Hallo Helge,
dass hängt natürlich immer auch vom Alter des Probanden ab.
Also nehmen wir z.B. mal ein ca. 10jähriges Kind.
Als erstes ein kurzes Gespräch um herauszufinden, worin das Interesse besteht. (Wettkampf, SV, Sport, weil es der Kumpel macht …)
Dann nimmt das Kind normal am Training teil.
Ich muss dazu sagen, dass wir in der Regel keine reinen Anfängerkurse machen, sondern immer den Mix aus Anfängern und Fortgeschrittenen. Halte ich für ganz wichtig, damit die Anfänger sehen, wie es weitergeht, sprich: Ziele haben und die Fortgeschrittenen nie vergessen, wo sie herkommen.
Ich erkläre, nebenbei in Kurzform was es mit der Etikette auf sich hat.
Aber zur Technikausbildung:
Ich erkläre kurz den Aufbau der Ausbildung. (Fallschule, Osaekomi, Nage Waza, Jime Waza …)
Ich habe da einen etwas konservativen Ansatz, indem ich am Anfang intensiv Fallschule lehre und üben lasse (Mindestens an den ersten beiden Trainingstagen). Warum?
- Intensive Selbsterfahrung des eigenen Körpers
- Angst vorm Fallen wird abgebaut
- Der Anfänger bekommt direkt ein Gefühl dafür, dass das alles gar nicht so einfach ist
Außerdem hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass Leute mit der Absicht, sich besser prügeln zu können, schnell aufgeben und nicht mehr kommen.
Angst vor Frustration? Natürlich darf man es mit Fallschule auch nicht übertreiben, aber meine Erfahrung sagt: Wer ernsthaft Interesse an Judo hat (auch Kinder), erwartet meist gar nicht in der ersten Stunde schon Würfe oder Osaekomi zu lernen. Die Angst haben meist nur die Trainer. Aber wichtig: relativ intensive Betreuung durch mich oder einen erfahreneren Judoka.
Anschließend gehe ich über Osaekomi zu den ersten Würfen über. Diese versuche ich dann auch immer in leichten Randoris schon einmal einsetzen zu lassen. Das Randori kann auch die Zielsetzung haben, den Partner einfach mal auf den Rücken zu drehen.
Das Ganze kombiniere ich von Anfang an immer mal wieder mit Bewegungsspielen.
Wichtig: Jeder braucht Erfolgserlebnisse. Daher bemühe ich mich immer erst zu sagen, was richtig war, dann das, was noch zu verbessern ist. Ohnehin schon selten auftretendes Lachen oder hämische Bemerkungen von Fortgeschrittenen unterbinde ich rigoros und erinnere dabei gerne an die eigenen Anfänge der Lästerer. (Zur Not auch mal mit einer Bemerkung wie z.B.: “Bei dir sah das damals noch viel schlimmer aus!“ Man hat die Lacher auf seiner Seite und die Lästerer sind meist schnell ruhig.
)
Auch das führt zu einem langfristig freundschaftlichen und respektvollen Umgang unabhängig von Alter und Gürtelfarbe.
Ach ja: Kindern erkläre ich weniger Details, ich versuche mehr zu zeigen. Kinder Lernen mehr intuitiv: Zuschauen – nachmachen. Erwachsene wollen die Techniken meist erst sehr genau erläutert haben und fangen dann an, das Erklärte umzusetzen.
So, Helge: Hoffe das reicht Dir für den Anfang?!?! Ansonsten kann man dazu natürlich stundenlang schreiben.
Dein Feedback würde mich interessieren.