So etwas wird leider auch von offizieller Stelle verbreitet... In einem Trainer-Ausbildungsskript steht dazu wörtlich:
"Bekräftigt durch den deutschen Medizinprofessor Dr. Erwin Bälz entwickelte Jigoro Kano das heutige Judo. Er eliminierte alle gefährlichen Griffe sowie Schlag-, Stoß- und Tritttechniken. Den Durchbruch und den Anstoß für die Aufnahme in das Lehrprogramm der Universitäten ergab ein überraschender und überragender Sieg von Kanos Judoschülern gegen die konservativen Jiu-Jitsu-Kämpfer."
... die "konservativen Jiu-Jitsu-Kämpfer" ihrerseits durften schlagen und treten, die Jûdôka des Kôdôkan hingegen nicht?
Klar, daß die Jûdôka da gewinnen mußten ... Siegen durch Nachgeben und so ...
Was Bälz angeht - komisch, daß der ausschließlich in der deutschsprachigen Jûdô-Literatur erwähnt wird.
Den Durchbruch und den Anstoß für die Aufnahme in das Lehrprogramm der Universitäten ergab ein überraschender und überragender Sieg von Kanos Judoschülern gegen die konservativen Jiu-Jitsu-Kämpfer."
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Wenn ich mich recht erinnere waren es die konservativen (?) Jiu Jitsu Kämpfer der Fusen Ryu,
die Kanos Schülern eine "zu Null" Niederlage bescherten....
Im Anschluß hat Kano diesen Stil im Kodokan unterrichten lassen, und ihn als "Kosen Judo"
für den Schulsport auserkoren.
Bereits 1914 fanden die ersten alljapanischen Studentenmeisterschaften im
"Kosen Judo /(Fusen Ryu Jiu Jitsu)" statt.
Auch gerade dies zeugt von Kanos Offenheit gegenüber aller Ryu und seinem vorurteilsfreien und grenzenlosem Verbesserungsbestreben .
Heute ist dieser Stil übrigens auch als BJJ bekannt.
Hallo Katana,
es ist durchaus richtig, daß Kanôs Schüler in den zahlreichen Kämpfen des Shin Ken Shobu gegen die Vertreter anderer Ryû-ha siegreich waren (und diese Kämpfe waren eben NICHT reglementiert - oder nur selten, vgl. dazu M. Tripp).
Umso bitterer natürlich dann die Niederlage gegen die Fusen ryû.
PS: Wenn du magst, meld dich doch bitte mal bei mir. Fritz gibt dir sicher meine Email-Adresse.
und ihn als "Kosen Judo"
für den Schulsport auserkoren.
Und hier noch einmal: "Kosen" waren Schulen/Bildungseinrichtungen,
da hat man auch Judo gemacht.
Es ist kein eigener Stil, sondern (damaliges) Kodokan-Judo, nur wurde den Schüler
zugestanden, viel im Boden zu arbeiten (also ein etwas anderer Kampfregel-Satz)
Irgendwo steht im Forum was dazu...
eine bestimmte Art und Weise, Judo zu praktizieren.
Und daß die Konzentration auf "Ne Waza" eine sehr bestimmte Art und Weise ist, Judo zu praktizieren,
die nicht immer allgemein üblich war, weder früher wie heute, spreche ich
diesbezgl. von einem "Stil".
Daß "Kosen Judo" nichts anderes heißt, als "Hochschul-Judo", ist, denke ich, klar.
Allerdings war es eben genau diese "ne-waza-lastige Art und Weise" des Judo,
die Kano an den Unis einführte und als "Kosen Judo" bezeichnete.
Was kann ich dafür?
ganz böser tom hat geschrieben:Was Bälz angeht - komisch, daß der ausschließlich in der deutschsprachigen Jûdô-Literatur erwähnt wird.
Nur mal so am Rande:
Bälz wird keineswegs "ausschließlich in der deutschsprachigen Jûdô-Literatur erwähnt".
Es gibt z.B. diverse Veröffentlichungen auf Japanisch, die sich intensiv mit Bälz und seiner Rolle bei der "Reaktivierung" der Budo-Disziplinen beschäftigen - u.a. einen ziemlich langen Artikel des bekannten Judo-Historikers Naoki Murata (Kurator des Kodokan-Museums) in der vom Nippon Budokan herausgegebenen Monatszeitschrift "Budo".
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe (bin im Moment zu müde, um den Artikel herauszusuchen), dann war dies einer jener Teile einer Artikelserie, die in seiner anschließenden Buchveröffentlichung ("Shihan ni manabu" - "Vom Meister lernen") dem Rotstift (oder dem Zensor) zum Opfer gefallen sind. (Über die Gründe einer etwaigen "Zensur" in Japan in Bezug auf die Rolle von Bälz hatte ich ja hier im Forum schon einmal etwas geschrieben --> SuFu ...!).
Sowohl die o.a. japanischen als auch die genannte englische Veröffentlichung zeichnen sich übrigens durch große Sachlichkeit und Emotionslosigkeit in Bezug auf Bälz aus.
