Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Nage-no-Kata, Katame-no-Kata, Gonosen-no-Kata und verwandte Kata
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tutor!
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Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von tutor! »

So langsam werden die Vorführungen bei der Kata-WM ins Netz gestellt.

Die beiden Kata von Sebastian Frey und Sei Cam Chow, die am Ende den 4. Platz belegten, sind online:
Vorrunde:
Finale:

Ich werde weiter beobachten, welche anderen (Katame-no)-Kata ins Netz gestellt werden und dann hier posten

Die Medaillengewinner
1. Platz (JPN): (noch die Vorrundenkata - ersetze ich später)
2. Platz (ESP): (Finale)
3. Platz (ITA): (ebenfalls noch Vorrunde)
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Re: Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von katana »

Hi Tutor,
du hattest in einem anderen Faden angeboten, mal ein KataVideo hier fürs Forum zu bewerten.
Wie wärs denn z.B. mit dem o.g. von Frey u. Chow ?

Vielleicht sogar im Vergleich zu den Japanern. Wäre doch eine aktuelle Gelegenheit,
und eine WM-Premiere noch dazu. :D
tutor!
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Re: Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von tutor! »

Also die Kata von Sei Cam und Sebastian möchte ich hier nicht unbedingt "zerpflücken" und analysieren. Wenn ich den beiden einen Hinweis für das Training geben möchte und sie ihn haben wollen, dann will ich das nicht öffentlich machen - genauso wenig wie bei anderen deutschen Paaren.

Aber schauen wir uns doch einmal an, ob die Japaner das "richtige" Paar zu WM geschickt haben (letztlich ist der Titel herausgekommen, also alles richtig gemacht). Eine Woche nach der WM fand nämlich die Alljapanische Kata-Meisterschaft statt, und die gewann Koji Komuro, der als Hauptamtlicher Trainer im Kodokan gearbeitet hat, früher Nationalkämpfer war und heute dafür bekannt ist, dass er regelmäßig "Ausflüge" ins BJJ unternimmt und an MMA Wettkämpfen teilnimmt.

Hier erst einmal die beiden Links:
Weltmeister:
Komuro:

Ich mache einen 1:1 Vergleich und entsprechende Anmerkungen zu jeder Technik. Katame-no-Kata ist für mich am schwierigsten zu bewerten, die begrenzte Videoauflösung ist auch ein Problem. Direkt in Punkte werde ich es nicht umsetzen können, dazu fehlt der unmittelbare Eindruck. Aber wir werden einen Sieger haben und die Kriterien dazu.

1. Kesa-Gatame

Beim Umschlingen des Arms fehlt bei Komuro die Kontrolle am Ellbogen (kleiner Fehler)
Zweite Befreiung (Knie unter Tori bringen) bei Komuro nur angedeutet (kleiner bis mittlerer Fehler)
Bei den Weltmeister habe ich nichts auszusetzen, außer dass die Befreiungen mehr ineinandergreifen können (auch keine max. Punkte)
1:0 für die Weltmeister

2. Kata-gatame

Komuros Uke bleibt viel zu sehr auf dem Rücken. Das Befreien des Arms ist halbherzig, er kommt auch mit dem Knie nicht unter Tori. Die Rückwärtsrolle ist auch nicht energisch genug. Schwächen in der Effektivität: mittlerer Fehler
Die Weltmeister arbeiten deutlich energischer, jedoch könnten auch bei ihnen die Befreiungen noch besser ineinandergreifen. Toris Reaktionen sind aber perfekt. keine max. Punkte, aber dicht dran.

3. Kami-shiho-gatame

Ich tue mir schwer, drei Befreiungen bei Komuro zu erkennen. Uke geht mal nach links, mal nach rechts, aber nicht wirklich energisch. Komuros Reaktion am Ende ist etwas zu stark. Auch hier mittlerer Fehler!
Auch hier sind die Weltmeister wieder deutlich energischer. Beim Versuch nach links zu drehen wird Toris Nacken kontrolliert, beim Versuch nach links zu drehen ein Würger angesetzt. Uke verschafft sich für die 3 Befreiung energisch Luft und kommt dann mit den Beinen bis an Toris Hüfte. Wiederum nahezu optimal. Den kleinen Abstrich würde ich machen, Uke bei seiner Linksdrehung fast schon zu weit gekommen ist.

4. Yoko-shiho-gatame

Komuros Uke zappelt mehr als dass er sich ernsthaft zu befreien versucht. Die Weltmeister sind hier wiederum eine ganze Klasse besser. Deren Befreiungen sind energischer und klarer, die Reaktionen von Tori passend.

Was mir generell nicht gefällt, dass alle Paare in einer Position enden, wo Tori den Kopf tiefer hat als die Hüfte......

5. Kuzure-kami-shiho-gatame

Wiederum ergibt sich dasselbe Bild. Komuros Uke ist auch hier wieder halbherzig. Und wie oben gefällt mir die Endposition nicht.....

