Nippon Butokukai, Großjapanische
Vereinigung der kriegerischen Tugenden) wurde 1895 gegründet und
hatte das Ziel, die japanischen Kampfkünste zu vereinigen,
zu fördern und zu lehren und bildete vor dem Zweiten Weltkrieg neben
dem Kodokan das zweite Zentrum für japanische Kampfkünste, allerdings
im Gegensatz zum Kodokan als halbstaatliche Einrichtung.
Der Kodokan wurde nach der Gründung Mitglied der Butokukai, aller-
dings gab es später ein Zerwürfnis zwischen Kano und hochrangigen
Repräsentanten der Butokukai (vor allem mit Kudo Nishikubo), der
sich vor allem gegen die durch den Kodokan zur Schau gestellte
Unabhängigkeit von der Butokukai richtete (allerdings soll hierbei auch
eine persönliche Abneigung von Kano und Nishikubo gegeneinander eine
Rolle gespielt haben.)
Die Butokukai entwickelte sich zudem zusehends zu einer äußerst
nationalistischen Vereinigung, mit einem deutlichen Einfluß auf und durch
das Militär, was Kano auch von Herzen zuwider gewesen sein dürfte.
Das Judo der Butokukai war auch dieser Grundlage entsprechend sehr
stark auf seine Anwendbarkeit für das Militär ausgelegt.
Die Dai Nippon Butokukai wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als ultra-
nationalistische Vereinigung verboten, Jahre später erfolgte zwar eine
Neugründung, die allerdings nie die Macht und den Einfluß der alten
Butokukai erreicht hat.
Reicht das erstmal?
Stephan
die Butokukai (eigentlich Dai Nippon Butokukai, Großjapanische
Vereinigung der kriegerischen Tugenden) wurde 1895 gegründet und
hatte das Ziel, die japanischen Kampfkünste zu vereinigen,
zu fördern und zu lehren und bildete vor dem Zweiten Weltkrieg neben
dem Kodokan das zweite Zentrum für japanische Kampfkünste, allerdings
im Gegensatz zum Kodokan als halbstaatliche Einrichtung.
Der Kodokan wurde nach der Gründung Mitglied der Butokukai, aller-
dings gab es später ein Zerwürfnis zwischen Kano und hochrangigen
Repräsentanten der Butokukai (vor allem mit Kudo Nishikubo), der
sich vor allem gegen die durch den Kodokan zur Schau gestellte
Unabhängigkeit von der Butokukai richtete (allerdings soll hierbei auch
eine persönliche Abneigung von Kano und Nishikubo gegeneinander eine
Rolle gespielt haben.)
Die Butokukai entwickelte sich zudem zusehends zu einer äußerst
nationalistischen Vereinigung, mit einem deutlichen Einfluß auf und durch
das Militär, was Kano auch von Herzen zuwider gewesen sein dürfte.
Das Judo der Butokukai war auch dieser Grundlage entsprechend sehr
stark auf seine Anwendbarkeit für das Militär ausgelegt.
Die Dai Nippon Butokukai wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als ultra-
nationalistische Vereinigung verboten, Jahre später erfolgte zwar eine
Neugründung, die allerdings nie die Macht und den Einfluß der alten
Butokukai erreicht hat.
Reicht das erstmal?
Stephan
-
- 3. Dan Träger
- Beiträge: 1313
- Registriert: 20.04.2006, 17:13
- Kontaktdaten:
rot-´weiß
... könnte man so sehen. Das hat aber noch einen anderen Grund - der Kodokan hat sich mit dem Ende des II. WK sehr stark gewandelt, um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Zunächst wurde mit Risei Kano (Adoptivsohn von Jigoro Kano) ein Nicht-Judoka zum Direktor des Kodokan ...
Und dessen Nachfolger erwiesen sich als ... nun, ich möchte sagen, sehr geschäftstüchtig.
Einige der alten Meister, die eher zufällig nicht im II. WK gefallen waren, kehrten daraufhin dem Kodokan den Rücken; andere blieben und unterrichteten nur noch ausgewählte Schüler usw.
Da dem Kodokan mit Gründung der rein am Sport orientierten IJF die Kontrolle und Deutungshoheit über das Judo zu entgleiten drohte (was inzwischen genau so passiert ist), begann der Kodokan etliche eher undurchsichtige politische Manöver zu starten ... und das setzt sich bis heute fort.