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
Eine solche Übung hat sich J. Kano so ungefähr um 1887 ausgedacht. Sie kann auch von Alten und Kranken gemacht werden, man benötigt keine Matte, weil nicht geworfen wird, es wird nicht die Kleidung gefasst - weswegen man auch keine spezielle Kleidung benötigt - und es wird auch nicht an Kopf oder Nacken gezogen.... Er nannte diese Übung "Ju-no-Kata".
...wobei die DJB-Variante aber noch nicht das Richtige ist, da noch verbesserungswürdig.
Ihr solltet euch darüber mal mit Tom unterhalten.
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト
Wissen stirbt, wenn es bewahrt wird, und lebt, wenn es geteilt wird.
Non scholae sed vitae discimus (Nicht für die Schule - für das Leben lernen wir)
You're only as old as you date. Keep em young boys!
was an der DJB- ergo Kôdôkan-Variante ist denn konkret verbesserungswürdig? Vielleicht hast du Jû-no-kata bisher ja nur nicht bei den richtigen Referenten gelernt
Herzliche Grüße,
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
@kastow: Beim Forumstreffen hat Helge an der einen oder anderen Stelle
Unterschiede zwischen aktueller Kodokan-Version und dem wie es Kano (entsprechend
der Video-Aufzeichnungen) gemacht hat, mir gezeigt. Da ging es um solche Sachen
wie Bewegungswinkel usw. Und die "alte Form" fühlte sich irgendwie besser, natürlicher
an ... für mich als Laien diesbzgl.
Die Jû-no-Kata dient nicht dazu in Jukuren-Gruppen ältere Judoka vor Verletzungen zu bewahren. (Quelle: Dento-Forum)
Zuletzt geändert von Lin Chung am 04.11.2009, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト
Wissen stirbt, wenn es bewahrt wird, und lebt, wenn es geteilt wird.
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Ansonsten ist schon klar, daß der Zweck der Ju-No-Kata nicht der ist, Leute über 50 mit Gymnastik zu versorgen.
Aber wenn sie da angewendet werden könnte, warum nicht?
@Fritz: könntest du vielleicht im entsprechenden Kata-Unterforum diese Unterschiede beschreiben?
Hintergrund: Mir sind in der Jû-no-kata bisher keine unnatürlichen Bewegungen aufgefallen. Im Gegenteil: Seit ich mich mit Jû-no-kata beschäftige, ist mir die Funktionalität vieler Techniken bewusster geworden und ich kann mich natürlicher bewegen. Vermutung: Die von Helge gezeigten unfunktionalen Techniken sind ähnlich wie Kinderschleuder-Uki-goshi oder Soto-maki-komi mit auf die Rippen fallen entstanden. Dann könnten wir hier wieder einmal wichtige Aufklärungsarbeit leisten.
Herzliche Grüße,
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
@kastow: Nein das kann ich nicht, bzgl. der Ju-no-Kata bin ich interessierter Laie und die Zeit u. Nerven, meine
Forumstreffen-Video-Aufzeichnungen mit den historischen Videos zu vergleichen habe ich nicht.
Evt. können Helge und Tutor! Dir da behilflich sein. Die Idee mit dem Faden ist trotzdem gut, Du kannst ihn
ruhig auch beginnen...
Fritz hat geschrieben:@kastow: Nein das kann ich nicht, bzgl. der Ju-no-Kata bin ich interessierter Laie und die Zeit u. Nerven, meine
Forumstreffen-Video-Aufzeichnungen mit den historischen Videos zu vergleichen habe ich nicht.
Evt. können Helge und Tutor! Dir da behilflich sein. Die Idee mit dem Faden ist trotzdem gut, Du kannst ihn
ruhig auch beginnen...
Also ich kann vorerst gar nicht "helfen", denn ich kenne zwar Ju-no-Kata-Aufzeichnungen aus der Vorkriegszeit, aber meines Wissens gibt es keine einzige Aufnahme, die Kano selbst zeigt.
Es wäre mir sicherlich ein Leichtes, diese Aufnahmen mit der aktuellen Kodokan-Lehre gegenüber zu stellen und Abweichungen im Detail zu begründen und erklären, aber ich warte einmal ganz gespannt darauf zu erfahren, wo denn die Rückschritte eigentlich liegen sollen.
Abgesehen davon muss nicht zwangsläufig jedes alte Video den letzten Stand von Kanos Lehre repräsentieren.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Es gibt durchaus einen Film, der Kanô bei der Ausführung der Jû-no-Kata zeigt.
Nun wird zwar immer wieder behauptet, es handle sich gar nicht um Kanô, aber belegt wird das nicht.
In keinem Fall.
Außer der gebetsmühlenartig wiederholten Behauptung "Das ist nicht Kanô!" habe ich bislang nichts Stichhaltiges dazu lesen oder hören dürfen.
Auf einer DVD von Hal Sharp ist dieser Film komplett und in erstaunlich guter Qualität zu sehen.
