kastow hat geschrieben:Sehr interessant: die Überschrift dieses Themas lässt durchaus vielfältige Erörterungen zu Kihon und Technikausführungen zu. Tom hat auch gleich darauf hingewiesen, dass einige Themenbereiche vielleicht besser in eigene Fäden verschoben werden könnten.
Richtig, es gibt nun mal Themen bei denen mehrere Einzelthemen ineinander
greifen können bzw. in Zusammenhang gestellt werden. Von daher sehe ich auch gewisse Abschweifungen hier als
weniger problematisch an, als in anderen Fäden...
Welche dieser Regeln legen wir nun zugrunde? Die ursprünglichen von 1884 oder 1900 und ignorieren Kanôs eigene Weiterentwicklungen? Oder die letzte bekannte Version vor Kanôs Tod und gestehen damit letztendlich ein, dass Wettkämpfe sich weiterentwickeln können und Kanô dieses offensichtlich auch so sah?
Das ist in der Tat eine interessante Fragestellung.
Leider weiß man auch nicht, was Kano bewogen hat, bestimmte Regeländerungen durchzuführen.
Meine _Vermutung_ ist, daß er für den Schulsport Judo etwas entschärfen wollte oder mußte...
Irgendwo auf judoinfo.com, glaube ich, kann man lesen, daß die Regel für Festhalten, daß Uke Toris Beine
nicht kontrollieren darf, daher kommt, um den Judoka ein Gespür gegen (die mittlerweile verbotenen)
Bein/Fußhebel anzuerziehen.
Obwohl diese Hebel ja noch zu Kanos Zeiten aus den Wettkämpfen verbannt wurden. So gesehen könnte man mit
dem letzten Regelsatz, der noch von Kano autorisiert war plus dem Verbot dieser selbstmörderischen
"Auf-den-eigenen-Kopfstellerei" u. diesem geworfenen Waki-Gatame, also erwiesener Schadtechniken, recht gut leben.
Diese übertriebene Bestraferei für "Passivität", "falscher Griff" usw. könnte ersatzlos entfallen - so gesehen
war die alte Regel, bei Unentschieden (also kein Ippon erzielt

) den Gewinner auszulosen, doch recht genial,
weil damit doch die Kämpfer gezwungen waren, den Ippon zu suchen und damit aktiv zu sein - ergo der Kampf
mußte nicht andauernd zur Vergabe von "Anfeuerungs"-Strafen unterbrochen werden. Wer besser ist gewinnt,
ansonsten ist egal wer weiterkommt
Prinzipiell bin ich sehr dafür, die Wettkampfregeln als das zu sehen, was sie sein sollten: Ein Hilfsmittel, um
Judotechniken erproben zu können. Nur sollten durch die Regeln nicht Verhaltensweisen antrainiert werden,
die in einem echten Kampf Tod oder Verkrüpplung bedeuten würden (Stichwort Bank/Bauchlage).
Wie gesagt, gegen eine gewisse Weiterentwicklung der Regeln habe ich nichts, solange diese gut begründet
sind, nach Einführung auch mal überprüft werden, ob die gewünschte Wirkung auch tatsächlich erreicht wurde (u.
halt gegebenenfalls die Regel wieder entfernt wird) u. solange Techniken/Verhaltensweisen
nicht aus reinen "Stil"-Gründen "verboten" werden...
Und wenn die IJF (und ihre Unterorganisationen) sich als Dachverband fürs Judo weltweit etablieren will -
warum reicht sie nicht Judo-Nebenlinien wie Sambo / BJJ die Hand und veranstaltet "stilübergreifende"
Wettkämpfe - wo dann meinethalben auch mal Beinhebel erlaubt sind

. Warum ist man nicht
bestrebt, Entwicklungen wie "Daido Juku Kudo" (was offensichtlich aus der Überlegung entstand, auch Atemi
halbwegs brauchbar in Judo-Wettkämpfen zu erlauben) zu integrieren, anstelle zuzuschauen, wie
sich "judoähnliche" Parallelverbände etablieren und entsprechend Mitglieder binden, um sich dann deutlich abgrenzen
zu wollen (wie ich als Begründung der letzten Regel-Änderungen lesen durfte).
Nur dafür muß die "Denke" halt weg vom "Einheitsbrei" und hin zu "Vielfalt" unter einem Dach...