So, ich lasse jetzt eine ganze Reihe Techniken aus, weil man die Feinheiten der Würger und Hebel hier ohnehin bei dieser Auflösung nicht sehen kann. Allerdings sind die auch nicht so selektiv.

14. Hiza-gatame

Beide machen überraschenderweise denselben Fehler. Es soll vor dem Tiefgehen ein kleiner Gleichgewichtsbruch erfolgen, der bei beiden nicht vorhanden ist (bei Komuro weniger als bei den Weltmeistern)

15. Ashi-garami

Komuro hat ganz leichte Problem sein Bein einzufädeln. Das gelingt dem Weltmeister erneut besser (Bildstörung im Video, hier ist der Vorkampf:

Fazit:

Komuros Katame-no-Kata ist bestimmt nicht schlecht. Sein Uke hält aber internationalem Spitzenniveau nicht ganz stand.

Gewonnen und verloren wird in der Katame-no-Kata auf Spitzenniveau bei den Haltegriffen und den letzten beiden Hebeln. Alles andere beherrschen die Spitzenpaar so gut, dass da kein Unterschied mehr rauszuholen ist.

Komuro konnte zwar mit seinem Partner alljapanischer Meister werden, für eine WM Medaille hätte es aber vermutlich nicht gereicht (bei ordnungsgemäßer Wertung). Bei mir wäre er alleine bei diesen Techniken 10-12 Punkte hinter den Weltmeistern geblieben. Bei drei Wertungsrichtern und allen bewerteten Techniken wäre 40 Punkte - vielleicht sogar etwas mehr - ein realistischer Abstand.
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Re: Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von katana »

Was mir generell nicht gefällt, dass alle Paare in einer Position enden, wo Tori den Kopf tiefer hat als die Hüfte......
"Die Mär mit der Hüfte" ? :oops:
Da man diese Kuriosität bei allen "Katawettkämpfern" von den Nationen feststellen
kann, die sehr viel länger, intensiver und professioneller Kata betreiben, als die Deutschen,
(z.B.Italien, Spanien, Japan etc.)
würde es da die Frage nahelegen, daß es vielleicht die Deutschen falsch machen ?

Nur so ein Gedanke ;)
tutor!
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Re: Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:
Was mir generell nicht gefällt, dass alle Paare in einer Position enden, wo Tori den Kopf tiefer hat als die Hüfte......
"Die Mär mit der Hüfte" ? :oops:
Da man diese Kuriosität bei allen "Katawettkämpfern" von den Nationen feststellen
kann, die sehr viel länger, intensiver und professioneller Kata betreiben, als die Deutschen,
(z.B.Italien, Spanien, Japan etc.)
würde es da die Frage nahelegen, daß es vielleicht die Deutschen falsch machen ?

Nur so ein Gedanke ;)
Die Deutschen machen es ja genauso (mit Endposition Hüfte hoch und Kopf tief), aber ich schrieb deutlich, dass das mir nicht so gefällt - und dazu stehe ich auch. An diesem Punkt finde ich die Art und Weise, wie die Katame-no-Kata vom Kodokan gelehrt wird, eben nicht optimal. Aber um es ganz genau zu sagen: ich finde es nicht optimal, dass die Aktionen genau an dieser Stelle enden. Eine hohe Hüfte ist immer eine Chance für einen Befreiungsversuch, den - so meine ich - Uke in der Kata noch einmal versuchen sollte zu nutzen.

Ideal wäre es aus meiner Sicht, wenn die Sequenz genau in der Position (zueinander) enden würde, in der sie auch begonnen hat. Aber wie gesagt: das ist nur meine persönliche Präferenz. Genau so dürfte man die Kata im übrigen auch machen, denn Befreiung(en) und Reaktion(en) darauf sind nicht festgelegt - weder in der Anzahl noch in der Form - sondern in der Entscheidung des Paares. Ich hätte Gründe, mich anders zu entscheiden, deswegen ist aber das, was andere machen in meinen Augen nicht falsch. Es gefällt mir nur nicht....
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Re: Videos Kata WM 2009: Katame no-Kata

Beitrag von katana »

Was du sagst leuchtet ein, wenn man die "freie Technik- Wahl" als Argument im Auge behält.
In der Tat ist es aber so, daß bei Katameisterschaften alle fast identische Handlungsketten demonstrieren.
Und eine bestimmte Handlungskette, fordert eine bestimmte Reaktion.
Das Abstützen mit dem Kopf und dadurch die Notwendigkeit der hohen Hüftposition ergibt sich
zwangsläufig aus der Handlungskette. Wer anders reagiert, könnte seine Position (wohlgemerkt) in dieser Abfolge ansonsten
nicht ernsthaft halten.
Eine Kata, die nicht (wett)-kampftauglich ist, ist sinnlos.
Warum soll man etwas trainieren, das im "Ernstfall" nicht funktioniert ?

Da wären wir bei deinem Argument im anderen Faden.
Nur zum Zweck der Vorführung macht es in der Tat keinen Sinn.
Insofern gebe ich dir diesbezüglich absolut Recht.
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