Und dort steht nun mal: "Tori: Kano Jigoro".
Ich denke doch, daß Hal Sharp, der Lehrer wie Sato, Kobayashi, Mifune, Nagaoka usw. noch persönlich kannte, als Referenz gelten darf.
Sollte der auf Hal Sharps DVD zu sehende Film NICHT Kanô zeigen, dann fragt sich doch, wie Hal Sharp sich derartig irren konnte - zumal er ja, wie gesagt, einen sehr guten, persönlichen Kontakt zu Jûdô-Lehrern hatte, die Kanô noch persönlich gekannt haben (ich denke da vor allem an Sato).
Der Film, auf dem Kanô die Jû-no-Kata zeigt, ist sehr alt.
Sollte es wirklich so sein, daß KEINER der Lehrer, die Kanô noch persönlich gekannt hatten, den guten Hal Sharp auf einen "Irrtum" aufmerksam gemacht hätte, wenn ein solcher bestanden hätte? Ist es denkbar, daß sie alle nicht bemerkten, daß es sich gar nicht um Kanô handelte?
Ist es denkbar, daß bspw. Nagaoka NICHT zu Hal Sharp gesagt hätte "Du, das ist nicht Kanô, das bin ich!" oder so ähnlich?
oder möchte jemand (wie es schon vorgekommen ist) behaupte, daß dieser Film Lehrern wie Nagaoka, Mifune, Sato usw. "unbekannt" war?
Auf Sharps DVD finden sich viele alte Aufnahmen die bspw. Nagaoka und andere bei der Demonstration verschiedener Kata zeigen. Überall wird angegeben, wer da als Tori und wer da als Uke agiert. Niemand beanstandet das bisher, alle akzeptieren, daß die angegebenen Namen stimmen.
Aber ausgerechnet bei Jû-no-Kata soll Sharp sich geirrt haben?
Und keiner von denen, die Kanô noch persönlich kannten hat's gemerkt??
Nun warte ich gespannt darauf, daß hier ausführlich erklärt und vor allem hieb- und stichfest BELEGT wird, daß und warum Hal Sharp sich da geirrt hat - und vor allem, WEN dieser Film denn dann zeigen soll, wenn es NICHT Kanô ist ...
böser tom hat geschrieben:Nun warte ich gespannt darauf, daß hier ausführlich erklärt und vor allem hieb- und stichfest BELEGT wird, daß und warum Hal Sharp sich da geirrt hat - und vor allem, WEN dieser Film denn dann zeigen soll, wenn es NICHT Kanô ist ...
Ich kenne diese DVD nicht, aber Du kannst mir ja eine Kopie schicken. Über eine Aufnahme von Kano würde ich mich sehr freuen, denn sie würde meine Sammlung erfreulich bereichern.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
.
Auf Hal Sharps DVD "Classic Judo Kata" findet sich bei 33:00 zwar in der Tat der Text:
"Juno-no-Kata [Sic!]
by
Tori......Jigoro Kano
Uke......Kyuzo Mifune"
Aber gezeigt wird dann nur ein einzelnes (hinlänglich bekanntes) Foto von Kano und Mifune - wo beide mit beiden Händen gegriffen haben...
Ab 33:20 folgt dann das bekannte Video, auf dem laut der italienischen Kata-Seite Kano zusammen mit Yamashita (nicht Mifune!) zu sehen sein soll - und was u.a. auch schon ausgiebig im englischsprachigen Judoforum.com diskutiert wurde = definitiv KEIN Kano!
Falls es sich also um das o.a. Hal Sharp'sche Video handelt, ist es in der Tat eine Fehlinformation.
Falls es jedoch noch ein anderes Video gibt, wäre ich sehr daran interessiert, das kennenzulernen...
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1) Tori auf dem o.a. Hal Sharp'schen Video ("Classic Judo Kata") ist Hajime Isogai (10. Dan).
2) Das o.a. "hinlänglich bekannte Foto von Kano und Mifune" auf dem Sharp-Video zeigt laut offizieller Kodokan-Lesart Kano und Mifune beim Randori (!).
(Aber das wäre jetzt schon wieder ein ganz anderes Thema...)
3) Es gibt übrigens einige Fotos, die Kano als Tori bei der Ju-no-kata zeigen (U.a. finden die sich auch auf der Rückseite der deutschen Ausgabe von "Kodokan Judo", Bonn 2007).
Abgesehen davon, daß es sich dabei - wie auf den ersten Blick erkennbar - nicht um die gleichen Bilder wie in dem Sharp-Video handelt, stammen diese Bilder meines Wissens überhaupt nicht aus einer Bewegtfilmaufnahme.
Dagegen spricht auch die gegenüber den Standbildern aus dem Koshiki-no-kata-Film deutlich höhere Bildqualität - wobei Experten dann sogar noch darüber spekulieren können, ob es sich dabei um (gestellte) Studioaufnahmen handelt (Zumal - wie an den Schattenwürfen zu erkennen - offensichtlich mehr als nur eine Lichtquelle im Spiel war...).
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