So wollte Yukimitsu Kano unbedingt zum Präsidenten der IJF gewählt werden und machte das auch sehr deutlich ... ähem ...
Das dazu.
Aus diesen Gründen stehen wir der Dai Nippon Butokukai denn doch näher als dem (heutigen!) Kodokan.
Grüße
Tom
Zunächst wurde mit Risei Kano (Adoptivsohn von Jigoro Kano) ein Nicht-Judoka zum Direktor des Kodokan ...
Und dessen Nachfolger erwiesen sich als ... nun, ich möchte sagen, sehr geschäftstüchtig.
Einige der alten Meister, die eher zufällig nicht im II. WK gefallen waren, kehrten daraufhin dem Kodokan den Rücken; andere blieben und unterrichteten nur noch ausgewählte Schüler usw.
Da dem Kodokan mit Gründung der rein am Sport orientierten IJF die Kontrolle und Deutungshoheit über das Judo zu entgleiten drohte (was inzwischen genau so passiert ist), begann der Kodokan etliche eher undurchsichtige politische Manöver zu starten ... und das setzt sich bis heute fort.
So wollte Yukimitsu Kano unbedingt zum Präsidenten der IJF gewählt werden und machte das auch sehr deutlich ... ähem ...
Das dazu.
Aus diesen Gründen stehen wir der Dai Nippon Butokukai denn doch näher als dem (heutigen!) Kodokan.
Grüße
Tom
Kodokan Judo
...wobei man sicherlich kritisch anmerken muss, dass die Butokukai
wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal wie den Kodokan getroffen hätte,
hätte sie denn überlebt. Schließlich war Ursache der Veränderungen
im Kodokan Judo nach dem Krieg nicht nur der von Tom beschriebene
Verlust einer beinahe kompletten Generation von Judoka, der nicht
ausgeglichen werden konnte, sondern auch ein massiver politischer
Druck seitens der Besatzungstruppen, die ein "militärisches" Judo
wohl kaum so schnell wieder zugelassen hätten, wie sie es dann tat-
sächlich taten.
Die Verschiebung von der Kampfkunst Judo zum Sportjudo war sicherlich
auch ein (recht geschicktes) politisches Manöver, dessen Auswirkungen
bis heute nachwirken. Ob das gut oder schlecht war, werden wir aller
Erfahrung nach hier nicht einvernehmlich klären können...
Grüße
Stephan
wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal wie den Kodokan getroffen hätte,
hätte sie denn überlebt. Schließlich war Ursache der Veränderungen
im Kodokan Judo nach dem Krieg nicht nur der von Tom beschriebene
Verlust einer beinahe kompletten Generation von Judoka, der nicht
ausgeglichen werden konnte, sondern auch ein massiver politischer
Druck seitens der Besatzungstruppen, die ein "militärisches" Judo
wohl kaum so schnell wieder zugelassen hätten, wie sie es dann tat-
sächlich taten.
Die Verschiebung von der Kampfkunst Judo zum Sportjudo war sicherlich
auch ein (recht geschicktes) politisches Manöver, dessen Auswirkungen
bis heute nachwirken. Ob das gut oder schlecht war, werden wir aller
Erfahrung nach hier nicht einvernehmlich klären können...
Grüße
Stephan
- Heffalump
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Re:
Vielleicht liegt es an der japanische Flagge, die ja rot-weiß ist.Fritz hat geschrieben:Die roten u. weißen Zusatzgürtel gehen (hab keine
Ahnung mehr, woher ich die Info habe) auf japanische
Schwimmwettkämpfe zurück, wo die Kontrahenten mit nem roten oder weißen Stoffetzen gekennzeichnet wurden...
Aber warum gerade diese Farben genommen wurden - keine Ahnung...
Wahrscheinlich ist Toms Feudalzeit-Erklärung zutreffend...
柔道 Freundliche Grüße 柔道
________Manuel________
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Re: Warum ist der 6 Dan rot-weiß ?
Habe ich da was nicht verstanden... warum soll weiß die Farbe der Trauer sein? Was ist dann ein weißer Juduanzug usw.?Dazu kommt, daß beide Farben in Japan für enorm gegensätzliche Dinge stehen - weiß ist bspw. die Farbe der Trauer, der Stille, des Todes (denk an die weißen Hashimaki (Stirnbänder) der Kami-Kaze ...
Rot ist die Farbe des Lebens, der Energie, der Bewegung.
柔道 Freundliche Grüße 柔道
________Manuel________
________Manuel________